antlauhhu zu lesen?) für ih antlauhu oder antluhuh allein (auffallend Hild. wilihuh f. wiljuh?) Ebenso durfte es heißen sowohl pintames, als wir pintames; sowohl binden, als wir binden. Die anlehnungen ab- zuhandeln, ist hier nicht ort und stelle, ihre verschie- denheit von jenen suffixen folgt daraus, daß mehrerlei pro- nomina inclinieren können, suffigiertseyn nur die unge- schlechtigen. Weder in bandich (ligavi) noch bander (ligavit) steckt ein suffix, d. h. uralte personenflexion, ja es kann das lebendige pronomen zu dem todten d. h. suffigierten, obendrein angelehnt werden, z. b. bistu, hastu, mahtu f. bist dau etc. Ungenau stellt folglich Rask §. 276. die II. praet. lezt (sivisti) d. h. wirkliche flexion mit der incl. letk (sivi) zusammen und man kann nicht conjugieren I. letk, II. lezt, III. let, sondern nur: I. let, II. lezt, III. let; letk aber ist der II. leztu parallel, wel- ches freilich soviel bedeutet als das bloße lezt. Bei- spiele mannigfalter anlehnungen aus volksmundarten sind bei Schmeller §. 717-726. und Stalder p. 125. 126; ein alth., unentschieden, ob suffigiertes oder incliniertes pron. enthaltender fall wurde vorhin berührt.
V. erwägung einiger anomalien.
Die ursache der meisten anomalien ist s. 851. angezeigt; häufiger verbrauch nützt die formen gewisser verba ab und zugleich ihre bedeutsamkeit, indem er die sinn- lichen eindrücke des begriffs zu leerer allgemeinheit verflüchtigt. Die conjugation kommt aus dem gleise und gleichsam bewußtseyn ihrer vollen entfaltung und da allgemeine begriffe näher liegen, als besondere, so gewöhnen fich verschiedene wortstämme zueinander und bilden mischformen, deren unregelmäßigkeit in der sicheren übung gar nicht empfunden wird. Dieselben ursachen bewahren aber auch vor dem allmähligen ver- derben, welchem die regelmäßige conjugation ausge- setzt ist und in der anomalen flexion sind, wenn schon einzelne und stückhafte, spuren des höhern alterthums zu finden. Ein klares beispiel liefert die erste anomalie, in deren vermengung überreste einer sonst ganz verlore- nen früheren scheidung des futurum vom praes. zu ent- decken waren (s. 1051).
Die wichtigste aller anomalien ist die zweite; hier hat die bedeutung des praet. die eigentliche form des
II. allgemeine vergleichung der conjugation.
antlûhhu zu leſen?) für ih antlûhu oder antluhuh allein (auffallend Hild. wilihuh f. wiljuh?) Ebenſo durfte es heißen ſowohl pintamês, als wir pintamês; ſowohl binden, als wir binden. Die anlehnungen ab- zuhandeln, iſt hier nicht ort und ſtelle, ihre verſchie- denheit von jenen ſuffixen folgt daraus, daß mehrerlei pro- nomina inclinieren können, ſuffigiertſeyn nur die unge- ſchlechtigen. Weder in bandich (ligavi) noch bander (ligavit) ſteckt ein ſuffix, d. h. uralte perſonenflexion, ja es kann das lebendige pronomen zu dem todten d. h. ſuffigierten, obendrein angelehnt werden, z. b. biſtu, hâſtu, mahtu f. biſt dû etc. Ungenau ſtellt folglich Raſk §. 276. die II. praet. lêzt (ſiviſti) d. h. wirkliche flexion mit der incl. lêtk (ſivi) zuſammen und man kann nicht conjugieren I. lêtk, II. lêzt, III. lêt, ſondern nur: I. lêt, II. lêzt, III. lêt; lêtk aber iſt der II. lêztu parallel, wel- ches freilich ſoviel bedeutet als das bloße lêzt. Bei- ſpiele mannigfalter anlehnungen aus volksmundarten ſind bei Schmeller §. 717-726. und Stalder p. 125. 126; ein alth., unentſchieden, ob ſuffigiertes oder incliniertes pron. enthaltender fall wurde vorhin berührt.
V. erwägung einiger anomalien.
Die urſache der meiſten anomalien iſt ſ. 851. angezeigt; häufiger verbrauch nützt die formen gewiſſer verba ab und zugleich ihre bedeutſamkeit, indem er die ſinn- lichen eindrücke des begriffs zu leerer allgemeinheit verflüchtigt. Die conjugation kommt aus dem gleiſe und gleichſam bewußtſeyn ihrer vollen entfaltung und da allgemeine begriffe näher liegen, als beſondere, ſo gewöhnen fich verſchiedene wortſtämme zueinander und bilden miſchformen, deren unregelmäßigkeit in der ſicheren übung gar nicht empfunden wird. Dieſelben urſachen bewahren aber auch vor dem allmähligen ver- derben, welchem die regelmäßige conjugation ausge- ſetzt iſt und in der anomalen flexion ſind, wenn ſchon einzelne und ſtückhafte, ſpuren des höhern alterthums zu finden. Ein klares beiſpiel liefert die erſte anomalie, in deren vermengung überreſte einer ſonſt ganz verlore- nen früheren ſcheidung des futurum vom praeſ. zu ent- decken waren (ſ. 1051).
Die wichtigſte aller anomalien iſt die zweite; hier hat die bedeutung des praet. die eigentliche form des
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II. allgemeine vergleichung der conjugation.
antlûhhu zu leſen?) für ih antlûhu oder antluhuh
allein (auffallend Hild. wilihuh f. wiljuh?) Ebenſo
durfte es heißen ſowohl pintamês, als wir pintamês;
ſowohl binden, als wir binden. Die anlehnungen ab-
zuhandeln, iſt hier nicht ort und ſtelle, ihre verſchie-
denheit von jenen ſuffixen folgt daraus, daß mehrerlei pro-
nomina inclinieren können, ſuffigiertſeyn nur die unge-
ſchlechtigen. Weder in bandich (ligavi) noch bander
(ligavit) ſteckt ein ſuffix, d. h. uralte perſonenflexion,
ja es kann das lebendige pronomen zu dem todten d. h.
ſuffigierten, obendrein angelehnt werden, z. b. biſtu,
hâſtu, mahtu f. biſt dû etc. Ungenau ſtellt folglich Raſk
§. 276. die II. praet. lêzt (ſiviſti) d. h. wirkliche flexion
mit der incl. lêtk (ſivi) zuſammen und man kann nicht
conjugieren I. lêtk, II. lêzt, III. lêt, ſondern nur: I. lêt,
II. lêzt, III. lêt; lêtk aber iſt der II. lêztu parallel, wel-
ches freilich ſoviel bedeutet als das bloße lêzt. Bei-
ſpiele mannigfalter anlehnungen aus volksmundarten ſind
bei Schmeller §. 717-726. und Stalder p. 125. 126; ein
alth., unentſchieden, ob ſuffigiertes oder incliniertes
pron. enthaltender fall wurde vorhin berührt.
V. erwägung einiger anomalien.
Die urſache der meiſten anomalien iſt ſ. 851. angezeigt;
häufiger verbrauch nützt die formen gewiſſer verba
ab und zugleich ihre bedeutſamkeit, indem er die ſinn-
lichen eindrücke des begriffs zu leerer allgemeinheit
verflüchtigt. Die conjugation kommt aus dem gleiſe
und gleichſam bewußtſeyn ihrer vollen entfaltung und
da allgemeine begriffe näher liegen, als beſondere, ſo
gewöhnen fich verſchiedene wortſtämme zueinander und
bilden miſchformen, deren unregelmäßigkeit in der
ſicheren übung gar nicht empfunden wird. Dieſelben
urſachen bewahren aber auch vor dem allmähligen ver-
derben, welchem die regelmäßige conjugation ausge-
ſetzt iſt und in der anomalen flexion ſind, wenn ſchon
einzelne und ſtückhafte, ſpuren des höhern alterthums
zu finden. Ein klares beiſpiel liefert die erſte anomalie,
in deren vermengung überreſte einer ſonſt ganz verlore-
nen früheren ſcheidung des futurum vom praeſ. zu ent-
decken waren (ſ. 1051).
Die wichtigſte aller anomalien iſt die zweite; hier
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 1053. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1079>, abgerufen am 21.11.2024.
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