M. S. 1, 5a 2, 184a senender 1, 74a, doch nicht im reim. d) bedenklicher scheint sie nach kurzer wurzel auf l und r, wo das stumme e nothwendig wegfiel, z. b. helde spilde, werde f. helnde, spilnde, wernde? und ließe sich brehtiu (st. brehtiu aus perahtju, oben s. 938.) aus brehendiu, brehdiu deuten, indem hd zu ht geworden wäre? e) unleugbar ist töude (moribundus) f. töunde, töuwende Parc. 18c 55b 70a: vröude gereimt. -- 7) mit- tel- und nenniederl. -end. -- 8) im mittelengl. beginnt -end in die adjectivische bildung -ing zu schwanken, welche letztere bald vorwiegt und im neuengl. jenes -end völlig verdrängt hat. -- 9) neuh. end, aber nie mehr tieftonig; -nd nur in den fällen, wo noch stum- mes e dauert, nämlich bei bildungen mit l und r: klin- gelnd, wundernd; die mit m, n syncopieren ihr bil- dungs -e: athmend, regnend. Keine verkürzung leiden: weinend, dienend, warnend etc.
II. bildung des participium praeteriti.
doppelt nach dem unterschiede starker und schwacher form. Die starke conjugation wirkt es durch die flexion -an, -in, -en, womit jedoch häufig ablaut verbunden ist; ich habe bei aufzählung der einzelnen starken verba jedesmahl zuletzt die gestalt des part. praet. angegeben. Aus diesen angaben sieht man, daß die reduplicieren- den conjug. ihrem part. praet. reduplication entziehen, folglich beständig den vocal des praes. laßen; glaublich reduplicierte es aber in älterer zeit, so daß für fahans, haitans, aukans, slepans ein faifahans, haihaitans, aiau- kans, saislepans bestand. Wie aber für saians und le- tans? saisoans, lailotans oder saisaians, lailetans? Ulphi- las ohne redupl. hat erweislich saians Marc. 4, 16. und letans Luc. 16, 18. (wo leitans, nach dem wechsel zwi- schen ei, e; s. 36.) nicht soans, lotans, weshalb mir sai- saians, lailetans wahrscheinlicher vorkommt. Alle späte- ren sprachen, wo ein scheinbarer ablaut eia, ie, iu, e das praet. der sechs ersten goth. conj. formt, geben dem part. praet. den vocal des praes.; ihn besitzt auch das part. praet. der siebenten und zehnten durchgängig: fa- rans, lisans, woraus vielleicht ein älteres reduplicieren- des princip dieser conjugg. gefolgert werden darf, ein faifarans, lailisans und daraus ein praet. ind. faifor, lai- las? Das e statt a im part. siebenter vor kehllauten, welches die angels. altn. und niederl. mundart ent- wickelt, muß als unorg. abweichung betrachtet werden.
II. bildung des particip. praeteriti.
M. S. 1, 5a 2, 184a ſenender 1, 74a, doch nicht im reim. δ) bedenklicher ſcheint ſie nach kurzer wurzel auf l und r, wo das ſtumme e nothwendig wegfiel, z. b. hëlde ſpilde, wërde f. hëlnde, ſpilnde, wërnde? und ließe ſich brëhtiu (ſt. brëhtiu aus përahtju, oben ſ. 938.) aus brëhendiu, brëhdiu deuten, indem hd zu ht geworden wäre? ε) unleugbar iſt töude (moribundus) f. töunde, töuwende Parc. 18c 55b 70a: vröude gereimt. — 7) mit- tel- und nenniederl. -end. — 8) im mittelengl. beginnt -end in die adjectiviſche bildung -ing zu ſchwanken, welche letztere bald vorwiegt und im neuengl. jenes -end völlig verdrängt hat. — 9) neuh. end, aber nie mehr tieftonig; -nd nur in den fällen, wo noch ſtum- mes e dauert, nämlich bei bildungen mit l und r: klin- gelnd, wundernd; die mit m, n ſyncopieren ihr bil- dungs -e: âthmend, rêgnend. Keine verkürzung leiden: weinend, dienend, warnend etc.
II. bildung des participium praeteriti.
doppelt nach dem unterſchiede ſtarker und ſchwacher form. Die ſtarke conjugation wirkt es durch die flexion -an, -in, -en, womit jedoch häufig ablaut verbunden iſt; ich habe bei aufzählung der einzelnen ſtarken verba jedesmahl zuletzt die geſtalt des part. praet. angegeben. Aus dieſen angaben ſieht man, daß die reduplicieren- den conjug. ihrem part. praet. reduplication entziehen, folglich beſtändig den vocal des praeſ. laßen; glaublich reduplicierte es aber in älterer zeit, ſo daß für fahans, háitans, áukans, ſlêpans ein fáifahans, háiháitans, áiáu- kans, ſáiſlêpans beſtand. Wie aber für ſáians und lê- tans? ſáiſôans, láilôtans oder ſáiſáians, láilêtans? Ulphi- las ohne redupl. hat erweiſlich ſáians Marc. 4, 16. und lêtans Luc. 16, 18. (wo leitans, nach dem wechſel zwi- ſchen ei, ê; ſ. 36.) nicht ſôans, lôtans, weshalb mir ſái- ſáians, lailêtans wahrſcheinlicher vorkommt. Alle ſpäte- ren ſprachen, wo ein ſcheinbarer ablaut îa, ie, iu, ê das praet. der ſechs erſten goth. conj. formt, geben dem part. praet. den vocal des praeſ.; ihn beſitzt auch das part. praet. der ſiebenten und zehnten durchgängig: fa- rans, liſans, woraus vielleicht ein älteres reduplicieren- des princip dieſer conjugg. gefolgert werden darf, ein fáifarans, láiliſans und daraus ein praet. ind. fáifôr, lái- las? Das e ſtatt a im part. ſiebenter vor kehllauten, welches die angelſ. altn. und niederl. mundart ent- wickelt, muß als unorg. abweichung betrachtet werden.
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II. bildung des particip. praeteriti.
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δ) bedenklicher ſcheint ſie nach kurzer wurzel auf l
und r, wo das ſtumme e nothwendig wegfiel, z. b. hëlde
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ſich brëhtiu (ſt. brëhtiu aus përahtju, oben ſ. 938.) aus
brëhendiu, brëhdiu deuten, indem hd zu ht geworden
wäre? ε) unleugbar iſt töude (moribundus) f. töunde,
töuwende Parc. 18c 55b 70a: vröude gereimt. — 7) mit-
tel- und nenniederl. -end. — 8) im mittelengl. beginnt
-end in die adjectiviſche bildung -ing zu ſchwanken,
welche letztere bald vorwiegt und im neuengl. jenes
-end völlig verdrängt hat. — 9) neuh. end, aber nie
mehr tieftonig; -nd nur in den fällen, wo noch ſtum-
mes e dauert, nämlich bei bildungen mit l und r: klin-
gelnd, wundernd; die mit m, n ſyncopieren ihr bil-
dungs -e: âthmend, rêgnend. Keine verkürzung leiden:
weinend, dienend, warnend etc.
II. bildung des participium praeteriti.
doppelt nach dem unterſchiede ſtarker und ſchwacher
form. Die ſtarke conjugation wirkt es durch die flexion
-an, -in, -en, womit jedoch häufig ablaut verbunden
iſt; ich habe bei aufzählung der einzelnen ſtarken verba
jedesmahl zuletzt die geſtalt des part. praet. angegeben.
Aus dieſen angaben ſieht man, daß die reduplicieren-
den conjug. ihrem part. praet. reduplication entziehen,
folglich beſtändig den vocal des praeſ. laßen; glaublich
reduplicierte es aber in älterer zeit, ſo daß für fahans,
háitans, áukans, ſlêpans ein fáifahans, háiháitans, áiáu-
kans, ſáiſlêpans beſtand. Wie aber für ſáians und lê-
tans? ſáiſôans, láilôtans oder ſáiſáians, láilêtans? Ulphi-
las ohne redupl. hat erweiſlich ſáians Marc. 4, 16. und
lêtans Luc. 16, 18. (wo leitans, nach dem wechſel zwi-
ſchen ei, ê; ſ. 36.) nicht ſôans, lôtans, weshalb mir ſái-
ſáians, lailêtans wahrſcheinlicher vorkommt. Alle ſpäte-
ren ſprachen, wo ein ſcheinbarer ablaut îa, ie, iu, ê
das praet. der ſechs erſten goth. conj. formt, geben dem
part. praet. den vocal des praeſ.; ihn beſitzt auch das
part. praet. der ſiebenten und zehnten durchgängig: fa-
rans, liſans, woraus vielleicht ein älteres reduplicieren-
des princip dieſer conjugg. gefolgert werden darf, ein
fáifarans, láiliſans und daraus ein praet. ind. fáifôr, lái-
las? Das e ſtatt a im part. ſiebenter vor kehllauten,
welches die angelſ. altn. und niederl. mundart ent-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 1008. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1034>, abgerufen am 22.12.2024.
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