derungen vor, als jezuweilen Verdickung und eine von dem Volum und der Consistenz ihres Inhalts abhängige straffere Spannung oder grössere Schlaffheit. Die pathologischen Veränderungen auf ihrer inneren Oberfläche gehören dem sogenannten Parietalblatt der Arach- noidea an.
Bei diesen Aussenwerken des Gehirns ist noch der Zustand der grösseren Gefässe in der Schädelhöhle zu erwähnen. Jener Zustand von atheromatöser Entartung und Ossification der grösseren Arterien, wobei die Ringfaserhaut morsch geworden ist und das Ge- hirn oft, wie von steifen Drähten durchzogen, erscheint *), kommt in zahlreichen Sectionen Geisteskranker zur Beobachtung. Es lässt auf einen ähnlichen Zustand der der Untersuchung nicht mehr zugäng- lichen, feinsten Gefässe schliessen; seines häufigen Zusammenkommens mit Herzkrankheiten und seiner circulationstörenden Wirkung ist schon oben (p. 122, 141) Erwähnung geschehen. Larrey (l. c. p. 330) hat diese Ossificationen sowohl öfters bei Nostalgischen, als auch in andern Fällen tiefer Melancholie **) beobachtet.
Wir sahen in 2 Fällen solche, sehr weit gediehene Arterien- Entartung gleichfalls bei tief Schwermüthigen mit livider Gesichtsfärbung, namentlich beidemale einer dunkelblauen Färbung der Nasenspitze zu- sammentreffen, und es sind andere ähnliche Fälle, ohne eigene Beobachtung, zu unsrer Kenntniss gekommen.
B. Die Arachnoidea.
§. 140.
Einer der allerhäufigsten Befunde bei Geisteskranken ist die Trübung, Verdickung und Hypertrophie der Arachnoidea; es gibt keine Form des Irreseins, wo sie nicht nach längerem Bestehen derselben beobachtet worden wäre; besonders gewöhnlich ist sie, neben andern tieferen Läsionen, nach dem paralytischen Blödsinn. Sie ist anzusehen als Ergebniss vorausgegangener, andauernderer Hy- perämie und entzündlicher Stase, und kommt desshalb mit Vermehrung der auf denselben Hergängen beruhenden Pacchionischen Granulationen unter allen den Umständen vor, wo habituelle Kopfcongestion während des Lebens bestand, namentlich bei Schnapstrinkern, welche denn freilich auch selten genug als Geistesgesunde anzusehen sind.
*) Rokitansky l. c. II. p. 799.
**) Z. B. bei seinem Waffengefährten Monge und bei dem berühmten Four- croy, die beide melancholisch starben.
des Schädels, der Gehirnhäute.
derungen vor, als jezuweilen Verdickung und eine von dem Volum und der Consistenz ihres Inhalts abhängige straffere Spannung oder grössere Schlaffheit. Die pathologischen Veränderungen auf ihrer inneren Oberfläche gehören dem sogenannten Parietalblatt der Arach- noidea an.
Bei diesen Aussenwerken des Gehirns ist noch der Zustand der grösseren Gefässe in der Schädelhöhle zu erwähnen. Jener Zustand von atheromatöser Entartung und Ossification der grösseren Arterien, wobei die Ringfaserhaut morsch geworden ist und das Ge- hirn oft, wie von steifen Drähten durchzogen, erscheint *), kommt in zahlreichen Sectionen Geisteskranker zur Beobachtung. Es lässt auf einen ähnlichen Zustand der der Untersuchung nicht mehr zugäng- lichen, feinsten Gefässe schliessen; seines häufigen Zusammenkommens mit Herzkrankheiten und seiner circulationstörenden Wirkung ist schon oben (p. 122, 141) Erwähnung geschehen. Larrey (l. c. p. 330) hat diese Ossificationen sowohl öfters bei Nostalgischen, als auch in andern Fällen tiefer Melancholie **) beobachtet.
Wir sahen in 2 Fällen solche, sehr weit gediehene Arterien- Entartung gleichfalls bei tief Schwermüthigen mit livider Gesichtsfärbung, namentlich beidemale einer dunkelblauen Färbung der Nasenspitze zu- sammentreffen, und es sind andere ähnliche Fälle, ohne eigene Beobachtung, zu unsrer Kenntniss gekommen.
B. Die Arachnoidea.
§. 140.
Einer der allerhäufigsten Befunde bei Geisteskranken ist die Trübung, Verdickung und Hypertrophie der Arachnoidea; es gibt keine Form des Irreseins, wo sie nicht nach längerem Bestehen derselben beobachtet worden wäre; besonders gewöhnlich ist sie, neben andern tieferen Läsionen, nach dem paralytischen Blödsinn. Sie ist anzusehen als Ergebniss vorausgegangener, andauernderer Hy- perämie und entzündlicher Stase, und kommt desshalb mit Vermehrung der auf denselben Hergängen beruhenden Pacchionischen Granulationen unter allen den Umständen vor, wo habituelle Kopfcongestion während des Lebens bestand, namentlich bei Schnapstrinkern, welche denn freilich auch selten genug als Geistesgesunde anzusehen sind.
*) Rokitansky l. c. II. p. 799.
**) Z. B. bei seinem Waffengefährten Monge und bei dem berühmten Four- croy, die beide melancholisch starben.
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[301/0315]
des Schädels, der Gehirnhäute.
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und der Consistenz ihres Inhalts abhängige straffere Spannung oder
grössere Schlaffheit. Die pathologischen Veränderungen auf ihrer
inneren Oberfläche gehören dem sogenannten Parietalblatt der Arach-
noidea an.
Bei diesen Aussenwerken des Gehirns ist noch der Zustand der
grösseren Gefässe in der Schädelhöhle zu erwähnen. Jener
Zustand von atheromatöser Entartung und Ossification der grösseren
Arterien, wobei die Ringfaserhaut morsch geworden ist und das Ge-
hirn oft, wie von steifen Drähten durchzogen, erscheint *), kommt in
zahlreichen Sectionen Geisteskranker zur Beobachtung. Es lässt auf
einen ähnlichen Zustand der der Untersuchung nicht mehr zugäng-
lichen, feinsten Gefässe schliessen; seines häufigen Zusammenkommens
mit Herzkrankheiten und seiner circulationstörenden Wirkung ist schon
oben (p. 122, 141) Erwähnung geschehen. Larrey (l. c. p. 330)
hat diese Ossificationen sowohl öfters bei Nostalgischen, als auch in
andern Fällen tiefer Melancholie **) beobachtet.
Wir sahen in 2 Fällen solche, sehr weit gediehene Arterien-
Entartung gleichfalls bei tief Schwermüthigen mit livider Gesichtsfärbung,
namentlich beidemale einer dunkelblauen Färbung der Nasenspitze zu-
sammentreffen, und es sind andere ähnliche Fälle, ohne eigene
Beobachtung, zu unsrer Kenntniss gekommen.
B. Die Arachnoidea.
§. 140.
Einer der allerhäufigsten Befunde bei Geisteskranken ist die
Trübung, Verdickung und Hypertrophie der Arachnoidea; es
gibt keine Form des Irreseins, wo sie nicht nach längerem Bestehen
derselben beobachtet worden wäre; besonders gewöhnlich ist sie,
neben andern tieferen Läsionen, nach dem paralytischen Blödsinn.
Sie ist anzusehen als Ergebniss vorausgegangener, andauernderer Hy-
perämie und entzündlicher Stase, und kommt desshalb mit Vermehrung
der auf denselben Hergängen beruhenden Pacchionischen Granulationen
unter allen den Umständen vor, wo habituelle Kopfcongestion während
des Lebens bestand, namentlich bei Schnapstrinkern, welche denn
freilich auch selten genug als Geistesgesunde anzusehen sind.
*) Rokitansky l. c. II. p. 799.
**) Z. B. bei seinem Waffengefährten Monge und bei dem berühmten Four-
croy, die beide melancholisch starben.
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Griesinger, Wilhelm: Die Pathologie und Therapie der psychischen Krankheiten, für Ärzte und Studierende. Stuttgart, 1845, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/griesinger_psychische_1845/315>, abgerufen am 03.03.2025.
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