Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite

Verliebte und galante Gedichte.

Nachdem ich lang genug das Fasten ausgeübet
So bricht mein Jubel-Jahr mit aller Macht herein.
Jch kan nun gantz vergnügt/ nach ausgestandnen Quählen/
Die Stunde meiner Lust aus den Aspecten zählen.



Es sieht mein Liebes-Schiff schon seinen Haven liegen/
Jhm kan kein harter Sturm im Segeln schädlich seyn/
Der Zephyr will sich nun zum Segel küssend fügen/
So fahr' ich wol beglückt in meinen Haven ein:
Jch lache zu dem Sturm/ verachte AEols Rasen/
Weil die Beständigkeit wird in die Segel blasen.


Egyptens Dienstbarkeit und ihre Sclaven Kärcker/
Die schwinden wie die Nacht mit ihrer Dunckelheit/
Und Canaan nimmt mich in seinen Freuden-Aercker/
Wo das Vergnügungs-Horn stets neue Lüste streut;
Da kan ich nach der Nacht/ und ihren Finsternissen
Die Sonne meiner Lust im vollem Glantze küssen.


Er gratuliret seinen Freund zu der
Versöhnung.

Sonnet.

So muß dich/ werther Freund/ nach dunckeln Finsternissen
Ein helles Gnaden-Licht mit seinen Strahlen küssen/
Es ändert sich die Zeit/ und läst nach Angst und Pein
Dennoch ein holdes Glück das beste Labsahl seyn.
Hast du schon eine Zeit Cometen fürchten müssen/
Jetzt wird die Sonne dich so zu bestrahlen wissen/
Daß der Cometen-Schwantz ein heller Himmels-Schein
Dir künfftig heissen wird. Der Sturm hört auf zu dreun.
Lust und Vergnügen sucht mit Anmuth dich zu krönen
Und den gehabten Schmertz durch Freude auszusöhnen/
Die Liebe ist bemüht mit ihrem zarten Kleinen/
Nach ausgestandner Prob' nach Schmertzen und nach Weinen
Mit aller Lieblichkeit die Unlust zu versüssen/
Die dein getreues Hertz von ihnen leiden müssen.
Er

Verliebte und galante Gedichte.

Nachdem ich lang genug das Faſten ausgeuͤbet
So bricht mein Jubel-Jahr mit aller Macht herein.
Jch kan nun gantz vergnuͤgt/ nach ausgeſtandnen Quaͤhlen/
Die Stunde meiner Luſt aus den Aſpecten zaͤhlen.



Es ſieht mein Liebes-Schiff ſchon ſeinen Haven liegen/
Jhm kan kein harter Sturm im Segeln ſchaͤdlich ſeyn/
Der Zephyr will ſich nun zum Segel kuͤſſend fuͤgen/
So fahr’ ich wol begluͤckt in meinen Haven ein:
Jch lache zu dem Sturm/ verachte Æols Raſen/
Weil die Beſtaͤndigkeit wird in die Segel blaſen.


Egyptens Dienſtbarkeit und ihre Sclaven Kaͤrcker/
Die ſchwinden wie die Nacht mit ihrer Dunckelheit/
Und Canaan nimmt mich in ſeinen Freuden-Aercker/
Wo das Vergnuͤgungs-Horn ſtets neue Luͤſte ſtreut;
Da kan ich nach der Nacht/ und ihren Finſterniſſen
Die Sonne meiner Luſt im vollem Glantze kuͤſſen.


Er gratuliret ſeinen Freund zu der
Verſoͤhnung.

Sonnet.

So muß dich/ werther Freund/ nach dunckeln Finſterniſſen
Ein helles Gnaden-Licht mit ſeinen Strahlen kuͤſſen/
Es aͤndert ſich die Zeit/ und laͤſt nach Angſt und Pein
Dennoch ein holdes Gluͤck das beſte Labſahl ſeyn.
Haſt du ſchon eine Zeit Cometen fuͤrchten muͤſſen/
Jetzt wird die Sonne dich ſo zu beſtrahlen wiſſen/
Daß der Cometen-Schwantz ein heller Himmels-Schein
Dir kuͤnfftig heiſſen wird. Der Sturm hoͤrt auf zu dreun.
Luſt und Vergnuͤgen ſucht mit Anmuth dich zu kroͤnen
Und den gehabten Schmertz durch Freude auszuſoͤhnen/
Die Liebe iſt bemuͤht mit ihrem zarten Kleinen/
Nach ausgeſtandner Prob’ nach Schmertzen und nach Weinen
Mit aller Lieblichkeit die Unluſt zu verſuͤſſen/
Die dein getreues Hertz von ihnen leiden muͤſſen.
Er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="2">
            <l>
              <pb facs="#f0077" n="59"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und <hi rendition="#aq">galante</hi> Gedichte.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>Nachdem ich lang genug das Fa&#x017F;ten ausgeu&#x0364;bet</l><lb/>
            <l>So bricht mein Jubel-Jahr mit aller Macht herein.</l><lb/>
            <l>Jch kan nun gantz vergnu&#x0364;gt/ nach ausge&#x017F;tandnen Qua&#x0364;hlen/</l><lb/>
            <l>Die Stunde meiner Lu&#x017F;t aus den <hi rendition="#aq">A&#x017F;pect</hi>en za&#x0364;hlen.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Es &#x017F;ieht mein Liebes-Schiff &#x017F;chon &#x017F;einen Haven liegen/</l><lb/>
            <l>Jhm kan kein harter Sturm im Segeln &#x017F;cha&#x0364;dlich &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Der <hi rendition="#aq">Zephyr</hi> will &#x017F;ich nun zum Segel ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;end fu&#x0364;gen/</l><lb/>
            <l>So fahr&#x2019; ich wol beglu&#x0364;ckt in meinen Haven ein:</l><lb/>
            <l>Jch lache zu dem Sturm/ verachte <hi rendition="#aq">Æols</hi> Ra&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Weil die Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit wird in die Segel bla&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Egyptens Dien&#x017F;tbarkeit und ihre Sclaven Ka&#x0364;rcker/</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;chwinden wie die Nacht mit ihrer Dunckelheit/</l><lb/>
            <l>Und Canaan nimmt mich in &#x017F;einen Freuden-Aercker/</l><lb/>
            <l>Wo das Vergnu&#x0364;gungs-Horn &#x017F;tets neue Lu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;treut;</l><lb/>
            <l>Da kan ich nach der Nacht/ und ihren Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Die Sonne meiner Lu&#x017F;t im vollem Glantze ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Er <hi rendition="#aq">gratuli</hi>ret &#x017F;einen Freund zu der<lb/>
Ver&#x017F;o&#x0364;hnung.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Sonnet.</hi> </hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>o muß dich/ werther Freund/ nach dunckeln Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Ein helles Gnaden-Licht mit &#x017F;einen Strahlen ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Es a&#x0364;ndert &#x017F;ich die Zeit/ und la&#x0364;&#x017F;t nach Ang&#x017F;t und Pein</l><lb/>
            <l>Dennoch ein holdes Glu&#x0364;ck das be&#x017F;te Lab&#x017F;ahl &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Ha&#x017F;t du &#x017F;chon eine Zeit <hi rendition="#aq">Come</hi>ten fu&#x0364;rchten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Jetzt wird die Sonne dich &#x017F;o zu be&#x017F;trahlen wi&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Daß der <hi rendition="#aq">Come</hi>ten-Schwantz ein heller Himmels-Schein</l><lb/>
            <l>Dir ku&#x0364;nfftig hei&#x017F;&#x017F;en wird. Der Sturm ho&#x0364;rt auf zu dreun.</l><lb/>
            <l>Lu&#x017F;t und Vergnu&#x0364;gen &#x017F;ucht mit Anmuth dich zu kro&#x0364;nen</l><lb/>
            <l>Und den gehabten Schmertz durch Freude auszu&#x017F;o&#x0364;hnen/</l><lb/>
            <l>Die Liebe i&#x017F;t bemu&#x0364;ht mit ihrem zarten Kleinen/</l><lb/>
            <l>Nach ausge&#x017F;tandner Prob&#x2019; nach Schmertzen und nach Weinen</l><lb/>
            <l>Mit aller Lieblichkeit die Unlu&#x017F;t zu ver&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Die dein getreues Hertz von ihnen leiden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Er</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0077] Verliebte und galante Gedichte. Nachdem ich lang genug das Faſten ausgeuͤbet So bricht mein Jubel-Jahr mit aller Macht herein. Jch kan nun gantz vergnuͤgt/ nach ausgeſtandnen Quaͤhlen/ Die Stunde meiner Luſt aus den Aſpecten zaͤhlen. Es ſieht mein Liebes-Schiff ſchon ſeinen Haven liegen/ Jhm kan kein harter Sturm im Segeln ſchaͤdlich ſeyn/ Der Zephyr will ſich nun zum Segel kuͤſſend fuͤgen/ So fahr’ ich wol begluͤckt in meinen Haven ein: Jch lache zu dem Sturm/ verachte Æols Raſen/ Weil die Beſtaͤndigkeit wird in die Segel blaſen. Egyptens Dienſtbarkeit und ihre Sclaven Kaͤrcker/ Die ſchwinden wie die Nacht mit ihrer Dunckelheit/ Und Canaan nimmt mich in ſeinen Freuden-Aercker/ Wo das Vergnuͤgungs-Horn ſtets neue Luͤſte ſtreut; Da kan ich nach der Nacht/ und ihren Finſterniſſen Die Sonne meiner Luſt im vollem Glantze kuͤſſen. Er gratuliret ſeinen Freund zu der Verſoͤhnung. Sonnet. So muß dich/ werther Freund/ nach dunckeln Finſterniſſen Ein helles Gnaden-Licht mit ſeinen Strahlen kuͤſſen/ Es aͤndert ſich die Zeit/ und laͤſt nach Angſt und Pein Dennoch ein holdes Gluͤck das beſte Labſahl ſeyn. Haſt du ſchon eine Zeit Cometen fuͤrchten muͤſſen/ Jetzt wird die Sonne dich ſo zu beſtrahlen wiſſen/ Daß der Cometen-Schwantz ein heller Himmels-Schein Dir kuͤnfftig heiſſen wird. Der Sturm hoͤrt auf zu dreun. Luſt und Vergnuͤgen ſucht mit Anmuth dich zu kroͤnen Und den gehabten Schmertz durch Freude auszuſoͤhnen/ Die Liebe iſt bemuͤht mit ihrem zarten Kleinen/ Nach ausgeſtandner Prob’ nach Schmertzen und nach Weinen Mit aller Lieblichkeit die Unluſt zu verſuͤſſen/ Die dein getreues Hertz von ihnen leiden muͤſſen. Er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/77
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/77>, abgerufen am 21.12.2024.