Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
Der Tiras ist allein vor niedrige Gemühter/
Dabey der Augen-Blitz die erste Lock-Pfeiff' ist.
Die Körner sind alsdann der Erden falsche Güter/
Woran sich mancher Mensch mit Lust zu tode frist.
Die Stangen sind hieran die Regungen des Blutes/
Wo bey so Jäger als auch Wildpret wird gerührt/
Er ist bey selbigen vergnügt und gutes Muhtes
Da dieser Witterung sein Vogel nachgespührt.
Allein dis alles hilfft noch nichts vor hohe Sinnen/
Bey denen muß allein die Tugend-Jäger seyn/
Das Steck-Garn das Vertraun/ so kan hier nichts entrinnen/
Denn alles laufft mit Lust in diese Lappen ein.
Und diese Tugend ist bey ihm das Garn gewesen/
Herr Vetter/ darinn er vorlängst dis Wildpret fing/
Daß dieses Garn allein zu seinem Fang erlesen
Ob gleich sonst manches Netz ihm um das Lager hing.
Die frisch belebte Stirn die weiset sein Gemühte/
Helenens Brüder sind daran verliebter Blitz/
Der Wangen Purpur zeugt von seiner Seelen Güte
Auf der beschneeten Brust hat Amor Thron und Sitz.
Jedoch ich will nicht mehr verblühmt und dunckel schreiben/
Es ist mit einem Wort die schöne Mahnerin.
Jch wünsche nur/ da mich Pflicht und Gehorsahm treiben/
Nehmt aus des Höchsten Hand viel tausend Seegen hin.


Als der Hoch - Edelgebohrne Herr
Herr Johann Werlhoff/
Hoch Fürstl. Braunsch. Lüneb. wohlbestal-
ter Hoff-Rath/ und der weitberühmten Julius Uni-
versit
ät Antecessor primarius und Facultatis Ju-
ridicae Senior
beerdiget wurde/ stellete man die
ihren grossen Verlust beklagende Themis in
folgenden vor.
DEr grosse Pan ist todt! so rieff vor vielen Jahren
Dem Thamus eine Stimm aus holen Lüfften zu/
Als er mit seinem Schiff nach Pafi kam gefahren/
Und die sonst wilde See sich fand in stiller Ruh:
Durch
Vermiſchte Gedichte.
Der Tiras iſt allein vor niedrige Gemuͤhter/
Dabey der Augen-Blitz die erſte Lock-Pfeiff’ iſt.
Die Koͤrner ſind alsdann der Erden falſche Guͤter/
Woran ſich mancher Menſch mit Luſt zu tode friſt.
Die Stangen ſind hieran die Regungen des Blutes/
Wo bey ſo Jaͤger als auch Wildpret wird geruͤhrt/
Er iſt bey ſelbigen vergnuͤgt und gutes Muhtes
Da dieſer Witterung ſein Vogel nachgeſpuͤhrt.
Allein dis alles hilfft noch nichts vor hohe Sinnen/
Bey denen muß allein die Tugend-Jaͤger ſeyn/
Das Steck-Garn das Vertraun/ ſo kan hier nichts entrinnen/
Denn alles laufft mit Luſt in dieſe Lappen ein.
Und dieſe Tugend iſt bey ihm das Garn geweſen/
Herr Vetter/ darinn er vorlaͤngſt dis Wildpret fing/
Daß dieſes Garn allein zu ſeinem Fang erleſen
Ob gleich ſonſt manches Netz ihm um das Lager hing.
Die friſch belebte Stirn die weiſet ſein Gemuͤhte/
Helenens Bruͤder ſind daran verliebter Blitz/
Der Wangen Purpur zeugt von ſeiner Seelen Guͤte
Auf der beſchneeten Bruſt hat Amor Thron und Sitz.
Jedoch ich will nicht mehr verbluͤhmt und dunckel ſchreiben/
Es iſt mit einem Wort die ſchoͤne Mahnerin.
Jch wuͤnſche nur/ da mich Pflicht und Gehorſahm treiben/
Nehmt aus des Hoͤchſten Hand viel tauſend Seegen hin.


Als der Hoch - Edelgebohrne Herr
Herr Johann Werlhoff/
Hoch Fuͤrſtl. Braunſch. Luͤneb. wohlbeſtal-
ter Hoff-Rath/ und der weitberuͤhmten Julius Uni-
verſit
t Anteceſſor primarius und Facultatis Ju-
ridicæ Senior
beerdiget wurde/ ſtellete man die
ihren groſſen Verluſt beklagende Themis in
folgenden vor.
DEr groſſe Pan iſt todt! ſo rieff vor vielen Jahren
Dem Thamus eine Stimm aus holen Luͤfften zu/
Als er mit ſeinem Schiff nach Pafi kam gefahren/
Und die ſonſt wilde See ſich fand in ſtiller Ruh:
Durch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0447" n="429"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Der <hi rendition="#aq">Tiras</hi> i&#x017F;t allein vor niedrige Gemu&#x0364;hter/</l><lb/>
            <l>Dabey der Augen-Blitz die er&#x017F;te Lock-Pfeiff&#x2019; i&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Die Ko&#x0364;rner &#x017F;ind alsdann der Erden fal&#x017F;che Gu&#x0364;ter/</l><lb/>
            <l>Woran &#x017F;ich mancher Men&#x017F;ch mit Lu&#x017F;t zu tode fri&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Die Stangen &#x017F;ind hieran die Regungen des Blutes/</l><lb/>
            <l>Wo bey &#x017F;o Ja&#x0364;ger als auch Wildpret wird geru&#x0364;hrt/</l><lb/>
            <l>Er i&#x017F;t bey &#x017F;elbigen vergnu&#x0364;gt und gutes Muhtes</l><lb/>
            <l>Da die&#x017F;er Witterung &#x017F;ein Vogel nachge&#x017F;pu&#x0364;hrt.</l><lb/>
            <l>Allein dis alles hilfft noch nichts vor hohe Sinnen/</l><lb/>
            <l>Bey denen muß allein die Tugend-Ja&#x0364;ger &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Das Steck-Garn das Vertraun/ &#x017F;o kan hier nichts entrinnen/</l><lb/>
            <l>Denn alles laufft mit Lu&#x017F;t in die&#x017F;e Lappen ein.</l><lb/>
            <l>Und die&#x017F;e Tugend i&#x017F;t bey ihm das Garn gewe&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Herr Vetter/ darinn er vorla&#x0364;ng&#x017F;t dis Wildpret fing/</l><lb/>
            <l>Daß die&#x017F;es Garn allein zu &#x017F;einem Fang erle&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Ob gleich &#x017F;on&#x017F;t manches Netz ihm um das Lager hing.</l><lb/>
            <l>Die fri&#x017F;ch belebte Stirn die wei&#x017F;et &#x017F;ein Gemu&#x0364;hte/</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">Helenens</hi> Bru&#x0364;der &#x017F;ind daran verliebter Blitz/</l><lb/>
            <l>Der Wangen Purpur zeugt von &#x017F;einer Seelen Gu&#x0364;te</l><lb/>
            <l>Auf der be&#x017F;chneeten Bru&#x017F;t hat <hi rendition="#aq">Amor</hi> Thron und Sitz.</l><lb/>
            <l>Jedoch ich will nicht mehr verblu&#x0364;hmt und dunckel &#x017F;chreiben/</l><lb/>
            <l>Es i&#x017F;t mit einem Wort die &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#aq">Mahnerin.</hi></l><lb/>
            <l>Jch wu&#x0364;n&#x017F;che nur/ da mich Pflicht und Gehor&#x017F;ahm treiben/</l><lb/>
            <l>Nehmt aus des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten Hand viel tau&#x017F;end Seegen hin.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Als der Hoch - Edelgebohrne Herr<lb/>
Herr Johann Werlhoff/<lb/>
Hoch Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Braun&#x017F;ch. Lu&#x0364;neb. wohlbe&#x017F;tal-<lb/>
ter Hoff-Rath/ und der weitberu&#x0364;hmten <hi rendition="#aq">Julius Uni-<lb/>
ver&#x017F;it</hi>a&#x0364;<hi rendition="#aq">t Antece&#x017F;&#x017F;or primarius</hi> und <hi rendition="#aq">Facultatis Ju-<lb/>
ridicæ Senior</hi> beerdiget wurde/ &#x017F;tellete man die<lb/>
ihren gro&#x017F;&#x017F;en Verlu&#x017F;t beklagende <hi rendition="#aq">Themis</hi> in<lb/>
folgenden vor.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>Er gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Pan</hi> i&#x017F;t todt! &#x017F;o rieff vor vielen Jahren</l><lb/>
            <l>Dem <hi rendition="#aq">Thamus</hi> eine Stimm aus holen Lu&#x0364;fften zu/</l><lb/>
            <l>Als er mit &#x017F;einem Schiff nach <hi rendition="#aq">Pafi</hi> kam gefahren/</l><lb/>
            <l>Und die &#x017F;on&#x017F;t wilde See &#x017F;ich fand in &#x017F;tiller Ruh:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Durch</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[429/0447] Vermiſchte Gedichte. Der Tiras iſt allein vor niedrige Gemuͤhter/ Dabey der Augen-Blitz die erſte Lock-Pfeiff’ iſt. Die Koͤrner ſind alsdann der Erden falſche Guͤter/ Woran ſich mancher Menſch mit Luſt zu tode friſt. Die Stangen ſind hieran die Regungen des Blutes/ Wo bey ſo Jaͤger als auch Wildpret wird geruͤhrt/ Er iſt bey ſelbigen vergnuͤgt und gutes Muhtes Da dieſer Witterung ſein Vogel nachgeſpuͤhrt. Allein dis alles hilfft noch nichts vor hohe Sinnen/ Bey denen muß allein die Tugend-Jaͤger ſeyn/ Das Steck-Garn das Vertraun/ ſo kan hier nichts entrinnen/ Denn alles laufft mit Luſt in dieſe Lappen ein. Und dieſe Tugend iſt bey ihm das Garn geweſen/ Herr Vetter/ darinn er vorlaͤngſt dis Wildpret fing/ Daß dieſes Garn allein zu ſeinem Fang erleſen Ob gleich ſonſt manches Netz ihm um das Lager hing. Die friſch belebte Stirn die weiſet ſein Gemuͤhte/ Helenens Bruͤder ſind daran verliebter Blitz/ Der Wangen Purpur zeugt von ſeiner Seelen Guͤte Auf der beſchneeten Bruſt hat Amor Thron und Sitz. Jedoch ich will nicht mehr verbluͤhmt und dunckel ſchreiben/ Es iſt mit einem Wort die ſchoͤne Mahnerin. Jch wuͤnſche nur/ da mich Pflicht und Gehorſahm treiben/ Nehmt aus des Hoͤchſten Hand viel tauſend Seegen hin. Als der Hoch - Edelgebohrne Herr Herr Johann Werlhoff/ Hoch Fuͤrſtl. Braunſch. Luͤneb. wohlbeſtal- ter Hoff-Rath/ und der weitberuͤhmten Julius Uni- verſitaͤt Anteceſſor primarius und Facultatis Ju- ridicæ Senior beerdiget wurde/ ſtellete man die ihren groſſen Verluſt beklagende Themis in folgenden vor. DEr groſſe Pan iſt todt! ſo rieff vor vielen Jahren Dem Thamus eine Stimm aus holen Luͤfften zu/ Als er mit ſeinem Schiff nach Pafi kam gefahren/ Und die ſonſt wilde See ſich fand in ſtiller Ruh: Durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/447
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/447>, abgerufen am 21.11.2024.