Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.Sinn-Gedichte. Als sie sagte/ es könten die Brüste nichts mehr charmiren als das Gesichte. Copiantes. DU legest deiner Brust gar wenig Kräffte bey/ Und sagst/ daß Mund und Brust von einem Fleische sey; Die Lieb' entspringet zwar auf unverfälschten Lippen/ Allein/ sie ruhet erst/ wie Muscheln an den Klippen. Als sie sagte/ sie schäme sich in Compagnie zu gehen. Copiantes. DU sprichst: Duschämest dich offt bey die Leut zu gehn/ Warum? Es haben schon viel deine Schaam gesehn. Auf ein Frauen-Zimmer/ die ein Bereiter ein wenig scharff geliebet/ und der er die Proben davon hinterlassen. Copiantes. Mein Freund/ du hast allhier das Reiten wollen fassen/ Jm Reiten hast du dich auch ziemlich angelassen: Die Jungfer Jris kan uns durch ihr Beyspiel zeigen/ Daß du ein muntres Pferd kanst nach der Kunst besteigen. Als sie baht/ er möchte ihr gut Wetter auf die Wäsche machen. Copiantes. Nun soll ich/ wehrtes Kind/ ein Wetter-macher seyn? Jch nehm' es willig an/ und bin damit zu frieden/ Da mir dein schönster Mund hat solch ein Amt beschieden/ Weil ich dir gestern gab vergnügten Sonnenschein. Bey dir ist mir bisher die Sonne untergangen/ Der Himmel hat sich stets vor mir mit Flohr umhüllt; Drum/ wenn nun/ wie du sagst stets wird mein Wunsch erfüllt/ So laß mir deine Sonn'heut an zu scheinen fangen. Auf
Sinn-Gedichte. Als ſie ſagte/ es koͤnten die Bruͤſte nichts mehr charmiren als das Geſichte. Copiantes. DU legeſt deiner Bruſt gar wenig Kraͤffte bey/ Und ſagſt/ daß Mund und Bruſt von einem Fleiſche ſey; Die Lieb’ entſpringet zwar auf unverfaͤlſchten Lippen/ Allein/ ſie ruhet erſt/ wie Muſcheln an den Klippen. Als ſie ſagte/ ſie ſchaͤme ſich in Compagnie zu gehen. Copiantes. DU ſprichſt: Duſchaͤmeſt dich offt bey die Leut zu gehn/ Warum? Es haben ſchon viel deine Schaam geſehn. Auf ein Frauen-Zimmer/ die ein Bereiter ein wenig ſcharff geliebet/ und der er die Proben davon hinterlaſſen. Copiantes. Mein Freund/ du haſt allhier das Reiten wollen faſſen/ Jm Reiten haſt du dich auch ziemlich angelaſſen: Die Jungfer Jris kan uns durch ihr Beyſpiel zeigen/ Daß du ein muntres Pferd kanſt nach der Kunſt beſteigen. Als ſie baht/ er moͤchte ihr gut Wetter auf die Waͤſche machen. Copiantes. Nun ſoll ich/ wehrtes Kind/ ein Wetter-macher ſeyn? Jch nehm’ es willig an/ und bin damit zu frieden/ Da mir dein ſchoͤnſter Mund hat ſolch ein Amt beſchieden/ Weil ich dir geſtern gab vergnuͤgten Sonnenſchein. Bey dir iſt mir bisher die Sonne untergangen/ Der Himmel hat ſich ſtets vor mir mit Flohr umhuͤllt; Drum/ weñ nun/ wie du ſagſt ſtets wird mein Wunſch erfuͤllt/ So laß mir deine Sonn’heut an zu ſcheinen fangen. Auf
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Sinn-Gedichte.
Als ſie ſagte/ es koͤnten die Bruͤſte nichts
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Copiantes.
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Und ſagſt/ daß Mund und Bruſt von einem Fleiſche ſey;
Die Lieb’ entſpringet zwar auf unverfaͤlſchten Lippen/
Allein/ ſie ruhet erſt/ wie Muſcheln an den Klippen.
Als ſie ſagte/ ſie ſchaͤme ſich in Compagnie zu
gehen.
Copiantes.
DU ſprichſt: Duſchaͤmeſt dich offt bey die Leut zu gehn/
Warum? Es haben ſchon viel deine Schaam geſehn.
Auf ein Frauen-Zimmer/ die ein Bereiter
ein wenig ſcharff geliebet/ und der er die Proben
davon hinterlaſſen.
Copiantes.
Mein Freund/ du haſt allhier das Reiten wollen faſſen/
Jm Reiten haſt du dich auch ziemlich angelaſſen:
Die Jungfer Jris kan uns durch ihr Beyſpiel zeigen/
Daß du ein muntres Pferd kanſt nach der Kunſt beſteigen.
Als ſie baht/ er moͤchte ihr gut Wetter auf
die Waͤſche machen.
Copiantes.
Nun ſoll ich/ wehrtes Kind/ ein Wetter-macher ſeyn?
Jch nehm’ es willig an/ und bin damit zu frieden/
Da mir dein ſchoͤnſter Mund hat ſolch ein Amt beſchieden/
Weil ich dir geſtern gab vergnuͤgten Sonnenſchein.
Bey dir iſt mir bisher die Sonne untergangen/
Der Himmel hat ſich ſtets vor mir mit Flohr umhuͤllt;
Drum/ weñ nun/ wie du ſagſt ſtets wird mein Wunſch erfuͤllt/
So laß mir deine Sonn’heut an zu ſcheinen fangen.
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