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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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am Rhein", Beckers Rheinlied, in seine Ent¬
stehungszeit hineinstellt.

schriftstellerisch überarbeitete, für die Festlegung
des von ihm gewünschten Geschichtsbildes.
Anfang der achtziger Jahre ließ sein Sohn
eine umfangreiche Ausgabe seiner hinterlassenen
Papiere veranstalten. Damals kam unter
anderem die klassische Darstellung Napoleons
durch seinen erfolgreichen Gegenspieler ans
Licht, die seitdem bei geschichtlichen Fein¬
schmeckern als das erlesenste Stück Nopokon-
literatur berühmt ist. In weitere Kreise aber
konnte jene schwerverdauliche Gesamtveröffent¬
lichung nicht dringend Es ist ein Verdienst
des Müllerschcn Verlags, in seiner Sammlung
von Denkwürdigkeiten aus Altösterreich mit
dieser schön ausgestatteten zweibändigen ne"en
Ausgabe die Metternichsche Gedankenwelt
leichter zugänglich zu machen. Der Heraus¬
geber hat die metternichschen Fragmente. --
die in textkrilisch endgültiger Form zu bringen
er durch das unliberale Verhalten der Familie
Metternich leider verhindert wurde -- in
geschichtlich verständnisvoller Weise verbunden,
ihre Lücken aus Briefen, Reden, Depeschen
und Tagebüchern ergänzt und so ein äußerst
lesbares und zusammenhängendes Qucllcn-
lesebuch, "in Leben Metternichs aus dessen
eigenen Worten geschaffen. sorgsame An¬
merkungen und ein Register erleichtern den
Gebrauch. Metternichs glänzende europäische
Diplomatengestalt, die charakterologisch in
unserer zeitgenössischen Geschichte nur am
Fürsten Vülow ein gewisses Gegenstück findet,
bringt in ihren Schwächen wie in ihren oft ver¬
kannten Vorzügen unerschöpfliche Anregung
für Ausbildung politischer Erfahrung und
Urteilskraft.


Jeann" Berta Semmig, Die Wege eines
Deutschen. C. H. Beck'sche Verlagsbuch¬
handlung, Oskar Beck. München 192t,
Preis geb. M. 18.--.

Ein Achtundvierziger, der infolge seines
innerpoluischen Kampfes 1848 zum erstenmal
entwurzelt, zwischen französische und deut¬
sche Art gestellt, dann 1870 ein zweites Mal
Vertrieben, aus der Adoviivheimat wieder in
das Geburtsland verpflanzt wird, so ist der
Sachse F. H. Semmig typisch für manche Tra¬
gik, manche Schwäche der deutschen Volksarr.


Hans F. Helmolt, Leopold Rankes Leben
und Wirken. Nach Quellen dargestellt. Mit
18 bisher ungedruckten Briefen Rankes,
seinem Bildnis und der Stammtafel seines
Geschlechts. Historia-Verlag P. Schraepler.
Leipzig 1921.

Die erste Rankebiographie seit Guglins
1892 abgeschlossenen Werk, leicht und flüssig
geschrieben, ein "Buch zum Lustmachen" ans
die Lektüre des Meisters selbst.


Fürstin Marie zu Ervach-Schönverg, Prin¬
zessin von Battcnlierg. Entscheidende
Jahre 1859, 1866, 1870. Aus meiner
Kindheit und Mädchenzeit. Hellmuth Wolle"
manu Verlagsbuchhandlung. Braunschweig.
19S1. Gebunden 30 M.

Die Schwester des bulgarischen und des
englischen Battenbergers veröffentlicht ihre
herzlich unbedeutenden Erinnerungen und Tage¬
bücher aus weit zurückliegender Backfischzeit.
Die deutschen Verleger, auch der treffliche und
verdienstvolle Verlag dieses Buches, erweisen
der Öffentlichkeit keinen Dienst, wenn sie in
einer Zeit, da so vieles Wertvolle ungedruckt
bleiben muß, den Markt mit kleinen Empfind¬
lichkeiten überschwemmen. Welcher Zeitgenosse
von 1870 und 1914 wäre nicht schließlich in
irgendeinem Sinne geschichtliche Figur? Jeden¬
falls mancher eher als die Verfasserin, bei
Welcher der mangelhafte nationale Takt der
Brüder auch durch ihre Aufzeichnungen durch¬
schimmert.


Sie sollen ihn nicht daven! Tatsachen und
Stimmungen aus dem Jahre 1840. Eine
Studie. Von Prof. Dr. Werner Deetjen.
Verlag Hermann Vöhlaus Nachfolger.
Weimar 1920. Preis M. 6.--.

Die "Wacht am Rhein" kann kein Er¬
wachsener ohne Tränen fingen. Für unsere
Kinder ist ihr Gedanksninhalt wieder die
grosz'te nationale Hoffnung und Pflicht ge¬
worden. Da greifen wir zurück auf die
Entstehungszeit des Liedes. Der geistige
Kampf um französische Rhcingrenzo oder
deutschen Rhein ist der Rahmen vonDeetjens
Schrift, welcher das Schwesterlied der "Wacht


Fritz Hnrtnng, Deutsche Geschichte von 1871
bis 1914. Verlag Kurt Schroeder, Bonn
und Leipzig. 1920. Brosch. M. 2S.--.
Halbleinenbd. M. S2,-. '

Bücherschau

am Rhein", Beckers Rheinlied, in seine Ent¬
stehungszeit hineinstellt.

schriftstellerisch überarbeitete, für die Festlegung
des von ihm gewünschten Geschichtsbildes.
Anfang der achtziger Jahre ließ sein Sohn
eine umfangreiche Ausgabe seiner hinterlassenen
Papiere veranstalten. Damals kam unter
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leichter zugänglich zu machen. Der Heraus¬
geber hat die metternichschen Fragmente. —
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bringt in ihren Schwächen wie in ihren oft ver¬
kannten Vorzügen unerschöpfliche Anregung
für Ausbildung politischer Erfahrung und
Urteilskraft.


Jeann« Berta Semmig, Die Wege eines
Deutschen. C. H. Beck'sche Verlagsbuch¬
handlung, Oskar Beck. München 192t,
Preis geb. M. 18.—.

Ein Achtundvierziger, der infolge seines
innerpoluischen Kampfes 1848 zum erstenmal
entwurzelt, zwischen französische und deut¬
sche Art gestellt, dann 1870 ein zweites Mal
Vertrieben, aus der Adoviivheimat wieder in
das Geburtsland verpflanzt wird, so ist der
Sachse F. H. Semmig typisch für manche Tra¬
gik, manche Schwäche der deutschen Volksarr.


Hans F. Helmolt, Leopold Rankes Leben
und Wirken. Nach Quellen dargestellt. Mit
18 bisher ungedruckten Briefen Rankes,
seinem Bildnis und der Stammtafel seines
Geschlechts. Historia-Verlag P. Schraepler.
Leipzig 1921.

Die erste Rankebiographie seit Guglins
1892 abgeschlossenen Werk, leicht und flüssig
geschrieben, ein „Buch zum Lustmachen" ans
die Lektüre des Meisters selbst.


Fürstin Marie zu Ervach-Schönverg, Prin¬
zessin von Battcnlierg. Entscheidende
Jahre 1859, 1866, 1870. Aus meiner
Kindheit und Mädchenzeit. Hellmuth Wolle»
manu Verlagsbuchhandlung. Braunschweig.
19S1. Gebunden 30 M.

Die Schwester des bulgarischen und des
englischen Battenbergers veröffentlicht ihre
herzlich unbedeutenden Erinnerungen und Tage¬
bücher aus weit zurückliegender Backfischzeit.
Die deutschen Verleger, auch der treffliche und
verdienstvolle Verlag dieses Buches, erweisen
der Öffentlichkeit keinen Dienst, wenn sie in
einer Zeit, da so vieles Wertvolle ungedruckt
bleiben muß, den Markt mit kleinen Empfind¬
lichkeiten überschwemmen. Welcher Zeitgenosse
von 1870 und 1914 wäre nicht schließlich in
irgendeinem Sinne geschichtliche Figur? Jeden¬
falls mancher eher als die Verfasserin, bei
Welcher der mangelhafte nationale Takt der
Brüder auch durch ihre Aufzeichnungen durch¬
schimmert.


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Stimmungen aus dem Jahre 1840. Eine
Studie. Von Prof. Dr. Werner Deetjen.
Verlag Hermann Vöhlaus Nachfolger.
Weimar 1920. Preis M. 6.—.

Die „Wacht am Rhein" kann kein Er¬
wachsener ohne Tränen fingen. Für unsere
Kinder ist ihr Gedanksninhalt wieder die
grosz'te nationale Hoffnung und Pflicht ge¬
worden. Da greifen wir zurück auf die
Entstehungszeit des Liedes. Der geistige
Kampf um französische Rhcingrenzo oder
deutschen Rhein ist der Rahmen vonDeetjens
Schrift, welcher das Schwesterlied der „Wacht


Fritz Hnrtnng, Deutsche Geschichte von 1871
bis 1914. Verlag Kurt Schroeder, Bonn
und Leipzig. 1920. Brosch. M. 2S.—.
Halbleinenbd. M. S2,-. '

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[0365] Bücherschau am Rhein", Beckers Rheinlied, in seine Ent¬ stehungszeit hineinstellt. schriftstellerisch überarbeitete, für die Festlegung des von ihm gewünschten Geschichtsbildes. Anfang der achtziger Jahre ließ sein Sohn eine umfangreiche Ausgabe seiner hinterlassenen Papiere veranstalten. Damals kam unter anderem die klassische Darstellung Napoleons durch seinen erfolgreichen Gegenspieler ans Licht, die seitdem bei geschichtlichen Fein¬ schmeckern als das erlesenste Stück Nopokon- literatur berühmt ist. In weitere Kreise aber konnte jene schwerverdauliche Gesamtveröffent¬ lichung nicht dringend Es ist ein Verdienst des Müllerschcn Verlags, in seiner Sammlung von Denkwürdigkeiten aus Altösterreich mit dieser schön ausgestatteten zweibändigen ne»en Ausgabe die Metternichsche Gedankenwelt leichter zugänglich zu machen. Der Heraus¬ geber hat die metternichschen Fragmente. — die in textkrilisch endgültiger Form zu bringen er durch das unliberale Verhalten der Familie Metternich leider verhindert wurde — in geschichtlich verständnisvoller Weise verbunden, ihre Lücken aus Briefen, Reden, Depeschen und Tagebüchern ergänzt und so ein äußerst lesbares und zusammenhängendes Qucllcn- lesebuch, «in Leben Metternichs aus dessen eigenen Worten geschaffen. sorgsame An¬ merkungen und ein Register erleichtern den Gebrauch. Metternichs glänzende europäische Diplomatengestalt, die charakterologisch in unserer zeitgenössischen Geschichte nur am Fürsten Vülow ein gewisses Gegenstück findet, bringt in ihren Schwächen wie in ihren oft ver¬ kannten Vorzügen unerschöpfliche Anregung für Ausbildung politischer Erfahrung und Urteilskraft. Jeann« Berta Semmig, Die Wege eines Deutschen. C. H. Beck'sche Verlagsbuch¬ handlung, Oskar Beck. München 192t, Preis geb. M. 18.—. Ein Achtundvierziger, der infolge seines innerpoluischen Kampfes 1848 zum erstenmal entwurzelt, zwischen französische und deut¬ sche Art gestellt, dann 1870 ein zweites Mal Vertrieben, aus der Adoviivheimat wieder in das Geburtsland verpflanzt wird, so ist der Sachse F. H. Semmig typisch für manche Tra¬ gik, manche Schwäche der deutschen Volksarr. Hans F. Helmolt, Leopold Rankes Leben und Wirken. Nach Quellen dargestellt. Mit 18 bisher ungedruckten Briefen Rankes, seinem Bildnis und der Stammtafel seines Geschlechts. Historia-Verlag P. Schraepler. Leipzig 1921. Die erste Rankebiographie seit Guglins 1892 abgeschlossenen Werk, leicht und flüssig geschrieben, ein „Buch zum Lustmachen" ans die Lektüre des Meisters selbst. Fürstin Marie zu Ervach-Schönverg, Prin¬ zessin von Battcnlierg. Entscheidende Jahre 1859, 1866, 1870. Aus meiner Kindheit und Mädchenzeit. Hellmuth Wolle» manu Verlagsbuchhandlung. Braunschweig. 19S1. Gebunden 30 M. Die Schwester des bulgarischen und des englischen Battenbergers veröffentlicht ihre herzlich unbedeutenden Erinnerungen und Tage¬ bücher aus weit zurückliegender Backfischzeit. Die deutschen Verleger, auch der treffliche und verdienstvolle Verlag dieses Buches, erweisen der Öffentlichkeit keinen Dienst, wenn sie in einer Zeit, da so vieles Wertvolle ungedruckt bleiben muß, den Markt mit kleinen Empfind¬ lichkeiten überschwemmen. Welcher Zeitgenosse von 1870 und 1914 wäre nicht schließlich in irgendeinem Sinne geschichtliche Figur? Jeden¬ falls mancher eher als die Verfasserin, bei Welcher der mangelhafte nationale Takt der Brüder auch durch ihre Aufzeichnungen durch¬ schimmert. Sie sollen ihn nicht daven! Tatsachen und Stimmungen aus dem Jahre 1840. Eine Studie. Von Prof. Dr. Werner Deetjen. Verlag Hermann Vöhlaus Nachfolger. Weimar 1920. Preis M. 6.—. Die „Wacht am Rhein" kann kein Er¬ wachsener ohne Tränen fingen. Für unsere Kinder ist ihr Gedanksninhalt wieder die grosz'te nationale Hoffnung und Pflicht ge¬ worden. Da greifen wir zurück auf die Entstehungszeit des Liedes. Der geistige Kampf um französische Rhcingrenzo oder deutschen Rhein ist der Rahmen vonDeetjens Schrift, welcher das Schwesterlied der „Wacht Fritz Hnrtnng, Deutsche Geschichte von 1871 bis 1914. Verlag Kurt Schroeder, Bonn und Leipzig. 1920. Brosch. M. 2S.—. Halbleinenbd. M. S2,-. '

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/365>, abgerufen am 24.07.2024.