Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Bücherschau

[Beginn Spaltensatz]
Paul Warncke, Erwache, Volkl Vater¬
ländische Gedichte aus der Zeit nach dem
großen Kriege. Hermann Krüger Verlag,
Berlin W. 57.

Unter den Sängern unserer Tage einer,
der die Glut vaterländischer Liebe, Trauer
und Hoffnung leuchtend anzufachen versteht,
auch den Lesern der Grenzboten wohlbe¬
kannt, bedarf Paul Warncke heute keiner
einführenden Empfehlung mehr.

Agnes Miegcl, Gedichte. 8.--10. Tausend.
I. G. Entasche Buchhandlung Nachf. Stutt¬
gart und Berlin 1921. Preis M. 3.S0.

Als 1901 zum erstenmal die Gedichte
der 22jährigen Krankenschwester erschienen,
wurde sie als junges Talent entdeckt, und
sie' hat 1S07 durch die "Balladen" ihren
Nuhm noch gesteigert. Heute spürt man
über dem neuaufgelegten Gedichtband stärker
die Schatten der zwanzig Jahre, die sich
die Welt seitdem von ihrem Stil entfernt
hat, ohne daß sich der jugendliche Reiz jener
Frauenlyrik zu gereifteren Schöpfungen ver¬
klären konnte. Die Weiterentwicklung der
deutschen Lyrik hat eine Agnes Miegel alt¬
modisch gemacht, jedoch was haben, mit
Ausnahme der Lyrik der Ricarda Huch, diese
Zwei Jahrzehnte in Wirklichkeit Kostbareres
an.Frauenlyrik hervorgebracht?

[Spaltenumbruch]

stadtlyrik. Armes asphaltenes Expressionisten¬
geschlecht I

Friedrich Lienhard, Der Einsiedler und sein
Volk. Erzählungen. Druck und Verlag
von Greiner u. Pfeiffer. Stuttgart. Preis
brosch. M. 12,50, geb. M. 17.
Derselbe, Der Spielmann. Roman aus der
Gegenwart. Ebendort. Preis brosch.
M. 13,60, geb. M. 18.

Der idealistische, vielseitig gebildete Er¬
zähler der beliebten Schriften, die hier in
neuer Auflage vorliegen, schildert das Suchen
der Seele nach Schönheit, Adel, Liebe und
letzten Endes irgendwie nach den Mächten
des Jenseits, das gibt der Liebesfabel und
den Irrfahrten des "Spielmann" ein warmes
innerliches Leben. Und die verschiedenen
Erzählungen des Einsiedlerbandes, zarte
Skizzen, aus allen Ländern und Zeiten ge¬
wonnen, verdanken ebenfalls ihren Schön-
heitsgehalt dieser Sehnsucht der Seele, die
gegen Schicksal und Tod, derben Materia¬
lismus und wilde Leidenschaft obsiegt.

Julius R. Haarhans, Ahnen und Enkel.
Erinnerungen. Die Bücher der Rose.
Neue Friedensreihe. Paul Langewiesche-
Brandt. Ebenhausen b. München. M. 19,80.

Ansprechende Lebenserinnerungon eines
Buchhändlers und Schriftstellers aus dem
Ende des 19. Jahrhunderts, die ihren kultur¬
geschichtlichen Schworpunkt in rheinischen
Jugendjahren, insbesondere im fröhlich.ge-
lehrten Bonn, sowie in der Vücherstadt Leipzig
und in den Jtalienfahlten eines original
veranlagten Mannes haben.

Heinrich Lilienfei", Der Schatz im Acker.
Erzählungen. Stuttgart. 192l. Strecker
". Schröder. Brosch. M. 5, geb. M. 11.

Fünf feine kurze Erzählungen, eigentlich
nur Skizzen, mit Psychologischer Vertiefung,
ohne Schwulst, gediegenste literarische Bil¬
dung zeigend. Sie werden viele Leser, die
sich von der Brunst und Effekthascherei mancher
der neueren Schriftsteller abgestoßen fühlen,
wahrhaft erfreuen.

[Ende Spaltensatz]
Rudolf Kayser, Verkündigung, Anthologie
junger Lyrik. München 1921. Roland-
Verlag Dr. Albert Mundt. Geb. M. 22.--
auf holzfreiem Papier M. 30.--, Bütten,
Kalbleder M. ISO.-.

Es ist schwer zu sagen, ob diese Antho¬
logie, aus der Eise Laster-Schüler, Schinkels)
Max Brod, Däubler, Wolsenstein als be¬
gabte Typen genannt sein mögen, wirklich
das Schaffen einer Generation widerspiegelt.
Die ihres Gebiets kundigen Herausgeber
nehmen es jedenfalls an, und wenn es zu--"
trifft, gibt es vielleicht keinen erschütternderen
Beleg für das zugleich Greisenhafte und
Pubertätshafte dieser rasch verblühten Gro߬




Verantwortlich Hans von Sodcnfter" i" Berlin.
Schriftleitung und Verlag: Berlin SV II, Tempelhofer User 3Sa. Fernruf: Lüi)vo SSW.
Verlag: K. F. Koester, Abteilung Grenzboten, Berlin.
Druck: "Der Reichsbote" G. in. S. H. in Berlin 8V it, Dessauer Straße SS/-Z7

Rücksendung von Manuskripten erfolgt nur gegen beigefügtes Rückporto.
Nachdruck sämtlicher Aufsätze ist nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlages gestattet.


Bücherschau

[Beginn Spaltensatz]
Paul Warncke, Erwache, Volkl Vater¬
ländische Gedichte aus der Zeit nach dem
großen Kriege. Hermann Krüger Verlag,
Berlin W. 57.

Unter den Sängern unserer Tage einer,
der die Glut vaterländischer Liebe, Trauer
und Hoffnung leuchtend anzufachen versteht,
auch den Lesern der Grenzboten wohlbe¬
kannt, bedarf Paul Warncke heute keiner
einführenden Empfehlung mehr.

Agnes Miegcl, Gedichte. 8.—10. Tausend.
I. G. Entasche Buchhandlung Nachf. Stutt¬
gart und Berlin 1921. Preis M. 3.S0.

Als 1901 zum erstenmal die Gedichte
der 22jährigen Krankenschwester erschienen,
wurde sie als junges Talent entdeckt, und
sie' hat 1S07 durch die „Balladen" ihren
Nuhm noch gesteigert. Heute spürt man
über dem neuaufgelegten Gedichtband stärker
die Schatten der zwanzig Jahre, die sich
die Welt seitdem von ihrem Stil entfernt
hat, ohne daß sich der jugendliche Reiz jener
Frauenlyrik zu gereifteren Schöpfungen ver¬
klären konnte. Die Weiterentwicklung der
deutschen Lyrik hat eine Agnes Miegel alt¬
modisch gemacht, jedoch was haben, mit
Ausnahme der Lyrik der Ricarda Huch, diese
Zwei Jahrzehnte in Wirklichkeit Kostbareres
an.Frauenlyrik hervorgebracht?

[Spaltenumbruch]

stadtlyrik. Armes asphaltenes Expressionisten¬
geschlecht I

Friedrich Lienhard, Der Einsiedler und sein
Volk. Erzählungen. Druck und Verlag
von Greiner u. Pfeiffer. Stuttgart. Preis
brosch. M. 12,50, geb. M. 17.
Derselbe, Der Spielmann. Roman aus der
Gegenwart. Ebendort. Preis brosch.
M. 13,60, geb. M. 18.

Der idealistische, vielseitig gebildete Er¬
zähler der beliebten Schriften, die hier in
neuer Auflage vorliegen, schildert das Suchen
der Seele nach Schönheit, Adel, Liebe und
letzten Endes irgendwie nach den Mächten
des Jenseits, das gibt der Liebesfabel und
den Irrfahrten des „Spielmann" ein warmes
innerliches Leben. Und die verschiedenen
Erzählungen des Einsiedlerbandes, zarte
Skizzen, aus allen Ländern und Zeiten ge¬
wonnen, verdanken ebenfalls ihren Schön-
heitsgehalt dieser Sehnsucht der Seele, die
gegen Schicksal und Tod, derben Materia¬
lismus und wilde Leidenschaft obsiegt.

Julius R. Haarhans, Ahnen und Enkel.
Erinnerungen. Die Bücher der Rose.
Neue Friedensreihe. Paul Langewiesche-
Brandt. Ebenhausen b. München. M. 19,80.

Ansprechende Lebenserinnerungon eines
Buchhändlers und Schriftstellers aus dem
Ende des 19. Jahrhunderts, die ihren kultur¬
geschichtlichen Schworpunkt in rheinischen
Jugendjahren, insbesondere im fröhlich.ge-
lehrten Bonn, sowie in der Vücherstadt Leipzig
und in den Jtalienfahlten eines original
veranlagten Mannes haben.

Heinrich Lilienfei», Der Schatz im Acker.
Erzählungen. Stuttgart. 192l. Strecker
». Schröder. Brosch. M. 5, geb. M. 11.

Fünf feine kurze Erzählungen, eigentlich
nur Skizzen, mit Psychologischer Vertiefung,
ohne Schwulst, gediegenste literarische Bil¬
dung zeigend. Sie werden viele Leser, die
sich von der Brunst und Effekthascherei mancher
der neueren Schriftsteller abgestoßen fühlen,
wahrhaft erfreuen.

[Ende Spaltensatz]
Rudolf Kayser, Verkündigung, Anthologie
junger Lyrik. München 1921. Roland-
Verlag Dr. Albert Mundt. Geb. M. 22.—
auf holzfreiem Papier M. 30.—, Bütten,
Kalbleder M. ISO.-.

Es ist schwer zu sagen, ob diese Antho¬
logie, aus der Eise Laster-Schüler, Schinkels)
Max Brod, Däubler, Wolsenstein als be¬
gabte Typen genannt sein mögen, wirklich
das Schaffen einer Generation widerspiegelt.
Die ihres Gebiets kundigen Herausgeber
nehmen es jedenfalls an, und wenn es zu--"
trifft, gibt es vielleicht keinen erschütternderen
Beleg für das zugleich Greisenhafte und
Pubertätshafte dieser rasch verblühten Gro߬




Verantwortlich Hans von Sodcnfter» i» Berlin.
Schriftleitung und Verlag: Berlin SV II, Tempelhofer User 3Sa. Fernruf: Lüi)vo SSW.
Verlag: K. F. Koester, Abteilung Grenzboten, Berlin.
Druck: „Der Reichsbote" G. in. S. H. in Berlin 8V it, Dessauer Straße SS/-Z7

Rücksendung von Manuskripten erfolgt nur gegen beigefügtes Rückporto.
Nachdruck sämtlicher Aufsätze ist nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlages gestattet.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0237" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339386"/>
            <fw type="header" place="top"> Bücherschau</fw><lb/>
            <cb type="start"/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Paul Warncke, Erwache, Volkl Vater¬<lb/>
ländische Gedichte aus der Zeit nach dem<lb/>
großen Kriege. Hermann Krüger Verlag,<lb/>
Berlin W. 57.</head>
            <p xml:id="ID_928"> Unter den Sängern unserer Tage einer,<lb/>
der die Glut vaterländischer Liebe, Trauer<lb/>
und Hoffnung leuchtend anzufachen versteht,<lb/>
auch den Lesern der Grenzboten wohlbe¬<lb/>
kannt, bedarf Paul Warncke heute keiner<lb/>
einführenden Empfehlung mehr.</p>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Agnes Miegcl, Gedichte. 8.&#x2014;10. Tausend.<lb/>
I. G. Entasche Buchhandlung Nachf. Stutt¬<lb/>
gart und Berlin 1921. Preis M. 3.S0.</head>
            <p xml:id="ID_929"> Als 1901 zum erstenmal die Gedichte<lb/>
der 22jährigen Krankenschwester erschienen,<lb/>
wurde sie als junges Talent entdeckt, und<lb/>
sie' hat 1S07 durch die &#x201E;Balladen" ihren<lb/>
Nuhm noch gesteigert. Heute spürt man<lb/>
über dem neuaufgelegten Gedichtband stärker<lb/>
die Schatten der zwanzig Jahre, die sich<lb/>
die Welt seitdem von ihrem Stil entfernt<lb/>
hat, ohne daß sich der jugendliche Reiz jener<lb/>
Frauenlyrik zu gereifteren Schöpfungen ver¬<lb/>
klären konnte. Die Weiterentwicklung der<lb/>
deutschen Lyrik hat eine Agnes Miegel alt¬<lb/>
modisch gemacht, jedoch was haben, mit<lb/>
Ausnahme der Lyrik der Ricarda Huch, diese<lb/>
Zwei Jahrzehnte in Wirklichkeit Kostbareres<lb/>
an.Frauenlyrik hervorgebracht?</p>
            <cb/><lb/>
            <p xml:id="ID_930"> stadtlyrik. Armes asphaltenes Expressionisten¬<lb/>
geschlecht I</p>
          </div>
          <div n="2">
            <head>
              <list>
                <item> Friedrich Lienhard, Der Einsiedler und sein<lb/>
Volk.  Erzählungen. Druck und Verlag<lb/>
von Greiner u. Pfeiffer. Stuttgart. Preis<lb/>
brosch. M. 12,50, geb. M. 17.</item>
                <item> Derselbe, Der Spielmann. Roman aus der<lb/>
Gegenwart.  Ebendort.  Preis brosch.<lb/>
M. 13,60, geb. M. 18.</item>
              </list>
            </head>
            <p xml:id="ID_931"> Der idealistische, vielseitig gebildete Er¬<lb/>
zähler der beliebten Schriften, die hier in<lb/>
neuer Auflage vorliegen, schildert das Suchen<lb/>
der Seele nach Schönheit, Adel, Liebe und<lb/>
letzten Endes irgendwie nach den Mächten<lb/>
des Jenseits, das gibt der Liebesfabel und<lb/>
den Irrfahrten des &#x201E;Spielmann" ein warmes<lb/>
innerliches Leben.  Und die verschiedenen<lb/>
Erzählungen  des  Einsiedlerbandes, zarte<lb/>
Skizzen, aus allen Ländern und Zeiten ge¬<lb/>
wonnen, verdanken ebenfalls ihren Schön-<lb/>
heitsgehalt dieser Sehnsucht der Seele, die<lb/>
gegen Schicksal und Tod, derben Materia¬<lb/>
lismus und wilde Leidenschaft obsiegt.</p>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Julius R. Haarhans, Ahnen und Enkel.<lb/>
Erinnerungen.  Die Bücher  der Rose.<lb/>
Neue Friedensreihe.  Paul Langewiesche-<lb/>
Brandt. Ebenhausen b. München. M. 19,80.</head>
            <p xml:id="ID_932"> Ansprechende Lebenserinnerungon eines<lb/>
Buchhändlers und Schriftstellers aus dem<lb/>
Ende des 19. Jahrhunderts, die ihren kultur¬<lb/>
geschichtlichen  Schworpunkt  in rheinischen<lb/>
Jugendjahren, insbesondere im fröhlich.ge-<lb/>
lehrten Bonn, sowie in der Vücherstadt Leipzig<lb/>
und in den Jtalienfahlten eines original<lb/>
veranlagten Mannes haben.</p>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Heinrich Lilienfei», Der Schatz im Acker.<lb/>
Erzählungen.  Stuttgart. 192l. Strecker<lb/>
». Schröder.  Brosch. M. 5, geb. M. 11.</head>
            <p xml:id="ID_933"> Fünf feine kurze Erzählungen, eigentlich<lb/>
nur Skizzen, mit Psychologischer Vertiefung,<lb/>
ohne Schwulst, gediegenste literarische Bil¬<lb/>
dung zeigend.  Sie werden viele Leser, die<lb/>
sich von der Brunst und Effekthascherei mancher<lb/>
der neueren Schriftsteller abgestoßen fühlen,<lb/>
wahrhaft erfreuen.</p>
            <cb type="end"/><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Rudolf Kayser, Verkündigung, Anthologie<lb/>
junger Lyrik.  München 1921. Roland-<lb/>
Verlag Dr. Albert Mundt. Geb. M. 22.&#x2014;<lb/>
auf holzfreiem Papier M. 30.&#x2014;, Bütten,<lb/>
Kalbleder M. ISO.-.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_934"> Es ist schwer zu sagen, ob diese Antho¬<lb/>
logie, aus der Eise Laster-Schüler, Schinkels)<lb/>
Max Brod, Däubler, Wolsenstein als be¬<lb/>
gabte Typen genannt sein mögen, wirklich<lb/>
das Schaffen einer Generation widerspiegelt.<lb/>
Die ihres Gebiets kundigen Herausgeber<lb/>
nehmen es jedenfalls an, und wenn es zu--"<lb/>
trifft, gibt es vielleicht keinen erschütternderen<lb/>
Beleg für das zugleich Greisenhafte und<lb/>
Pubertätshafte dieser rasch verblühten Gro߬</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <note type="byline"> Verantwortlich Hans von Sodcnfter» i» Berlin.<lb/>
Schriftleitung und Verlag: Berlin SV II, Tempelhofer User 3Sa. Fernruf: Lüi)vo SSW.<lb/>
Verlag: K. F. Koester, Abteilung Grenzboten, Berlin.<lb/>
Druck: &#x201E;Der Reichsbote" G. in. S. H. in Berlin 8V it, Dessauer Straße SS/-Z7</note><lb/>
            <p xml:id="ID_935"> Rücksendung von Manuskripten erfolgt nur gegen beigefügtes Rückporto.<lb/>
Nachdruck sämtlicher Aufsätze ist nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlages gestattet.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0237] Bücherschau Paul Warncke, Erwache, Volkl Vater¬ ländische Gedichte aus der Zeit nach dem großen Kriege. Hermann Krüger Verlag, Berlin W. 57. Unter den Sängern unserer Tage einer, der die Glut vaterländischer Liebe, Trauer und Hoffnung leuchtend anzufachen versteht, auch den Lesern der Grenzboten wohlbe¬ kannt, bedarf Paul Warncke heute keiner einführenden Empfehlung mehr. Agnes Miegcl, Gedichte. 8.—10. Tausend. I. G. Entasche Buchhandlung Nachf. Stutt¬ gart und Berlin 1921. Preis M. 3.S0. Als 1901 zum erstenmal die Gedichte der 22jährigen Krankenschwester erschienen, wurde sie als junges Talent entdeckt, und sie' hat 1S07 durch die „Balladen" ihren Nuhm noch gesteigert. Heute spürt man über dem neuaufgelegten Gedichtband stärker die Schatten der zwanzig Jahre, die sich die Welt seitdem von ihrem Stil entfernt hat, ohne daß sich der jugendliche Reiz jener Frauenlyrik zu gereifteren Schöpfungen ver¬ klären konnte. Die Weiterentwicklung der deutschen Lyrik hat eine Agnes Miegel alt¬ modisch gemacht, jedoch was haben, mit Ausnahme der Lyrik der Ricarda Huch, diese Zwei Jahrzehnte in Wirklichkeit Kostbareres an.Frauenlyrik hervorgebracht? stadtlyrik. Armes asphaltenes Expressionisten¬ geschlecht I Friedrich Lienhard, Der Einsiedler und sein Volk. Erzählungen. Druck und Verlag von Greiner u. Pfeiffer. Stuttgart. Preis brosch. M. 12,50, geb. M. 17. Derselbe, Der Spielmann. Roman aus der Gegenwart. Ebendort. Preis brosch. M. 13,60, geb. M. 18. Der idealistische, vielseitig gebildete Er¬ zähler der beliebten Schriften, die hier in neuer Auflage vorliegen, schildert das Suchen der Seele nach Schönheit, Adel, Liebe und letzten Endes irgendwie nach den Mächten des Jenseits, das gibt der Liebesfabel und den Irrfahrten des „Spielmann" ein warmes innerliches Leben. Und die verschiedenen Erzählungen des Einsiedlerbandes, zarte Skizzen, aus allen Ländern und Zeiten ge¬ wonnen, verdanken ebenfalls ihren Schön- heitsgehalt dieser Sehnsucht der Seele, die gegen Schicksal und Tod, derben Materia¬ lismus und wilde Leidenschaft obsiegt. Julius R. Haarhans, Ahnen und Enkel. Erinnerungen. Die Bücher der Rose. Neue Friedensreihe. Paul Langewiesche- Brandt. Ebenhausen b. München. M. 19,80. Ansprechende Lebenserinnerungon eines Buchhändlers und Schriftstellers aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, die ihren kultur¬ geschichtlichen Schworpunkt in rheinischen Jugendjahren, insbesondere im fröhlich.ge- lehrten Bonn, sowie in der Vücherstadt Leipzig und in den Jtalienfahlten eines original veranlagten Mannes haben. Heinrich Lilienfei», Der Schatz im Acker. Erzählungen. Stuttgart. 192l. Strecker ». Schröder. Brosch. M. 5, geb. M. 11. Fünf feine kurze Erzählungen, eigentlich nur Skizzen, mit Psychologischer Vertiefung, ohne Schwulst, gediegenste literarische Bil¬ dung zeigend. Sie werden viele Leser, die sich von der Brunst und Effekthascherei mancher der neueren Schriftsteller abgestoßen fühlen, wahrhaft erfreuen. Rudolf Kayser, Verkündigung, Anthologie junger Lyrik. München 1921. Roland- Verlag Dr. Albert Mundt. Geb. M. 22.— auf holzfreiem Papier M. 30.—, Bütten, Kalbleder M. ISO.-. Es ist schwer zu sagen, ob diese Antho¬ logie, aus der Eise Laster-Schüler, Schinkels) Max Brod, Däubler, Wolsenstein als be¬ gabte Typen genannt sein mögen, wirklich das Schaffen einer Generation widerspiegelt. Die ihres Gebiets kundigen Herausgeber nehmen es jedenfalls an, und wenn es zu--" trifft, gibt es vielleicht keinen erschütternderen Beleg für das zugleich Greisenhafte und Pubertätshafte dieser rasch verblühten Gro߬ Verantwortlich Hans von Sodcnfter» i» Berlin. Schriftleitung und Verlag: Berlin SV II, Tempelhofer User 3Sa. Fernruf: Lüi)vo SSW. Verlag: K. F. Koester, Abteilung Grenzboten, Berlin. Druck: „Der Reichsbote" G. in. S. H. in Berlin 8V it, Dessauer Straße SS/-Z7 Rücksendung von Manuskripten erfolgt nur gegen beigefügtes Rückporto. Nachdruck sämtlicher Aufsätze ist nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlages gestattet.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/237
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/237>, abgerufen am 22.12.2024.