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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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wahre Intuition. Stoff, Leben und Geist --
Kohl nennt ihre drei Korrelate Energie,
Formenergic, moralische Energie -- sind ihm
drei Welten zu eigenem Recht und er kämpft
mit Leidenschaft für die Freiheit des Spiritualen
innerhalb der Wirklichkeit und gegenüber
der stofflich-kausalen, mechanischen Determiniert-
heit. Er glüht für die Entwicklung der
Reiche des Lebens und des Geistes und ist
in diesem Eifer für das Schöpferische be¬
flügelt durch den auch sonst von Naturwissen¬
schaftlern beteiligten, etwas unhistorisch-gerad¬
linigen Fortschrittsoptimismus. Vor wenigen
Jahrzehnten sahen entsprechende Laicnphilo-
sophien von Technikern und Mathematikern
fast notwendig platt materialistisch aus.
Kohl schlicht mit einem Jean-Paul-Zitat!
Diese Veränderung auch der biologisch-geschicht¬
lich ungefchultsn Spezialisten-Weltanschauung
eines Mathematikers zum Spiritualismus
hin ist ein Zeichen der Zeit, und kein ge¬
ringes !

Harry Schumann, Vom Sinn des Eros.
Mit Zeichnungen von Heinrich Bogeler-
Worpswede. Verlag Carl Reißner in
Dresden. 1920.

Die Betrachtung über den unabänder¬
lichen Zusammenhang des Geistigen und
Sinnlichen in der Liebe ist ein Auszug aus
dem früher erschienenen Werk "Die Seele
und das Leid".

Emil Engelhardt, Erlöserin Liebe. Neu¬
deutscher Jugendderlag Reinhard Nuschle,
Leipzig 95. Preis M. 7.6V.

Das vielbehandelte Thema der Ver¬
geistigung des Erotischen wird von einem
Mann erörtert, der manchen Kreisen der
Jugendbewegung als Führer gilt.

Logos, Internationale Zeitschrift für Philo¬
sophie der Kultur. Band IX 1920/21.
Heft 2 (Spenglerheft). Verlag von I. C. B.
Mohr (Paul Siebeck). Tübingen 1921.
Preis geh. M. 2" --.

Die Unsitte erfolghungrigor Schriftsteller
und Verleger, auf dem Buchumschlag oder
wenigstens dem Kreuzband das eigene Pro¬
dukt in eine mehr oder minder erzwungene
Beziehung zu dem Modebuch zu setzen ("Er¬
gänzung zu Spengler", "Amel-Spengler"

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"Überwindung Spenglers", "Ein Posiliver
Spengler" usw.), hat die Spenglerei über¬
haupt in ziemlichen Verruf gebracht. Dies
Heft unserer führenden Kulturzeitschrift da¬
gegen erfüllt eine notwendige Pflicht, indem
es sich mit dem Buch des Tages auseinander¬
setzt, erfüllt sie vornehm, wissenschaftlich und
überzeugend, und hilft dem nichtfachmänni¬
schen Leser, mit dem Phantom Spengler
fertig zu werden.

Graf Hermann Keyserling, Philosophie als
Kunst. Otto Reiche!, Verlag. Darmstaot.
1920. Preis drosch. M. 6".--.

Der neue Stil des Philosophierens in
unserer Zeit ist nach Keyserling: Welt¬
anschauung über Wissenschaft, Persönlichkeit
über Fachtüchtigkeit. "Gerade durch ihren
Persönlichen Charakter besitzt Philosophie
objektiven Wert. Wer die Wahrheit will,
nutz zunächst sich selbst vollkommen zum
Ausdruck bringen." -- Es leuchtet ein, daß
solche Sätze entstanden sind, um das Nechi
der Keyserlingschen Art zu philosophieren zu
bestätigen. Wer möchte ihr absprechen, daß
sie Anregungen in Fülle ausschüttet? So
funkeln auch in diesem Band gedankenreiche
und gedankenweckende Perioden neben anderen,
die über die Welt der Erscheinungen Hinweg¬
streisen, ohne zu Wärmen. Gilt nicht von
Keyserling selbst, was er von Deutschland
sagn "Deutschlands große Zeiten waren
immer kurz und krampfartigen Krisen gleich."
Ob nicht die Gefahr des Sophistentums und
der Mode vieles bedroht, was an Keyserling
gut und recht ist, muß die Zukunft lehren.
Wir wünschen ihm jedenfalls, da Deutsch¬
land kein Übermatz an Köpfen hat, eine
mehr intensive als extensive Produktion und
einige Beachtung der gefährlichen Tatsache,
daß Philosophie sowohl Kunst als auch
Wissenschaft istl

Arthur Salz, Für die Wissenschaft gegen die
Gebildeten unter ihren Verächtern. Drei
Masken-Verlag, München 1921.

Die revolutionäre Welle, die durch das
Geistesleben unserer Zeit geht und vielleicht
eine Neuorientierung der Wissenschaft zum
Spiritualen und Universellen hin ankündigt,
hat auch einen SPezialstreit über Wert und
Unwert des Spezialistentums hervorgerufen.

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wahre Intuition. Stoff, Leben und Geist —
Kohl nennt ihre drei Korrelate Energie,
Formenergic, moralische Energie — sind ihm
drei Welten zu eigenem Recht und er kämpft
mit Leidenschaft für die Freiheit des Spiritualen
innerhalb der Wirklichkeit und gegenüber
der stofflich-kausalen, mechanischen Determiniert-
heit. Er glüht für die Entwicklung der
Reiche des Lebens und des Geistes und ist
in diesem Eifer für das Schöpferische be¬
flügelt durch den auch sonst von Naturwissen¬
schaftlern beteiligten, etwas unhistorisch-gerad¬
linigen Fortschrittsoptimismus. Vor wenigen
Jahrzehnten sahen entsprechende Laicnphilo-
sophien von Technikern und Mathematikern
fast notwendig platt materialistisch aus.
Kohl schlicht mit einem Jean-Paul-Zitat!
Diese Veränderung auch der biologisch-geschicht¬
lich ungefchultsn Spezialisten-Weltanschauung
eines Mathematikers zum Spiritualismus
hin ist ein Zeichen der Zeit, und kein ge¬
ringes !

Harry Schumann, Vom Sinn des Eros.
Mit Zeichnungen von Heinrich Bogeler-
Worpswede. Verlag Carl Reißner in
Dresden. 1920.

Die Betrachtung über den unabänder¬
lichen Zusammenhang des Geistigen und
Sinnlichen in der Liebe ist ein Auszug aus
dem früher erschienenen Werk „Die Seele
und das Leid".

Emil Engelhardt, Erlöserin Liebe. Neu¬
deutscher Jugendderlag Reinhard Nuschle,
Leipzig 95. Preis M. 7.6V.

Das vielbehandelte Thema der Ver¬
geistigung des Erotischen wird von einem
Mann erörtert, der manchen Kreisen der
Jugendbewegung als Führer gilt.

Logos, Internationale Zeitschrift für Philo¬
sophie der Kultur. Band IX 1920/21.
Heft 2 (Spenglerheft). Verlag von I. C. B.
Mohr (Paul Siebeck). Tübingen 1921.
Preis geh. M. 2» —.

Die Unsitte erfolghungrigor Schriftsteller
und Verleger, auf dem Buchumschlag oder
wenigstens dem Kreuzband das eigene Pro¬
dukt in eine mehr oder minder erzwungene
Beziehung zu dem Modebuch zu setzen („Er¬
gänzung zu Spengler", „Amel-Spengler"

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„Überwindung Spenglers", „Ein Posiliver
Spengler" usw.), hat die Spenglerei über¬
haupt in ziemlichen Verruf gebracht. Dies
Heft unserer führenden Kulturzeitschrift da¬
gegen erfüllt eine notwendige Pflicht, indem
es sich mit dem Buch des Tages auseinander¬
setzt, erfüllt sie vornehm, wissenschaftlich und
überzeugend, und hilft dem nichtfachmänni¬
schen Leser, mit dem Phantom Spengler
fertig zu werden.

Graf Hermann Keyserling, Philosophie als
Kunst. Otto Reiche!, Verlag. Darmstaot.
1920. Preis drosch. M. 6».—.

Der neue Stil des Philosophierens in
unserer Zeit ist nach Keyserling: Welt¬
anschauung über Wissenschaft, Persönlichkeit
über Fachtüchtigkeit. „Gerade durch ihren
Persönlichen Charakter besitzt Philosophie
objektiven Wert. Wer die Wahrheit will,
nutz zunächst sich selbst vollkommen zum
Ausdruck bringen." — Es leuchtet ein, daß
solche Sätze entstanden sind, um das Nechi
der Keyserlingschen Art zu philosophieren zu
bestätigen. Wer möchte ihr absprechen, daß
sie Anregungen in Fülle ausschüttet? So
funkeln auch in diesem Band gedankenreiche
und gedankenweckende Perioden neben anderen,
die über die Welt der Erscheinungen Hinweg¬
streisen, ohne zu Wärmen. Gilt nicht von
Keyserling selbst, was er von Deutschland
sagn „Deutschlands große Zeiten waren
immer kurz und krampfartigen Krisen gleich."
Ob nicht die Gefahr des Sophistentums und
der Mode vieles bedroht, was an Keyserling
gut und recht ist, muß die Zukunft lehren.
Wir wünschen ihm jedenfalls, da Deutsch¬
land kein Übermatz an Köpfen hat, eine
mehr intensive als extensive Produktion und
einige Beachtung der gefährlichen Tatsache,
daß Philosophie sowohl Kunst als auch
Wissenschaft istl

Arthur Salz, Für die Wissenschaft gegen die
Gebildeten unter ihren Verächtern. Drei
Masken-Verlag, München 1921.

Die revolutionäre Welle, die durch das
Geistesleben unserer Zeit geht und vielleicht
eine Neuorientierung der Wissenschaft zum
Spiritualen und Universellen hin ankündigt,
hat auch einen SPezialstreit über Wert und
Unwert des Spezialistentums hervorgerufen.

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[0203] Bncherschciu wahre Intuition. Stoff, Leben und Geist — Kohl nennt ihre drei Korrelate Energie, Formenergic, moralische Energie — sind ihm drei Welten zu eigenem Recht und er kämpft mit Leidenschaft für die Freiheit des Spiritualen innerhalb der Wirklichkeit und gegenüber der stofflich-kausalen, mechanischen Determiniert- heit. Er glüht für die Entwicklung der Reiche des Lebens und des Geistes und ist in diesem Eifer für das Schöpferische be¬ flügelt durch den auch sonst von Naturwissen¬ schaftlern beteiligten, etwas unhistorisch-gerad¬ linigen Fortschrittsoptimismus. Vor wenigen Jahrzehnten sahen entsprechende Laicnphilo- sophien von Technikern und Mathematikern fast notwendig platt materialistisch aus. Kohl schlicht mit einem Jean-Paul-Zitat! Diese Veränderung auch der biologisch-geschicht¬ lich ungefchultsn Spezialisten-Weltanschauung eines Mathematikers zum Spiritualismus hin ist ein Zeichen der Zeit, und kein ge¬ ringes ! Harry Schumann, Vom Sinn des Eros. Mit Zeichnungen von Heinrich Bogeler- Worpswede. Verlag Carl Reißner in Dresden. 1920. Die Betrachtung über den unabänder¬ lichen Zusammenhang des Geistigen und Sinnlichen in der Liebe ist ein Auszug aus dem früher erschienenen Werk „Die Seele und das Leid". Emil Engelhardt, Erlöserin Liebe. Neu¬ deutscher Jugendderlag Reinhard Nuschle, Leipzig 95. Preis M. 7.6V. Das vielbehandelte Thema der Ver¬ geistigung des Erotischen wird von einem Mann erörtert, der manchen Kreisen der Jugendbewegung als Führer gilt. Logos, Internationale Zeitschrift für Philo¬ sophie der Kultur. Band IX 1920/21. Heft 2 (Spenglerheft). Verlag von I. C. B. Mohr (Paul Siebeck). Tübingen 1921. Preis geh. M. 2» —. Die Unsitte erfolghungrigor Schriftsteller und Verleger, auf dem Buchumschlag oder wenigstens dem Kreuzband das eigene Pro¬ dukt in eine mehr oder minder erzwungene Beziehung zu dem Modebuch zu setzen („Er¬ gänzung zu Spengler", „Amel-Spengler" „Überwindung Spenglers", „Ein Posiliver Spengler" usw.), hat die Spenglerei über¬ haupt in ziemlichen Verruf gebracht. Dies Heft unserer führenden Kulturzeitschrift da¬ gegen erfüllt eine notwendige Pflicht, indem es sich mit dem Buch des Tages auseinander¬ setzt, erfüllt sie vornehm, wissenschaftlich und überzeugend, und hilft dem nichtfachmänni¬ schen Leser, mit dem Phantom Spengler fertig zu werden. Graf Hermann Keyserling, Philosophie als Kunst. Otto Reiche!, Verlag. Darmstaot. 1920. Preis drosch. M. 6».—. Der neue Stil des Philosophierens in unserer Zeit ist nach Keyserling: Welt¬ anschauung über Wissenschaft, Persönlichkeit über Fachtüchtigkeit. „Gerade durch ihren Persönlichen Charakter besitzt Philosophie objektiven Wert. Wer die Wahrheit will, nutz zunächst sich selbst vollkommen zum Ausdruck bringen." — Es leuchtet ein, daß solche Sätze entstanden sind, um das Nechi der Keyserlingschen Art zu philosophieren zu bestätigen. Wer möchte ihr absprechen, daß sie Anregungen in Fülle ausschüttet? So funkeln auch in diesem Band gedankenreiche und gedankenweckende Perioden neben anderen, die über die Welt der Erscheinungen Hinweg¬ streisen, ohne zu Wärmen. Gilt nicht von Keyserling selbst, was er von Deutschland sagn „Deutschlands große Zeiten waren immer kurz und krampfartigen Krisen gleich." Ob nicht die Gefahr des Sophistentums und der Mode vieles bedroht, was an Keyserling gut und recht ist, muß die Zukunft lehren. Wir wünschen ihm jedenfalls, da Deutsch¬ land kein Übermatz an Köpfen hat, eine mehr intensive als extensive Produktion und einige Beachtung der gefährlichen Tatsache, daß Philosophie sowohl Kunst als auch Wissenschaft istl Arthur Salz, Für die Wissenschaft gegen die Gebildeten unter ihren Verächtern. Drei Masken-Verlag, München 1921. Die revolutionäre Welle, die durch das Geistesleben unserer Zeit geht und vielleicht eine Neuorientierung der Wissenschaft zum Spiritualen und Universellen hin ankündigt, hat auch einen SPezialstreit über Wert und Unwert des Spezialistentums hervorgerufen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/203>, abgerufen am 22.12.2024.