Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.Anthroposophie, ZZiologi" und Lbristent"in Anlhroposophie, Biologie und Christentum Professor Dr. Rudolf Ghrenberg, von meer den vielen Worten und Namen, die in unserer lärmvollen, Es kann sich auf den nachfolgenden Blättern um keine ausführliche Dar¬ Sein Recht, trotzdem die sogenannte Geisteswissenschaft zu kritisieren, leitet Die andere ist seine Eigenschaft als Mitlebendcr in der Schicksalsgemeinschaft Wir wollen diese Erscheinung zunächst einmal rein als Erscheinung in Wir sehen eine Bewegung, die sich um einen Mann bildet -- >>r. Rudolf Anthroposophie, ZZiologi« und Lbristent«in Anlhroposophie, Biologie und Christentum Professor Dr. Rudolf Ghrenberg, von meer den vielen Worten und Namen, die in unserer lärmvollen, Es kann sich auf den nachfolgenden Blättern um keine ausführliche Dar¬ Sein Recht, trotzdem die sogenannte Geisteswissenschaft zu kritisieren, leitet Die andere ist seine Eigenschaft als Mitlebendcr in der Schicksalsgemeinschaft Wir wollen diese Erscheinung zunächst einmal rein als Erscheinung in Wir sehen eine Bewegung, die sich um einen Mann bildet — >>r. Rudolf <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0276" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338709"/> <fw type="header" place="top"> Anthroposophie, ZZiologi« und Lbristent«in</fw><lb/> </div> <div n="1"> <head> Anlhroposophie, Biologie und Christentum<lb/><note type="byline"> Professor Dr. Rudolf Ghrenberg,</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_958"> meer den vielen Worten und Namen, die in unserer lärmvollen,<lb/> klangarmen Zeit durcheinanderschwirren, tönt laut und zunehmend<lb/> lauter das Wort „Anthroposophie" und der Name l>r.Rudolf Steiner.<lb/> Wer irgend aufmerksam zusieht und hinhört, der ist sicherlich schon<lb/> der Propaganda dieser Bewegung, zumindest in ihrer politischen<lb/> Spezialität, der „Dreigliedcrung des sozialen Organismus", begegnet. —<lb/> Und wer sich etwas dafür interessiert hat, der wird auch verstehen, weshalb in<lb/> der Überschrift dieses Aufsatzes gerade jene beiden anderen Bezeichnungen —<lb/> Biologie und Christentum — mit eingesetzt sind. An diese beiden vor allen, den<lb/> Biologen und den Christen, richtet der Anthroposoph den Werberuf „'l'u!» ro« -tgitur«,<lb/> und es lohnt sich vielleicht — schon allein dieser regen Propaganda wegen —,<lb/> einmal die Berechtigung dieses Rufes zu prüfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_959"> Es kann sich auf den nachfolgenden Blättern um keine ausführliche Dar¬<lb/> stellung des anthroposophischen Systems handeln, die Kompetenz dazu legt sich<lb/> der Verfasser nicht bei. Jeder Anthroposoph oder Theosoph würde ihn der Aus¬<lb/> lassungen, Verzerrungen und Mißdeutungen zeihen, denn er erfüllt ja die Vor¬<lb/> bedingungen, die an den Voll-Verstehenden gestellt werden, in dem Hauptpunkte<lb/> nicht: er ist nicht „hellsichtig", er hat nicht einmal den Versuch gemacht, die<lb/> Organe des geistigen Schaums, die den Eingang zu jener behaupteten Welt<lb/> eröffnen sollen, in sich zu entwickeln. —</p><lb/> <p xml:id="ID_960"> Sein Recht, trotzdem die sogenannte Geisteswissenschaft zu kritisieren, leitet<lb/> der Verfasser aus zwei Eigenschaften her. Die eine ist sein Beruf als biologischer<lb/> Nawrwissenschaftler, dem die Anthropvsvphie mit dem Anspruch entgegentritt,<lb/> Wissenschaft zu sein, und zwar im besonderen die wahre Konsequenz der biologischen<lb/> Naturerkenntnis zu vertreten) wozu ihre weitere Behauptung hinzutritt, daß zwar<lb/> das Finden der geisteswissenschaftlichen Erkenntnisse nur auf übersinnlichen, also<lb/> nicht ohne weiteres gangbaren Wege möglich sei, daß aber die einmal gefundenen<lb/> Erkenntnisse auch dem Nicht-Hellsichtigen zugänglich gemacht werden könnten.</p><lb/> <p xml:id="ID_961"> Die andere ist seine Eigenschaft als Mitlebendcr in der Schicksalsgemeinschaft<lb/> dieser Zeit und unseres Volkes einer Erscheinung gegenüber, die von sich behauptet,<lb/> das wahre Erbe der christlichen wie der deutschen Überlieferung, der indischen<lb/> Weisheit wie des deutschen Idealismus anzutreten und deren Hauptsitz sich<lb/> Goethecmum nennt) die weiter von sich behauptet, daß sie das Heil für die gegen¬<lb/> wärtigen und alle zukünftigen Leiden zu bringen vermöge, ja allen Widerständen<lb/> zum Trotz unvermeidlich bringen werde.</p><lb/> <p xml:id="ID_962"> Wir wollen diese Erscheinung zunächst einmal rein als Erscheinung in<lb/> . dieser Zeit betrachten!</p><lb/> <p xml:id="ID_963"> Wir sehen eine Bewegung, die sich um einen Mann bildet — >>r. Rudolf<lb/> Steiner —, die allerorts von sich reden macht, Anhänger aus allen Ständen<lb/> gewinnt, darunter Gelehrte von Ruf, erfolgreiche Männer des Wirtschaftslebens<lb/> und der Technik, hervorragende Geistliche usw. — Wir sehen, daß die vielleicht<lb/> noch nicht sehr große Zahl der Anhänger durch die bekennerhafte Inbrunst und<lb/> Opferwilligkeit in ihrer Wirkung nach außen vervielfacht wird.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0276]
Anthroposophie, ZZiologi« und Lbristent«in
Anlhroposophie, Biologie und Christentum
Professor Dr. Rudolf Ghrenberg, von
meer den vielen Worten und Namen, die in unserer lärmvollen,
klangarmen Zeit durcheinanderschwirren, tönt laut und zunehmend
lauter das Wort „Anthroposophie" und der Name l>r.Rudolf Steiner.
Wer irgend aufmerksam zusieht und hinhört, der ist sicherlich schon
der Propaganda dieser Bewegung, zumindest in ihrer politischen
Spezialität, der „Dreigliedcrung des sozialen Organismus", begegnet. —
Und wer sich etwas dafür interessiert hat, der wird auch verstehen, weshalb in
der Überschrift dieses Aufsatzes gerade jene beiden anderen Bezeichnungen —
Biologie und Christentum — mit eingesetzt sind. An diese beiden vor allen, den
Biologen und den Christen, richtet der Anthroposoph den Werberuf „'l'u!» ro« -tgitur«,
und es lohnt sich vielleicht — schon allein dieser regen Propaganda wegen —,
einmal die Berechtigung dieses Rufes zu prüfen.
Es kann sich auf den nachfolgenden Blättern um keine ausführliche Dar¬
stellung des anthroposophischen Systems handeln, die Kompetenz dazu legt sich
der Verfasser nicht bei. Jeder Anthroposoph oder Theosoph würde ihn der Aus¬
lassungen, Verzerrungen und Mißdeutungen zeihen, denn er erfüllt ja die Vor¬
bedingungen, die an den Voll-Verstehenden gestellt werden, in dem Hauptpunkte
nicht: er ist nicht „hellsichtig", er hat nicht einmal den Versuch gemacht, die
Organe des geistigen Schaums, die den Eingang zu jener behaupteten Welt
eröffnen sollen, in sich zu entwickeln. —
Sein Recht, trotzdem die sogenannte Geisteswissenschaft zu kritisieren, leitet
der Verfasser aus zwei Eigenschaften her. Die eine ist sein Beruf als biologischer
Nawrwissenschaftler, dem die Anthropvsvphie mit dem Anspruch entgegentritt,
Wissenschaft zu sein, und zwar im besonderen die wahre Konsequenz der biologischen
Naturerkenntnis zu vertreten) wozu ihre weitere Behauptung hinzutritt, daß zwar
das Finden der geisteswissenschaftlichen Erkenntnisse nur auf übersinnlichen, also
nicht ohne weiteres gangbaren Wege möglich sei, daß aber die einmal gefundenen
Erkenntnisse auch dem Nicht-Hellsichtigen zugänglich gemacht werden könnten.
Die andere ist seine Eigenschaft als Mitlebendcr in der Schicksalsgemeinschaft
dieser Zeit und unseres Volkes einer Erscheinung gegenüber, die von sich behauptet,
das wahre Erbe der christlichen wie der deutschen Überlieferung, der indischen
Weisheit wie des deutschen Idealismus anzutreten und deren Hauptsitz sich
Goethecmum nennt) die weiter von sich behauptet, daß sie das Heil für die gegen¬
wärtigen und alle zukünftigen Leiden zu bringen vermöge, ja allen Widerständen
zum Trotz unvermeidlich bringen werde.
Wir wollen diese Erscheinung zunächst einmal rein als Erscheinung in
. dieser Zeit betrachten!
Wir sehen eine Bewegung, die sich um einen Mann bildet — >>r. Rudolf
Steiner —, die allerorts von sich reden macht, Anhänger aus allen Ständen
gewinnt, darunter Gelehrte von Ruf, erfolgreiche Männer des Wirtschaftslebens
und der Technik, hervorragende Geistliche usw. — Wir sehen, daß die vielleicht
noch nicht sehr große Zahl der Anhänger durch die bekennerhafte Inbrunst und
Opferwilligkeit in ihrer Wirkung nach außen vervielfacht wird.
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