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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

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Offenherzigkeiten
Sparsamkeit

"^ Wie über die Befestigungen von Helgoland, die ein Wunderwerk der
Abwehrtechnik darstellen sollten, tatsächlich aber, nach den Berichten der Sach¬
verständigen, ihren Aufgaben nicht entfernt gewachsen waren, sind auch über die
Stärke der Feste Istein Wundermären verbreitet worden. "Ob sie sich länger als
48 Stunden . . . hätte halten können?" fragt jetzt in einem Berliner Blatt Oberst
Servaes, der letzte Artillerieoffizier vom Platz der Oberrheinbefestigungen. "War
sie doch nur der Rest einer einst gefaßten großzügigen Idee für die Verteidigung
des Oberrheins! Auf der Tüllinger Höhe gegenüber Hüningen, auf dem Isteiner
Klotz und auf dem Hochberge bei Mühlheim sollten starke Befestigungen errichtet
werden, die sich gegenseitig unterstützen sollten. Aus unangebrachter Sparsamkeit
war aber nur die Feste Istein gebaut worden, und zwar, wie sie in die Be-
festigungSkette gepaßt hätte, nach Osten fast ungeschützt, mit "offener Kehle". . .
Ein etwa bei Basel übergegangener Feind konnte Istein bequem im Rücken fassen."
Daß von Helgoland und Istein so abenteuerliche Sagen umliefen und von den
Spionen der Feinde treuherzig geglaubt wurden, ist an sich ein Vorteil sür uns
gewesen. Im Ernstfalle wäre es aber beiden Trutzburgen schlimm ergangen.
Die unangebrachte Sparsamkeit, die Servaes tadelt, hat uns den Krieg verlieren
lassen. Dank ihr fehlten uns an der Marne die entscheidenden drei Armeekorps, dank
ehr waren wir nicht imstande, den Österreichern von vornherein die erforderlichen
Korsettstangen zu liefern. Mit Recht weist der Österreicher Krauß darauf hin, daß
Deutschland mit Leichtigkeit bei Kriegsbeginn zwölf Armeekorps mehr hätte auf
die Beine bringen können/ unangebrachte Sparsamkeit verhinderte es. Unsere
Regierungen wagten es nicht, aus Furcht vor der demokratischen Presse, beim
Reichstag die pflichtgemäße Vorlage einzubringen. "Nur keine inneren Krisen!"
sagte Bülow. So verzichtete man, um in Frankfurt und Berlin eine gute Presse
zu haben, auf deutsche Lebensnotwendigkeiten. Damit dem "erdrückten Steuer¬
zahler" von 1910 jährlich hundert Millionen erspart blieben, begnügten sich die
Verantwortlicher unverantwortlicherweise mit unzulänglichen Bewilligungen. Jetzt
haben wir ebenso viele Milliarden aufzubringen, und in Schimpf und Schande,
als Tribut für die weit ausschauenden Gegner. Unsere feige Sparsamkeit von
damals ist wüsteste Verschwendung gewesen. Aber, und das ist ja schließlich die
Hauptsache, herrlich hat der Parlamentarismus triumphiert und dem militärischen
-Noloch den Fraß vorenthalten, so daß die Scharnhorstschen Gedanken und mit
ihnen das Reich verdorren mußte.


Das Amritsar-Puppenspiel

Mit 129 gegen 126 Stimmen hat das englische Oberhaus einen Beschlu߬
antrag des früheren Lordkanzlers Finlay angenommen, der das Vorgehen der
Negierung gegen General Dyer sehr unumwunden tadelte. General Dyer hatte im
April 1919 in Amritsar eine Versammlung oppositioneller Jndier mit Maschinen¬
gewehren umstellen und ziemlich bis auf den letzten Mann niederschießen lassen.
Auf Grund des Berichtes der Hunterkommission, die die Negierung zur Unter¬
suchung der Vorfälle eingesetzt hatte, war dann beschlossen worden, General Dyer
im indischen Dienste nicht weiter zu verwenden.

^. Dem klaren Mißtrauensvotum des Oberhauses vermochte das Unterhaus aus
hinlänglich einleuchtenden politischen Gründen nicht beizutreten. Immerhin fanden
"ich auch hier 129 Stimmen, die die Regierung tadelten; ihre starke Mehrheit schmolz
auf 230 zusammen. Nur der Umstand, daß Asquith mit seinen Getreuen und die
Arbeiterpartei für sie eintraten, rettete sie vor der Kabinettskrists und überklebte mit
fremden Hilfsmitteln den Riß in der Koalition.

General Dyer, der sich ungemein entschieden für britische Frauenehre und für
vie in Indien nun einmal bestehende Ordnung eingesetzt hat -- durch die Gasse, in
°er eine Engländerin von indischer Hand ermordet worden war, mußten die Ein¬
geborenen mehrere Tage lang auf allen Vieren kriechen --, General Dyer hat das


Offenherzigkeiten
Sparsamkeit

«^ Wie über die Befestigungen von Helgoland, die ein Wunderwerk der
Abwehrtechnik darstellen sollten, tatsächlich aber, nach den Berichten der Sach¬
verständigen, ihren Aufgaben nicht entfernt gewachsen waren, sind auch über die
Stärke der Feste Istein Wundermären verbreitet worden. „Ob sie sich länger als
48 Stunden . . . hätte halten können?" fragt jetzt in einem Berliner Blatt Oberst
Servaes, der letzte Artillerieoffizier vom Platz der Oberrheinbefestigungen. „War
sie doch nur der Rest einer einst gefaßten großzügigen Idee für die Verteidigung
des Oberrheins! Auf der Tüllinger Höhe gegenüber Hüningen, auf dem Isteiner
Klotz und auf dem Hochberge bei Mühlheim sollten starke Befestigungen errichtet
werden, die sich gegenseitig unterstützen sollten. Aus unangebrachter Sparsamkeit
war aber nur die Feste Istein gebaut worden, und zwar, wie sie in die Be-
festigungSkette gepaßt hätte, nach Osten fast ungeschützt, mit „offener Kehle". . .
Ein etwa bei Basel übergegangener Feind konnte Istein bequem im Rücken fassen."
Daß von Helgoland und Istein so abenteuerliche Sagen umliefen und von den
Spionen der Feinde treuherzig geglaubt wurden, ist an sich ein Vorteil sür uns
gewesen. Im Ernstfalle wäre es aber beiden Trutzburgen schlimm ergangen.
Die unangebrachte Sparsamkeit, die Servaes tadelt, hat uns den Krieg verlieren
lassen. Dank ihr fehlten uns an der Marne die entscheidenden drei Armeekorps, dank
ehr waren wir nicht imstande, den Österreichern von vornherein die erforderlichen
Korsettstangen zu liefern. Mit Recht weist der Österreicher Krauß darauf hin, daß
Deutschland mit Leichtigkeit bei Kriegsbeginn zwölf Armeekorps mehr hätte auf
die Beine bringen können/ unangebrachte Sparsamkeit verhinderte es. Unsere
Regierungen wagten es nicht, aus Furcht vor der demokratischen Presse, beim
Reichstag die pflichtgemäße Vorlage einzubringen. „Nur keine inneren Krisen!"
sagte Bülow. So verzichtete man, um in Frankfurt und Berlin eine gute Presse
zu haben, auf deutsche Lebensnotwendigkeiten. Damit dem „erdrückten Steuer¬
zahler" von 1910 jährlich hundert Millionen erspart blieben, begnügten sich die
Verantwortlicher unverantwortlicherweise mit unzulänglichen Bewilligungen. Jetzt
haben wir ebenso viele Milliarden aufzubringen, und in Schimpf und Schande,
als Tribut für die weit ausschauenden Gegner. Unsere feige Sparsamkeit von
damals ist wüsteste Verschwendung gewesen. Aber, und das ist ja schließlich die
Hauptsache, herrlich hat der Parlamentarismus triumphiert und dem militärischen
-Noloch den Fraß vorenthalten, so daß die Scharnhorstschen Gedanken und mit
ihnen das Reich verdorren mußte.


Das Amritsar-Puppenspiel

Mit 129 gegen 126 Stimmen hat das englische Oberhaus einen Beschlu߬
antrag des früheren Lordkanzlers Finlay angenommen, der das Vorgehen der
Negierung gegen General Dyer sehr unumwunden tadelte. General Dyer hatte im
April 1919 in Amritsar eine Versammlung oppositioneller Jndier mit Maschinen¬
gewehren umstellen und ziemlich bis auf den letzten Mann niederschießen lassen.
Auf Grund des Berichtes der Hunterkommission, die die Negierung zur Unter¬
suchung der Vorfälle eingesetzt hatte, war dann beschlossen worden, General Dyer
im indischen Dienste nicht weiter zu verwenden.

^. Dem klaren Mißtrauensvotum des Oberhauses vermochte das Unterhaus aus
hinlänglich einleuchtenden politischen Gründen nicht beizutreten. Immerhin fanden
«ich auch hier 129 Stimmen, die die Regierung tadelten; ihre starke Mehrheit schmolz
auf 230 zusammen. Nur der Umstand, daß Asquith mit seinen Getreuen und die
Arbeiterpartei für sie eintraten, rettete sie vor der Kabinettskrists und überklebte mit
fremden Hilfsmitteln den Riß in der Koalition.

General Dyer, der sich ungemein entschieden für britische Frauenehre und für
vie in Indien nun einmal bestehende Ordnung eingesetzt hat — durch die Gasse, in
°er eine Engländerin von indischer Hand ermordet worden war, mußten die Ein¬
geborenen mehrere Tage lang auf allen Vieren kriechen —, General Dyer hat das


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[0199] Offenherzigkeiten Sparsamkeit «^ Wie über die Befestigungen von Helgoland, die ein Wunderwerk der Abwehrtechnik darstellen sollten, tatsächlich aber, nach den Berichten der Sach¬ verständigen, ihren Aufgaben nicht entfernt gewachsen waren, sind auch über die Stärke der Feste Istein Wundermären verbreitet worden. „Ob sie sich länger als 48 Stunden . . . hätte halten können?" fragt jetzt in einem Berliner Blatt Oberst Servaes, der letzte Artillerieoffizier vom Platz der Oberrheinbefestigungen. „War sie doch nur der Rest einer einst gefaßten großzügigen Idee für die Verteidigung des Oberrheins! Auf der Tüllinger Höhe gegenüber Hüningen, auf dem Isteiner Klotz und auf dem Hochberge bei Mühlheim sollten starke Befestigungen errichtet werden, die sich gegenseitig unterstützen sollten. Aus unangebrachter Sparsamkeit war aber nur die Feste Istein gebaut worden, und zwar, wie sie in die Be- festigungSkette gepaßt hätte, nach Osten fast ungeschützt, mit „offener Kehle". . . Ein etwa bei Basel übergegangener Feind konnte Istein bequem im Rücken fassen." Daß von Helgoland und Istein so abenteuerliche Sagen umliefen und von den Spionen der Feinde treuherzig geglaubt wurden, ist an sich ein Vorteil sür uns gewesen. Im Ernstfalle wäre es aber beiden Trutzburgen schlimm ergangen. Die unangebrachte Sparsamkeit, die Servaes tadelt, hat uns den Krieg verlieren lassen. Dank ihr fehlten uns an der Marne die entscheidenden drei Armeekorps, dank ehr waren wir nicht imstande, den Österreichern von vornherein die erforderlichen Korsettstangen zu liefern. Mit Recht weist der Österreicher Krauß darauf hin, daß Deutschland mit Leichtigkeit bei Kriegsbeginn zwölf Armeekorps mehr hätte auf die Beine bringen können/ unangebrachte Sparsamkeit verhinderte es. Unsere Regierungen wagten es nicht, aus Furcht vor der demokratischen Presse, beim Reichstag die pflichtgemäße Vorlage einzubringen. „Nur keine inneren Krisen!" sagte Bülow. So verzichtete man, um in Frankfurt und Berlin eine gute Presse zu haben, auf deutsche Lebensnotwendigkeiten. Damit dem „erdrückten Steuer¬ zahler" von 1910 jährlich hundert Millionen erspart blieben, begnügten sich die Verantwortlicher unverantwortlicherweise mit unzulänglichen Bewilligungen. Jetzt haben wir ebenso viele Milliarden aufzubringen, und in Schimpf und Schande, als Tribut für die weit ausschauenden Gegner. Unsere feige Sparsamkeit von damals ist wüsteste Verschwendung gewesen. Aber, und das ist ja schließlich die Hauptsache, herrlich hat der Parlamentarismus triumphiert und dem militärischen -Noloch den Fraß vorenthalten, so daß die Scharnhorstschen Gedanken und mit ihnen das Reich verdorren mußte. Das Amritsar-Puppenspiel Mit 129 gegen 126 Stimmen hat das englische Oberhaus einen Beschlu߬ antrag des früheren Lordkanzlers Finlay angenommen, der das Vorgehen der Negierung gegen General Dyer sehr unumwunden tadelte. General Dyer hatte im April 1919 in Amritsar eine Versammlung oppositioneller Jndier mit Maschinen¬ gewehren umstellen und ziemlich bis auf den letzten Mann niederschießen lassen. Auf Grund des Berichtes der Hunterkommission, die die Negierung zur Unter¬ suchung der Vorfälle eingesetzt hatte, war dann beschlossen worden, General Dyer im indischen Dienste nicht weiter zu verwenden. ^. Dem klaren Mißtrauensvotum des Oberhauses vermochte das Unterhaus aus hinlänglich einleuchtenden politischen Gründen nicht beizutreten. Immerhin fanden «ich auch hier 129 Stimmen, die die Regierung tadelten; ihre starke Mehrheit schmolz auf 230 zusammen. Nur der Umstand, daß Asquith mit seinen Getreuen und die Arbeiterpartei für sie eintraten, rettete sie vor der Kabinettskrists und überklebte mit fremden Hilfsmitteln den Riß in der Koalition. General Dyer, der sich ungemein entschieden für britische Frauenehre und für vie in Indien nun einmal bestehende Ordnung eingesetzt hat — durch die Gasse, in °er eine Engländerin von indischer Hand ermordet worden war, mußten die Ein¬ geborenen mehrere Tage lang auf allen Vieren kriechen —, General Dyer hat das

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/199>, abgerufen am 29.06.2024.