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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr.

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Der Kronzeuge derMarneschlochl
Generaloberst Ireiherr von
Aausen
Erinnerungen an den Warnefetozug
Mit Bildnis des Verfassers, verschiedenen Karten und Gefechts¬
skizzen und einer einleitenden vortrefflichen historischen Studie von
Ariebrich W. Kircheisen
Preis geheftet etwa M. Is.so, gebunden etwa M. 20.--
Der Führer der 3. Armee und vormalige sächsische Kriegsminister, der dem Gegner
an der Marne solche kraftvolle Schläge versetzte, daß Joffre und Fons jeden Augenblick
glaubten, das französische Zentrum würde durchbrochen, hat auf Grund der Unter¬
lagen des Großen Generalstabes eine höchst spannende Schilderung der Marne¬
schlacht, untermischt mit lebenswahren Persönlichen Eindrücken, niedergeschrieben,
die eine prächtige Ehrenrettung der 3. Armee und ihres Führers geworden ist.
F. Noehler, Verlag / Leipzig
MMMZ

Halbmonatsschrift für Auslanddeutschtum und Auslandkunde
ist Mitteilungsblatt des Deutschen Aus¬
land-Instituts in Stuttgart, sowie Organ
: des Bundes des Auslanddeutschen :
Wer in umfassendster und sachlichster Weise über alle für Äandel und
Industrie in Betracht kommenden Fragen unterrichtet sein will und wer
sich nur dem berufensten Führer auf dem wichtigen Gebiete des Ausland¬
deutschtums anvertrauen will, bestelle sofort unsere Äalbmonatschrift
Jedes Acht 32 Seiten Anfang -- Preis
des Einzelheftes Mark 1.50, des Jahresabonne¬
ments Mark 30.--. Für Mitglieder des
Deutschen Ausland-Instituts bei einem
Mindestbeitrag von Mark 20.-- unentgeltlich.
Vorzügliche Verbreitung im In- und AnslKud
Als Anzeigenblatt von bester Wirkung

Soeben beginnt der XII. Jahrgang:
Mo!!-?tsschrift für die Zukunft deutscher Kultur
seBierteljahrspreis Mark 9.-- / Einzelheft Mark 3.30
ist die persönlichste deutsche Zeitschrift. Alle^Kritik ist aufbauend
gerichtet.
ist die Zeitschrift aller jener, die trotz Zusammenbrach sich noch jung
W"- und elastisch genug fühlen, zu allen kommenden Nöten ja zu sagen-
unterscheidet sich deutlich Kor allen anderen deutschen Zeitschriften mit
subjektiven Meinungen als Arbeitsgemeinschaft von Menschen, die über
die Bedingtheit des verengenden Ich hinauskommen wollen dadurch,
daß sie nach der Entfaltung ihrer Seele zum Unendlichen hinstreben.
ist darum schlechthin die Zeitschrift des neuen religiösen Werdens,
Religion ganz weit gefaßt als Lebensgestaltung zum Geistigen hm-
beschäftigt sich ehrlich mit allen Fragen, die zurGesundnng uns,sozialenVsr-
""V- Hältnisse, zurEinheit desVvlksgimzen führt. Sie steht über jed. ParteiPoliM-
Denn das Ziel der "Tat" ist GnnzmenschentumI
Eugen Diederichs BerlKg ne Jena

Deutsche Grenzpolitik
INoeller van den Brück von

ir haben bis jetzt keine Grenzpolitik gehabt. Wir hatten noch nicht
einmal eine Auslandspolitik, die auf Völker eingestellt gewesen
wäre. Wir hatten nur eine Außenpolitik, die sich die Welt so
vorstellte, wie sie gutgläubig wünschte, daß dieselbe sein möchte.
Es war die Politik eines groß aber ziemlich grob gearbeiteten
Rsichsschemas, das sich trotz der jungen Überlieferung des Reiches sehr bald heraus¬
bildete. Sie begnügte sich damit, den Dingen des Reiches den bestimmten Stempel
aufzudrücken, der dann mehr und mehr zum wilhelminischen Stempel wurde.
Sie verwendete diesen Stempel unterschiedslos, ohne die Besonderheit der je¬
weiligen Stelle zu beachten, an der sie ihn handhabte. Sie glaubte vielmehr von
vornherein und ganz allgemein, daß sie des gründlichsten Eindruckes sicher sein
werde, wenn den Vertretern dieser Politik nur gelang, das Reich als möglichst
vollkommen hinzustellen.

Darin lag sehr viel Anmaßung. Aber es lag auch sehr viel Verzicht
darin. Die Anmaßung wurde durch die Macht gerechtfertigt, die wir bis 1914
besaßen. Über den Verzicht wurden wir uns erst klar, als es zu spät war --
als sich während des Krieges herausstellte, wie falsch doch eine Außenpolitik ge¬
wesen sein mußte, die so völlig versäumte, die Völker aus ihrem eigenen Willen
6U begreifen, und die ihnen dafür Vorstellungen aufzudrängen suchte, die als
fremd und eher feindlich denn freundlich empfunden wurden. Schon der Aus'
bruns des Krieges brachte die Überraschung, daß es einen Deutschenhaß in der
Welt gab, vor dessen Ausbrüchen kein Auslandsdeutscher, wohl aber unsere
Außenpolitiker wie vor einem Rätsel standen, dessen seelische Grundlage sie niemals
benurkt zu haben glaubten. Und der Verlauf des Krieges ließ uns dann von
einer Verrechnung in die andere geraten, die durchweg aufdeckten, daß es an
Kenntnis auch der sachlichen Grundlage fehlte, auf der die Beziehungen der
Völker beruhen -- und zu deren Unbegreiflichkeiten etwa gehörte, daß man an
entscheidender und Verantwortlicher Stelle nicht wußte, von welcher Rasse oder
Religion eigentlich die Bevölkerung eines Landes war, in das uns der Feldzug
führte. Von der politischen Lehre, die Bismarck hinterlassen hatte, war der
wichtigste Teil vergessen worden, der von den Nnwägvarkeiten handelte. W


Grenzhoien II 1920 12


Der Kronzeuge derMarneschlochl
Generaloberst Ireiherr von
Aausen
Erinnerungen an den Warnefetozug
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skizzen und einer einleitenden vortrefflichen historischen Studie von
Ariebrich W. Kircheisen
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Der Führer der 3. Armee und vormalige sächsische Kriegsminister, der dem Gegner
an der Marne solche kraftvolle Schläge versetzte, daß Joffre und Fons jeden Augenblick
glaubten, das französische Zentrum würde durchbrochen, hat auf Grund der Unter¬
lagen des Großen Generalstabes eine höchst spannende Schilderung der Marne¬
schlacht, untermischt mit lebenswahren Persönlichen Eindrücken, niedergeschrieben,
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gerichtet.
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W»- und elastisch genug fühlen, zu allen kommenden Nöten ja zu sagen-
unterscheidet sich deutlich Kor allen anderen deutschen Zeitschriften mit
subjektiven Meinungen als Arbeitsgemeinschaft von Menschen, die über
die Bedingtheit des verengenden Ich hinauskommen wollen dadurch,
daß sie nach der Entfaltung ihrer Seele zum Unendlichen hinstreben.
ist darum schlechthin die Zeitschrift des neuen religiösen Werdens,
Religion ganz weit gefaßt als Lebensgestaltung zum Geistigen hm-
beschäftigt sich ehrlich mit allen Fragen, die zurGesundnng uns,sozialenVsr-
»«V- Hältnisse, zurEinheit desVvlksgimzen führt. Sie steht über jed. ParteiPoliM-
Denn das Ziel der „Tat" ist GnnzmenschentumI
Eugen Diederichs BerlKg ne Jena

Deutsche Grenzpolitik
INoeller van den Brück von

ir haben bis jetzt keine Grenzpolitik gehabt. Wir hatten noch nicht
einmal eine Auslandspolitik, die auf Völker eingestellt gewesen
wäre. Wir hatten nur eine Außenpolitik, die sich die Welt so
vorstellte, wie sie gutgläubig wünschte, daß dieselbe sein möchte.
Es war die Politik eines groß aber ziemlich grob gearbeiteten
Rsichsschemas, das sich trotz der jungen Überlieferung des Reiches sehr bald heraus¬
bildete. Sie begnügte sich damit, den Dingen des Reiches den bestimmten Stempel
aufzudrücken, der dann mehr und mehr zum wilhelminischen Stempel wurde.
Sie verwendete diesen Stempel unterschiedslos, ohne die Besonderheit der je¬
weiligen Stelle zu beachten, an der sie ihn handhabte. Sie glaubte vielmehr von
vornherein und ganz allgemein, daß sie des gründlichsten Eindruckes sicher sein
werde, wenn den Vertretern dieser Politik nur gelang, das Reich als möglichst
vollkommen hinzustellen.

Darin lag sehr viel Anmaßung. Aber es lag auch sehr viel Verzicht
darin. Die Anmaßung wurde durch die Macht gerechtfertigt, die wir bis 1914
besaßen. Über den Verzicht wurden wir uns erst klar, als es zu spät war —
als sich während des Krieges herausstellte, wie falsch doch eine Außenpolitik ge¬
wesen sein mußte, die so völlig versäumte, die Völker aus ihrem eigenen Willen
6U begreifen, und die ihnen dafür Vorstellungen aufzudrängen suchte, die als
fremd und eher feindlich denn freundlich empfunden wurden. Schon der Aus'
bruns des Krieges brachte die Überraschung, daß es einen Deutschenhaß in der
Welt gab, vor dessen Ausbrüchen kein Auslandsdeutscher, wohl aber unsere
Außenpolitiker wie vor einem Rätsel standen, dessen seelische Grundlage sie niemals
benurkt zu haben glaubten. Und der Verlauf des Krieges ließ uns dann von
einer Verrechnung in die andere geraten, die durchweg aufdeckten, daß es an
Kenntnis auch der sachlichen Grundlage fehlte, auf der die Beziehungen der
Völker beruhen — und zu deren Unbegreiflichkeiten etwa gehörte, daß man an
entscheidender und Verantwortlicher Stelle nicht wußte, von welcher Rasse oder
Religion eigentlich die Bevölkerung eines Landes war, in das uns der Feldzug
führte. Von der politischen Lehre, die Bismarck hinterlassen hatte, war der
wichtigste Teil vergessen worden, der von den Nnwägvarkeiten handelte. W


Grenzhoien II 1920 12
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337236/183>, abgerufen am 20.09.2024.