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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Die wirtschaftliche Bedeutung (Oberschlesiens für das Reich

Aus dem Gesagten ist zu ersehen, daß die auf ziemlich engem Raum, zu¬
sammengedrängte Bevölkerung Oberschlesiens ihren Lebensunterhalt wesentlich aus
drei Quellen zieht:

1. Aus einer Industrie, die sich auf den reichen Bodenschätzen entwickelt hat,
2. aus einer hochentwickelten Landwirtschaft und Forstwirtschaft,
3. aus dem mit beiden unzertrennlich verbundenen Handel.

Alle drei Quellen machen Oberschlesien zu einem der wirtschaftlich bedeut¬
samsten Bezirke Deutschlands; Deutschlands Stellung im zwischenstaatlichen
Wirtschaftsleben beruht zum großen Teil auf den Leistungen Oberschlesiens,
innerstaatlich zur schärferen Charakterisierung seines Werth stellen wir Oberschlesien
in Vergleich mit anderen Industriezentren.

Die Steinckohlensörderung Oberschlesiens, also eines verhältnismäßig kleinen
Gebietes des Reiches bcirng vor dem Kriege zweieinhalbmal soviel als die von
Osterreich.Ungarn, doppelt soviel als die des Riesenreiches Rußland und, was
vielleicht am stärksten auffüllt, ebensoviel wie die Frankreichs. An Zink wurde
in Oberschlesien 17.4 Prozent, das ist mehr als ein Sechstel der Weltprodnltion
an Zink, gewonnen. Der Gesamtwert der Bergerzeugnisse beträgt jährlich rund
etwa 938 695 0(0 Mark, ohne din Selbstverbrauch der oberschlesischen
Industrie. In ihr arbeiten nahezu 2(X)0 Millionen Mark Kapital, die auf eine
Fülle von Anteilscheinen verstreut sind. Diese wiederum sind über die ver¬
schiedensten Bevölfenmgsschichim verteilt. Ein Verlust OberschlesienL würde also
nicht nur dem Reichs Einkünfte großen Umfanges nehmen, sondern auch eine
große Zahl von Volksgenossen aller Schichten und Gegenden wirtschaftlich
schwer treffen.

Die einzelnen Industriezweige:

Deutschland hat im Jahre 1918 im ganzen 191 511 000 Tonnen Kohle
gefördert. Davon hat Elsaß'Loihnngen 8 817 000 Tonnen, d. h. zwei Prozent
im Werte van 389 Millionen Mark geliefert, die wir nun, nach dem Wegfall
Elsaß-Loihringms an Frankreich, verlieren. Mit Oberschlesien verlören wir aber
jährlich mindestens 43 439 000 Tonnn", d. h. weitere 22,0 Prozent. Im ganzen
beträgt also unser Verlust 24,6 Prozent, d. y. beinahe ein Viertel unserer
Gesamtförderung an Steinkohlen nut einem Geldwert von jährlich 432 553 (XX)
Mark. Wir würden also nicht mehr 191511000 Tonnen, sondern nur etwa
144 000 000 Tonnen fördern können. Zu diesen" direkten Verlust kommt noch
etwas anderes. Für Export von Kohle gab es vor dem Kriege nur zwei Länder:
England und Deutschland. Die deutsche Ausfuhr an Kohle im Jahre 1913 belriuz
84 573 514 Tonnen, die Einfuhr (wir mußten besondere Kohle für Spezialzwccke
einführen) 10 540 003 Tonnen, d. h. die Ausfuhr übertraf die Einfuhr um
24 033 496 Tonnen. Da demzufolge 1913 der Kohlenverbrauch Deutschlands
167 477 504 Tonnen beiragen hat, die Kohlenförderung nach dem Verlust Elsaß-
Lothringens und im Falle der Abtretung Oberschlestens, die gleiche Beschäftigung
der Industrie wie vor dem Kriege vorausgesetzt, zirka 144 000000 Tonnen
beiragen würde, so würden zunächst rund 28 000000 Tonnen Kohlen fehlen.
Diese müßten eingeführt werden. Demut wäre ober Deutschland aus einem
Kvhlcnousfuhrland ein Einfuhrland geworden, die deutsche Volkswirtschaft vorn
Auslande abhängig und damit aufs schwerste in der Konkurrenzfähigkeit bedroht.

Obcrichlefiens Steinkohlenvorrat beträgt nun bis zur Tiefe von 1200 Meter
74 825 Milliarden Tonnen, derjenige Englands bis zur gleichen Tiefe zirka
181350 Milliarden Tonnen. Um diese Zahlen in richtiger Weiss vergleichen zu
können, sei erwähnt, daß 1913 die englische Förderung beispiels>veise 292 000000
Tonnen, die oberschlesische dagegen 48 439 000 Tonnen betrug. England fördert
also bei dem zweieinhalSfnchen Kohlenvorrat ungefähr die siebenfache Kohlen-
meugf. muß also schon in einigen Jahrhunderten seine Vorräte erschöpfen,
während Obttschlesiens Kohls selbst bei gesteigerter Förderung noch mehr als ein
Jahrtausend ausreichen wird. Oberschlesien wird dann zusammen nut Westfalen


Die wirtschaftliche Bedeutung (Oberschlesiens für das Reich

Aus dem Gesagten ist zu ersehen, daß die auf ziemlich engem Raum, zu¬
sammengedrängte Bevölkerung Oberschlesiens ihren Lebensunterhalt wesentlich aus
drei Quellen zieht:

1. Aus einer Industrie, die sich auf den reichen Bodenschätzen entwickelt hat,
2. aus einer hochentwickelten Landwirtschaft und Forstwirtschaft,
3. aus dem mit beiden unzertrennlich verbundenen Handel.

Alle drei Quellen machen Oberschlesien zu einem der wirtschaftlich bedeut¬
samsten Bezirke Deutschlands; Deutschlands Stellung im zwischenstaatlichen
Wirtschaftsleben beruht zum großen Teil auf den Leistungen Oberschlesiens,
innerstaatlich zur schärferen Charakterisierung seines Werth stellen wir Oberschlesien
in Vergleich mit anderen Industriezentren.

Die Steinckohlensörderung Oberschlesiens, also eines verhältnismäßig kleinen
Gebietes des Reiches bcirng vor dem Kriege zweieinhalbmal soviel als die von
Osterreich.Ungarn, doppelt soviel als die des Riesenreiches Rußland und, was
vielleicht am stärksten auffüllt, ebensoviel wie die Frankreichs. An Zink wurde
in Oberschlesien 17.4 Prozent, das ist mehr als ein Sechstel der Weltprodnltion
an Zink, gewonnen. Der Gesamtwert der Bergerzeugnisse beträgt jährlich rund
etwa 938 695 0(0 Mark, ohne din Selbstverbrauch der oberschlesischen
Industrie. In ihr arbeiten nahezu 2(X)0 Millionen Mark Kapital, die auf eine
Fülle von Anteilscheinen verstreut sind. Diese wiederum sind über die ver¬
schiedensten Bevölfenmgsschichim verteilt. Ein Verlust OberschlesienL würde also
nicht nur dem Reichs Einkünfte großen Umfanges nehmen, sondern auch eine
große Zahl von Volksgenossen aller Schichten und Gegenden wirtschaftlich
schwer treffen.

Die einzelnen Industriezweige:

Deutschland hat im Jahre 1918 im ganzen 191 511 000 Tonnen Kohle
gefördert. Davon hat Elsaß'Loihnngen 8 817 000 Tonnen, d. h. zwei Prozent
im Werte van 389 Millionen Mark geliefert, die wir nun, nach dem Wegfall
Elsaß-Loihringms an Frankreich, verlieren. Mit Oberschlesien verlören wir aber
jährlich mindestens 43 439 000 Tonnn«, d. h. weitere 22,0 Prozent. Im ganzen
beträgt also unser Verlust 24,6 Prozent, d. y. beinahe ein Viertel unserer
Gesamtförderung an Steinkohlen nut einem Geldwert von jährlich 432 553 (XX)
Mark. Wir würden also nicht mehr 191511000 Tonnen, sondern nur etwa
144 000 000 Tonnen fördern können. Zu diesen» direkten Verlust kommt noch
etwas anderes. Für Export von Kohle gab es vor dem Kriege nur zwei Länder:
England und Deutschland. Die deutsche Ausfuhr an Kohle im Jahre 1913 belriuz
84 573 514 Tonnen, die Einfuhr (wir mußten besondere Kohle für Spezialzwccke
einführen) 10 540 003 Tonnen, d. h. die Ausfuhr übertraf die Einfuhr um
24 033 496 Tonnen. Da demzufolge 1913 der Kohlenverbrauch Deutschlands
167 477 504 Tonnen beiragen hat, die Kohlenförderung nach dem Verlust Elsaß-
Lothringens und im Falle der Abtretung Oberschlestens, die gleiche Beschäftigung
der Industrie wie vor dem Kriege vorausgesetzt, zirka 144 000000 Tonnen
beiragen würde, so würden zunächst rund 28 000000 Tonnen Kohlen fehlen.
Diese müßten eingeführt werden. Demut wäre ober Deutschland aus einem
Kvhlcnousfuhrland ein Einfuhrland geworden, die deutsche Volkswirtschaft vorn
Auslande abhängig und damit aufs schwerste in der Konkurrenzfähigkeit bedroht.

Obcrichlefiens Steinkohlenvorrat beträgt nun bis zur Tiefe von 1200 Meter
74 825 Milliarden Tonnen, derjenige Englands bis zur gleichen Tiefe zirka
181350 Milliarden Tonnen. Um diese Zahlen in richtiger Weiss vergleichen zu
können, sei erwähnt, daß 1913 die englische Förderung beispiels>veise 292 000000
Tonnen, die oberschlesische dagegen 48 439 000 Tonnen betrug. England fördert
also bei dem zweieinhalSfnchen Kohlenvorrat ungefähr die siebenfache Kohlen-
meugf. muß also schon in einigen Jahrhunderten seine Vorräte erschöpfen,
während Obttschlesiens Kohls selbst bei gesteigerter Förderung noch mehr als ein
Jahrtausend ausreichen wird. Oberschlesien wird dann zusammen nut Westfalen


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[0168] Die wirtschaftliche Bedeutung (Oberschlesiens für das Reich Aus dem Gesagten ist zu ersehen, daß die auf ziemlich engem Raum, zu¬ sammengedrängte Bevölkerung Oberschlesiens ihren Lebensunterhalt wesentlich aus drei Quellen zieht: 1. Aus einer Industrie, die sich auf den reichen Bodenschätzen entwickelt hat, 2. aus einer hochentwickelten Landwirtschaft und Forstwirtschaft, 3. aus dem mit beiden unzertrennlich verbundenen Handel. Alle drei Quellen machen Oberschlesien zu einem der wirtschaftlich bedeut¬ samsten Bezirke Deutschlands; Deutschlands Stellung im zwischenstaatlichen Wirtschaftsleben beruht zum großen Teil auf den Leistungen Oberschlesiens, innerstaatlich zur schärferen Charakterisierung seines Werth stellen wir Oberschlesien in Vergleich mit anderen Industriezentren. Die Steinckohlensörderung Oberschlesiens, also eines verhältnismäßig kleinen Gebietes des Reiches bcirng vor dem Kriege zweieinhalbmal soviel als die von Osterreich.Ungarn, doppelt soviel als die des Riesenreiches Rußland und, was vielleicht am stärksten auffüllt, ebensoviel wie die Frankreichs. An Zink wurde in Oberschlesien 17.4 Prozent, das ist mehr als ein Sechstel der Weltprodnltion an Zink, gewonnen. Der Gesamtwert der Bergerzeugnisse beträgt jährlich rund etwa 938 695 0(0 Mark, ohne din Selbstverbrauch der oberschlesischen Industrie. In ihr arbeiten nahezu 2(X)0 Millionen Mark Kapital, die auf eine Fülle von Anteilscheinen verstreut sind. Diese wiederum sind über die ver¬ schiedensten Bevölfenmgsschichim verteilt. Ein Verlust OberschlesienL würde also nicht nur dem Reichs Einkünfte großen Umfanges nehmen, sondern auch eine große Zahl von Volksgenossen aller Schichten und Gegenden wirtschaftlich schwer treffen. Die einzelnen Industriezweige: Deutschland hat im Jahre 1918 im ganzen 191 511 000 Tonnen Kohle gefördert. Davon hat Elsaß'Loihnngen 8 817 000 Tonnen, d. h. zwei Prozent im Werte van 389 Millionen Mark geliefert, die wir nun, nach dem Wegfall Elsaß-Loihringms an Frankreich, verlieren. Mit Oberschlesien verlören wir aber jährlich mindestens 43 439 000 Tonnn«, d. h. weitere 22,0 Prozent. Im ganzen beträgt also unser Verlust 24,6 Prozent, d. y. beinahe ein Viertel unserer Gesamtförderung an Steinkohlen nut einem Geldwert von jährlich 432 553 (XX) Mark. Wir würden also nicht mehr 191511000 Tonnen, sondern nur etwa 144 000 000 Tonnen fördern können. Zu diesen» direkten Verlust kommt noch etwas anderes. Für Export von Kohle gab es vor dem Kriege nur zwei Länder: England und Deutschland. Die deutsche Ausfuhr an Kohle im Jahre 1913 belriuz 84 573 514 Tonnen, die Einfuhr (wir mußten besondere Kohle für Spezialzwccke einführen) 10 540 003 Tonnen, d. h. die Ausfuhr übertraf die Einfuhr um 24 033 496 Tonnen. Da demzufolge 1913 der Kohlenverbrauch Deutschlands 167 477 504 Tonnen beiragen hat, die Kohlenförderung nach dem Verlust Elsaß- Lothringens und im Falle der Abtretung Oberschlestens, die gleiche Beschäftigung der Industrie wie vor dem Kriege vorausgesetzt, zirka 144 000000 Tonnen beiragen würde, so würden zunächst rund 28 000000 Tonnen Kohlen fehlen. Diese müßten eingeführt werden. Demut wäre ober Deutschland aus einem Kvhlcnousfuhrland ein Einfuhrland geworden, die deutsche Volkswirtschaft vorn Auslande abhängig und damit aufs schwerste in der Konkurrenzfähigkeit bedroht. Obcrichlefiens Steinkohlenvorrat beträgt nun bis zur Tiefe von 1200 Meter 74 825 Milliarden Tonnen, derjenige Englands bis zur gleichen Tiefe zirka 181350 Milliarden Tonnen. Um diese Zahlen in richtiger Weiss vergleichen zu können, sei erwähnt, daß 1913 die englische Förderung beispiels>veise 292 000000 Tonnen, die oberschlesische dagegen 48 439 000 Tonnen betrug. England fördert also bei dem zweieinhalSfnchen Kohlenvorrat ungefähr die siebenfache Kohlen- meugf. muß also schon in einigen Jahrhunderten seine Vorräte erschöpfen, während Obttschlesiens Kohls selbst bei gesteigerter Förderung noch mehr als ein Jahrtausend ausreichen wird. Oberschlesien wird dann zusammen nut Westfalen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/168>, abgerufen am 01.09.2024.