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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Drinnen und draußen

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teressante Angaben gemacht, wobei er über¬
haupt auf die Bodenschätze des Petschora-
gebiets zu sprechen kam. Pawlowüsch beruft
sich bei seinen Angaben auf die Forschungen
einer amerikanischen Expedition, deren Er¬
gebnisse zum Teil von F. Dnjeprowski in
der russischen Zeitschrift "Snamja Truda"
veröffentlicht wurden.

Diese Expedition hat die Ausläufer des
nördlichen Urals und das obere Becken der
Petschora untersucht. Die Petschora ent¬
springt bekanntlich im Ural (etwa auf dem
62. Breitengrad) und mündet nach einem
über 1430 Kilometer langen Laufe in das
nördliche Eismeer. Das Einzugsgebiet der
Petschora beträgt über 329000 Quadrat¬
kilometer (Einzugsgebiet des Rheins 224 400
Quadratkilometer). Es sind gewaltige Platin-,
Gold- und Wolframlager gefunden worden.
Nicht weit von der Stadt Ast-Zylma, die
an der Petschora, gegenüber dem Einfluß
der Zylma, gelegen ist, und zwar an der
Stelle, wo die von Osten fließende Petschora
eine scharfe Biegung macht, um in süd¬
nördlicher Richtung dem Eismeer zuzufließen,
sind Kupfererzlager entdeckt worden, die sich
fünf bis sieben Faden (1 Faden ----- 2,13
Meter) unter der Erdoberfläche befinden. In
dem Quellengebiet des Flusses Wytschegda
find große Eisenerzlager festgestellt worden.
Ferner ist im Petschoragebiet Salz, Schwefel,
Schwefelkies, Schleifstein an vielen Orten
vorhanden. Im Gebiet des Flusses Uchta,
der oberhalb Ast-Zylma in die Petschora
mündet, ist an vielen Stellen Naphta fest¬
gestellt worden. Durch Bohrungen, die hier
vorgenommen wurden, ist nachgewiesen wor¬
den, daß das naphtareiche Gebiet einen
Flächenraum von 1200 Quadratwerst umfaßt
(1 Werst ---- 1,067 Kilometer).

Zu bemerken wäre noch, dasz auch im
nördlichen Ural im Gebiet der Flüsse Loswa,
Toscheleka und Jwdelja im Jahre 1917
reiche Platin- und Goldlager entdeckt worden
find. Das Gold kommt hier sowohl als
Wahns-, wie als Berggold vor. In der
Nishne-Poftkaja Dakscha sind große Korund¬
H, F. lager entdeckt worden.

Filmschund und Anslnudswirknng.

Schon
längst ist eS offenbar geworden, daß unsere
moralische Korruption im Ausland auch auf
dem Gebiete unserer äußeren Beziehungen

[Spaltenumbruch]

außerordentlich Unerfreuliche Nebenerschei¬
nungen zeitigt. Der internationale Charakter
des Films erleichtert den Export und führt
zu einer Fernwirkung, deren Folgen von
einer skrupelloser Industrie keineswegs in
ihrer wahren Bedeutung eingeschätzt werden.
Als ein besonders markantes Beispiel ist ein
Filu zu bezeichnen, der augenblicklich in
Berlin vorgeführt wird. Seine Herstellung
hat viele Millionen gekostet und er erscheint,
um die sensationelle Spannung zu erhöhen,
nach Art von Hintertreppenromanen in nicht
weniger als acht Fortsetzungen. Zwei der
Teile spielen in China. Die Art und Weise,
wie chinesische Gesevschaftstypen, Sitten und
Gebräuche dargestellt werden, entspricht
durchaus nicht dem tatsächlichen kulturellen
Hochstand des chinesischen Volkes. Beispiels¬
weise wird dort ein hoher Mandarin (Polizei-
präfekt) vorgeführt, der, anstatt seiner Pflicht
zu genügen und den Mädchenhandel zu be¬
kämpfen, mit einem Bordellwirt gemeinsame
Sache macht. Dieser Vorgang berührte ge¬
bildete Chinesen, die den Filu besuchten, wie
sie erklärten, etwa in der Weise, als wenn
ein Auslandsdeutscher einen in China her¬
gestellten in Deutschland spielenden Filu
sähe, worin der Polizeipräsident einer an¬
gesehenen Stadt in einer ähnlichen schmutzigen
Situation dargestellt würde. Die Wirkung
dieses Films auf die hiesige chinesische Ko¬
lonie ist denn auch nicht ausgeblieben, gerade
in einem Augenblick, wo sich die Sympathien
dieses Volkes uns wieder zuwenden, ist in
diesen Kreisen auf das Peinlichste vermerkt
worden, daß wir es in so betrüblichem Muße
an internationalem Takt fehlen lassen. Auch
sollen bereits Versuche von gegnerischer Seite
im Gange sein, diesen Filu dazu zu be¬
nutzen, um in China an Ort und Stelle die
sür uns aufkeimenden Sympathien durch
diese von uns selbst gelieferte billige Gegen¬
propaganda zu ersticken. Wenn also nicht
allgemeine Gesichtspunkte des öffentlichen
Auslandes genügen, um dem überhand¬
nehmenden Filmschunde zu steuern, dann
sollte diese Gefährdung unseres inter¬
nationalen moralischen Kredites
doch zu ernsthaften Bedenken Anlaß geben
und alle Verantwortlicher Kreise der Nation
dringend darauf hinweisen, daß scharfe
Gegenmaßnahmen erforderlich find. B.

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Drinnen und draußen

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teressante Angaben gemacht, wobei er über¬
haupt auf die Bodenschätze des Petschora-
gebiets zu sprechen kam. Pawlowüsch beruft
sich bei seinen Angaben auf die Forschungen
einer amerikanischen Expedition, deren Er¬
gebnisse zum Teil von F. Dnjeprowski in
der russischen Zeitschrift „Snamja Truda"
veröffentlicht wurden.

Diese Expedition hat die Ausläufer des
nördlichen Urals und das obere Becken der
Petschora untersucht. Die Petschora ent¬
springt bekanntlich im Ural (etwa auf dem
62. Breitengrad) und mündet nach einem
über 1430 Kilometer langen Laufe in das
nördliche Eismeer. Das Einzugsgebiet der
Petschora beträgt über 329000 Quadrat¬
kilometer (Einzugsgebiet des Rheins 224 400
Quadratkilometer). Es sind gewaltige Platin-,
Gold- und Wolframlager gefunden worden.
Nicht weit von der Stadt Ast-Zylma, die
an der Petschora, gegenüber dem Einfluß
der Zylma, gelegen ist, und zwar an der
Stelle, wo die von Osten fließende Petschora
eine scharfe Biegung macht, um in süd¬
nördlicher Richtung dem Eismeer zuzufließen,
sind Kupfererzlager entdeckt worden, die sich
fünf bis sieben Faden (1 Faden ----- 2,13
Meter) unter der Erdoberfläche befinden. In
dem Quellengebiet des Flusses Wytschegda
find große Eisenerzlager festgestellt worden.
Ferner ist im Petschoragebiet Salz, Schwefel,
Schwefelkies, Schleifstein an vielen Orten
vorhanden. Im Gebiet des Flusses Uchta,
der oberhalb Ast-Zylma in die Petschora
mündet, ist an vielen Stellen Naphta fest¬
gestellt worden. Durch Bohrungen, die hier
vorgenommen wurden, ist nachgewiesen wor¬
den, daß das naphtareiche Gebiet einen
Flächenraum von 1200 Quadratwerst umfaßt
(1 Werst ---- 1,067 Kilometer).

Zu bemerken wäre noch, dasz auch im
nördlichen Ural im Gebiet der Flüsse Loswa,
Toscheleka und Jwdelja im Jahre 1917
reiche Platin- und Goldlager entdeckt worden
find. Das Gold kommt hier sowohl als
Wahns-, wie als Berggold vor. In der
Nishne-Poftkaja Dakscha sind große Korund¬
H, F. lager entdeckt worden.

Filmschund und Anslnudswirknng.

Schon
längst ist eS offenbar geworden, daß unsere
moralische Korruption im Ausland auch auf
dem Gebiete unserer äußeren Beziehungen

[Spaltenumbruch]

außerordentlich Unerfreuliche Nebenerschei¬
nungen zeitigt. Der internationale Charakter
des Films erleichtert den Export und führt
zu einer Fernwirkung, deren Folgen von
einer skrupelloser Industrie keineswegs in
ihrer wahren Bedeutung eingeschätzt werden.
Als ein besonders markantes Beispiel ist ein
Filu zu bezeichnen, der augenblicklich in
Berlin vorgeführt wird. Seine Herstellung
hat viele Millionen gekostet und er erscheint,
um die sensationelle Spannung zu erhöhen,
nach Art von Hintertreppenromanen in nicht
weniger als acht Fortsetzungen. Zwei der
Teile spielen in China. Die Art und Weise,
wie chinesische Gesevschaftstypen, Sitten und
Gebräuche dargestellt werden, entspricht
durchaus nicht dem tatsächlichen kulturellen
Hochstand des chinesischen Volkes. Beispiels¬
weise wird dort ein hoher Mandarin (Polizei-
präfekt) vorgeführt, der, anstatt seiner Pflicht
zu genügen und den Mädchenhandel zu be¬
kämpfen, mit einem Bordellwirt gemeinsame
Sache macht. Dieser Vorgang berührte ge¬
bildete Chinesen, die den Filu besuchten, wie
sie erklärten, etwa in der Weise, als wenn
ein Auslandsdeutscher einen in China her¬
gestellten in Deutschland spielenden Filu
sähe, worin der Polizeipräsident einer an¬
gesehenen Stadt in einer ähnlichen schmutzigen
Situation dargestellt würde. Die Wirkung
dieses Films auf die hiesige chinesische Ko¬
lonie ist denn auch nicht ausgeblieben, gerade
in einem Augenblick, wo sich die Sympathien
dieses Volkes uns wieder zuwenden, ist in
diesen Kreisen auf das Peinlichste vermerkt
worden, daß wir es in so betrüblichem Muße
an internationalem Takt fehlen lassen. Auch
sollen bereits Versuche von gegnerischer Seite
im Gange sein, diesen Filu dazu zu be¬
nutzen, um in China an Ort und Stelle die
sür uns aufkeimenden Sympathien durch
diese von uns selbst gelieferte billige Gegen¬
propaganda zu ersticken. Wenn also nicht
allgemeine Gesichtspunkte des öffentlichen
Auslandes genügen, um dem überhand¬
nehmenden Filmschunde zu steuern, dann
sollte diese Gefährdung unseres inter¬
nationalen moralischen Kredites
doch zu ernsthaften Bedenken Anlaß geben
und alle Verantwortlicher Kreise der Nation
dringend darauf hinweisen, daß scharfe
Gegenmaßnahmen erforderlich find. B.

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[0107] Drinnen und draußen teressante Angaben gemacht, wobei er über¬ haupt auf die Bodenschätze des Petschora- gebiets zu sprechen kam. Pawlowüsch beruft sich bei seinen Angaben auf die Forschungen einer amerikanischen Expedition, deren Er¬ gebnisse zum Teil von F. Dnjeprowski in der russischen Zeitschrift „Snamja Truda" veröffentlicht wurden. Diese Expedition hat die Ausläufer des nördlichen Urals und das obere Becken der Petschora untersucht. Die Petschora ent¬ springt bekanntlich im Ural (etwa auf dem 62. Breitengrad) und mündet nach einem über 1430 Kilometer langen Laufe in das nördliche Eismeer. Das Einzugsgebiet der Petschora beträgt über 329000 Quadrat¬ kilometer (Einzugsgebiet des Rheins 224 400 Quadratkilometer). Es sind gewaltige Platin-, Gold- und Wolframlager gefunden worden. Nicht weit von der Stadt Ast-Zylma, die an der Petschora, gegenüber dem Einfluß der Zylma, gelegen ist, und zwar an der Stelle, wo die von Osten fließende Petschora eine scharfe Biegung macht, um in süd¬ nördlicher Richtung dem Eismeer zuzufließen, sind Kupfererzlager entdeckt worden, die sich fünf bis sieben Faden (1 Faden ----- 2,13 Meter) unter der Erdoberfläche befinden. In dem Quellengebiet des Flusses Wytschegda find große Eisenerzlager festgestellt worden. Ferner ist im Petschoragebiet Salz, Schwefel, Schwefelkies, Schleifstein an vielen Orten vorhanden. Im Gebiet des Flusses Uchta, der oberhalb Ast-Zylma in die Petschora mündet, ist an vielen Stellen Naphta fest¬ gestellt worden. Durch Bohrungen, die hier vorgenommen wurden, ist nachgewiesen wor¬ den, daß das naphtareiche Gebiet einen Flächenraum von 1200 Quadratwerst umfaßt (1 Werst ---- 1,067 Kilometer). Zu bemerken wäre noch, dasz auch im nördlichen Ural im Gebiet der Flüsse Loswa, Toscheleka und Jwdelja im Jahre 1917 reiche Platin- und Goldlager entdeckt worden find. Das Gold kommt hier sowohl als Wahns-, wie als Berggold vor. In der Nishne-Poftkaja Dakscha sind große Korund¬ H, F. lager entdeckt worden. Filmschund und Anslnudswirknng. Schon längst ist eS offenbar geworden, daß unsere moralische Korruption im Ausland auch auf dem Gebiete unserer äußeren Beziehungen außerordentlich Unerfreuliche Nebenerschei¬ nungen zeitigt. Der internationale Charakter des Films erleichtert den Export und führt zu einer Fernwirkung, deren Folgen von einer skrupelloser Industrie keineswegs in ihrer wahren Bedeutung eingeschätzt werden. Als ein besonders markantes Beispiel ist ein Filu zu bezeichnen, der augenblicklich in Berlin vorgeführt wird. Seine Herstellung hat viele Millionen gekostet und er erscheint, um die sensationelle Spannung zu erhöhen, nach Art von Hintertreppenromanen in nicht weniger als acht Fortsetzungen. Zwei der Teile spielen in China. Die Art und Weise, wie chinesische Gesevschaftstypen, Sitten und Gebräuche dargestellt werden, entspricht durchaus nicht dem tatsächlichen kulturellen Hochstand des chinesischen Volkes. Beispiels¬ weise wird dort ein hoher Mandarin (Polizei- präfekt) vorgeführt, der, anstatt seiner Pflicht zu genügen und den Mädchenhandel zu be¬ kämpfen, mit einem Bordellwirt gemeinsame Sache macht. Dieser Vorgang berührte ge¬ bildete Chinesen, die den Filu besuchten, wie sie erklärten, etwa in der Weise, als wenn ein Auslandsdeutscher einen in China her¬ gestellten in Deutschland spielenden Filu sähe, worin der Polizeipräsident einer an¬ gesehenen Stadt in einer ähnlichen schmutzigen Situation dargestellt würde. Die Wirkung dieses Films auf die hiesige chinesische Ko¬ lonie ist denn auch nicht ausgeblieben, gerade in einem Augenblick, wo sich die Sympathien dieses Volkes uns wieder zuwenden, ist in diesen Kreisen auf das Peinlichste vermerkt worden, daß wir es in so betrüblichem Muße an internationalem Takt fehlen lassen. Auch sollen bereits Versuche von gegnerischer Seite im Gange sein, diesen Filu dazu zu be¬ nutzen, um in China an Ort und Stelle die sür uns aufkeimenden Sympathien durch diese von uns selbst gelieferte billige Gegen¬ propaganda zu ersticken. Wenn also nicht allgemeine Gesichtspunkte des öffentlichen Auslandes genügen, um dem überhand¬ nehmenden Filmschunde zu steuern, dann sollte diese Gefährdung unseres inter¬ nationalen moralischen Kredites doch zu ernsthaften Bedenken Anlaß geben und alle Verantwortlicher Kreise der Nation dringend darauf hinweisen, daß scharfe Gegenmaßnahmen erforderlich find. B.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/107>, abgerufen am 01.09.2024.