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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Festmeter beteiligt, auf die Rheinprovinz
entfallen 0,3 Millionen, zur größeren Hälfte
Laubholz.

Auf das Abstimmungsgebiet entfällt
nahezu ebenso viel Holzertrag, nämlich etwas
über 3 Millionen Festmeter, darunter 1,7
Millionen Nutzholz, nahezu 1 Million Brenn¬
holz, das übrige Stock- und Reisholz. Auf
das südliche Ostpreußen kämen allein 1,1
Millionen, auf Oberschlesien 1,6 Millionen
Festmeter, der Rest auf Westpreußen und
Schleswig. Im schlimmsten Falle würden
also S°/< Millionen Festmeter an jährlichem
Reinertrag an unsere Feinde übergehen, das
sind mehr al" V" des Gesamtertrages der
Forsten in Preußen I Der Verlust trifft
gleichermaßen den Staat, die Gemeinden, die
Fideikommißforsten wie die im freien Besitz
befindlichen Forsten, im Abtretungsgebiet
verhältnismäßig am meisten die Staats¬
forsten, im Abstimmungsgebiet die Fidei¬
kommißforsten.

Jedenfalls sprechen diese Zahlen! eine sehr
deutliche Sprache, sie lehren uns auf der
einen Seite mit dem noch uns verbliebenen
Reichtum an Holz so sparsam wie möglich
zu wirtschaften, dann aber auch unsererseits
alles zu tun, um den deutsch gesinnten Be¬
wohnern der Abstimmungsgebiete ihre Ab¬
stimmung zu unsern Gunsten nach Möglich¬
keit zu erleichtern!

Professor Dr. Yalbfaß
Arbeit und Kultur in Overschlcsien.

Der
Zentralrat der Provinz Schlesien hat das
verdienstvolle Unternehmen gewagt, durch
eine Ausstellung den kulturellen Geist Ober¬
schlesiens bildhaft aufzufangen und gewisser¬
maßen zu reproduzieren. In dem Gebäude,
das vor fünf Jahren errichtet wurde, um
darin Zeugnis abzulegen von der vater¬
ländischen Opferfähigkeit des Preußischen
Volkes der Befreiungsjahre 1813/14, sind
nun mit geschickter raumkünstlerischer An-
Passung, aber vielleicht zu sehr mehr nach
ästhetischen Gesichtspunkten als nach sachlichen,
zahllose Zeugen oberschlesischen Ringens um
die Kultur in fast fünfzig Zimmern neben¬
einandergestellt. Und -- um das Resultat
vorweg zu nehmen -- diese oberschlesische
Kultur ist deutsch. Daran kann kein Zweifel

[Spaltenumbruch]

sein für jeden, der die Breslauer Oktober¬
schau durchschreitet und sich von der schlesi-
schen Landschaft in ihrem stillfriedlichen
Reiz der weiten Felder und Wälder er¬
greifen laßt oder vor Prof. Kaempfers düster
Prachtvollen Gemälden "Hochofenabstich"
und "Kohlengewinnung im Pfeiler", vor
Wahrers "Fabrikhof" das gewaltig brausende
Lied der Arbeit aufdröhnen zu hören meint
oder die tausend Zeichen einer energischen
Bildungsbemühung in den Schulen, den
Volksbibliotheken, den Schriften der Ober-
schlesier über ihre Heimat verfolgt. -- Prof.
Dr. Wahrer, erster Direktor des Breslauer
Kunstgewerbemuseums und Leiter der Aus¬
stellung, meinte in seiner Begrüßungsan¬
sprache bei der Eröffnung der Oktoberschau,
diejenigen, denen das Unternehmen unbe¬
quem sei, würden es als tendenziö" und
darum wertlos verschreien. Diese Gefahr
besteht nicht, denn die Tendenz ist -- in. G.
leider -- ganz im Hintergrunde versteckt
und hätte um der sachlichen Eindringlichkeit
willen durch vergleichende Gegenüber¬
stellungen, durch reichere Statistik stärker
hervorgekehrt werden müssen. Reichskanzler
Bauer und Oberpräsident Philipp betonten
in ihren Reden bei der gleichen Gelegenheit
die Bedeutung Oberschlesiens sür das
Deutsche Reich und gaben als Zweck der Ver¬
anstaltung offen an: nachzuweisen, daß die
oberschlesische Arbeit und Kultur deutsch ge¬
richtet sind. Es gilt, dem großen Vater¬
lande einen Hauptlebensnerv zu erhalten.
Da ist es Pflicht, sein Licht nicht unter den
Scheffel zu stellen, da kann von keiner
tendenziösen Wertlosigkeit die Rede sein, da
ist zu fordern, daß das Tatsächliche als be¬
weiskräftig anerkannt wird. Und als Tat¬
sächliches ergibt sich -- kurz zusammen¬
gefaßt -- folgendes:

Oberschlesien ist ursprünglich germanisches
Siedlungsland. Mit der Völkerwanderung
drangen die Slawen herein. Von neuem
aber gewann bald aus Westen vorrückend
germanisches Volkstum wieder Boden. Der
Höhepunkt deutscher Siedlung fällt jedoch
erst ins vierzehnte Jahrhundert. Die noch
früheren Stadtgründungen beginnen mit dem
dreizehnten Jahrhundert und sind irr Plan
und Wesen der zweckvollen Anlage unde-

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Festmeter beteiligt, auf die Rheinprovinz
entfallen 0,3 Millionen, zur größeren Hälfte
Laubholz.

Auf das Abstimmungsgebiet entfällt
nahezu ebenso viel Holzertrag, nämlich etwas
über 3 Millionen Festmeter, darunter 1,7
Millionen Nutzholz, nahezu 1 Million Brenn¬
holz, das übrige Stock- und Reisholz. Auf
das südliche Ostpreußen kämen allein 1,1
Millionen, auf Oberschlesien 1,6 Millionen
Festmeter, der Rest auf Westpreußen und
Schleswig. Im schlimmsten Falle würden
also S°/< Millionen Festmeter an jährlichem
Reinertrag an unsere Feinde übergehen, das
sind mehr al» V« des Gesamtertrages der
Forsten in Preußen I Der Verlust trifft
gleichermaßen den Staat, die Gemeinden, die
Fideikommißforsten wie die im freien Besitz
befindlichen Forsten, im Abtretungsgebiet
verhältnismäßig am meisten die Staats¬
forsten, im Abstimmungsgebiet die Fidei¬
kommißforsten.

Jedenfalls sprechen diese Zahlen! eine sehr
deutliche Sprache, sie lehren uns auf der
einen Seite mit dem noch uns verbliebenen
Reichtum an Holz so sparsam wie möglich
zu wirtschaften, dann aber auch unsererseits
alles zu tun, um den deutsch gesinnten Be¬
wohnern der Abstimmungsgebiete ihre Ab¬
stimmung zu unsern Gunsten nach Möglich¬
keit zu erleichtern!

Professor Dr. Yalbfaß
Arbeit und Kultur in Overschlcsien.

Der
Zentralrat der Provinz Schlesien hat das
verdienstvolle Unternehmen gewagt, durch
eine Ausstellung den kulturellen Geist Ober¬
schlesiens bildhaft aufzufangen und gewisser¬
maßen zu reproduzieren. In dem Gebäude,
das vor fünf Jahren errichtet wurde, um
darin Zeugnis abzulegen von der vater¬
ländischen Opferfähigkeit des Preußischen
Volkes der Befreiungsjahre 1813/14, sind
nun mit geschickter raumkünstlerischer An-
Passung, aber vielleicht zu sehr mehr nach
ästhetischen Gesichtspunkten als nach sachlichen,
zahllose Zeugen oberschlesischen Ringens um
die Kultur in fast fünfzig Zimmern neben¬
einandergestellt. Und — um das Resultat
vorweg zu nehmen — diese oberschlesische
Kultur ist deutsch. Daran kann kein Zweifel

[Spaltenumbruch]

sein für jeden, der die Breslauer Oktober¬
schau durchschreitet und sich von der schlesi-
schen Landschaft in ihrem stillfriedlichen
Reiz der weiten Felder und Wälder er¬
greifen laßt oder vor Prof. Kaempfers düster
Prachtvollen Gemälden „Hochofenabstich"
und „Kohlengewinnung im Pfeiler", vor
Wahrers „Fabrikhof" das gewaltig brausende
Lied der Arbeit aufdröhnen zu hören meint
oder die tausend Zeichen einer energischen
Bildungsbemühung in den Schulen, den
Volksbibliotheken, den Schriften der Ober-
schlesier über ihre Heimat verfolgt. — Prof.
Dr. Wahrer, erster Direktor des Breslauer
Kunstgewerbemuseums und Leiter der Aus¬
stellung, meinte in seiner Begrüßungsan¬
sprache bei der Eröffnung der Oktoberschau,
diejenigen, denen das Unternehmen unbe¬
quem sei, würden es als tendenziö» und
darum wertlos verschreien. Diese Gefahr
besteht nicht, denn die Tendenz ist — in. G.
leider — ganz im Hintergrunde versteckt
und hätte um der sachlichen Eindringlichkeit
willen durch vergleichende Gegenüber¬
stellungen, durch reichere Statistik stärker
hervorgekehrt werden müssen. Reichskanzler
Bauer und Oberpräsident Philipp betonten
in ihren Reden bei der gleichen Gelegenheit
die Bedeutung Oberschlesiens sür das
Deutsche Reich und gaben als Zweck der Ver¬
anstaltung offen an: nachzuweisen, daß die
oberschlesische Arbeit und Kultur deutsch ge¬
richtet sind. Es gilt, dem großen Vater¬
lande einen Hauptlebensnerv zu erhalten.
Da ist es Pflicht, sein Licht nicht unter den
Scheffel zu stellen, da kann von keiner
tendenziösen Wertlosigkeit die Rede sein, da
ist zu fordern, daß das Tatsächliche als be¬
weiskräftig anerkannt wird. Und als Tat¬
sächliches ergibt sich — kurz zusammen¬
gefaßt — folgendes:

Oberschlesien ist ursprünglich germanisches
Siedlungsland. Mit der Völkerwanderung
drangen die Slawen herein. Von neuem
aber gewann bald aus Westen vorrückend
germanisches Volkstum wieder Boden. Der
Höhepunkt deutscher Siedlung fällt jedoch
erst ins vierzehnte Jahrhundert. Die noch
früheren Stadtgründungen beginnen mit dem
dreizehnten Jahrhundert und sind irr Plan
und Wesen der zweckvollen Anlage unde-

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[0053] Maßgebliches und Unmaßgebliches Festmeter beteiligt, auf die Rheinprovinz entfallen 0,3 Millionen, zur größeren Hälfte Laubholz. Auf das Abstimmungsgebiet entfällt nahezu ebenso viel Holzertrag, nämlich etwas über 3 Millionen Festmeter, darunter 1,7 Millionen Nutzholz, nahezu 1 Million Brenn¬ holz, das übrige Stock- und Reisholz. Auf das südliche Ostpreußen kämen allein 1,1 Millionen, auf Oberschlesien 1,6 Millionen Festmeter, der Rest auf Westpreußen und Schleswig. Im schlimmsten Falle würden also S°/< Millionen Festmeter an jährlichem Reinertrag an unsere Feinde übergehen, das sind mehr al» V« des Gesamtertrages der Forsten in Preußen I Der Verlust trifft gleichermaßen den Staat, die Gemeinden, die Fideikommißforsten wie die im freien Besitz befindlichen Forsten, im Abtretungsgebiet verhältnismäßig am meisten die Staats¬ forsten, im Abstimmungsgebiet die Fidei¬ kommißforsten. Jedenfalls sprechen diese Zahlen! eine sehr deutliche Sprache, sie lehren uns auf der einen Seite mit dem noch uns verbliebenen Reichtum an Holz so sparsam wie möglich zu wirtschaften, dann aber auch unsererseits alles zu tun, um den deutsch gesinnten Be¬ wohnern der Abstimmungsgebiete ihre Ab¬ stimmung zu unsern Gunsten nach Möglich¬ keit zu erleichtern! Professor Dr. Yalbfaß Arbeit und Kultur in Overschlcsien. Der Zentralrat der Provinz Schlesien hat das verdienstvolle Unternehmen gewagt, durch eine Ausstellung den kulturellen Geist Ober¬ schlesiens bildhaft aufzufangen und gewisser¬ maßen zu reproduzieren. In dem Gebäude, das vor fünf Jahren errichtet wurde, um darin Zeugnis abzulegen von der vater¬ ländischen Opferfähigkeit des Preußischen Volkes der Befreiungsjahre 1813/14, sind nun mit geschickter raumkünstlerischer An- Passung, aber vielleicht zu sehr mehr nach ästhetischen Gesichtspunkten als nach sachlichen, zahllose Zeugen oberschlesischen Ringens um die Kultur in fast fünfzig Zimmern neben¬ einandergestellt. Und — um das Resultat vorweg zu nehmen — diese oberschlesische Kultur ist deutsch. Daran kann kein Zweifel sein für jeden, der die Breslauer Oktober¬ schau durchschreitet und sich von der schlesi- schen Landschaft in ihrem stillfriedlichen Reiz der weiten Felder und Wälder er¬ greifen laßt oder vor Prof. Kaempfers düster Prachtvollen Gemälden „Hochofenabstich" und „Kohlengewinnung im Pfeiler", vor Wahrers „Fabrikhof" das gewaltig brausende Lied der Arbeit aufdröhnen zu hören meint oder die tausend Zeichen einer energischen Bildungsbemühung in den Schulen, den Volksbibliotheken, den Schriften der Ober- schlesier über ihre Heimat verfolgt. — Prof. Dr. Wahrer, erster Direktor des Breslauer Kunstgewerbemuseums und Leiter der Aus¬ stellung, meinte in seiner Begrüßungsan¬ sprache bei der Eröffnung der Oktoberschau, diejenigen, denen das Unternehmen unbe¬ quem sei, würden es als tendenziö» und darum wertlos verschreien. Diese Gefahr besteht nicht, denn die Tendenz ist — in. G. leider — ganz im Hintergrunde versteckt und hätte um der sachlichen Eindringlichkeit willen durch vergleichende Gegenüber¬ stellungen, durch reichere Statistik stärker hervorgekehrt werden müssen. Reichskanzler Bauer und Oberpräsident Philipp betonten in ihren Reden bei der gleichen Gelegenheit die Bedeutung Oberschlesiens sür das Deutsche Reich und gaben als Zweck der Ver¬ anstaltung offen an: nachzuweisen, daß die oberschlesische Arbeit und Kultur deutsch ge¬ richtet sind. Es gilt, dem großen Vater¬ lande einen Hauptlebensnerv zu erhalten. Da ist es Pflicht, sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, da kann von keiner tendenziösen Wertlosigkeit die Rede sein, da ist zu fordern, daß das Tatsächliche als be¬ weiskräftig anerkannt wird. Und als Tat¬ sächliches ergibt sich — kurz zusammen¬ gefaßt — folgendes: Oberschlesien ist ursprünglich germanisches Siedlungsland. Mit der Völkerwanderung drangen die Slawen herein. Von neuem aber gewann bald aus Westen vorrückend germanisches Volkstum wieder Boden. Der Höhepunkt deutscher Siedlung fällt jedoch erst ins vierzehnte Jahrhundert. Die noch früheren Stadtgründungen beginnen mit dem dreizehnten Jahrhundert und sind irr Plan und Wesen der zweckvollen Anlage unde-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/53>, abgerufen am 15.01.2025.