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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.

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Der Untergang des Abendlandes

Der Untergang des Abendlandes
Dr. R. Schacht von

MIN immer von dem rasch und in weiten Kreisen berühmt gewordenen
Buche Oswald Spenglers (Der Untergang des Abendlandes. Um-
MM^^^W risse einer Morphologie der Weltgeschichte. Wien und Leipzig,
WI ZW^Z^l Wilhelm Branmiiller, 19l8) die Rede gewesen ist, habe ich an die
Voltaireanekdoie denken müssen, die man aus dem Ploetz kennt:
Reihe gelehrter Zeitgenossen des großen Schriftstellers sitzen
beisammen und sind sich völlig einig in der Anerkennung seiner Bedeutung,
"nur", fügt ein jeder seinem Lobspruch hinzu, "hätte er nicht über mein Fach
schreiben sollen, denn davon versteht er nun leider rein gar nichts. Aber sonst
kann seine Bedeutsamkeit kaum bestritten werden." Ganz so sprechen die Fach¬
leute von Spengler. Wen ich auch interpelliert habe, Mathematiker, Historiker.
Kunsthistoriker, Literarhistoriker, Philosophen, Musiker, keiner war mit den Dar¬
legungen Spenglers, soweit sie in sein eigenes Fach einschlugen, einverstanden,
erklärte sie für einseitig, schief gesehen, tendenziös ausgesucht oder geradezu als
falsch. Und doch hörte man immer wieder und fast allgemein, daß es ein über¬
aus anregendes Buch sei. Letzteres mindestens muß stimmen, denn wenn der erste
Band eines wissenschaftlichen, keineswegs immer ganz leicht zu lesenden Buches
von über 600 Seiten Großoktav nach Jahresfrist bereits in dritter Auflage vor¬
liegt, so muß es der Zeit irgendwie etwas bieten und verdient eine ausführliche
Betrachtung auf alle Fälle. Und daß die Ansichten der Fachleute nicht immer
maßgebend sein müssen, lehrt die Geschichte der Genies auf Schritt und Tritt.

Der große Erfolg des Buches ist wohl vornehmlich aus dem Umstand zu
erklären, daß es eine Deutung der Zeit bringt. Angesichts des riesigen Chaos,
in das die Welt während, des Krieges und während der Erschütterung durch den
Bolschewismus zu versinken drohte, angesichts der fast allgemeinen Ermüdung,
Enttäuschung, der weitverbreiteten moralischen Fäulnis, des als peinlich emp¬
fundenen Epigonentums, mag sich mancher gefragt haben: wohin treiben wir?
wo ist eine Rettung vor all dem? Was können wir tun, damit wir wieder selig
werden? Und wenigstens auf die erste dieser Fragen gibt das Spenglersche
Buch eine Antwort (oder scheint sie doch zu geben). Es lehrt die Erscheinungen
der Zeit werten, den roten Faden in all den Wirrnissen zu erkennen, einen Weg¬
weiser durch all die als quälend empfundene Wirrnis. Spengler behauptet:
wir sitzen alle auf einem welkenden Ast. das Abendland ist im Untergang begriffen,
eine Epoche der Geschichte geht zu Ende. Wir stehen mitten im Übergang von
der Kultur zur Zivilisation. Wir gehen alle unvermeidlich und unabwendbar
einem Ende entgegen.

Dies sieht nun ans den ersten Blick keineswegs begeisternd aus und man
konnte die Frage auswerfen, ob das Buch, das solcherart dein Leser für sich und
seine Kinder das lähmende Bewußtsein einhämmert, zu spät auf die Welt gekommen
SU sein, die Jugend, die Mannesgröße seiner Menschheitsepoche nicht mehr mit¬
erlebt zu haben und sich mit der kalten skeptischen Gebrechlichkeit des Alters zu¬
frieden geben zu müssen, nicht vielleicht selbst nur eine Äußerung der Zeit ist,
die an sich selbst verzweifelt, der die Zügel zur Bewältigung des Lebens aus den
Händen gleiten. Spengler selbst bekennt sich zwar mit Energie zur Gegenwart.
."5es liebe die Tiefe und Feinlieit mathematischer und physikalischer Theorien, denen
"egenüber der Ästhetiker und Physiolog ein Stümper ist. Für die prachtvoll klaren,
hvchintellektuelleu Formen eines Schnelldampfers, eines Stahlwerkes, einer Prä-
ö'sivnsmaschine, die Subtilität und Eleganz gewisser chemischer und optischer Vcr-
lahren gebe ich den ganzen Stilplunder des heutigen Kmrstgewerbcs samt Malerei und
^rchit^nur hin." Aber diese Bewunderung mutet bei jemandem, der für Dante
not Wolfram von Eschenbach, für Leibniz und Nembwndt, für Mozart und
Goethe soviel echte Begeisterung zeigt, ein wenig kmmpfig an, als ein Jasagen


Der Untergang des Abendlandes

Der Untergang des Abendlandes
Dr. R. Schacht von

MIN immer von dem rasch und in weiten Kreisen berühmt gewordenen
Buche Oswald Spenglers (Der Untergang des Abendlandes. Um-
MM^^^W risse einer Morphologie der Weltgeschichte. Wien und Leipzig,
WI ZW^Z^l Wilhelm Branmiiller, 19l8) die Rede gewesen ist, habe ich an die
Voltaireanekdoie denken müssen, die man aus dem Ploetz kennt:
Reihe gelehrter Zeitgenossen des großen Schriftstellers sitzen
beisammen und sind sich völlig einig in der Anerkennung seiner Bedeutung,
„nur", fügt ein jeder seinem Lobspruch hinzu, „hätte er nicht über mein Fach
schreiben sollen, denn davon versteht er nun leider rein gar nichts. Aber sonst
kann seine Bedeutsamkeit kaum bestritten werden." Ganz so sprechen die Fach¬
leute von Spengler. Wen ich auch interpelliert habe, Mathematiker, Historiker.
Kunsthistoriker, Literarhistoriker, Philosophen, Musiker, keiner war mit den Dar¬
legungen Spenglers, soweit sie in sein eigenes Fach einschlugen, einverstanden,
erklärte sie für einseitig, schief gesehen, tendenziös ausgesucht oder geradezu als
falsch. Und doch hörte man immer wieder und fast allgemein, daß es ein über¬
aus anregendes Buch sei. Letzteres mindestens muß stimmen, denn wenn der erste
Band eines wissenschaftlichen, keineswegs immer ganz leicht zu lesenden Buches
von über 600 Seiten Großoktav nach Jahresfrist bereits in dritter Auflage vor¬
liegt, so muß es der Zeit irgendwie etwas bieten und verdient eine ausführliche
Betrachtung auf alle Fälle. Und daß die Ansichten der Fachleute nicht immer
maßgebend sein müssen, lehrt die Geschichte der Genies auf Schritt und Tritt.

Der große Erfolg des Buches ist wohl vornehmlich aus dem Umstand zu
erklären, daß es eine Deutung der Zeit bringt. Angesichts des riesigen Chaos,
in das die Welt während, des Krieges und während der Erschütterung durch den
Bolschewismus zu versinken drohte, angesichts der fast allgemeinen Ermüdung,
Enttäuschung, der weitverbreiteten moralischen Fäulnis, des als peinlich emp¬
fundenen Epigonentums, mag sich mancher gefragt haben: wohin treiben wir?
wo ist eine Rettung vor all dem? Was können wir tun, damit wir wieder selig
werden? Und wenigstens auf die erste dieser Fragen gibt das Spenglersche
Buch eine Antwort (oder scheint sie doch zu geben). Es lehrt die Erscheinungen
der Zeit werten, den roten Faden in all den Wirrnissen zu erkennen, einen Weg¬
weiser durch all die als quälend empfundene Wirrnis. Spengler behauptet:
wir sitzen alle auf einem welkenden Ast. das Abendland ist im Untergang begriffen,
eine Epoche der Geschichte geht zu Ende. Wir stehen mitten im Übergang von
der Kultur zur Zivilisation. Wir gehen alle unvermeidlich und unabwendbar
einem Ende entgegen.

Dies sieht nun ans den ersten Blick keineswegs begeisternd aus und man
konnte die Frage auswerfen, ob das Buch, das solcherart dein Leser für sich und
seine Kinder das lähmende Bewußtsein einhämmert, zu spät auf die Welt gekommen
SU sein, die Jugend, die Mannesgröße seiner Menschheitsepoche nicht mehr mit¬
erlebt zu haben und sich mit der kalten skeptischen Gebrechlichkeit des Alters zu¬
frieden geben zu müssen, nicht vielleicht selbst nur eine Äußerung der Zeit ist,
die an sich selbst verzweifelt, der die Zügel zur Bewältigung des Lebens aus den
Händen gleiten. Spengler selbst bekennt sich zwar mit Energie zur Gegenwart.
."5es liebe die Tiefe und Feinlieit mathematischer und physikalischer Theorien, denen
«egenüber der Ästhetiker und Physiolog ein Stümper ist. Für die prachtvoll klaren,
hvchintellektuelleu Formen eines Schnelldampfers, eines Stahlwerkes, einer Prä-
ö'sivnsmaschine, die Subtilität und Eleganz gewisser chemischer und optischer Vcr-
lahren gebe ich den ganzen Stilplunder des heutigen Kmrstgewerbcs samt Malerei und
^rchit^nur hin." Aber diese Bewunderung mutet bei jemandem, der für Dante
not Wolfram von Eschenbach, für Leibniz und Nembwndt, für Mozart und
Goethe soviel echte Begeisterung zeigt, ein wenig kmmpfig an, als ein Jasagen


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[0345] Der Untergang des Abendlandes Der Untergang des Abendlandes Dr. R. Schacht von MIN immer von dem rasch und in weiten Kreisen berühmt gewordenen Buche Oswald Spenglers (Der Untergang des Abendlandes. Um- MM^^^W risse einer Morphologie der Weltgeschichte. Wien und Leipzig, WI ZW^Z^l Wilhelm Branmiiller, 19l8) die Rede gewesen ist, habe ich an die Voltaireanekdoie denken müssen, die man aus dem Ploetz kennt: Reihe gelehrter Zeitgenossen des großen Schriftstellers sitzen beisammen und sind sich völlig einig in der Anerkennung seiner Bedeutung, „nur", fügt ein jeder seinem Lobspruch hinzu, „hätte er nicht über mein Fach schreiben sollen, denn davon versteht er nun leider rein gar nichts. Aber sonst kann seine Bedeutsamkeit kaum bestritten werden." Ganz so sprechen die Fach¬ leute von Spengler. Wen ich auch interpelliert habe, Mathematiker, Historiker. Kunsthistoriker, Literarhistoriker, Philosophen, Musiker, keiner war mit den Dar¬ legungen Spenglers, soweit sie in sein eigenes Fach einschlugen, einverstanden, erklärte sie für einseitig, schief gesehen, tendenziös ausgesucht oder geradezu als falsch. Und doch hörte man immer wieder und fast allgemein, daß es ein über¬ aus anregendes Buch sei. Letzteres mindestens muß stimmen, denn wenn der erste Band eines wissenschaftlichen, keineswegs immer ganz leicht zu lesenden Buches von über 600 Seiten Großoktav nach Jahresfrist bereits in dritter Auflage vor¬ liegt, so muß es der Zeit irgendwie etwas bieten und verdient eine ausführliche Betrachtung auf alle Fälle. Und daß die Ansichten der Fachleute nicht immer maßgebend sein müssen, lehrt die Geschichte der Genies auf Schritt und Tritt. Der große Erfolg des Buches ist wohl vornehmlich aus dem Umstand zu erklären, daß es eine Deutung der Zeit bringt. Angesichts des riesigen Chaos, in das die Welt während, des Krieges und während der Erschütterung durch den Bolschewismus zu versinken drohte, angesichts der fast allgemeinen Ermüdung, Enttäuschung, der weitverbreiteten moralischen Fäulnis, des als peinlich emp¬ fundenen Epigonentums, mag sich mancher gefragt haben: wohin treiben wir? wo ist eine Rettung vor all dem? Was können wir tun, damit wir wieder selig werden? Und wenigstens auf die erste dieser Fragen gibt das Spenglersche Buch eine Antwort (oder scheint sie doch zu geben). Es lehrt die Erscheinungen der Zeit werten, den roten Faden in all den Wirrnissen zu erkennen, einen Weg¬ weiser durch all die als quälend empfundene Wirrnis. Spengler behauptet: wir sitzen alle auf einem welkenden Ast. das Abendland ist im Untergang begriffen, eine Epoche der Geschichte geht zu Ende. Wir stehen mitten im Übergang von der Kultur zur Zivilisation. Wir gehen alle unvermeidlich und unabwendbar einem Ende entgegen. Dies sieht nun ans den ersten Blick keineswegs begeisternd aus und man konnte die Frage auswerfen, ob das Buch, das solcherart dein Leser für sich und seine Kinder das lähmende Bewußtsein einhämmert, zu spät auf die Welt gekommen SU sein, die Jugend, die Mannesgröße seiner Menschheitsepoche nicht mehr mit¬ erlebt zu haben und sich mit der kalten skeptischen Gebrechlichkeit des Alters zu¬ frieden geben zu müssen, nicht vielleicht selbst nur eine Äußerung der Zeit ist, die an sich selbst verzweifelt, der die Zügel zur Bewältigung des Lebens aus den Händen gleiten. Spengler selbst bekennt sich zwar mit Energie zur Gegenwart. ."5es liebe die Tiefe und Feinlieit mathematischer und physikalischer Theorien, denen «egenüber der Ästhetiker und Physiolog ein Stümper ist. Für die prachtvoll klaren, hvchintellektuelleu Formen eines Schnelldampfers, eines Stahlwerkes, einer Prä- ö'sivnsmaschine, die Subtilität und Eleganz gewisser chemischer und optischer Vcr- lahren gebe ich den ganzen Stilplunder des heutigen Kmrstgewerbcs samt Malerei und ^rchit^nur hin." Aber diese Bewunderung mutet bei jemandem, der für Dante not Wolfram von Eschenbach, für Leibniz und Nembwndt, für Mozart und Goethe soviel echte Begeisterung zeigt, ein wenig kmmpfig an, als ein Jasagen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_336289/345>, abgerufen am 15.01.2025.