Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Viertes Vierteljahr.PWWll Schuld des Liberalismus? Dr. Karl Buchheim von aß ein Volk nach einem Zusammenbruch, wie wir ihn erlebt haben, Angriffe von katholischer Seite gegen, den Liberalismus und Modernismus ^ Dr. Josef Eberle "Zertrümmert die Götzen I" Zwölf Aufsätze über Liberalismus und Sozialdemokratie. Dazu als Ergänzungsband von demselben Verfasser: Die Über¬ windung der Plutokratie. Vierzehn Aufsätze über Erneuerung der Volkswirtschaft und Politur durch das Christentum. Beide Werke Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck--Wien-- München. 1918. Grenzboten IV 191"15
PWWll Schuld des Liberalismus? Dr. Karl Buchheim von aß ein Volk nach einem Zusammenbruch, wie wir ihn erlebt haben, Angriffe von katholischer Seite gegen, den Liberalismus und Modernismus ^ Dr. Josef Eberle „Zertrümmert die Götzen I" Zwölf Aufsätze über Liberalismus und Sozialdemokratie. Dazu als Ergänzungsband von demselben Verfasser: Die Über¬ windung der Plutokratie. Vierzehn Aufsätze über Erneuerung der Volkswirtschaft und Politur durch das Christentum. Beide Werke Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck—Wien— München. 1918. Grenzboten IV 191»15
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Vorbereitung auf alle Klassen aer versebielZtZnen Leunis^seems
(UmscnuIunZ). InsbesoncZers Vorbereitung auf alle IZinMrigen-,
prima- und Keiieprüfung.or. NicKaelis
Schuld des Liberalismus?
Dr. Karl Buchheim von
aß ein Volk nach einem Zusammenbruch, wie wir ihn erlebt haben,
nach Sündenböcken sucht, ist zwar keine erfreuliche, immerhin aber
auch keine verwunderliche Erscheinung, Soweit man dabei so ver
ständig ist, nicht nach der Schuld einzelner Männer, sondern viel¬
mehr der Systeme, Staats- oder Wirtschaftsei.irichtuna.en, Parteien
und Weltanschauungen zu fragen, und dieses Suchen also der per¬
sönlichen Gehnisigteit und des gemeinen Pharisäertums entbehrt, kann es sogar not¬
wendig und eine Voraussetzung zukünftigen Bessermachens sein. Daß man heute
die deutschen Staatsverfassungen von ehedem, Misere militärischen und Ver¬
waltungseinrichtungen einmal einer gründlichen Kritik unterzieht, kann nicht
schaden, da wir doch einmal alles neu aufbauen müssen. Unter den politischen
Anschauungen erfährt der Liberalismus die meisten Angriffe; er hat nach der
Meinung vieler am gründlichsten abgewirtschaftet. Konservative Nationalisten
nennen die Staatsmänner der Zeit des 'Weltkrieges liberal, die es nicht verstanden
haben, das Reich zu retten; Antisemiten führen die Herrschaft des Schiebertunis
auf die Einflüsse des judenfreundlichen Liberalismus zurück; Sozialisten geben
ihm die Schuld an der Bedrückung der Arbeiterklasse, Klerikale (beider Kon¬
fessionen!) an der Glaubenslosigkeit der Zeit, an den anarchischen Zuständen
unseres Geisteslebens. Ein besonders temperamentvoller Angriff auf den Libera-
lismus ist im vorigen Jahre noch kurz vor dem Zusammenbruche der mittel¬
europäischen Mächte von einem österreichischen Christlichsozialen Dr. Josef Eberle
unternommen worden unter dem Kampfruf „Zertrümmert die Götzen!'")
Angriffe von katholischer Seite gegen, den Liberalismus und Modernismus
überhaupt Machen ihre Sache gern insofern gründlich, als sie die Schuld an den
Schyden des'Zeitalters durchaus nicht diesem allein aufbürden, sondern von Erb¬
sünde-aus der Zeit der Reformation und Renaissance reden. Eberle tut das auch.
Es geht aber durchaus nicht an, die deutsche Reformation und den Liberalismus
in einem Atemzug zu nennen. Die Liberalen selber möchten freilich Luther gern
für sich in Anspruch nehmen, und die Katholiken möchten gern den Liberalismus
des Geisteslebens und seine Auswüchse Luther in die Schuhe schieben. Die
^ Dr. Josef Eberle „Zertrümmert die Götzen I" Zwölf Aufsätze über Liberalismus
und Sozialdemokratie. Dazu als Ergänzungsband von demselben Verfasser: Die Über¬
windung der Plutokratie. Vierzehn Aufsätze über Erneuerung der Volkswirtschaft und
Politur durch das Christentum. Beide Werke Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck—Wien—
München. 1918.
Grenzboten IV 191»15
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