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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Unterzeichner?

Hier wird auch auf die Frage der Ostmark, wenn auch nicht den Worten
nach, eingegangen, jedoch ohne eins bestimmte Lösung zu zeigen, zumal nicht der
Weg gewiesen wird, den Umfang des Verzichtes mit der Forderung auf Erhaltung
deutscher Gebiete zu vereinigen.


3. Äußerungen von Staatsmännern, auch Regierungsvertretern,
Abgeordneten, in der Presse:

Freiherr von Richthosen, Mitglied der Nationalversammlung, in seinem
Artikel "Die letzte Entscheidung", "Berliner Tageblatt" vom 16. März:

"Nach wie vor sind wir bereit, das Selbstbestimmungsrecht der Völker den
fremdsprachigen Elementen in unserem Vaterlande im weitesten Umfange zu ge¬
währen. Eine Vergewaltigung Deutscher, sei es im Osten oder Westen, ist aber
damit unvereinbar. Die Entente kann sie vielleicht militärisch erzwingen, unsere
Zustimmung zu einem solchen Verbrechen an der lebendigen Menschheit wie an
der Zukunft der Völker Europas wird sie nicht erhalten. ....

Stehen aber die Forderungen der Entente mit den von ihnen selbst beim
Waffenstillstand übernommenen Verpflichtungen im Widerspruch, so wird sich die '
Regierung zu Fortsetzung der Verhandlungen für nicht kompetent erklären müssen.
Sie wird hiervon der Nationalversammlung Mitteilung zu machen haben und die
Nationalversammlung kann entweder den von der Erdeule vorgeschriebenen Frieden
als unannehmbar bezeichnen oder ihn einer Volksabstimmung unterbreiten. Das
Volk selbst muß dann entscheiden, welches das schwere Schicksal sein soll, das es
sich wählt. Es wäre vielleicht gut, wenn die deutsche Regierung die Ententestaaten
über diesen Sachverhalt nicht im unklaren lassen würde."

Neichsminister Dernburg, "Berliner Tageblatt" vom 23. März, Artikel
"Was wir nicht unterschreiben!"

"Das deutsche Volk wird sich die Mimicry, die jede Eingebung der Furcht,
jedes Gelüst nach Macht und Rache den Wilsonschen Punkten anfärbt, nicht ge¬
fallen lassen, und es wird keinen Frieden unterschreiben, der nicht jene unparteiische
Gerechtigkeit, Versöhnung und Aussicht auf Dauer verspricht, wie es uns unterm
27. September 1918 von Wilson zugesichert worden ist. Insbesondere werden
wir" nicht unterschreiben einen Frieden, der nicht als Haupt" und Schlutzstück
einen Völkerbund enthält, und zwar einen Völkerbund, in den Deutschland von
vornherein als ein gleichberechtigtes Glied aufgenommen ist, (Punkt 3 und 4
vom 27. September 1918), einen Völkerbund, der die Regelung der internationalen
Beziehungen unter die Garantie der friedenschließenden Völker stellt, und sie los¬
löst von Geheimdiplomatie und Kabinettspolitik, die die Pariser Verhandlungen
heute beherrschen. Die Sicherung des Friedens der Welt muß in diesem Völker¬
bund verankert sein, dem Deutschland aufrichtig und ernsthaft angehören will.
Dann bedarf es weder militärischer noch territorialer Sicherungen, und so werden
wir auch keinen Frieden unterschreiben, der deutsches Land annektiert und deutsche
Gebietsteile unter Sonderrecht stellt. Wir können keinen Frieden unterschreiben,
der die Frage des Gebietsstandes "anders als auf der Grundlage freier Zu¬
stimmung der unmittelbar beteiligten Völker, nicht aber auf der Grundlage des
nationalen Interesses der anderen Staaten erstrebt." (Punkt 2 vom 4, Juli 1918.)
Was das Saargebiet anbetrifft, sind die dortigen Deutschen, was die Provinzen
Posen und Westpreußen anbetrifft, deren Einwohnerschaft die unmittelbar be¬
teiligten Völker und nicht etwa die Franzosen und Polen. Einen Frieden, der
anders bestimmt, werden wir nicht unterschreiben."

ReickSschatzminister Gothein, "Berliner Tageblatt" vom 23. April, Artikel:
"Welchen Frieden können wir annehmen?"

"Keine deutsche Regierung kann einem Frieden zustimmen, der nicht eine
loyale Auslegung der Wilsonschen Friedenspunkte bringt. Zu ihnen haben sich
die Gegner und haben wir uns verpflichtet. Nur im Vertrauen auf sie haben
wir uns den furchtbar harten Waffenftillstandsbedingungen unterworfen. Das


Unterzeichner?

Hier wird auch auf die Frage der Ostmark, wenn auch nicht den Worten
nach, eingegangen, jedoch ohne eins bestimmte Lösung zu zeigen, zumal nicht der
Weg gewiesen wird, den Umfang des Verzichtes mit der Forderung auf Erhaltung
deutscher Gebiete zu vereinigen.


3. Äußerungen von Staatsmännern, auch Regierungsvertretern,
Abgeordneten, in der Presse:

Freiherr von Richthosen, Mitglied der Nationalversammlung, in seinem
Artikel „Die letzte Entscheidung", „Berliner Tageblatt" vom 16. März:

„Nach wie vor sind wir bereit, das Selbstbestimmungsrecht der Völker den
fremdsprachigen Elementen in unserem Vaterlande im weitesten Umfange zu ge¬
währen. Eine Vergewaltigung Deutscher, sei es im Osten oder Westen, ist aber
damit unvereinbar. Die Entente kann sie vielleicht militärisch erzwingen, unsere
Zustimmung zu einem solchen Verbrechen an der lebendigen Menschheit wie an
der Zukunft der Völker Europas wird sie nicht erhalten. ....

Stehen aber die Forderungen der Entente mit den von ihnen selbst beim
Waffenstillstand übernommenen Verpflichtungen im Widerspruch, so wird sich die '
Regierung zu Fortsetzung der Verhandlungen für nicht kompetent erklären müssen.
Sie wird hiervon der Nationalversammlung Mitteilung zu machen haben und die
Nationalversammlung kann entweder den von der Erdeule vorgeschriebenen Frieden
als unannehmbar bezeichnen oder ihn einer Volksabstimmung unterbreiten. Das
Volk selbst muß dann entscheiden, welches das schwere Schicksal sein soll, das es
sich wählt. Es wäre vielleicht gut, wenn die deutsche Regierung die Ententestaaten
über diesen Sachverhalt nicht im unklaren lassen würde."

Neichsminister Dernburg, „Berliner Tageblatt" vom 23. März, Artikel
„Was wir nicht unterschreiben!"

„Das deutsche Volk wird sich die Mimicry, die jede Eingebung der Furcht,
jedes Gelüst nach Macht und Rache den Wilsonschen Punkten anfärbt, nicht ge¬
fallen lassen, und es wird keinen Frieden unterschreiben, der nicht jene unparteiische
Gerechtigkeit, Versöhnung und Aussicht auf Dauer verspricht, wie es uns unterm
27. September 1918 von Wilson zugesichert worden ist. Insbesondere werden
wir« nicht unterschreiben einen Frieden, der nicht als Haupt» und Schlutzstück
einen Völkerbund enthält, und zwar einen Völkerbund, in den Deutschland von
vornherein als ein gleichberechtigtes Glied aufgenommen ist, (Punkt 3 und 4
vom 27. September 1918), einen Völkerbund, der die Regelung der internationalen
Beziehungen unter die Garantie der friedenschließenden Völker stellt, und sie los¬
löst von Geheimdiplomatie und Kabinettspolitik, die die Pariser Verhandlungen
heute beherrschen. Die Sicherung des Friedens der Welt muß in diesem Völker¬
bund verankert sein, dem Deutschland aufrichtig und ernsthaft angehören will.
Dann bedarf es weder militärischer noch territorialer Sicherungen, und so werden
wir auch keinen Frieden unterschreiben, der deutsches Land annektiert und deutsche
Gebietsteile unter Sonderrecht stellt. Wir können keinen Frieden unterschreiben,
der die Frage des Gebietsstandes „anders als auf der Grundlage freier Zu¬
stimmung der unmittelbar beteiligten Völker, nicht aber auf der Grundlage des
nationalen Interesses der anderen Staaten erstrebt." (Punkt 2 vom 4, Juli 1918.)
Was das Saargebiet anbetrifft, sind die dortigen Deutschen, was die Provinzen
Posen und Westpreußen anbetrifft, deren Einwohnerschaft die unmittelbar be¬
teiligten Völker und nicht etwa die Franzosen und Polen. Einen Frieden, der
anders bestimmt, werden wir nicht unterschreiben."

ReickSschatzminister Gothein, „Berliner Tageblatt" vom 23. April, Artikel:
„Welchen Frieden können wir annehmen?"

„Keine deutsche Regierung kann einem Frieden zustimmen, der nicht eine
loyale Auslegung der Wilsonschen Friedenspunkte bringt. Zu ihnen haben sich
die Gegner und haben wir uns verpflichtet. Nur im Vertrauen auf sie haben
wir uns den furchtbar harten Waffenftillstandsbedingungen unterworfen. Das


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[0163] Unterzeichner? Hier wird auch auf die Frage der Ostmark, wenn auch nicht den Worten nach, eingegangen, jedoch ohne eins bestimmte Lösung zu zeigen, zumal nicht der Weg gewiesen wird, den Umfang des Verzichtes mit der Forderung auf Erhaltung deutscher Gebiete zu vereinigen. 3. Äußerungen von Staatsmännern, auch Regierungsvertretern, Abgeordneten, in der Presse: Freiherr von Richthosen, Mitglied der Nationalversammlung, in seinem Artikel „Die letzte Entscheidung", „Berliner Tageblatt" vom 16. März: „Nach wie vor sind wir bereit, das Selbstbestimmungsrecht der Völker den fremdsprachigen Elementen in unserem Vaterlande im weitesten Umfange zu ge¬ währen. Eine Vergewaltigung Deutscher, sei es im Osten oder Westen, ist aber damit unvereinbar. Die Entente kann sie vielleicht militärisch erzwingen, unsere Zustimmung zu einem solchen Verbrechen an der lebendigen Menschheit wie an der Zukunft der Völker Europas wird sie nicht erhalten. .... Stehen aber die Forderungen der Entente mit den von ihnen selbst beim Waffenstillstand übernommenen Verpflichtungen im Widerspruch, so wird sich die ' Regierung zu Fortsetzung der Verhandlungen für nicht kompetent erklären müssen. Sie wird hiervon der Nationalversammlung Mitteilung zu machen haben und die Nationalversammlung kann entweder den von der Erdeule vorgeschriebenen Frieden als unannehmbar bezeichnen oder ihn einer Volksabstimmung unterbreiten. Das Volk selbst muß dann entscheiden, welches das schwere Schicksal sein soll, das es sich wählt. Es wäre vielleicht gut, wenn die deutsche Regierung die Ententestaaten über diesen Sachverhalt nicht im unklaren lassen würde." Neichsminister Dernburg, „Berliner Tageblatt" vom 23. März, Artikel „Was wir nicht unterschreiben!" „Das deutsche Volk wird sich die Mimicry, die jede Eingebung der Furcht, jedes Gelüst nach Macht und Rache den Wilsonschen Punkten anfärbt, nicht ge¬ fallen lassen, und es wird keinen Frieden unterschreiben, der nicht jene unparteiische Gerechtigkeit, Versöhnung und Aussicht auf Dauer verspricht, wie es uns unterm 27. September 1918 von Wilson zugesichert worden ist. Insbesondere werden wir« nicht unterschreiben einen Frieden, der nicht als Haupt» und Schlutzstück einen Völkerbund enthält, und zwar einen Völkerbund, in den Deutschland von vornherein als ein gleichberechtigtes Glied aufgenommen ist, (Punkt 3 und 4 vom 27. September 1918), einen Völkerbund, der die Regelung der internationalen Beziehungen unter die Garantie der friedenschließenden Völker stellt, und sie los¬ löst von Geheimdiplomatie und Kabinettspolitik, die die Pariser Verhandlungen heute beherrschen. Die Sicherung des Friedens der Welt muß in diesem Völker¬ bund verankert sein, dem Deutschland aufrichtig und ernsthaft angehören will. Dann bedarf es weder militärischer noch territorialer Sicherungen, und so werden wir auch keinen Frieden unterschreiben, der deutsches Land annektiert und deutsche Gebietsteile unter Sonderrecht stellt. Wir können keinen Frieden unterschreiben, der die Frage des Gebietsstandes „anders als auf der Grundlage freier Zu¬ stimmung der unmittelbar beteiligten Völker, nicht aber auf der Grundlage des nationalen Interesses der anderen Staaten erstrebt." (Punkt 2 vom 4, Juli 1918.) Was das Saargebiet anbetrifft, sind die dortigen Deutschen, was die Provinzen Posen und Westpreußen anbetrifft, deren Einwohnerschaft die unmittelbar be¬ teiligten Völker und nicht etwa die Franzosen und Polen. Einen Frieden, der anders bestimmt, werden wir nicht unterschreiben." ReickSschatzminister Gothein, „Berliner Tageblatt" vom 23. April, Artikel: „Welchen Frieden können wir annehmen?" „Keine deutsche Regierung kann einem Frieden zustimmen, der nicht eine loyale Auslegung der Wilsonschen Friedenspunkte bringt. Zu ihnen haben sich die Gegner und haben wir uns verpflichtet. Nur im Vertrauen auf sie haben wir uns den furchtbar harten Waffenftillstandsbedingungen unterworfen. Das

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/163>, abgerufen am 18.12.2024.