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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr.

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Herzens liebt. Dann kommt der Konflikt, der Zusammenstoß mit der erbarmungs¬
losen Wirklichkeit, der Tod der Mutter, die Erkenntnis, daß der Geliebte nicht
heimisch werden kann in Hammerich weltabgeschiedenen Dasein und endlich das
Sichzurechtfinden mit Gott und Umwelt: als Helferin Kranker und Führerin ver¬
lassener Kinder erringt die Blinde schließlich ein entsagungsfreudiges Glück. --
Der Dichter geht mit großer Innigkeit diesem Mädchenleben nach, dem er in
einem anderen nutzlos welkenden eine wirkungsvolle Antithese gibt. Daneben er¬
scheinen die übrigen Gestalten zuweilen ein wenig farblos, ohne daß dies die
B. p. reizvolle Wirkung des Ganzen wesentlich beeinträchtigte.


Parpert, Friedr., Pastor in Seelze bei Hannover. Evangelisches Mönchtum,
Leipzig, bei A. Deichert, 1916. 67 Seiten. Preis M. 1.80.

In der evangelischen Kirche wirken die Konventikel, jene Sammlungen ernster,
weltabgewandter Christen, zersetzend. Die katholische Kirche hat es verstanden, den
Sektengeist in ihre Mönchsorden abzuleiten und dadurch ihren Zwecken dienstbar
zu machen. Sie sind Kraftquellen für die Zeiten ihrer Verweltlichung geworden.
Der Verfasser fordert nun auch für die evangelische Kirche offiziell anerkannte
mönchartige Gemeinschaften, freilich ohne ewig bindendes Gelübde. Hier soll
ganzer Ernst gemacht werden mit dem Ideal christlicher Sittlichkeit. Sie sollen
ein Zufluchtsort werden für die, die für immer oder für einige Zeit Einsamkeit
und Stille suchen. Es sind beachtenswerte, von Liebe zur evangelischen Kirche
getragenen Gedanken, die der Verfasser bringt. Doch wird noch nicht klar, wie
sich derartige Ideen verwirklichen können. Die Parallele zwischen Konventikeltum
und Mönchtum ist richtig. Es ist aber nicht ersichtlich, daß ein protestantisches
Mönchtum etwa die vorhandenen inner- oder außerkirchlichen Gemeinschafts¬
kreise in sich aufsaugen werde. Jenes wird vielmehr neben den alten, eine neue
und neuartige Gemeinschaft werden, mit den alten und mit der Kirche, je nach
Personen und Umständen, in Frieden oder Krieg. Das Schriftchen, welches
Harnacksche Gedanken weiter ausspinnt, ist auch Adolf Harnack gewidmet.


Theod. Simon



Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.




Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des BerlaaS gestattet,
"erantwortlich: der Herausgeber Beorg Cl-inow in Berlin-Lichierselde West. -- WanuilriptsenSungen und
Briefe werden erbeten unter der Adresse:
An den Herausgeber der Grenzboten in Berlin-Lichterfclde West, Sternstraße 5".
Fernsprecher des Herausgebers: Amt Ltchterfeld" <S3, des Verlag" und der Schriftleitung! Amt Lützo" SS10.
"erlag: Verlag der Grenzboten <S. in. b. H. in Berlin SV II, Tempelhofer Ufer Wa
Druck: .Der Reichsbote" S>. in. l>. H. in Berlin SV II, Dessau" Strotze W,'37,
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Herzens liebt. Dann kommt der Konflikt, der Zusammenstoß mit der erbarmungs¬
losen Wirklichkeit, der Tod der Mutter, die Erkenntnis, daß der Geliebte nicht
heimisch werden kann in Hammerich weltabgeschiedenen Dasein und endlich das
Sichzurechtfinden mit Gott und Umwelt: als Helferin Kranker und Führerin ver¬
lassener Kinder erringt die Blinde schließlich ein entsagungsfreudiges Glück. —
Der Dichter geht mit großer Innigkeit diesem Mädchenleben nach, dem er in
einem anderen nutzlos welkenden eine wirkungsvolle Antithese gibt. Daneben er¬
scheinen die übrigen Gestalten zuweilen ein wenig farblos, ohne daß dies die
B. p. reizvolle Wirkung des Ganzen wesentlich beeinträchtigte.


Parpert, Friedr., Pastor in Seelze bei Hannover. Evangelisches Mönchtum,
Leipzig, bei A. Deichert, 1916. 67 Seiten. Preis M. 1.80.

In der evangelischen Kirche wirken die Konventikel, jene Sammlungen ernster,
weltabgewandter Christen, zersetzend. Die katholische Kirche hat es verstanden, den
Sektengeist in ihre Mönchsorden abzuleiten und dadurch ihren Zwecken dienstbar
zu machen. Sie sind Kraftquellen für die Zeiten ihrer Verweltlichung geworden.
Der Verfasser fordert nun auch für die evangelische Kirche offiziell anerkannte
mönchartige Gemeinschaften, freilich ohne ewig bindendes Gelübde. Hier soll
ganzer Ernst gemacht werden mit dem Ideal christlicher Sittlichkeit. Sie sollen
ein Zufluchtsort werden für die, die für immer oder für einige Zeit Einsamkeit
und Stille suchen. Es sind beachtenswerte, von Liebe zur evangelischen Kirche
getragenen Gedanken, die der Verfasser bringt. Doch wird noch nicht klar, wie
sich derartige Ideen verwirklichen können. Die Parallele zwischen Konventikeltum
und Mönchtum ist richtig. Es ist aber nicht ersichtlich, daß ein protestantisches
Mönchtum etwa die vorhandenen inner- oder außerkirchlichen Gemeinschafts¬
kreise in sich aufsaugen werde. Jenes wird vielmehr neben den alten, eine neue
und neuartige Gemeinschaft werden, mit den alten und mit der Kirche, je nach
Personen und Umständen, in Frieden oder Krieg. Das Schriftchen, welches
Harnacksche Gedanken weiter ausspinnt, ist auch Adolf Harnack gewidmet.


Theod. Simon



Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.




Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des BerlaaS gestattet,
»erantwortlich: der Herausgeber Beorg Cl-inow in Berlin-Lichierselde West. — WanuilriptsenSungen und
Briefe werden erbeten unter der Adresse:
An den Herausgeber der Grenzboten in Berlin-Lichterfclde West, Sternstraße 5«.
Fernsprecher des Herausgebers: Amt Ltchterfeld« <S3, des Verlag« und der Schriftleitung! Amt Lützo» SS10.
»erlag: Verlag der Grenzboten <S. in. b. H. in Berlin SV II, Tempelhofer Ufer Wa
Druck: .Der Reichsbote" S>. in. l>. H. in Berlin SV II, Dessau« Strotze W,'37,
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[0076] Neue Bücher Herzens liebt. Dann kommt der Konflikt, der Zusammenstoß mit der erbarmungs¬ losen Wirklichkeit, der Tod der Mutter, die Erkenntnis, daß der Geliebte nicht heimisch werden kann in Hammerich weltabgeschiedenen Dasein und endlich das Sichzurechtfinden mit Gott und Umwelt: als Helferin Kranker und Führerin ver¬ lassener Kinder erringt die Blinde schließlich ein entsagungsfreudiges Glück. — Der Dichter geht mit großer Innigkeit diesem Mädchenleben nach, dem er in einem anderen nutzlos welkenden eine wirkungsvolle Antithese gibt. Daneben er¬ scheinen die übrigen Gestalten zuweilen ein wenig farblos, ohne daß dies die B. p. reizvolle Wirkung des Ganzen wesentlich beeinträchtigte. Parpert, Friedr., Pastor in Seelze bei Hannover. Evangelisches Mönchtum, Leipzig, bei A. Deichert, 1916. 67 Seiten. Preis M. 1.80. In der evangelischen Kirche wirken die Konventikel, jene Sammlungen ernster, weltabgewandter Christen, zersetzend. Die katholische Kirche hat es verstanden, den Sektengeist in ihre Mönchsorden abzuleiten und dadurch ihren Zwecken dienstbar zu machen. Sie sind Kraftquellen für die Zeiten ihrer Verweltlichung geworden. Der Verfasser fordert nun auch für die evangelische Kirche offiziell anerkannte mönchartige Gemeinschaften, freilich ohne ewig bindendes Gelübde. Hier soll ganzer Ernst gemacht werden mit dem Ideal christlicher Sittlichkeit. Sie sollen ein Zufluchtsort werden für die, die für immer oder für einige Zeit Einsamkeit und Stille suchen. Es sind beachtenswerte, von Liebe zur evangelischen Kirche getragenen Gedanken, die der Verfasser bringt. Doch wird noch nicht klar, wie sich derartige Ideen verwirklichen können. Die Parallele zwischen Konventikeltum und Mönchtum ist richtig. Es ist aber nicht ersichtlich, daß ein protestantisches Mönchtum etwa die vorhandenen inner- oder außerkirchlichen Gemeinschafts¬ kreise in sich aufsaugen werde. Jenes wird vielmehr neben den alten, eine neue und neuartige Gemeinschaft werden, mit den alten und mit der Kirche, je nach Personen und Umständen, in Frieden oder Krieg. Das Schriftchen, welches Harnacksche Gedanken weiter ausspinnt, ist auch Adolf Harnack gewidmet. Theod. Simon [Abbildung] Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung nicht verbürgt werden kann. Nachdruck sämtlicher Aufsätze nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des BerlaaS gestattet, »erantwortlich: der Herausgeber Beorg Cl-inow in Berlin-Lichierselde West. — WanuilriptsenSungen und Briefe werden erbeten unter der Adresse: An den Herausgeber der Grenzboten in Berlin-Lichterfclde West, Sternstraße 5«. Fernsprecher des Herausgebers: Amt Ltchterfeld« <S3, des Verlag« und der Schriftleitung! Amt Lützo» SS10. »erlag: Verlag der Grenzboten <S. in. b. H. in Berlin SV II, Tempelhofer Ufer Wa Druck: .Der Reichsbote" S>. in. l>. H. in Berlin SV II, Dessau« Strotze W,'37,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409/76>, abgerufen am 22.07.2024.