Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.Neue Bücher Der Barde. Die schönsten historischen Gedichte von den Anfängen deutscher Ge¬ Gar selten in der Welt kommt die rechte Aufgabe in die rechte Hand und schafft Sehen wir zu, wie der Herausgeber sein Werk aufgebaut hat. Es ist in Ein paar Beispiele mögen zeigen, wie die einzelnen Epochen dargestellt sind. Unter die glänzenden Partien des Buches gehören, wie später das Zeitalter Neben den Dichtern unserer Zeit vernehmen wir auch ältere Klänge. Walther Die Überleitung von einer Epoche zur anderen ist meist sehr glücklich. So Neue Bücher Der Barde. Die schönsten historischen Gedichte von den Anfängen deutscher Ge¬ Gar selten in der Welt kommt die rechte Aufgabe in die rechte Hand und schafft Sehen wir zu, wie der Herausgeber sein Werk aufgebaut hat. Es ist in Ein paar Beispiele mögen zeigen, wie die einzelnen Epochen dargestellt sind. Unter die glänzenden Partien des Buches gehören, wie später das Zeitalter Neben den Dichtern unserer Zeit vernehmen wir auch ältere Klänge. Walther Die Überleitung von einer Epoche zur anderen ist meist sehr glücklich. So <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0299" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/331271"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341903_330971/figures/grenzboten_341903_330971_331271_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Neue Bücher</head><lb/> <p xml:id="ID_1022"> Der Barde. Die schönsten historischen Gedichte von den Anfängen deutscher Ge¬<lb/> schichte bis zur Gegenwart. Herausgegeben von Walther Eggcrt - Windegg,<lb/> C. H. Beck. München. Preis (> Mark.</p><lb/> <p xml:id="ID_1023"> Gar selten in der Welt kommt die rechte Aufgabe in die rechte Hand und schafft<lb/> ein Werk zur rechten Zeit. Und wie alles was meisterhaft gemacht wird leicht<lb/> aussieht, so fragen wir uns verwundert: warum haben wir dies Buch nicht schon<lb/> lange? Wir blättern im Inhaltsverzeichnis, lesen die Namen unserer Besten,<lb/> finden jede Epoche unserer Geschichte, Zeit und Vorzeit, fast lückenlos. Ja, wer<lb/> wußte denn, daß wir das alles haben, daß dies ganze Werden, Wachsen und<lb/> vielfältige Ringen unseres Volkes sich so vollkommen in den Werken unserer Dichter<lb/> spiegelt? Nur aus jahrelanger Beschäftigung mit dem Plane konnte diese Sammlung<lb/> entstehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1024"> Sehen wir zu, wie der Herausgeber sein Werk aufgebaut hat. Es ist in<lb/> zehn Bücher und sechsunddreißig Kapitel gegliedert und beginnt mit unserer Los¬<lb/> lösung aus römischem Joch: Germanen und Römer. Hermann Linggs Spartacus<lb/> ist der kraftvolle Prolog: „Der Menschheit ganzes Herz erwache!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1025"> Ein paar Beispiele mögen zeigen, wie die einzelnen Epochen dargestellt sind.<lb/> Die Zeit der Völkerwanderung: Börries von Münchhausens „Hunnenzug" gibt<lb/> Schauplatz, Zeit und Stimmung, und wie Korr. F. Meyer, Hermann Lingg,<lb/> Wilhelm Hertz von ihm singen und sagen, steht ein gewaltiges Bild Attilas vor<lb/> uns. Oder: Uhland und Detlev von Liliencron und Strachwitz geben uns, jeder<lb/> in seinem Ton, lebendige Kunde vom Roland.</p><lb/> <p xml:id="ID_1026"> Unter die glänzenden Partien des Buches gehören, wie später das Zeitalter<lb/> Friedrich des Großen, so in der Frühzeit die Hohenstaufen mit all den verlockenden<lb/> Vorwürfen, an denen freilich ein mittelmäßiger Dichter nur scheitern kann. Es<lb/> ist aber wohl das größte und neue Verdienst dieser Sammlung, daß sie ihr Material<lb/> nicht mit Notbehelfen, die mit der Poesie nichts zu tun haben, ergänzt, sondern<lb/> das Versprechen des Titels löst und uns „die schönsten historischen Gedichte" an¬<lb/> einander reiht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1027"> Neben den Dichtern unserer Zeit vernehmen wir auch ältere Klänge. Walther<lb/> von der Vogelweide kann nicht fehlen, Zeitlieder, deren Dichter man nicht kennt<lb/> und vieles, was Winterfelds verdienstreichem Buch: „Die deutschen Dichter des<lb/> lateinischen Mittelalters" entnommen ist. Solche Stücke sind sozusagen die Stimm¬<lb/> gabel, die Reinheit des Tones bei den Neueren zu prüfen. Und wir erkennen<lb/> z. B.. daß die späteren Dichtungen in Eggert-Windeggs Auswahl mit den Versen<lb/> Rollers und des Mönchs von Kloster Bobbio in gutem Einklang stehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1028" next="#ID_1029"> Die Überleitung von einer Epoche zur anderen ist meist sehr glücklich. So<lb/> zeigt es von tiefem historischen Verstehen, daß zwischen die Gedichte aus der<lb/> fredericianischen Zeit und jene aus der Revolution Schubarts ergreifendes Kaplied</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0299]
[Abbildung]
Neue Bücher
Der Barde. Die schönsten historischen Gedichte von den Anfängen deutscher Ge¬
schichte bis zur Gegenwart. Herausgegeben von Walther Eggcrt - Windegg,
C. H. Beck. München. Preis (> Mark.
Gar selten in der Welt kommt die rechte Aufgabe in die rechte Hand und schafft
ein Werk zur rechten Zeit. Und wie alles was meisterhaft gemacht wird leicht
aussieht, so fragen wir uns verwundert: warum haben wir dies Buch nicht schon
lange? Wir blättern im Inhaltsverzeichnis, lesen die Namen unserer Besten,
finden jede Epoche unserer Geschichte, Zeit und Vorzeit, fast lückenlos. Ja, wer
wußte denn, daß wir das alles haben, daß dies ganze Werden, Wachsen und
vielfältige Ringen unseres Volkes sich so vollkommen in den Werken unserer Dichter
spiegelt? Nur aus jahrelanger Beschäftigung mit dem Plane konnte diese Sammlung
entstehen.
Sehen wir zu, wie der Herausgeber sein Werk aufgebaut hat. Es ist in
zehn Bücher und sechsunddreißig Kapitel gegliedert und beginnt mit unserer Los¬
lösung aus römischem Joch: Germanen und Römer. Hermann Linggs Spartacus
ist der kraftvolle Prolog: „Der Menschheit ganzes Herz erwache!"
Ein paar Beispiele mögen zeigen, wie die einzelnen Epochen dargestellt sind.
Die Zeit der Völkerwanderung: Börries von Münchhausens „Hunnenzug" gibt
Schauplatz, Zeit und Stimmung, und wie Korr. F. Meyer, Hermann Lingg,
Wilhelm Hertz von ihm singen und sagen, steht ein gewaltiges Bild Attilas vor
uns. Oder: Uhland und Detlev von Liliencron und Strachwitz geben uns, jeder
in seinem Ton, lebendige Kunde vom Roland.
Unter die glänzenden Partien des Buches gehören, wie später das Zeitalter
Friedrich des Großen, so in der Frühzeit die Hohenstaufen mit all den verlockenden
Vorwürfen, an denen freilich ein mittelmäßiger Dichter nur scheitern kann. Es
ist aber wohl das größte und neue Verdienst dieser Sammlung, daß sie ihr Material
nicht mit Notbehelfen, die mit der Poesie nichts zu tun haben, ergänzt, sondern
das Versprechen des Titels löst und uns „die schönsten historischen Gedichte" an¬
einander reiht.
Neben den Dichtern unserer Zeit vernehmen wir auch ältere Klänge. Walther
von der Vogelweide kann nicht fehlen, Zeitlieder, deren Dichter man nicht kennt
und vieles, was Winterfelds verdienstreichem Buch: „Die deutschen Dichter des
lateinischen Mittelalters" entnommen ist. Solche Stücke sind sozusagen die Stimm¬
gabel, die Reinheit des Tones bei den Neueren zu prüfen. Und wir erkennen
z. B.. daß die späteren Dichtungen in Eggert-Windeggs Auswahl mit den Versen
Rollers und des Mönchs von Kloster Bobbio in gutem Einklang stehen.
Die Überleitung von einer Epoche zur anderen ist meist sehr glücklich. So
zeigt es von tiefem historischen Verstehen, daß zwischen die Gedichte aus der
fredericianischen Zeit und jene aus der Revolution Schubarts ergreifendes Kaplied
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |