Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.Der Weltkrieg und die Lage der Unternehmerschaft in Europa von Heinrich Göhring i Ein Bild der Lage der deutschen Unternehmerschaft geben die Geschäfts¬ Der Weltkrieg und die Lage der Unternehmerschaft in Europa von Heinrich Göhring i Ein Bild der Lage der deutschen Unternehmerschaft geben die Geschäfts¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0278" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329946"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341903_329665/figures/grenzboten_341903_329665_329946_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der Weltkrieg<lb/> und die Lage der Unternehmerschaft in Europa<lb/><note type="byline"> von Heinrich Göhring</note></head><lb/> <p xml:id="ID_936"> i<lb/> t Stolz kann man heute sagen, daß die deutsche Volkswirtschaft<lb/> ihre Feuerprobe auf das beste bestanden hat. Recht zutreffend<lb/> besagt der Jahresbericht 1914 der Dresdener Bank u. a., daß<lb/> die deutsche industrielle Produktion insgesamt eine Einschränkung<lb/> von vielleicht einem Viertel bis höchstens einem Drittel erfahren<lb/> hat. Dies ist eine Ziffer, die in keiner Weise bedenklich und in Anbetracht der<lb/> Verhältnisse sicherlich als überraschend günstig bezeichnet werden muß. Auf der<lb/> kürzlich in Berlin abgehaltenen Hauptversammlung des Vereins deutscher Eisen-<lb/> und Stahlindustrieller wurde betont, daß mit den Erfolgen unseres Heeres sich<lb/> die Zahl der wieder in Betrieb gesetzten Anlagen mehrte, so daß im März 1915<lb/> die Flilßstahlerzeugung wieder eine Million Tonnen überschritt und sich im<lb/> Oktober 1915 auf 1 215 000 Tonnen, also auf mehr als 77 Prozent der durch¬<lb/> schnittlichen Friedenserzeugung hob. Ähnlich wie in der Eisen- und Stahl¬<lb/> erzeugung liegen aber die Verhältnisse bei verschiedenen anderen Produkten,<lb/> übrigens bilden schon allein die enormen Kriegslieferungen der Vereinigten<lb/> Staaten von Nordamerika an unsere Gegner — im letzten Rechnungsjahre<lb/> (Juli 1914 bis Juni 1915) wurde Kriegsbedarf im Werte von etwa 350 Millionen<lb/> Dollar geliefert — das denkbar beste Leumunds- und Leistungszeuguis für die<lb/> deutsche Industrie und den deutschen Gewerbefleiß. Dank seiner eigenen hoch¬<lb/> entwickelten Industrie, die seit einem Menschenalter gewöhnt ist, alle Errungen¬<lb/> schaften der Technik, der Wissenschaft, der Arbeitsmethodi! in ihre Dienste zu<lb/> stellen und im Wettbewerb gegen die um vieles älteren und stärkeren Industrien<lb/> anderer Länder — wie beispielsweise diejenigen Englands — sich erfolgreich<lb/> zu betätigen, hat Deutschland, unabhängig vom Auslande, seinen Heeres- und<lb/> sonstigen Kriegsbedarf aus Eigenem zu decken vermocht.</p><lb/> <p xml:id="ID_937"> Ein Bild der Lage der deutschen Unternehmerschaft geben die Geschäfts¬<lb/> berichte der Aktiengesellschaften. Nach den Abschlüssen der Gesellschaften, die<lb/> im März 1915 über das Jahr 1914 berichteten, stellte sich in den einzelnen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0278]
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Der Weltkrieg
und die Lage der Unternehmerschaft in Europa
von Heinrich Göhring
i
t Stolz kann man heute sagen, daß die deutsche Volkswirtschaft
ihre Feuerprobe auf das beste bestanden hat. Recht zutreffend
besagt der Jahresbericht 1914 der Dresdener Bank u. a., daß
die deutsche industrielle Produktion insgesamt eine Einschränkung
von vielleicht einem Viertel bis höchstens einem Drittel erfahren
hat. Dies ist eine Ziffer, die in keiner Weise bedenklich und in Anbetracht der
Verhältnisse sicherlich als überraschend günstig bezeichnet werden muß. Auf der
kürzlich in Berlin abgehaltenen Hauptversammlung des Vereins deutscher Eisen-
und Stahlindustrieller wurde betont, daß mit den Erfolgen unseres Heeres sich
die Zahl der wieder in Betrieb gesetzten Anlagen mehrte, so daß im März 1915
die Flilßstahlerzeugung wieder eine Million Tonnen überschritt und sich im
Oktober 1915 auf 1 215 000 Tonnen, also auf mehr als 77 Prozent der durch¬
schnittlichen Friedenserzeugung hob. Ähnlich wie in der Eisen- und Stahl¬
erzeugung liegen aber die Verhältnisse bei verschiedenen anderen Produkten,
übrigens bilden schon allein die enormen Kriegslieferungen der Vereinigten
Staaten von Nordamerika an unsere Gegner — im letzten Rechnungsjahre
(Juli 1914 bis Juni 1915) wurde Kriegsbedarf im Werte von etwa 350 Millionen
Dollar geliefert — das denkbar beste Leumunds- und Leistungszeuguis für die
deutsche Industrie und den deutschen Gewerbefleiß. Dank seiner eigenen hoch¬
entwickelten Industrie, die seit einem Menschenalter gewöhnt ist, alle Errungen¬
schaften der Technik, der Wissenschaft, der Arbeitsmethodi! in ihre Dienste zu
stellen und im Wettbewerb gegen die um vieles älteren und stärkeren Industrien
anderer Länder — wie beispielsweise diejenigen Englands — sich erfolgreich
zu betätigen, hat Deutschland, unabhängig vom Auslande, seinen Heeres- und
sonstigen Kriegsbedarf aus Eigenem zu decken vermocht.
Ein Bild der Lage der deutschen Unternehmerschaft geben die Geschäfts¬
berichte der Aktiengesellschaften. Nach den Abschlüssen der Gesellschaften, die
im März 1915 über das Jahr 1914 berichteten, stellte sich in den einzelnen
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