Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Religion [Spaltenumbruch] Provinzen, Regiment, Militär, Kriegführen, Also dieser Zusammenhang, beschränkt auf Unsere "Friedensreligion", um ihr etwas [Ende Spaltensatz] Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Religion [Spaltenumbruch] Provinzen, Regiment, Militär, Kriegführen, Also dieser Zusammenhang, beschränkt auf Unsere „Friedensreligion", um ihr etwas [Ende Spaltensatz] <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0362" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/323459"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341901_323097/figures/grenzboten_341901_323097_323459_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <cb type="start"/> <div n="2"> <head> Religion</head><lb/> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_1240" prev="#ID_1239"> Provinzen, Regiment, Militär, Kriegführen,<lb/> Organisieren — Dinge, die besonderen Überblick<lb/> erfordern, der eine Eigenart alles Staats¬<lb/> wesens ist. Auf anderen Gebieten werden<lb/> eine Unmenge von Bureaukratie, Aktenarbeit<lb/> und Journalnummern plötzlich Überfluß, sind<lb/> auf einmal gänzlich unangebracht und zwecklos.<lb/> Den freiwerdenden Platz aber nimmt wieder<lb/> das Volk ein. Das Volk bemächtigt sich<lb/> wieder seiner Gebiete. Das Volk macht<lb/> wieder Geschichte, macht Poesie, macht Moral,<lb/> macht Religion.</p><lb/> <p xml:id="ID_1241"> Also dieser Zusammenhang, beschränkt auf<lb/> die Religion, dürfte sich bemerkbar machen in<lb/> dem Gegensatze, den unsere Überschrift<lb/> wiedergibt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1242"> Unsere „Friedensreligion", um ihr etwas<lb/> näher nachzugehen, stammt wesentlich von<lb/> unseren Kathedern und unseren Kirchenräten,<lb/> Oberkirchenräten und ähnlichen Behörden her.<lb/> Es find diejenigen Instanzen, die der Staat<lb/> für die Pflege der Religion jeweilig einsetzt<lb/> und unterhält. Ihre Wirksamkeit für wirkliche<lb/> Religion war im allgemeinen, der Lage der<lb/> Dinge entsprechend, stets nur gering. Staats»<lb/> religion mag etwas durchaus notwendiges<lb/> sein. Religionslose Staaten sind im allge¬<lb/> meinen nicht viel besseres, als religionslose<lb/> Menschen. Aber eine Vollendung der Religion<lb/> hat die Staatsreligion im allgemeinen<lb/> nie erreicht. Wie gesagt, Religion liegt<lb/> einmal dem Staatsbetriebe nicht recht. Sie<lb/> wird aufgelöst das eine Mal in Wissenschaft,<lb/> das andere Mal in Verfügungen, Partei¬<lb/> streitigkeiten und Disziplinarfälle. Die<lb/> beiden Höhepunkte, mit denen die zwei feind¬<lb/> lichen Brüder gelegentlich ja in die aller-<lb/> breiteste Öffentlichkeit treten, die Kritik und<lb/> der Disziplinarfall, schaffen für wirkliche<lb/> Religion wenig oder gar nichts. Das Ergebnis</p><lb/> <cb type="end"/><lb/> <p xml:id="ID_1243"/><lb/> <p xml:id="ID_1244"/><lb/> <p xml:id="ID_1245" next="#ID_1246"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0362]
[Abbildung]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Religion
Provinzen, Regiment, Militär, Kriegführen,
Organisieren — Dinge, die besonderen Überblick
erfordern, der eine Eigenart alles Staats¬
wesens ist. Auf anderen Gebieten werden
eine Unmenge von Bureaukratie, Aktenarbeit
und Journalnummern plötzlich Überfluß, sind
auf einmal gänzlich unangebracht und zwecklos.
Den freiwerdenden Platz aber nimmt wieder
das Volk ein. Das Volk bemächtigt sich
wieder seiner Gebiete. Das Volk macht
wieder Geschichte, macht Poesie, macht Moral,
macht Religion.
Also dieser Zusammenhang, beschränkt auf
die Religion, dürfte sich bemerkbar machen in
dem Gegensatze, den unsere Überschrift
wiedergibt.
Unsere „Friedensreligion", um ihr etwas
näher nachzugehen, stammt wesentlich von
unseren Kathedern und unseren Kirchenräten,
Oberkirchenräten und ähnlichen Behörden her.
Es find diejenigen Instanzen, die der Staat
für die Pflege der Religion jeweilig einsetzt
und unterhält. Ihre Wirksamkeit für wirkliche
Religion war im allgemeinen, der Lage der
Dinge entsprechend, stets nur gering. Staats»
religion mag etwas durchaus notwendiges
sein. Religionslose Staaten sind im allge¬
meinen nicht viel besseres, als religionslose
Menschen. Aber eine Vollendung der Religion
hat die Staatsreligion im allgemeinen
nie erreicht. Wie gesagt, Religion liegt
einmal dem Staatsbetriebe nicht recht. Sie
wird aufgelöst das eine Mal in Wissenschaft,
das andere Mal in Verfügungen, Partei¬
streitigkeiten und Disziplinarfälle. Die
beiden Höhepunkte, mit denen die zwei feind¬
lichen Brüder gelegentlich ja in die aller-
breiteste Öffentlichkeit treten, die Kritik und
der Disziplinarfall, schaffen für wirkliche
Religion wenig oder gar nichts. Das Ergebnis
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