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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr.

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Die Friedensarbeit der deutschen "Barbaren"
Prof. Dr. Richard Herbert; vo"

nsere Feinde suchen die Schlagfertigkeit und die großen Erfolge
unseres Heeres, die sie als Tatsache nicht mehr leugnen können,
doch wenigstens in ihrem moralischen Werte herabzusetzen, indem
sie sie als die Triumphe des deutschen "Militarismus" bezeichnen.
Dieser von den Engländern zuerst gegen uns gebrauchte Ausdruck
ist eine hohle Phrase, wenn man damit nicht die Kriegstüchtigkeit des deutschen
Heeres bezeichnen, sondern vielmehr den Gedanken zum Ausdruck bringen will,
die Deutschen könnten zwar kräftig mit dem Schwert dreinschlagen, im übrigen
aber seien sie kulturlose Barbaren. Es ist sicher, daß wir neben der militärischen
Ausbildung unserer Soldaten unsere Erfolge im Kriege auch der ungeheuren
wirtschaftlichen, kulturellen und moralischen Stärke unseres gesamten Volkes im
Frieden verdanken. Sehen wir uns daher dieses Volk und seine Friedensarbeit
einmal etwas näher an, um zu erkennen, was es mit den Vorwürfen unserer
Feinde auf sich hat. Das Volk, das diese Arbeit leistet, nimmt allerdings in
einer Weise zu, die unsere Feinde erschrecken muß. In den Jahren 1875 bis
1910 betrug die Bevölkerungszunahme in Deutschland volle 52 Prozent, in
England 37 Prozent, in Frankreich 11 Prozent. Die folgende Tabelle zeigt
die absoluten Bevölkerungszunahmen während verschiedener Zeitabschnitte bei
uns und unseren drei Feinden auf dem Festlande. (Für England standen mir
leider die erforderlichen Unterlagen nicht zur Verfügung.)

Rußland Deutschland Frankreich Belgien
Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner
189t: 100 239 00" 1893- 49 428 470 1894: 38 343 000 1899: 6 670 000
1909: 123 171 000 1911: 64 551 000 1910: 39 252 000 1911: 7 386 000
Zunahme: in 15 I. 27 932 000 in 18 I. 15 122 530 in 16 I. 909 000 in 12 I. 716 000

Während also" unser westlicher Nachbar in sechzehn Jahren es noch nicht
auf eine Million Bevölkerungszuwachs brachte, hat sich die Einwohnerzahl
Deutschlands in einem nur zwei Jahre längeren Zeitraum um mehr als fünfzehn
Millionen vermehrt. Diese Zahlen geben den französischen Statistikern und




Die Friedensarbeit der deutschen „Barbaren"
Prof. Dr. Richard Herbert; vo»

nsere Feinde suchen die Schlagfertigkeit und die großen Erfolge
unseres Heeres, die sie als Tatsache nicht mehr leugnen können,
doch wenigstens in ihrem moralischen Werte herabzusetzen, indem
sie sie als die Triumphe des deutschen „Militarismus" bezeichnen.
Dieser von den Engländern zuerst gegen uns gebrauchte Ausdruck
ist eine hohle Phrase, wenn man damit nicht die Kriegstüchtigkeit des deutschen
Heeres bezeichnen, sondern vielmehr den Gedanken zum Ausdruck bringen will,
die Deutschen könnten zwar kräftig mit dem Schwert dreinschlagen, im übrigen
aber seien sie kulturlose Barbaren. Es ist sicher, daß wir neben der militärischen
Ausbildung unserer Soldaten unsere Erfolge im Kriege auch der ungeheuren
wirtschaftlichen, kulturellen und moralischen Stärke unseres gesamten Volkes im
Frieden verdanken. Sehen wir uns daher dieses Volk und seine Friedensarbeit
einmal etwas näher an, um zu erkennen, was es mit den Vorwürfen unserer
Feinde auf sich hat. Das Volk, das diese Arbeit leistet, nimmt allerdings in
einer Weise zu, die unsere Feinde erschrecken muß. In den Jahren 1875 bis
1910 betrug die Bevölkerungszunahme in Deutschland volle 52 Prozent, in
England 37 Prozent, in Frankreich 11 Prozent. Die folgende Tabelle zeigt
die absoluten Bevölkerungszunahmen während verschiedener Zeitabschnitte bei
uns und unseren drei Feinden auf dem Festlande. (Für England standen mir
leider die erforderlichen Unterlagen nicht zur Verfügung.)

Rußland Deutschland Frankreich Belgien
Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner
189t: 100 239 00» 1893- 49 428 470 1894: 38 343 000 1899: 6 670 000
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Zunahme: in 15 I. 27 932 000 in 18 I. 15 122 530 in 16 I. 909 000 in 12 I. 716 000

Während also" unser westlicher Nachbar in sechzehn Jahren es noch nicht
auf eine Million Bevölkerungszuwachs brachte, hat sich die Einwohnerzahl
Deutschlands in einem nur zwei Jahre längeren Zeitraum um mehr als fünfzehn
Millionen vermehrt. Diese Zahlen geben den französischen Statistikern und


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[0276] [Abbildung] Die Friedensarbeit der deutschen „Barbaren" Prof. Dr. Richard Herbert; vo» nsere Feinde suchen die Schlagfertigkeit und die großen Erfolge unseres Heeres, die sie als Tatsache nicht mehr leugnen können, doch wenigstens in ihrem moralischen Werte herabzusetzen, indem sie sie als die Triumphe des deutschen „Militarismus" bezeichnen. Dieser von den Engländern zuerst gegen uns gebrauchte Ausdruck ist eine hohle Phrase, wenn man damit nicht die Kriegstüchtigkeit des deutschen Heeres bezeichnen, sondern vielmehr den Gedanken zum Ausdruck bringen will, die Deutschen könnten zwar kräftig mit dem Schwert dreinschlagen, im übrigen aber seien sie kulturlose Barbaren. Es ist sicher, daß wir neben der militärischen Ausbildung unserer Soldaten unsere Erfolge im Kriege auch der ungeheuren wirtschaftlichen, kulturellen und moralischen Stärke unseres gesamten Volkes im Frieden verdanken. Sehen wir uns daher dieses Volk und seine Friedensarbeit einmal etwas näher an, um zu erkennen, was es mit den Vorwürfen unserer Feinde auf sich hat. Das Volk, das diese Arbeit leistet, nimmt allerdings in einer Weise zu, die unsere Feinde erschrecken muß. In den Jahren 1875 bis 1910 betrug die Bevölkerungszunahme in Deutschland volle 52 Prozent, in England 37 Prozent, in Frankreich 11 Prozent. Die folgende Tabelle zeigt die absoluten Bevölkerungszunahmen während verschiedener Zeitabschnitte bei uns und unseren drei Feinden auf dem Festlande. (Für England standen mir leider die erforderlichen Unterlagen nicht zur Verfügung.) Rußland Deutschland Frankreich Belgien Einwohner Einwohner Einwohner Einwohner 189t: 100 239 00» 1893- 49 428 470 1894: 38 343 000 1899: 6 670 000 1909: 123 171 000 1911: 64 551 000 1910: 39 252 000 1911: 7 386 000 Zunahme: in 15 I. 27 932 000 in 18 I. 15 122 530 in 16 I. 909 000 in 12 I. 716 000 Während also" unser westlicher Nachbar in sechzehn Jahren es noch nicht auf eine Million Bevölkerungszuwachs brachte, hat sich die Einwohnerzahl Deutschlands in einem nur zwei Jahre längeren Zeitraum um mehr als fünfzehn Millionen vermehrt. Diese Zahlen geben den französischen Statistikern und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_329227/276>, abgerufen am 03.07.2024.