Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.Litt Streifzug in die Volksetymologie und volksmythologic einen Streit zwischen Zivil- und Militärbehörden einzugreifen, die dem Kaiser Wenn man in Elsaß-Lothringen also mit aller Gewalt eine neue Verfassungs¬ Gin Streifzug in die Volksetymologie und Volksmythologie Adolf Stölzel von Die ersten Aufsätze über diesen Gegenstand finden sich in Heft 46, 4. Offenbar ist es ein sehr wundersamer Gedankensprung, den sich die Volks¬ Litt Streifzug in die Volksetymologie und volksmythologic einen Streit zwischen Zivil- und Militärbehörden einzugreifen, die dem Kaiser Wenn man in Elsaß-Lothringen also mit aller Gewalt eine neue Verfassungs¬ Gin Streifzug in die Volksetymologie und Volksmythologie Adolf Stölzel von Die ersten Aufsätze über diesen Gegenstand finden sich in Heft 46, 4. Offenbar ist es ein sehr wundersamer Gedankensprung, den sich die Volks¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0065" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/327531"/> <fw type="header" place="top"> Litt Streifzug in die Volksetymologie und volksmythologic</fw><lb/> <p xml:id="ID_172" prev="#ID_171"> einen Streit zwischen Zivil- und Militärbehörden einzugreifen, die dem Kaiser<lb/> dank seiner Doppelstellung in Elsaß-Lothringen zu Gebote stehen. Und im<lb/> ganzen Reichslande wird wohl auch kein vernünftiger Mensch daran glauben,<lb/> daß seinen! Lande, möge es nun Großherzogtum, Königreich, Kronprinzen- oder<lb/> Kaiserland werden — die Spielerei mit dem Gedanken an eine Republik kann<lb/> man wohl unbeachtet lassen — jemals militärische Reservatrechte eingeräumt<lb/> werden. Im Gegenteil würde es zur Erhöhung des Gewichts des General¬<lb/> kommandos in Elsaß-Lothringen führen, wenn dort eine der unmittelbaren<lb/> Kontrolle des Reichsoberhauptes entzogene selbständige Landesregierung ein¬<lb/> geführt würde. Und dann wären Zusammenstöße zwischen Militär- und Zivil¬<lb/> gewalt viel leichter möglich und viel schwerer zu beseitigen, als jetzt.</p><lb/> <p xml:id="ID_173"> Wenn man in Elsaß-Lothringen also mit aller Gewalt eine neue Verfassungs¬<lb/> bewegung ins Leben rufen will, dann möge man bessere Gründe zur Recht¬<lb/> fertigung dieses Unternehmens aussuchen, den Fall Zabern aber aus dem Spiel<lb/> lassen. Daß man sich gerade auf diesen stützt, macht zu sehr den Eindruck<lb/> eines parteipolitischer Agitationsmanövers.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Gin Streifzug<lb/> in die Volksetymologie und Volksmythologie<lb/><note type="byline"> Adolf Stölzel</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_174"> Die ersten Aufsätze über diesen Gegenstand finden sich in Heft 46,<lb/> 47 und 49 des Jahrgangs 1913.</p><lb/> <div n="2"> <head> 4.</head><lb/> <p xml:id="ID_175" next="#ID_176"> Offenbar ist es ein sehr wundersamer Gedankensprung, den sich die Volks¬<lb/> sprache erlaubt, wenn sie das nämliche Wort verwendet, einerseits um durch<lb/> eine recht starke Beleidigung jemanden möglichste Geringschätzung fühlen zu lassen,<lb/> anderseits um den Gipfel des Ansehens zum Ausdruck zu bringen, das er ge¬<lb/> nießt. Die Erhöhung seines Horns ist das, was den Gesalbten des Herrn als<lb/> denkbar größte Ehrung zu Teil werden kann, wer aber ein Horn genannt wird,<lb/> darf deshalb mit Erfolg den Strafrichter um Sühne des ihm zugefügten<lb/> Schimpfes anrufen. Erklärlich wird dies nur dadurch, daß man in der Be¬<lb/> zeichnung jemandes als Horn eigentlich nur die Abkürzung des Scheltwortes<lb/> Hornochse oder Hornvieh steht. In jedem der beiden letzteren Scheltworte<lb/> taucht vor unserem Auge alsbald die Ursprungsbedeutung des ersten Teiles der<lb/> Zusammensetzung auf, nämlich des „Horn": die in der Bezeichnung als Ochse oder</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0065]
Litt Streifzug in die Volksetymologie und volksmythologic
einen Streit zwischen Zivil- und Militärbehörden einzugreifen, die dem Kaiser
dank seiner Doppelstellung in Elsaß-Lothringen zu Gebote stehen. Und im
ganzen Reichslande wird wohl auch kein vernünftiger Mensch daran glauben,
daß seinen! Lande, möge es nun Großherzogtum, Königreich, Kronprinzen- oder
Kaiserland werden — die Spielerei mit dem Gedanken an eine Republik kann
man wohl unbeachtet lassen — jemals militärische Reservatrechte eingeräumt
werden. Im Gegenteil würde es zur Erhöhung des Gewichts des General¬
kommandos in Elsaß-Lothringen führen, wenn dort eine der unmittelbaren
Kontrolle des Reichsoberhauptes entzogene selbständige Landesregierung ein¬
geführt würde. Und dann wären Zusammenstöße zwischen Militär- und Zivil¬
gewalt viel leichter möglich und viel schwerer zu beseitigen, als jetzt.
Wenn man in Elsaß-Lothringen also mit aller Gewalt eine neue Verfassungs¬
bewegung ins Leben rufen will, dann möge man bessere Gründe zur Recht¬
fertigung dieses Unternehmens aussuchen, den Fall Zabern aber aus dem Spiel
lassen. Daß man sich gerade auf diesen stützt, macht zu sehr den Eindruck
eines parteipolitischer Agitationsmanövers.
Gin Streifzug
in die Volksetymologie und Volksmythologie
Adolf Stölzel von
Die ersten Aufsätze über diesen Gegenstand finden sich in Heft 46,
47 und 49 des Jahrgangs 1913.
4.
Offenbar ist es ein sehr wundersamer Gedankensprung, den sich die Volks¬
sprache erlaubt, wenn sie das nämliche Wort verwendet, einerseits um durch
eine recht starke Beleidigung jemanden möglichste Geringschätzung fühlen zu lassen,
anderseits um den Gipfel des Ansehens zum Ausdruck zu bringen, das er ge¬
nießt. Die Erhöhung seines Horns ist das, was den Gesalbten des Herrn als
denkbar größte Ehrung zu Teil werden kann, wer aber ein Horn genannt wird,
darf deshalb mit Erfolg den Strafrichter um Sühne des ihm zugefügten
Schimpfes anrufen. Erklärlich wird dies nur dadurch, daß man in der Be¬
zeichnung jemandes als Horn eigentlich nur die Abkürzung des Scheltwortes
Hornochse oder Hornvieh steht. In jedem der beiden letzteren Scheltworte
taucht vor unserem Auge alsbald die Ursprungsbedeutung des ersten Teiles der
Zusammensetzung auf, nämlich des „Horn": die in der Bezeichnung als Ochse oder
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