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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.

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Bismarck und Prokesch-Gsten

hon?ogenen südslawischen Bevölkerung den Gesamünteressen der Monarchie förderlich
wäre. Gegenwärtig bilden die bedeutenden kulturellen Verschiedenheiten unter
den Südslawen ein starkes trennendes Moment, und diese Trennung wird durch
die politische Grenze wesentlich verstärkt. Würde dagegen die Grenze aufgehoben,
so würde die kulturelle Nivellierung und Einigung das Wer! weniger Gene¬
rationen sein; und sie würde weiter ein starkes nationales und politisches Soli-
daritätsbewußtsein des ganzen Südslawentums erzeugen. Die geographische und
ethnische Geschlossenheit des südslawischen Gebietes würde sein politisches Gewicht
in der Monarchie unstreitig vermehren, und die Frage ist eben, ob darin eine
Stärkung oder eine Schwächung des Gesamtstaates zu erblicken wäre. Es wäre
von nicht geringem Interesse, die Ansichten von führenden Publizisten Österreich-
Ungarns hierüber zu vernehmen.




Bismarck und prokesch - Osten
Line Ehrenrettung
Ludwig Schcmnnn von1. Einleitendes

^.iuer der glänzendsten Namen des neunzehnten Jahrhunderts,
vielgenannt, vielgefeiert, war lange der Antons von Prokesch-
Osten, eines Mannes, der ohne Zweifel zu den merkwürdigsten
und wertvollsten, wenn auch nicht zu den größten seiner Zeit
gehört, und den dann ein unverdientes, aber wohl nicht unab¬
änderliches Geschick ans lichtem Ruhme in dunkles Vergessen geworfen hat, in
ein. so gründliches Vergessen, daß, wo immer man heute vor einem weiteren
Kreise von ihm zu reden unternimmt, man selbst für die Bestbeschlagenen unter
seinen Lesern zuvor einige einführende Mitteilungen über sein Leben und
Schaffen wird bringen müssen.

Anton Prokesch war geboren zu Graz am 10. Dezember 1795. Väter¬
licherseits slawischer, mütterlicherseits deutscher Abkunft, zeigt dieser Vertreter
unserer südöstlichen Gebiete als entschiedenes Ergebnis solcher Mischung einen
ebenso unbedingten Durchschlag und ein ebenso konstantes Übergewicht des
deutschen Blutsbestandteiles, wie wir dies bei so vielen hervorragenden Söhnen
des Nordostens unseres Vaterlandes bemerken. Auch hat er sich lebenslang
warm als Deutscher gefühlt und treu als Deutscher bewährt.


Bismarck und Prokesch-Gsten

hon?ogenen südslawischen Bevölkerung den Gesamünteressen der Monarchie förderlich
wäre. Gegenwärtig bilden die bedeutenden kulturellen Verschiedenheiten unter
den Südslawen ein starkes trennendes Moment, und diese Trennung wird durch
die politische Grenze wesentlich verstärkt. Würde dagegen die Grenze aufgehoben,
so würde die kulturelle Nivellierung und Einigung das Wer! weniger Gene¬
rationen sein; und sie würde weiter ein starkes nationales und politisches Soli-
daritätsbewußtsein des ganzen Südslawentums erzeugen. Die geographische und
ethnische Geschlossenheit des südslawischen Gebietes würde sein politisches Gewicht
in der Monarchie unstreitig vermehren, und die Frage ist eben, ob darin eine
Stärkung oder eine Schwächung des Gesamtstaates zu erblicken wäre. Es wäre
von nicht geringem Interesse, die Ansichten von führenden Publizisten Österreich-
Ungarns hierüber zu vernehmen.




Bismarck und prokesch - Osten
Line Ehrenrettung
Ludwig Schcmnnn von1. Einleitendes

^.iuer der glänzendsten Namen des neunzehnten Jahrhunderts,
vielgenannt, vielgefeiert, war lange der Antons von Prokesch-
Osten, eines Mannes, der ohne Zweifel zu den merkwürdigsten
und wertvollsten, wenn auch nicht zu den größten seiner Zeit
gehört, und den dann ein unverdientes, aber wohl nicht unab¬
änderliches Geschick ans lichtem Ruhme in dunkles Vergessen geworfen hat, in
ein. so gründliches Vergessen, daß, wo immer man heute vor einem weiteren
Kreise von ihm zu reden unternimmt, man selbst für die Bestbeschlagenen unter
seinen Lesern zuvor einige einführende Mitteilungen über sein Leben und
Schaffen wird bringen müssen.

Anton Prokesch war geboren zu Graz am 10. Dezember 1795. Väter¬
licherseits slawischer, mütterlicherseits deutscher Abkunft, zeigt dieser Vertreter
unserer südöstlichen Gebiete als entschiedenes Ergebnis solcher Mischung einen
ebenso unbedingten Durchschlag und ein ebenso konstantes Übergewicht des
deutschen Blutsbestandteiles, wie wir dies bei so vielen hervorragenden Söhnen
des Nordostens unseres Vaterlandes bemerken. Auch hat er sich lebenslang
warm als Deutscher gefühlt und treu als Deutscher bewährt.


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[0555] Bismarck und Prokesch-Gsten hon?ogenen südslawischen Bevölkerung den Gesamünteressen der Monarchie förderlich wäre. Gegenwärtig bilden die bedeutenden kulturellen Verschiedenheiten unter den Südslawen ein starkes trennendes Moment, und diese Trennung wird durch die politische Grenze wesentlich verstärkt. Würde dagegen die Grenze aufgehoben, so würde die kulturelle Nivellierung und Einigung das Wer! weniger Gene¬ rationen sein; und sie würde weiter ein starkes nationales und politisches Soli- daritätsbewußtsein des ganzen Südslawentums erzeugen. Die geographische und ethnische Geschlossenheit des südslawischen Gebietes würde sein politisches Gewicht in der Monarchie unstreitig vermehren, und die Frage ist eben, ob darin eine Stärkung oder eine Schwächung des Gesamtstaates zu erblicken wäre. Es wäre von nicht geringem Interesse, die Ansichten von führenden Publizisten Österreich- Ungarns hierüber zu vernehmen. Bismarck und prokesch - Osten Line Ehrenrettung Ludwig Schcmnnn von1. Einleitendes ^.iuer der glänzendsten Namen des neunzehnten Jahrhunderts, vielgenannt, vielgefeiert, war lange der Antons von Prokesch- Osten, eines Mannes, der ohne Zweifel zu den merkwürdigsten und wertvollsten, wenn auch nicht zu den größten seiner Zeit gehört, und den dann ein unverdientes, aber wohl nicht unab¬ änderliches Geschick ans lichtem Ruhme in dunkles Vergessen geworfen hat, in ein. so gründliches Vergessen, daß, wo immer man heute vor einem weiteren Kreise von ihm zu reden unternimmt, man selbst für die Bestbeschlagenen unter seinen Lesern zuvor einige einführende Mitteilungen über sein Leben und Schaffen wird bringen müssen. Anton Prokesch war geboren zu Graz am 10. Dezember 1795. Väter¬ licherseits slawischer, mütterlicherseits deutscher Abkunft, zeigt dieser Vertreter unserer südöstlichen Gebiete als entschiedenes Ergebnis solcher Mischung einen ebenso unbedingten Durchschlag und ein ebenso konstantes Übergewicht des deutschen Blutsbestandteiles, wie wir dies bei so vielen hervorragenden Söhnen des Nordostens unseres Vaterlandes bemerken. Auch hat er sich lebenslang warm als Deutscher gefühlt und treu als Deutscher bewährt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_327465/555>, abgerufen am 28.12.2024.