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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.

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Briefe ein August Mitbeten Schlegel

Jahre 1394 einen treffenden Beleg bietet (in diesem Prozeß wurden zahlreiche
Führer der Rumänen zu längeren Freiheitsstrafen verurteilt, weil sie sich in
einem Memorandum, das ihre Beschwerden zusammenfaßte, direkt an den Kaiser
gewandt hatten). Da die Rumänen von Wien aus aber immer nur Ent¬
täuschungen erfuhren, so ist es nicht so unverständlich, daß der großrumänische
Jrredentismus nun doch an Boden gewinnt. Heute ist es vor allem die
Hoffnung, daß ein Thronwechsel einen politischen Umschwung in Ungarn herbei¬
führen werde, der die rumänischen Führer an der kaisertreuen Politik festhalten
läßt; sollte diese Hoffnung sich dereinst als trügerisch erweisen, dann muß nur
wohl mit einen: geschlossenen Abschwenken der ungarländischen Rumänen ins
großrumänische Lager rechnen. Daß dies die Stellung der Monarchie nach
außen hin sehr schwächen würde, bedarf kaum eines Nachweises; und natürlich
müßte dies auch auf die irredentistische Bewegung im Königreich aufstachelnd
wirken und auch bei besonnenen rumänischen Staatsmännern den Glauben an
die Lebensfähigkeit und Schlagkraft der Monarchie herabsetzen.




Briefe an August Wilhelm Schlegel
Gelo Liebiger Mitgeteilt von

er Schreiber der nachstehenden, im Besitze der Königlichen öffent¬
lichen Bibliothek zu Dresden befindlichen Briefes war kein ge¬
ringerer als Freiherr Karl Friedrich Alexander von Arnswalde,
der spätere Staatsminister des Königreichs Hannover und lang¬
jährige hochverdiente Kurator der Universität Göttingen ^), dem
Georg Waitz^) mit Recht eine umfassende geistige Bildung und Sinn für wahre
Wissenschaft nachrühmt. Am 11. September 1768 als einziger Sohn des
hannoverschen Konsistorialpräsidenten Christian Ludwig August von Arnswalde
geboren^), besuchte der junge Aristokrat in den Jahren 1785 -- 1788 die
Göttinger Universität und schloß während seiner Studentenzeit unter anderem
mit seinem nachmals als Dichter und Kritiker so berühmt gewordenen Lands¬
manne, dem um ein Jahr älteren August Wilhelm Schlegel, dem vierten Sohne
des hannoverschen Konsistorialrath Johann Adolf Schlegels, einen innigen







Vgl. Mscr. Dreht. s 90: A. W. von Schlegels Briefwechsel Bd. 1.
"
) Vgl. Friedrich Saalfeld, Gesch. der Universität Göttingen 18 f. und Ernst von
Meier, Hannöversche Verfassungs- und Verwaltungsgesch. it S38, 640 u. öfter.
°) Allgemeine deutsche Biographie I 699.
Über die Daten aus seinem Leben: Neuer Nekrolog der Deutschen, 1846, I 323 f.,
und Heinr. Wilh. Rotermund, Das gelehrte Hannover I 60 f.
°) Hagen, Die romantische Schule 144.
Briefe ein August Mitbeten Schlegel

Jahre 1394 einen treffenden Beleg bietet (in diesem Prozeß wurden zahlreiche
Führer der Rumänen zu längeren Freiheitsstrafen verurteilt, weil sie sich in
einem Memorandum, das ihre Beschwerden zusammenfaßte, direkt an den Kaiser
gewandt hatten). Da die Rumänen von Wien aus aber immer nur Ent¬
täuschungen erfuhren, so ist es nicht so unverständlich, daß der großrumänische
Jrredentismus nun doch an Boden gewinnt. Heute ist es vor allem die
Hoffnung, daß ein Thronwechsel einen politischen Umschwung in Ungarn herbei¬
führen werde, der die rumänischen Führer an der kaisertreuen Politik festhalten
läßt; sollte diese Hoffnung sich dereinst als trügerisch erweisen, dann muß nur
wohl mit einen: geschlossenen Abschwenken der ungarländischen Rumänen ins
großrumänische Lager rechnen. Daß dies die Stellung der Monarchie nach
außen hin sehr schwächen würde, bedarf kaum eines Nachweises; und natürlich
müßte dies auch auf die irredentistische Bewegung im Königreich aufstachelnd
wirken und auch bei besonnenen rumänischen Staatsmännern den Glauben an
die Lebensfähigkeit und Schlagkraft der Monarchie herabsetzen.




Briefe an August Wilhelm Schlegel
Gelo Liebiger Mitgeteilt von

er Schreiber der nachstehenden, im Besitze der Königlichen öffent¬
lichen Bibliothek zu Dresden befindlichen Briefes war kein ge¬
ringerer als Freiherr Karl Friedrich Alexander von Arnswalde,
der spätere Staatsminister des Königreichs Hannover und lang¬
jährige hochverdiente Kurator der Universität Göttingen ^), dem
Georg Waitz^) mit Recht eine umfassende geistige Bildung und Sinn für wahre
Wissenschaft nachrühmt. Am 11. September 1768 als einziger Sohn des
hannoverschen Konsistorialpräsidenten Christian Ludwig August von Arnswalde
geboren^), besuchte der junge Aristokrat in den Jahren 1785 — 1788 die
Göttinger Universität und schloß während seiner Studentenzeit unter anderem
mit seinem nachmals als Dichter und Kritiker so berühmt gewordenen Lands¬
manne, dem um ein Jahr älteren August Wilhelm Schlegel, dem vierten Sohne
des hannoverschen Konsistorialrath Johann Adolf Schlegels, einen innigen







Vgl. Mscr. Dreht. s 90: A. W. von Schlegels Briefwechsel Bd. 1.
"
) Vgl. Friedrich Saalfeld, Gesch. der Universität Göttingen 18 f. und Ernst von
Meier, Hannöversche Verfassungs- und Verwaltungsgesch. it S38, 640 u. öfter.
°) Allgemeine deutsche Biographie I 699.
Über die Daten aus seinem Leben: Neuer Nekrolog der Deutschen, 1846, I 323 f.,
und Heinr. Wilh. Rotermund, Das gelehrte Hannover I 60 f.
°) Hagen, Die romantische Schule 144.
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[0501] Briefe ein August Mitbeten Schlegel Jahre 1394 einen treffenden Beleg bietet (in diesem Prozeß wurden zahlreiche Führer der Rumänen zu längeren Freiheitsstrafen verurteilt, weil sie sich in einem Memorandum, das ihre Beschwerden zusammenfaßte, direkt an den Kaiser gewandt hatten). Da die Rumänen von Wien aus aber immer nur Ent¬ täuschungen erfuhren, so ist es nicht so unverständlich, daß der großrumänische Jrredentismus nun doch an Boden gewinnt. Heute ist es vor allem die Hoffnung, daß ein Thronwechsel einen politischen Umschwung in Ungarn herbei¬ führen werde, der die rumänischen Führer an der kaisertreuen Politik festhalten läßt; sollte diese Hoffnung sich dereinst als trügerisch erweisen, dann muß nur wohl mit einen: geschlossenen Abschwenken der ungarländischen Rumänen ins großrumänische Lager rechnen. Daß dies die Stellung der Monarchie nach außen hin sehr schwächen würde, bedarf kaum eines Nachweises; und natürlich müßte dies auch auf die irredentistische Bewegung im Königreich aufstachelnd wirken und auch bei besonnenen rumänischen Staatsmännern den Glauben an die Lebensfähigkeit und Schlagkraft der Monarchie herabsetzen. Briefe an August Wilhelm Schlegel Gelo Liebiger Mitgeteilt von er Schreiber der nachstehenden, im Besitze der Königlichen öffent¬ lichen Bibliothek zu Dresden befindlichen Briefes war kein ge¬ ringerer als Freiherr Karl Friedrich Alexander von Arnswalde, der spätere Staatsminister des Königreichs Hannover und lang¬ jährige hochverdiente Kurator der Universität Göttingen ^), dem Georg Waitz^) mit Recht eine umfassende geistige Bildung und Sinn für wahre Wissenschaft nachrühmt. Am 11. September 1768 als einziger Sohn des hannoverschen Konsistorialpräsidenten Christian Ludwig August von Arnswalde geboren^), besuchte der junge Aristokrat in den Jahren 1785 — 1788 die Göttinger Universität und schloß während seiner Studentenzeit unter anderem mit seinem nachmals als Dichter und Kritiker so berühmt gewordenen Lands¬ manne, dem um ein Jahr älteren August Wilhelm Schlegel, dem vierten Sohne des hannoverschen Konsistorialrath Johann Adolf Schlegels, einen innigen Vgl. Mscr. Dreht. s 90: A. W. von Schlegels Briefwechsel Bd. 1. " ) Vgl. Friedrich Saalfeld, Gesch. der Universität Göttingen 18 f. und Ernst von Meier, Hannöversche Verfassungs- und Verwaltungsgesch. it S38, 640 u. öfter. °) Allgemeine deutsche Biographie I 699. Über die Daten aus seinem Leben: Neuer Nekrolog der Deutschen, 1846, I 323 f., und Heinr. Wilh. Rotermund, Das gelehrte Hannover I 60 f. °) Hagen, Die romantische Schule 144.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_327465/501>, abgerufen am 28.12.2024.