Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.Die volkswirtschaftliche Entwicklung Bulgariens ^H en militärischen Erfolgen, die Bulgarien im ersten Balkankriege Die Donau und das Schwarze Meer bilden die natürlichen Grenzen Als das Land noch unter türkischer Herrschaft war, wurden die schwachen Auch heute ist Bulgarien Agrarstaat; 80 Prozent der Gesamtausfuhr Die volkswirtschaftliche Entwicklung Bulgariens ^H en militärischen Erfolgen, die Bulgarien im ersten Balkankriege Die Donau und das Schwarze Meer bilden die natürlichen Grenzen Als das Land noch unter türkischer Herrschaft war, wurden die schwachen Auch heute ist Bulgarien Agrarstaat; 80 Prozent der Gesamtausfuhr <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0567" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326737"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341897_326169/figures/grenzboten_341897_326169_326737_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die volkswirtschaftliche Entwicklung Bulgariens</head><lb/> <p xml:id="ID_2726"> ^H en militärischen Erfolgen, die Bulgarien im ersten Balkankriege<lb/> H^/ zu verzeichnen hatte, war eine äußerst günstige volkswirtschaftliche<lb/> und handelspolitische Entwicklung vorausgegangen, die dem Laien<lb/> A fast gänzlich unbekannt war. Es dürfte nämlich kaum ein Staat<lb/> ^Lst des europäischen Kontinents existieren, über dessen Handelspolitik<lb/> die Ansichten so verschieden sind, wie gerade über die Bulgariens. Denn<lb/> erstens mußte die einschlägige Literatur infolge der ungewöhnlich raschen Ent¬<lb/> wicklung schnell veralten, dann aber schöpften die meisten ihre Meinung aus<lb/> Berichten, deren Verfasser das Land häufig gar nicht oder nur flüchtig kannten<lb/> und der Öffentlichkeit nur ihre oberflächlichen Eindrücke unterbreiteten. Dem¬<lb/> gegenüber ist soeben eine wertvolle Arbeit — Bulgariens volkswirtschaftliche Ent¬<lb/> wicklung bis zum Balkankriege von Dr. W. K. Weiß-Bartenstein — erschienen,<lb/> dessen Verfasser das Land während eines fast vierjährigen Aufenthaltes gründlich<lb/> studierte, wobei er in erster Linie die volkswirtschaftlichen und politischen Momente<lb/> berücksichtigte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2727"> Die Donau und das Schwarze Meer bilden die natürlichen Grenzen<lb/> Bulgariens im Norden und Osten und sind für den Handel des Landes von<lb/> hervorragender Bedeutung; im Westen und Süden grenzen herrliche Gebirgszüge<lb/> das Königreich gegen Serbien und die Türkei ab. Die von den Gebirgen ein-<lb/> geschlossenen Täter sind die Kornkammern des Landes, von denen sein wirt¬<lb/> schaftliches Wohl abhängt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2728"> Als das Land noch unter türkischer Herrschaft war, wurden die schwachen<lb/> Anfänge aufstrebender Wirtschaft fanatisch unterdrückt. Erst spät fand sich in<lb/> der Person des Valis Michtad Pascha ein Reformator für das unterdrückte<lb/> Land, der sich um das Verkehr- und Finanzwesen verdient machte. Doch ohne<lb/> inneren Markt für Agrarerzeugnisfe war für die damalige Lage keine genügende<lb/> Absatzmöglichkeit vorhanden, und der erste Ansporn für jeden Fortschritt fehlte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2729" next="#ID_2730"> Auch heute ist Bulgarien Agrarstaat; 80 Prozent der Gesamtausfuhr<lb/> bestehen aus Agrarprodukten, zwei Drittel des Nationaleinkommens stammt aus<lb/> landwirtschaftlicher Beschäftigung und 73 Prozent der Bevölkerung widmet sich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0567]
[Abbildung]
Die volkswirtschaftliche Entwicklung Bulgariens
^H en militärischen Erfolgen, die Bulgarien im ersten Balkankriege
H^/ zu verzeichnen hatte, war eine äußerst günstige volkswirtschaftliche
und handelspolitische Entwicklung vorausgegangen, die dem Laien
A fast gänzlich unbekannt war. Es dürfte nämlich kaum ein Staat
^Lst des europäischen Kontinents existieren, über dessen Handelspolitik
die Ansichten so verschieden sind, wie gerade über die Bulgariens. Denn
erstens mußte die einschlägige Literatur infolge der ungewöhnlich raschen Ent¬
wicklung schnell veralten, dann aber schöpften die meisten ihre Meinung aus
Berichten, deren Verfasser das Land häufig gar nicht oder nur flüchtig kannten
und der Öffentlichkeit nur ihre oberflächlichen Eindrücke unterbreiteten. Dem¬
gegenüber ist soeben eine wertvolle Arbeit — Bulgariens volkswirtschaftliche Ent¬
wicklung bis zum Balkankriege von Dr. W. K. Weiß-Bartenstein — erschienen,
dessen Verfasser das Land während eines fast vierjährigen Aufenthaltes gründlich
studierte, wobei er in erster Linie die volkswirtschaftlichen und politischen Momente
berücksichtigte.
Die Donau und das Schwarze Meer bilden die natürlichen Grenzen
Bulgariens im Norden und Osten und sind für den Handel des Landes von
hervorragender Bedeutung; im Westen und Süden grenzen herrliche Gebirgszüge
das Königreich gegen Serbien und die Türkei ab. Die von den Gebirgen ein-
geschlossenen Täter sind die Kornkammern des Landes, von denen sein wirt¬
schaftliches Wohl abhängt.
Als das Land noch unter türkischer Herrschaft war, wurden die schwachen
Anfänge aufstrebender Wirtschaft fanatisch unterdrückt. Erst spät fand sich in
der Person des Valis Michtad Pascha ein Reformator für das unterdrückte
Land, der sich um das Verkehr- und Finanzwesen verdient machte. Doch ohne
inneren Markt für Agrarerzeugnisfe war für die damalige Lage keine genügende
Absatzmöglichkeit vorhanden, und der erste Ansporn für jeden Fortschritt fehlte.
Auch heute ist Bulgarien Agrarstaat; 80 Prozent der Gesamtausfuhr
bestehen aus Agrarprodukten, zwei Drittel des Nationaleinkommens stammt aus
landwirtschaftlicher Beschäftigung und 73 Prozent der Bevölkerung widmet sich
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