Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.Die armenisch-kurdische Frage v Berus, Moritz onin enden der Frieden zwischen der Türkei und den Balkanstaaten Indem wir uns bei Betrachtung dieser Probleme auf das Stammland des Die Nationalitätenfrage ist in Kleinasien von derselben Bedeutung wie Durch die großen Völkerwanderungen tatarisch-türkischer Stämme aus Zentral¬ Grenzboten III 1913 1
Die armenisch-kurdische Frage v Berus, Moritz onin enden der Frieden zwischen der Türkei und den Balkanstaaten Indem wir uns bei Betrachtung dieser Probleme auf das Stammland des Die Nationalitätenfrage ist in Kleinasien von derselben Bedeutung wie Durch die großen Völkerwanderungen tatarisch-türkischer Stämme aus Zentral¬ Grenzboten III 1913 1
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0013" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326183"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341897_326169/figures/grenzboten_341897_326169_326183_000.jpg"/><lb/> </div> </div> </div> <div n="1"> <head> Die armenisch-kurdische Frage<lb/> v<note type="byline"> Berus, Moritz </note> onin</head><lb/> <p xml:id="ID_7"> enden der Frieden zwischen der Türkei und den Balkanstaaten<lb/> zustande gekommen ist. hat sich der Schwerpunkt der orientalischen<lb/> Frage ganz erheblich von der Balkanhalbinsel fort nach Asien<lb/> verlegt. Es sind heute in erster Linie die nationalen Probleme<lb/> in den asiatischen Landesteilen, von deren Lösung der Weiterbestand<lb/> der türkischen Herrschaft in Asien zum guten Teil abhängen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_8"> Indem wir uns bei Betrachtung dieser Probleme auf das Stammland des<lb/> Reiches, Kleinasien, beschränken, lassen wir die arabische Frage beiseite, die<lb/> zudem bei der letzthin auf beiden Seiten eingetretenen Mäßigung einen akuten<lb/> Charakter vorläufig nicht zu haben scheint.</p><lb/> <p xml:id="ID_9"> Die Nationalitätenfrage ist in Kleinasien von derselben Bedeutung wie<lb/> in den verlorenen europäischen Provinzen. Auch hier sitzen, zum Teil neben¬<lb/> einander, zum größeren Teil aber durcheinander. Völker verschiedenen Stammes,<lb/> verschiedener Religion, verschiedener kultureller Begabung und geschichtlicher Ent¬<lb/> wicklung.</p><lb/> <p xml:id="ID_10" next="#ID_11"> Durch die großen Völkerwanderungen tatarisch-türkischer Stämme aus Zentral¬<lb/> asien seit dem 10. Jahrhundert, die mit der osmanischen Eroberung um 1620<lb/> ihren Abschluß fanden, hat sich das türkische Volkselement über die ganze Halb¬<lb/> insel als herrschendes festgesetzt. Die älteren Völkerschaften sind fast alle in der<lb/> Rasse der Eroberer aufgegangen. Der einzig größere Rest, der der Absorbierung<lb/> widerstanden und in neuerer Zeit durch Zuwanderung eine Vermehrung erfahren<lb/> hat. sind die Griechen; sie sitzen hauptsächlich am Westrande, und an der Südost¬<lb/> küste des Schwarzen Meeres bei Trapezunt. Eine griechische Frage ist zwar bisher<lb/> noch nicht entstanden. Wie es aber in Zukunft werden kann, wenn das mächtig</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III 1913 1</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0013]
[Abbildung]
Die armenisch-kurdische Frage
v Berus, Moritz onin
enden der Frieden zwischen der Türkei und den Balkanstaaten
zustande gekommen ist. hat sich der Schwerpunkt der orientalischen
Frage ganz erheblich von der Balkanhalbinsel fort nach Asien
verlegt. Es sind heute in erster Linie die nationalen Probleme
in den asiatischen Landesteilen, von deren Lösung der Weiterbestand
der türkischen Herrschaft in Asien zum guten Teil abhängen wird.
Indem wir uns bei Betrachtung dieser Probleme auf das Stammland des
Reiches, Kleinasien, beschränken, lassen wir die arabische Frage beiseite, die
zudem bei der letzthin auf beiden Seiten eingetretenen Mäßigung einen akuten
Charakter vorläufig nicht zu haben scheint.
Die Nationalitätenfrage ist in Kleinasien von derselben Bedeutung wie
in den verlorenen europäischen Provinzen. Auch hier sitzen, zum Teil neben¬
einander, zum größeren Teil aber durcheinander. Völker verschiedenen Stammes,
verschiedener Religion, verschiedener kultureller Begabung und geschichtlicher Ent¬
wicklung.
Durch die großen Völkerwanderungen tatarisch-türkischer Stämme aus Zentral¬
asien seit dem 10. Jahrhundert, die mit der osmanischen Eroberung um 1620
ihren Abschluß fanden, hat sich das türkische Volkselement über die ganze Halb¬
insel als herrschendes festgesetzt. Die älteren Völkerschaften sind fast alle in der
Rasse der Eroberer aufgegangen. Der einzig größere Rest, der der Absorbierung
widerstanden und in neuerer Zeit durch Zuwanderung eine Vermehrung erfahren
hat. sind die Griechen; sie sitzen hauptsächlich am Westrande, und an der Südost¬
küste des Schwarzen Meeres bei Trapezunt. Eine griechische Frage ist zwar bisher
noch nicht entstanden. Wie es aber in Zukunft werden kann, wenn das mächtig
Grenzboten III 1913 1
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |