Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Deutschlands Zukunft und weltgeschichtliche Nationale Politik [Spaltenumbruch]
Es waren nicht bloß Festtage, welche diese An bedeutsamen Beschlüssen wurden ge¬ Und nun das Politische Ergebnis dieser Die Tagung der Karvathendcutschcn in Wien. Als der Rektor der Czernowitzer Uni¬ Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Deutschlands Zukunft und weltgeschichtliche Nationale Politik [Spaltenumbruch]
Es waren nicht bloß Festtage, welche diese An bedeutsamen Beschlüssen wurden ge¬ Und nun das Politische Ergebnis dieser Die Tagung der Karvathendcutschcn in Wien. Als der Rektor der Czernowitzer Uni¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0546" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326066"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_2543" prev="#ID_2542"> Deutschlands Zukunft und weltgeschichtliche<lb/> Sendung vertiefen und zeigen, dasz unser<lb/> Vaterland der Opfer wert ist, die der einzelne<lb/> dem Gemeinwohl zu bringen hat. Das Werk<lb/> — mit 600 Abbildungen (Porträts, Land¬<lb/> schaften, technische Betriebe, Maschinen usw.)<lb/> — kostet in starkem Leinenband nur 4 Mark.<lb/> Der so billig angesetzte Preis beweist, wie<lb/> sehr der Verlag dankenswert bemüht ist, die<lb/> weitesten Bolkskreise als Käufer heranzu¬<lb/> ziehen. Im deutschen Haus wie in Lehrer-,<lb/> Volks- und Gymnastalbibliotheken darf<lb/> „Deutschlands Weltmacht" nicht fehlen.</p> <note type="byline"> Dr. S.</note> </div> <div n="2"> <head> Nationale Politik</head> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_2544"> Es waren nicht bloß Festtage, welche diese<lb/> Verbrüderung der Karpathendeutschen mit<lb/> denen Österreichs krönten, es lag ein heiliger<lb/> Ernst über dem Ganzen, denn alle fühlten,<lb/> daß hier ein historisches Ereignis in die Er¬<lb/> scheinung trat. Zum erstenmal fanden diese<lb/> seit Jahrhunderten vom Mutterlande los¬<lb/> gesprengten Schwaben des Banats, Galiziens<lb/> und der Bukowina, zum Mutterstamme zurück,<lb/> zum erstenmal wagten sie den großen Ruf vor<lb/> der breiten Öffentlichkeit: „Wir bleiben im¬<lb/> merdar Deutsche I" Und als ein weiteres be¬<lb/> deutsames Symptom kann eS gelten, daß bei<lb/> dieser Verbrüderung als Vertreter Deutsch¬<lb/> lands, namens des Bereines für das Deutsch¬<lb/> tum im Auslande, Professor Dr. Reisten aus<lb/> Stuttgart und der Obmann des Altdeutschen<lb/> Verbandes, Dr. Büttner, anwesend waren. Daß<lb/> überdies der Oberbürgermeister der Stadt Wien,<lb/> Dr. Weiskirchner, besonders auch den Anschluß<lb/> der Deutschen Ungarns an das völkische Stre¬<lb/> ben aller Deutschen in dieser ernsten Zeit<lb/> hervorhob, also offiziell auch der ungarischen<lb/> Regierung gegenüber anerkannte, daß Ungarns<lb/> Deutsche ein Recht auf ihre Volkszugehörigkeit<lb/> haben, ist von ganz außergewöhnlicher Wichtig¬<lb/> keit.</p> <p xml:id="ID_2545"> An bedeutsamen Beschlüssen wurden ge¬<lb/> faßt: die Gründung einer Parzellierungsbank,<lb/> eines BauernbundeS und die Herausgabe<lb/> einer Bauernzeitung. Denn in dem so kräf¬<lb/> tigen Bauernstande Ungarns ruht die Haupt¬<lb/> stärke des völkischen Fortbestehens, den<lb/> Bauernstand zu unterstützen muß man dem¬<lb/> gemäß vor allem bedacht sein. In dieser<lb/> Beziehung dürfen wir auch die wirtschaftliche<lb/> Unterstützung Deutschlands erhoffen, denn<lb/> diese vor allem benötigt das Schwaben-<lb/> tum Ungarns; dabei braucht Deutschland<lb/> nicht zu fürchten, daß von ihm Opfer ge¬<lb/> fordert werden, nur seine Führerschaft streben<lb/> wir an, wir brauchen deutsches Kapital nur<lb/> als Grundstock unserer wirtschaftlichen Macht,<lb/> für eine Betätigung auf kulturpolitischem<lb/> Gebiete, auf dem wir, abgesehen von den<lb/> Sachsen Siebenbürgens, bisher herzlich wenig<lb/> geleistet haben.</p> <p xml:id="ID_2546"> Und nun das Politische Ergebnis dieser<lb/> Tagung, die über alle Erwartung gut aus¬<lb/> gefallen ist. Es gipfelt in dem Ruf: „Hie<lb/> Germannenl Hie SlawenI" Diese Verbrüde-</p> <cb type="end"/><lb/> <div n="3"> <head> Die Tagung der Karvathendcutschcn in</head><lb/> </div> <div n="3"> <head> Wien. </head> <p xml:id="ID_2547" next="#ID_2548"> Als der Rektor der Czernowitzer Uni¬<lb/> versität, Dr. Raimund Kaindl, vor drei Jahren<lb/> den Grundgedanken zu einer Einigung der<lb/> „Karpathendeutschen", das heißt der Deutschen<lb/> Ungarns, SlawonienS, Galiziens und der Bu¬<lb/> kowina, faßte, sah oder ahnte er, daß wir<lb/> wieder in eine Phase der Geschichte gelangt<lb/> sind, wo des deutschen Volkes Gegner nicht<lb/> nur wie immer unsere Glieder zu lähmen<lb/> trachten, sondern den Leib selbst einzuschnüren<lb/> beginnen. Seit Jahrhunderten kämpften wir<lb/> als Kulturpioniere und wurden von den Na¬<lb/> tionen, die wir kräftigem, denen wir die Städte<lb/> bauten, Handwerk und Landwirtschaft lehrten,<lb/> doch nur als Kulturdünger betrachtet, den die<lb/> Ackerscholle ihres Volkstumes immer mehr<lb/> unter sich begrub. Und bis vor kurzem er¬<lb/> schien es uns als etwas Selbstverständliches,<lb/> daß das große deutsche Volk diese Vorposten<lb/> aussenden, sie sich vom Leibe lösen konnte,<lb/> ohne sich zu schwächen, ohne Dank zu finden.<lb/> In den letzten drei Jahren aber ist viel ge¬<lb/> schehen, was auf die Notwendigkeit des völkischen<lb/> Erwachens all dieser Deutschen hinwies, was<lb/> ein nationales Rüster und Kräfteheranziehen<lb/> des deutschen Volkes erforderte. Es war nun<lb/> der Moment gekommen, wo die Karpathen¬<lb/> deutschen den Rahmen einer Lokalvereinigung<lb/> erweitern mußten, um die Deutschen Öster¬<lb/> reichs und Deutschlands auf ihre Existenz auf¬<lb/> merksam zu machen. Dies geschah durch die<lb/> Tagung der Karpathendeutschen in Wien im<lb/> soeben verflossenen Mai.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0546]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Deutschlands Zukunft und weltgeschichtliche
Sendung vertiefen und zeigen, dasz unser
Vaterland der Opfer wert ist, die der einzelne
dem Gemeinwohl zu bringen hat. Das Werk
— mit 600 Abbildungen (Porträts, Land¬
schaften, technische Betriebe, Maschinen usw.)
— kostet in starkem Leinenband nur 4 Mark.
Der so billig angesetzte Preis beweist, wie
sehr der Verlag dankenswert bemüht ist, die
weitesten Bolkskreise als Käufer heranzu¬
ziehen. Im deutschen Haus wie in Lehrer-,
Volks- und Gymnastalbibliotheken darf
„Deutschlands Weltmacht" nicht fehlen.
Dr. S. Nationale Politik
Es waren nicht bloß Festtage, welche diese
Verbrüderung der Karpathendeutschen mit
denen Österreichs krönten, es lag ein heiliger
Ernst über dem Ganzen, denn alle fühlten,
daß hier ein historisches Ereignis in die Er¬
scheinung trat. Zum erstenmal fanden diese
seit Jahrhunderten vom Mutterlande los¬
gesprengten Schwaben des Banats, Galiziens
und der Bukowina, zum Mutterstamme zurück,
zum erstenmal wagten sie den großen Ruf vor
der breiten Öffentlichkeit: „Wir bleiben im¬
merdar Deutsche I" Und als ein weiteres be¬
deutsames Symptom kann eS gelten, daß bei
dieser Verbrüderung als Vertreter Deutsch¬
lands, namens des Bereines für das Deutsch¬
tum im Auslande, Professor Dr. Reisten aus
Stuttgart und der Obmann des Altdeutschen
Verbandes, Dr. Büttner, anwesend waren. Daß
überdies der Oberbürgermeister der Stadt Wien,
Dr. Weiskirchner, besonders auch den Anschluß
der Deutschen Ungarns an das völkische Stre¬
ben aller Deutschen in dieser ernsten Zeit
hervorhob, also offiziell auch der ungarischen
Regierung gegenüber anerkannte, daß Ungarns
Deutsche ein Recht auf ihre Volkszugehörigkeit
haben, ist von ganz außergewöhnlicher Wichtig¬
keit.
An bedeutsamen Beschlüssen wurden ge¬
faßt: die Gründung einer Parzellierungsbank,
eines BauernbundeS und die Herausgabe
einer Bauernzeitung. Denn in dem so kräf¬
tigen Bauernstande Ungarns ruht die Haupt¬
stärke des völkischen Fortbestehens, den
Bauernstand zu unterstützen muß man dem¬
gemäß vor allem bedacht sein. In dieser
Beziehung dürfen wir auch die wirtschaftliche
Unterstützung Deutschlands erhoffen, denn
diese vor allem benötigt das Schwaben-
tum Ungarns; dabei braucht Deutschland
nicht zu fürchten, daß von ihm Opfer ge¬
fordert werden, nur seine Führerschaft streben
wir an, wir brauchen deutsches Kapital nur
als Grundstock unserer wirtschaftlichen Macht,
für eine Betätigung auf kulturpolitischem
Gebiete, auf dem wir, abgesehen von den
Sachsen Siebenbürgens, bisher herzlich wenig
geleistet haben.
Und nun das Politische Ergebnis dieser
Tagung, die über alle Erwartung gut aus¬
gefallen ist. Es gipfelt in dem Ruf: „Hie
Germannenl Hie SlawenI" Diese Verbrüde-
Die Tagung der Karvathendcutschcn in
Wien. Als der Rektor der Czernowitzer Uni¬
versität, Dr. Raimund Kaindl, vor drei Jahren
den Grundgedanken zu einer Einigung der
„Karpathendeutschen", das heißt der Deutschen
Ungarns, SlawonienS, Galiziens und der Bu¬
kowina, faßte, sah oder ahnte er, daß wir
wieder in eine Phase der Geschichte gelangt
sind, wo des deutschen Volkes Gegner nicht
nur wie immer unsere Glieder zu lähmen
trachten, sondern den Leib selbst einzuschnüren
beginnen. Seit Jahrhunderten kämpften wir
als Kulturpioniere und wurden von den Na¬
tionen, die wir kräftigem, denen wir die Städte
bauten, Handwerk und Landwirtschaft lehrten,
doch nur als Kulturdünger betrachtet, den die
Ackerscholle ihres Volkstumes immer mehr
unter sich begrub. Und bis vor kurzem er¬
schien es uns als etwas Selbstverständliches,
daß das große deutsche Volk diese Vorposten
aussenden, sie sich vom Leibe lösen konnte,
ohne sich zu schwächen, ohne Dank zu finden.
In den letzten drei Jahren aber ist viel ge¬
schehen, was auf die Notwendigkeit des völkischen
Erwachens all dieser Deutschen hinwies, was
ein nationales Rüster und Kräfteheranziehen
des deutschen Volkes erforderte. Es war nun
der Moment gekommen, wo die Karpathen¬
deutschen den Rahmen einer Lokalvereinigung
erweitern mußten, um die Deutschen Öster¬
reichs und Deutschlands auf ihre Existenz auf¬
merksam zu machen. Dies geschah durch die
Tagung der Karpathendeutschen in Wien im
soeben verflossenen Mai.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |