Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Aunst Seit der "Kunstwart" durch seine "Meister- solche Leser, die sich, ohne Vorkenntnisse Gronzboten IV 1911Sb
Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Aunst Seit der „Kunstwart" durch seine „Meister- solche Leser, die sich, ohne Vorkenntnisse Gronzboten IV 1911Sb
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[Abbildung]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Aunst Seit der „Kunstwart" durch seine „Meister-
vilder" die Schätze eitler wie moderner
bildender Kunst den weitesten Schichten des
Volkes in guten und wohlfeilen Nachbildungen
zugänglich machte, hat die Produktion auf diesem
Gebiete, dein steigenden Interesse des Publi¬
kums folgend, alljährlich zugenommen. Die
ersten Publikationen legten das Hauptgewicht
auf die Bilder, während der Text mit Recht
nur die notwendigsten Notizen brachte; galt
es doch zunächst einmal die Freude am Bild
als solchen: wieder zu erwecken. Den Einzel¬
bildern folgten dann Bildwerke und Tafel¬
bände mit und ohne Einleitungen, folgten
Einzelabhandlungen und endlich in jüngster
Zeit umfangreichere zusammen fassen d ere Dar¬
stellungen. Dabei hat das Publikum das große
Glück, daß die Vertreter der exakten Forschung
sich der bedeutenden Aufgabe, dem Laien die
Ergebnisse ihrer Wissenschaft in anregender
und leichter Form zugänglich zu machen,
selber unterziehen, wodurch der Einfluß der
stets bereiten, aber mehr Verwirrung als
Nutzen stiftenden Menge von Unberufenen
>ab seichten Popularisatoren in heilsamer
Weise zurückgedrängt wird. Zu solchen, für
den gebildeten Laien bestimmten, aber wissen¬
schaftlich und ästhetisch einwandfreien Werken
gehören nun auch die beiden vorliegenden.
Jos. Neuwirths Illustrierte Knnstneschichtc
(Berlin , Allgemeine Verlags - Gesellschaft,
vollständig in zwanzig Lieferungen, Preis
je M. 1.—), von der bis jetzt die ersten
Zwölf Lieferungen vorliegen, will weder ein
Bilderwerk mit verbindenden Text mock ein
bloßer „Abriß" oder eine „Einführung"
s°>", sondern ein richtiges Lshrduch für
solche Leser, die sich, ohne Vorkenntnisse
zu besitzen, über die Entwicklung der Kunst,
über das eigentlich Epochemachende, die
treibenden Gedanken im Wirken der ein¬
zelnen Künstler ernsthaft und gründlich unter¬
richten wollen. Von ähnlichen Unternehmen
unterscheidet sich dieses vornehmlich dadurch,
daß erstens das Kur^tgewerbe ausführliche
Berücksichtigung findet, und zweitens, daß
nicht nur der ägyptischen und assyrischen
Kunst, sondern auch der indischen, vorder¬
asiatischen, chinesischen und japanischen be¬
sondere Abschnitte gewidmet sind, eine Er¬
weiterung des Stoffgebietes, die man bei
dem gegenwärtig sehr lobhaften Interesse für
diese Dinge gewiß freudig begrüßen wird.
Die Darstellung zeichnet sich durch Lebendig¬
keit, Knappheit und strenge Sachlichkeit aus;
Phrasen, gewagte Hypothesen und Polemik
irgendwelcher Art werden mit Glück ver¬
mieden, nur feststehende Resultat« dein Leser
mitgeteilt. Die gut ausgewählten, zwar
meist kleinen aber im allgemeinen recht
scharfei? Abbildungen unterstützen den Gang
der Darlegungen in vortrefflicher Weise.
Ausführliche Register, die die sofortige
Orientierung über jede Person und jeden
Gegenstand ermöglichen, verspricht der Prospekt.
Man kann also dies Werk warm empfehlen,
zumal es auch von jeder subjektiven Bevor¬
zugung einzelner Epochen oder Meister frei
ist, vielmehr alles Wichtige in gleicher Weise
berücksichtigt. Von anderer Art ist ein zwei¬
tes, die deutsche Kunst des neunzehnten
Jahrhunderts behandelndes Werk von Richard
Graul, „Deutsche Kunst in Wort und Farbe"
(Leipzig, E. A. Seemann. 13 M), daS man
einen kunsthistorischen Atlas nennen kann.
Aber -- das ist das Erstaunliche! dieser s»hr
Gronzboten IV 1911Sb
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