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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.

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Sins den Prospekt der Firma I. C. B. Mohr <Pini Sicvcck) in Tübingen betr. Neu¬
erscheinungen machen wir unsere Leser hierdurch besonders aufmerksam.

Staat und Handel
von Georg Solisten"

le Geschichte der Handelsgesetzgebung Europas bietet alle möglichen
Anstrengungen dar, den Aufschwung des Handels zu hemmen",
schreibt Henry Thomas Buckle in seiner weltberühmt gewordenen
Einleitung zur Geschichte der Zivilisation in England.

^ Der Laie, der diesen Satz liest, wird sich den in ihm aus¬
gesprochenen offenbaren Widersinn nicht erklären können; der Kaufmann hat ihn
am eigenen Leibe in jeder Generation erfahren; der Gesetzgeber bestreitet seine
Richtigkeit; der Nationalökonom weiß, daß er richtig ist; -- und der Bürger
steht seinen Staat leiden.

So leidet auch der deutsche Staat, und man versucht fast in jedem Jahre
durch Börsengesetze, Zölle und Finanzreformcn ihm zu helfen. Die Hilfe aber,
die man bisher brachte, war relativ nur eine geringe; die Maßnahmen, die
man gezwungen war anzuwenden, waren vielfach künstlich, teilweise hemmten
sie aber auch dem Satz Buckles entsprechend den Aufschwung des Handels.
(Siehe z. B. den Scheckstempel, der sofort die Ausdehnung des Scheckverkehrs
einschränkte!)

Es scheint also zwischen Staat und Handel doch ein recht innerlicher
Zusammenhang zu bestehen, der eines Nachdenkens wohl wert sein dürfte. Man
scheint auch in Deutschland im Laufe der Entwicklung auf einen: Puukt angelangt
zu sein, von dem aus scheinbar kein Weg weiter führt oder der Weg, der weiter
führt, nicht richtig sein kann. Es fehlt hier entweder ein Wegweiser, oder der
Mangel einer einheitlichen Tendenz macht sich fühlbar. In solchen von Zeit zu
Zeit im Völkerleben wiederkehrenden Augenblicken wird es sogar eine Pflicht,
nachzudenken und den Entwicklungslinien nachzuspüren, die der Streit des
Alltags leicht verwischt.


Grenzboten III 1911 31


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erscheinungen machen wir unsere Leser hierdurch besonders aufmerksam.

Staat und Handel
von Georg Solisten»

le Geschichte der Handelsgesetzgebung Europas bietet alle möglichen
Anstrengungen dar, den Aufschwung des Handels zu hemmen",
schreibt Henry Thomas Buckle in seiner weltberühmt gewordenen
Einleitung zur Geschichte der Zivilisation in England.

^ Der Laie, der diesen Satz liest, wird sich den in ihm aus¬
gesprochenen offenbaren Widersinn nicht erklären können; der Kaufmann hat ihn
am eigenen Leibe in jeder Generation erfahren; der Gesetzgeber bestreitet seine
Richtigkeit; der Nationalökonom weiß, daß er richtig ist; — und der Bürger
steht seinen Staat leiden.

So leidet auch der deutsche Staat, und man versucht fast in jedem Jahre
durch Börsengesetze, Zölle und Finanzreformcn ihm zu helfen. Die Hilfe aber,
die man bisher brachte, war relativ nur eine geringe; die Maßnahmen, die
man gezwungen war anzuwenden, waren vielfach künstlich, teilweise hemmten
sie aber auch dem Satz Buckles entsprechend den Aufschwung des Handels.
(Siehe z. B. den Scheckstempel, der sofort die Ausdehnung des Scheckverkehrs
einschränkte!)

Es scheint also zwischen Staat und Handel doch ein recht innerlicher
Zusammenhang zu bestehen, der eines Nachdenkens wohl wert sein dürfte. Man
scheint auch in Deutschland im Laufe der Entwicklung auf einen: Puukt angelangt
zu sein, von dem aus scheinbar kein Weg weiter führt oder der Weg, der weiter
führt, nicht richtig sein kann. Es fehlt hier entweder ein Wegweiser, oder der
Mangel einer einheitlichen Tendenz macht sich fühlbar. In solchen von Zeit zu
Zeit im Völkerleben wiederkehrenden Augenblicken wird es sogar eine Pflicht,
nachzudenken und den Entwicklungslinien nachzuspüren, die der Streit des
Alltags leicht verwischt.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318948/253>, abgerufen am 29.12.2024.