Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.Indclebilis Die zweite wichtige Erkenntnisquelle der Individualität ist der Zustand der Für die Untersuchung der Frage, inwieweit sich aus der Form und dein Zum Schluß sei noch einmal daraus hingewiesen, wie nötig es ist, die von Adolf petrenz Indclebilis Die zweite wichtige Erkenntnisquelle der Individualität ist der Zustand der Für die Untersuchung der Frage, inwieweit sich aus der Form und dein Zum Schluß sei noch einmal daraus hingewiesen, wie nötig es ist, die von Adolf petrenz <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0375" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/318658"/> <fw type="header" place="top"> Indclebilis</fw><lb/> <p xml:id="ID_1649"> Die zweite wichtige Erkenntnisquelle der Individualität ist der Zustand der<lb/> Manuskripte. Wer die Möglichkeit hat, den handschriftlichen Nachlaß eines Dichters<lb/> zu durchstöbern, kann den Dichter sozusagen in seinem Studierzimmer beobachten<lb/> und bei der Arbeit belauschen; er sieht die Ordnung auf dem Schreibtisch, kann<lb/> das tägliche Arbeitspensum feststellen und danach die Dauer und Intensität der<lb/> Arbeit beurteilen. Auch aus der Handschrift läßt sich manches Charakteristische<lb/> entnehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1650"> Für die Untersuchung der Frage, inwieweit sich aus der Form und dein<lb/> Inhalt eines Kunstwerks Schlüsse auf die Individualität des Verfassers ziehen<lb/> lassen, fehlt mir der Raum. Daß sich aber tatsächlich viel aus ihnen gewinnen<lb/> läßt, wird jeder bestätigen, der sich mit solchen Dingen beschäftigt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1651"> Zum Schluß sei noch einmal daraus hingewiesen, wie nötig es ist, die<lb/> Ergebnisse und Resultate der modernen Psychologie und Erkenntnistheorie in der<lb/> Literaturforschung, vor allem beim Studium der Romantik, anzuwenden. Erst wenn<lb/> das folgerichtig geschehen ist, wird die Romantik restlos verstanden und gewürdigt<lb/> werden können, und dann wird es deutlich werden, daß der romantische Mensch<lb/> ein Typus mit einer typischen Weltanschauung ist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> <note type="byline"> von Adolf petrenz</note> </head><lb/> <lg xml:id="POEMID_6" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0375]
Indclebilis
Die zweite wichtige Erkenntnisquelle der Individualität ist der Zustand der
Manuskripte. Wer die Möglichkeit hat, den handschriftlichen Nachlaß eines Dichters
zu durchstöbern, kann den Dichter sozusagen in seinem Studierzimmer beobachten
und bei der Arbeit belauschen; er sieht die Ordnung auf dem Schreibtisch, kann
das tägliche Arbeitspensum feststellen und danach die Dauer und Intensität der
Arbeit beurteilen. Auch aus der Handschrift läßt sich manches Charakteristische
entnehmen.
Für die Untersuchung der Frage, inwieweit sich aus der Form und dein
Inhalt eines Kunstwerks Schlüsse auf die Individualität des Verfassers ziehen
lassen, fehlt mir der Raum. Daß sich aber tatsächlich viel aus ihnen gewinnen
läßt, wird jeder bestätigen, der sich mit solchen Dingen beschäftigt hat.
Zum Schluß sei noch einmal daraus hingewiesen, wie nötig es ist, die
Ergebnisse und Resultate der modernen Psychologie und Erkenntnistheorie in der
Literaturforschung, vor allem beim Studium der Romantik, anzuwenden. Erst wenn
das folgerichtig geschehen ist, wird die Romantik restlos verstanden und gewürdigt
werden können, und dann wird es deutlich werden, daß der romantische Mensch
ein Typus mit einer typischen Weltanschauung ist.
von Adolf petrenz
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