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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

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Aus Briefen der N)ertherzeit
Hermann Bräuning - Gktavio von(Nachdruck verboten.)
III/')

Petersen an Nicolai:

^ ^ ^ . ^
Darmstadt, den 1. August 1772.

. . . Aus dem Leipziger Musenalmanach von 1772 wissen Sie vermuthlich,
daß vor anderthalb Jahren hier eine Sammlung von Klopstocks Oden und
Elegien (159 Seiten in 8°) gemacht worden, aber nicht von wem? Sie ist
von dem hiesigen Geheimen Rath von Hesse veranstaltet worden, der nur
34 Exemplare für hiesige und auswärtige Freunde der Litteratur von seiner
Bekanntschaft, auf sauberes Papier auf seine Kosten, hier hat drucken lassen.
Bey jedem Exemplar ist der Name desjenigen, den: es gegeben worden, auf
dem Titelblatt vorn ausgedrückt. Sie enthält 47 Stücke, und darunter 12 ächt
Klopstockische, die in die Original Ausgabe bey Bode nicht aufgenommen worden.

. . - Über die Beyträge, die eben aus der Presse gekommen, werden Sie
sich vielleicht wundern. Dieser Nachdruck ^Ke cleserteck vitis^e, a poem
Dr. (Zvlclsmitli, pnntsck lor a friert ok ins Vica^ ist von einem
hiesigen großen Liebhaber und, ich darf hinzusetzen, Kenner der schönen Wissen¬
schaften, dem Herrn Kriegszahlmeister Merck I^am Rande von Nicolais Hand:
"wegen Mitarbeit."^ veranstaltet worden. Wirklich wird mit den: Nachdruck
eines allerliebsten Französischen Gedichts, ins peine>8vpkie von Dorat (2 Bogen
in 8°), angefangen. Gegen Michaelis sollen Sie davon 2 Exemplare und
noch eins von cle8erkent villaZs erhalten.

. . . Auch liegt ein Portrait von Lavatern bey, das sehr treffend seyn
soll, von Geßnern gezeichnet und gestochen. Alle Abdrücke der Platte hat
Lavater einem Schuster in Büdingen, der sein Freund ist, auch mit Spaldingen
und Mendelssohn in Correspondenz stehen soll/ geschickt, und hat dadurch
diesen Mann, der in mißlichen Umständen gewesen, in eine bessere Lage
versetzt. Seinen Namen weiß ich nicht, soviel aber, daß er ein einsichtsvoller
und rechtschaffener Mann ist, daß er Sonntags und Montags liest und die
übrige Zeit sein Handwerk fleißig treibt, das er gut versteht. Eine Erscheinung,
die zwar in England keine Seltenheit ist, wohl aber in Deutschland.




Darmstadt, den 1. Dezember 1772.

... Als Mitarbeiter der A. D. B. bin ich keiner Seele bekannt, als Ihnen
und einem einzigen Freunde Werck^ hier, der kein Theologe ist, und auf
dessen gänzliche Verschwiegenheit ich mich völlig verlassen kann. Noch zur Zeit
mag es auch unter uns 3 allein bleiben -- besonders soll es in hiesigen-
Lande, und in unserer ganzen Gegend niemand wissen. Man kann die Vorsicht,
zumal in solchen Theologischen Punkten, nicht weit genug treiben.



*) Vgl. Ur. 9 und 10.

Aus Briefen der N)ertherzeit
Hermann Bräuning - Gktavio von(Nachdruck verboten.)
III/')

Petersen an Nicolai:

^ ^ ^ . ^
Darmstadt, den 1. August 1772.

. . . Aus dem Leipziger Musenalmanach von 1772 wissen Sie vermuthlich,
daß vor anderthalb Jahren hier eine Sammlung von Klopstocks Oden und
Elegien (159 Seiten in 8°) gemacht worden, aber nicht von wem? Sie ist
von dem hiesigen Geheimen Rath von Hesse veranstaltet worden, der nur
34 Exemplare für hiesige und auswärtige Freunde der Litteratur von seiner
Bekanntschaft, auf sauberes Papier auf seine Kosten, hier hat drucken lassen.
Bey jedem Exemplar ist der Name desjenigen, den: es gegeben worden, auf
dem Titelblatt vorn ausgedrückt. Sie enthält 47 Stücke, und darunter 12 ächt
Klopstockische, die in die Original Ausgabe bey Bode nicht aufgenommen worden.

. . - Über die Beyträge, die eben aus der Presse gekommen, werden Sie
sich vielleicht wundern. Dieser Nachdruck ^Ke cleserteck vitis^e, a poem
Dr. (Zvlclsmitli, pnntsck lor a friert ok ins Vica^ ist von einem
hiesigen großen Liebhaber und, ich darf hinzusetzen, Kenner der schönen Wissen¬
schaften, dem Herrn Kriegszahlmeister Merck I^am Rande von Nicolais Hand:
„wegen Mitarbeit."^ veranstaltet worden. Wirklich wird mit den: Nachdruck
eines allerliebsten Französischen Gedichts, ins peine>8vpkie von Dorat (2 Bogen
in 8°), angefangen. Gegen Michaelis sollen Sie davon 2 Exemplare und
noch eins von cle8erkent villaZs erhalten.

. . . Auch liegt ein Portrait von Lavatern bey, das sehr treffend seyn
soll, von Geßnern gezeichnet und gestochen. Alle Abdrücke der Platte hat
Lavater einem Schuster in Büdingen, der sein Freund ist, auch mit Spaldingen
und Mendelssohn in Correspondenz stehen soll/ geschickt, und hat dadurch
diesen Mann, der in mißlichen Umständen gewesen, in eine bessere Lage
versetzt. Seinen Namen weiß ich nicht, soviel aber, daß er ein einsichtsvoller
und rechtschaffener Mann ist, daß er Sonntags und Montags liest und die
übrige Zeit sein Handwerk fleißig treibt, das er gut versteht. Eine Erscheinung,
die zwar in England keine Seltenheit ist, wohl aber in Deutschland.




Darmstadt, den 1. Dezember 1772.

... Als Mitarbeiter der A. D. B. bin ich keiner Seele bekannt, als Ihnen
und einem einzigen Freunde Werck^ hier, der kein Theologe ist, und auf
dessen gänzliche Verschwiegenheit ich mich völlig verlassen kann. Noch zur Zeit
mag es auch unter uns 3 allein bleiben — besonders soll es in hiesigen-
Lande, und in unserer ganzen Gegend niemand wissen. Man kann die Vorsicht,
zumal in solchen Theologischen Punkten, nicht weit genug treiben.



*) Vgl. Ur. 9 und 10.
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[0571] Aus Briefen der N)ertherzeit Hermann Bräuning - Gktavio von(Nachdruck verboten.) III/') Petersen an Nicolai: ^ ^ ^ . ^ Darmstadt, den 1. August 1772. . . . Aus dem Leipziger Musenalmanach von 1772 wissen Sie vermuthlich, daß vor anderthalb Jahren hier eine Sammlung von Klopstocks Oden und Elegien (159 Seiten in 8°) gemacht worden, aber nicht von wem? Sie ist von dem hiesigen Geheimen Rath von Hesse veranstaltet worden, der nur 34 Exemplare für hiesige und auswärtige Freunde der Litteratur von seiner Bekanntschaft, auf sauberes Papier auf seine Kosten, hier hat drucken lassen. Bey jedem Exemplar ist der Name desjenigen, den: es gegeben worden, auf dem Titelblatt vorn ausgedrückt. Sie enthält 47 Stücke, und darunter 12 ächt Klopstockische, die in die Original Ausgabe bey Bode nicht aufgenommen worden. . . - Über die Beyträge, die eben aus der Presse gekommen, werden Sie sich vielleicht wundern. Dieser Nachdruck ^Ke cleserteck vitis^e, a poem Dr. (Zvlclsmitli, pnntsck lor a friert ok ins Vica^ ist von einem hiesigen großen Liebhaber und, ich darf hinzusetzen, Kenner der schönen Wissen¬ schaften, dem Herrn Kriegszahlmeister Merck I^am Rande von Nicolais Hand: „wegen Mitarbeit."^ veranstaltet worden. Wirklich wird mit den: Nachdruck eines allerliebsten Französischen Gedichts, ins peine>8vpkie von Dorat (2 Bogen in 8°), angefangen. Gegen Michaelis sollen Sie davon 2 Exemplare und noch eins von cle8erkent villaZs erhalten. . . . Auch liegt ein Portrait von Lavatern bey, das sehr treffend seyn soll, von Geßnern gezeichnet und gestochen. Alle Abdrücke der Platte hat Lavater einem Schuster in Büdingen, der sein Freund ist, auch mit Spaldingen und Mendelssohn in Correspondenz stehen soll/ geschickt, und hat dadurch diesen Mann, der in mißlichen Umständen gewesen, in eine bessere Lage versetzt. Seinen Namen weiß ich nicht, soviel aber, daß er ein einsichtsvoller und rechtschaffener Mann ist, daß er Sonntags und Montags liest und die übrige Zeit sein Handwerk fleißig treibt, das er gut versteht. Eine Erscheinung, die zwar in England keine Seltenheit ist, wohl aber in Deutschland. Darmstadt, den 1. Dezember 1772. ... Als Mitarbeiter der A. D. B. bin ich keiner Seele bekannt, als Ihnen und einem einzigen Freunde Werck^ hier, der kein Theologe ist, und auf dessen gänzliche Verschwiegenheit ich mich völlig verlassen kann. Noch zur Zeit mag es auch unter uns 3 allein bleiben — besonders soll es in hiesigen- Lande, und in unserer ganzen Gegend niemand wissen. Man kann die Vorsicht, zumal in solchen Theologischen Punkten, nicht weit genug treiben. *) Vgl. Ur. 9 und 10.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/571>, abgerufen am 27.12.2024.