Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.Albrecht Dürers Jugend grauen, ein Horn als Nase und einen roten Bart. Praeclarus richtete sich von Da heulte Satan auf wie ein Hund, sprengte den Steinboden des Gemachs Dieser blühte noch lange als eine der größten Zierden der Welt und der Albrecht Dürers Jugend Geh. Rat Prof. Dr. Karl Woermann von !le markige Künstlergestalt Albrecht Dürers (1471 bis 1528), des Dürers Öl- und Temperagemölde sind, abgesehen von dem Herkules des Albrecht Dürers Jugend grauen, ein Horn als Nase und einen roten Bart. Praeclarus richtete sich von Da heulte Satan auf wie ein Hund, sprengte den Steinboden des Gemachs Dieser blühte noch lange als eine der größten Zierden der Welt und der Albrecht Dürers Jugend Geh. Rat Prof. Dr. Karl Woermann von !le markige Künstlergestalt Albrecht Dürers (1471 bis 1528), des Dürers Öl- und Temperagemölde sind, abgesehen von dem Herkules des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0353" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/317966"/> <fw type="header" place="top"> Albrecht Dürers Jugend</fw><lb/> <p xml:id="ID_1655" prev="#ID_1654"> grauen, ein Horn als Nase und einen roten Bart. Praeclarus richtete sich von<lb/> seinen, Lager auf, blickte ihm fest in die schreckliche Fratze und verfaßte die ersten<lb/> Zeilen eines Gedichts, in dem er den Teufel, der ja auch im Plane der Schöpfung<lb/> liege, der Gnade Gottes empfahl.</p><lb/> <p xml:id="ID_1656"> Da heulte Satan auf wie ein Hund, sprengte den Steinboden des Gemachs<lb/> und sauste hinab in die tiefste Hölle. Fortan ließ er seine Hand von dem Manne,<lb/> der ihm geistig überlegen war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1657"> Dieser blühte noch lange als eine der größten Zierden der Welt und der<lb/> Kirche, und als er starb, schritt er durch die liebereichen Reihen palmenschwingender<lb/> Seligen dem Throne zu.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Albrecht Dürers Jugend<lb/><note type="byline"> Geh. Rat Prof. Dr. Karl Woermann</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_1658"> !le markige Künstlergestalt Albrecht Dürers (1471 bis 1528), des<lb/> ernsten deutschen Meisters, der schon im sechzehnten Jahrhundert in<lb/> Deutschland und im Ausland als einer der Größten der Großen<lb/> gefeiert wurde, erhebt sich gleich an der Schwelle des neuen Zeit-<lb/> I alters. Als Nürnberger oder als Deutschen bezeichnete er selbst sich<lb/> mit Stolz auf einigen seiner besten Schöpfungen; und ein wahrbeitsliebender,<lb/> tiefempfindender, aber auch ein herber, grübelnder Deutscher ist er trotz der starken<lb/> Eindrücke, die er von italienischen Kunstwerken empfangen, sein Leben lang geblieben.<lb/> Seine ganze künstlerische Laufbahn war ein Werden und Wachsen, ein Ringen mit<lb/> sich selbst, mit der Natur und mit der Schönheit, die er, nachdem ihm seine ersten<lb/> Modellstudien und seine Nachzeichnungen des Nackten italienischer Stiche nicht<lb/> genügt, durch Messungen und Proportionsstudien zu erringen hoffte. Seine eigenen<lb/> Schriften, von denen z. B. die „Unterweisung der Messung" schon zu seinen Leb¬<lb/> zeiten, die „Vier Bücher von menschlicher Proportion", die in viele Sprachen<lb/> übersetzt worden, gleich nach seinem Tode gedruckt erschienen, sind zuletzt von Lange<lb/> und Fusse herausgegeben-, alle Schriften über Dürer aber hat Singer 1908<lb/> zusammengestellt. Den Dürerbüchern von Thausing, Springer und Zucker hat sich<lb/> Wölfflins geistvolles Buch gesellt. Um Dürers Zeichnungen haben Ephrussy und<lb/> Lippmann unvergeßliche Verdienste. Im übrigen haben sich an der neueren<lb/> Dürerforschung nach Wickhoff, Thode und Lange z. B. Haendcke, Ludwig Justi,<lb/> Lorenz, Scherer, Suida, Warburg, Paul Weber, Weisbach und Winterberg beteiligt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1659" next="#ID_1660"> Dürers Öl- und Temperagemölde sind, abgesehen von dem Herkules des<lb/> Germanischen Museums und der Lucrezia in München, nur Bildnisse oder religiöse<lb/> Darstellungen. Seine ganze Vielseitigkeit spricht sich in den äußerlich kleinen,<lb/> innerlich großen Blättern seiner Griffelkunst aus. Dort wie hier aber blieb er in<lb/> allen Stilwandlungen er selbst. Das wuchtige Leben, das er jedem Strich, den<lb/> er zeichnete, verlieh, keimt schon in dem Silberstift-„Selbstbildnis" (1484) des<lb/> Dreizehnjährigen in der Albertina zu Wien und erfüllt noch die Federzeichnung<lb/> der Verkündigung (1526) des Scchsundfünzigjährigen in Chantilly. In seinen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0353]
Albrecht Dürers Jugend
grauen, ein Horn als Nase und einen roten Bart. Praeclarus richtete sich von
seinen, Lager auf, blickte ihm fest in die schreckliche Fratze und verfaßte die ersten
Zeilen eines Gedichts, in dem er den Teufel, der ja auch im Plane der Schöpfung
liege, der Gnade Gottes empfahl.
Da heulte Satan auf wie ein Hund, sprengte den Steinboden des Gemachs
und sauste hinab in die tiefste Hölle. Fortan ließ er seine Hand von dem Manne,
der ihm geistig überlegen war.
Dieser blühte noch lange als eine der größten Zierden der Welt und der
Kirche, und als er starb, schritt er durch die liebereichen Reihen palmenschwingender
Seligen dem Throne zu.
Albrecht Dürers Jugend
Geh. Rat Prof. Dr. Karl Woermann von
!le markige Künstlergestalt Albrecht Dürers (1471 bis 1528), des
ernsten deutschen Meisters, der schon im sechzehnten Jahrhundert in
Deutschland und im Ausland als einer der Größten der Großen
gefeiert wurde, erhebt sich gleich an der Schwelle des neuen Zeit-
I alters. Als Nürnberger oder als Deutschen bezeichnete er selbst sich
mit Stolz auf einigen seiner besten Schöpfungen; und ein wahrbeitsliebender,
tiefempfindender, aber auch ein herber, grübelnder Deutscher ist er trotz der starken
Eindrücke, die er von italienischen Kunstwerken empfangen, sein Leben lang geblieben.
Seine ganze künstlerische Laufbahn war ein Werden und Wachsen, ein Ringen mit
sich selbst, mit der Natur und mit der Schönheit, die er, nachdem ihm seine ersten
Modellstudien und seine Nachzeichnungen des Nackten italienischer Stiche nicht
genügt, durch Messungen und Proportionsstudien zu erringen hoffte. Seine eigenen
Schriften, von denen z. B. die „Unterweisung der Messung" schon zu seinen Leb¬
zeiten, die „Vier Bücher von menschlicher Proportion", die in viele Sprachen
übersetzt worden, gleich nach seinem Tode gedruckt erschienen, sind zuletzt von Lange
und Fusse herausgegeben-, alle Schriften über Dürer aber hat Singer 1908
zusammengestellt. Den Dürerbüchern von Thausing, Springer und Zucker hat sich
Wölfflins geistvolles Buch gesellt. Um Dürers Zeichnungen haben Ephrussy und
Lippmann unvergeßliche Verdienste. Im übrigen haben sich an der neueren
Dürerforschung nach Wickhoff, Thode und Lange z. B. Haendcke, Ludwig Justi,
Lorenz, Scherer, Suida, Warburg, Paul Weber, Weisbach und Winterberg beteiligt.
Dürers Öl- und Temperagemölde sind, abgesehen von dem Herkules des
Germanischen Museums und der Lucrezia in München, nur Bildnisse oder religiöse
Darstellungen. Seine ganze Vielseitigkeit spricht sich in den äußerlich kleinen,
innerlich großen Blättern seiner Griffelkunst aus. Dort wie hier aber blieb er in
allen Stilwandlungen er selbst. Das wuchtige Leben, das er jedem Strich, den
er zeichnete, verlieh, keimt schon in dem Silberstift-„Selbstbildnis" (1484) des
Dreizehnjährigen in der Albertina zu Wien und erfüllt noch die Federzeichnung
der Verkündigung (1526) des Scchsundfünzigjährigen in Chantilly. In seinen
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