Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.Im Flecken zum Gelingen des Unternehmens nötig sind. Dazu rechnen sie selbstverständlich Im Flecken "Lrzählung aus der russischen Provinz Alexander Andreas-v, Reyher von(Fortsetzung.) Siebentes Kapitel: Botscharow amüsiert sich. "Sage mir, Teufelsbraten, was schleichst du mir nach und um mich herum? So fragte Botscharow, als er faul und gähnend im Saal auf und nieder "Onkelchen," sagte der junge Mensch nähertretend mit freundlichem Grinsen, "Soll ich mich nicht langweilen? Es ist tote Zeit. Der Handel stockt. Keine "Sie müßten sich etwas Zerstreuung machen, Onkelchen." "Zerstreuung machenI Brauchen könnte ich das. Ich denke wirklich schon Im Flecken zum Gelingen des Unternehmens nötig sind. Dazu rechnen sie selbstverständlich Im Flecken «Lrzählung aus der russischen Provinz Alexander Andreas-v, Reyher von(Fortsetzung.) Siebentes Kapitel: Botscharow amüsiert sich. „Sage mir, Teufelsbraten, was schleichst du mir nach und um mich herum? So fragte Botscharow, als er faul und gähnend im Saal auf und nieder „Onkelchen," sagte der junge Mensch nähertretend mit freundlichem Grinsen, „Soll ich mich nicht langweilen? Es ist tote Zeit. Der Handel stockt. Keine „Sie müßten sich etwas Zerstreuung machen, Onkelchen." „Zerstreuung machenI Brauchen könnte ich das. Ich denke wirklich schon <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0531" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/317482"/> <fw type="header" place="top"> Im Flecken</fw><lb/> <p xml:id="ID_2464" prev="#ID_2463"> zum Gelingen des Unternehmens nötig sind. Dazu rechnen sie selbstverständlich<lb/> die erforderlichen Genehmigungen, insbesondere auch die Erklärung der Mündel¬<lb/> sicherheit der Kommunalscheine, ferner auch die Gewinnung geeigneter fach¬<lb/> männisch geschulter Persönlichkeiten für die Leitung, die der Leitung der Staats¬<lb/> banken, Landesbanken, Privatbanken an Qualität gleichwertig sein muß, sowie<lb/> die Gewinnung angesehener und erfahrener Praktiker neben den Vertretern der<lb/> beteiligten Kommunen für den Aufsichtsrat. Als die nächste Vorbedingung<lb/> bezeichnen sie aber die Übernahme eines ausreichend großen Aktienkapitals durch<lb/> Kreise und Kommunen; es wäre freilich an: besten, wenn die Kommunalbank<lb/> nur unter kommunaler Beteiligung zustande käme; man hält aber für möglich,<lb/> daß die Beteiligung von Privatbanken sich nicht werde umgehen lassen. Jeden¬<lb/> falls müsse der kommunale Charakter der Bank gewahrt bleiben. Der kommunale<lb/> Charakter und seine Erhaltung gehören allerdings zu den wesentlichen Grund¬<lb/> lagen des Unternehmens, dessen Aufgabe darin besteht, in der Form einer<lb/> kaufmännisch organisierten und geleiteten Gesellschaft eine gemeinsame kommunale<lb/> Kassenstelle zur Verfügung zu haben, welche die Interessen der Kommunen und<lb/> ihrer Anstalten auf dem Geldmarkt vertritt. Von diesen Gesichtspunkten wäre<lb/> zu wünschen, daß die noch bestehenden Schwierigkeiten baldigst überwunden und<lb/> der großangelegte Plan in nächster Zeit zur Ausführung gelangen würde.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Im Flecken<lb/> «Lrzählung aus der russischen Provinz<lb/><note type="byline"> Alexander Andreas-v, Reyher</note> von(Fortsetzung.)<lb/> Siebentes Kapitel: Botscharow amüsiert sich.</head><lb/> <p xml:id="ID_2465"> „Sage mir, Teufelsbraten, was schleichst du mir nach und um mich herum?<lb/> Willst du mich bewachen, mich ausspionieren?"</p><lb/> <p xml:id="ID_2466"> So fragte Botscharow, als er faul und gähnend im Saal auf und nieder<lb/> spazierte und Ssurikow wohl zum zehntenmal den Kopf in die Tür steckte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2467"> „Onkelchen," sagte der junge Mensch nähertretend mit freundlichem Grinsen,<lb/> „es scheint mir, Sie langweilen sich schrecklich."</p><lb/> <p xml:id="ID_2468"> „Soll ich mich nicht langweilen? Es ist tote Zeit. Der Handel stockt. Keine<lb/> neuen Kontrakte werden geschlossen. Keine Transporte, keine Lieferungen gibt es.<lb/> A—a—ahi" er gähnte und reckte sich, „sterben kann man in diesem traurigen<lb/> Flecken!"</p><lb/> <p xml:id="ID_2469"> „Sie müßten sich etwas Zerstreuung machen, Onkelchen."</p><lb/> <p xml:id="ID_2470"> „Zerstreuung machenI Brauchen könnte ich das. Ich denke wirklich schon<lb/> einige Tage daran, zum Besuch ins Gouvernement zu fahren."</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0531]
Im Flecken
zum Gelingen des Unternehmens nötig sind. Dazu rechnen sie selbstverständlich
die erforderlichen Genehmigungen, insbesondere auch die Erklärung der Mündel¬
sicherheit der Kommunalscheine, ferner auch die Gewinnung geeigneter fach¬
männisch geschulter Persönlichkeiten für die Leitung, die der Leitung der Staats¬
banken, Landesbanken, Privatbanken an Qualität gleichwertig sein muß, sowie
die Gewinnung angesehener und erfahrener Praktiker neben den Vertretern der
beteiligten Kommunen für den Aufsichtsrat. Als die nächste Vorbedingung
bezeichnen sie aber die Übernahme eines ausreichend großen Aktienkapitals durch
Kreise und Kommunen; es wäre freilich an: besten, wenn die Kommunalbank
nur unter kommunaler Beteiligung zustande käme; man hält aber für möglich,
daß die Beteiligung von Privatbanken sich nicht werde umgehen lassen. Jeden¬
falls müsse der kommunale Charakter der Bank gewahrt bleiben. Der kommunale
Charakter und seine Erhaltung gehören allerdings zu den wesentlichen Grund¬
lagen des Unternehmens, dessen Aufgabe darin besteht, in der Form einer
kaufmännisch organisierten und geleiteten Gesellschaft eine gemeinsame kommunale
Kassenstelle zur Verfügung zu haben, welche die Interessen der Kommunen und
ihrer Anstalten auf dem Geldmarkt vertritt. Von diesen Gesichtspunkten wäre
zu wünschen, daß die noch bestehenden Schwierigkeiten baldigst überwunden und
der großangelegte Plan in nächster Zeit zur Ausführung gelangen würde.
Im Flecken
«Lrzählung aus der russischen Provinz
Alexander Andreas-v, Reyher von(Fortsetzung.)
Siebentes Kapitel: Botscharow amüsiert sich.
„Sage mir, Teufelsbraten, was schleichst du mir nach und um mich herum?
Willst du mich bewachen, mich ausspionieren?"
So fragte Botscharow, als er faul und gähnend im Saal auf und nieder
spazierte und Ssurikow wohl zum zehntenmal den Kopf in die Tür steckte.
„Onkelchen," sagte der junge Mensch nähertretend mit freundlichem Grinsen,
„es scheint mir, Sie langweilen sich schrecklich."
„Soll ich mich nicht langweilen? Es ist tote Zeit. Der Handel stockt. Keine
neuen Kontrakte werden geschlossen. Keine Transporte, keine Lieferungen gibt es.
A—a—ahi" er gähnte und reckte sich, „sterben kann man in diesem traurigen
Flecken!"
„Sie müßten sich etwas Zerstreuung machen, Onkelchen."
„Zerstreuung machenI Brauchen könnte ich das. Ich denke wirklich schon
einige Tage daran, zum Besuch ins Gouvernement zu fahren."
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