Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.Prinz Linn von Schönaich-olcirolath wie das Dekret über die Erstkommunion, stoßen jedoch auch bei ihnen auf Ich fürchte, daß erst ein ganz schwerer Schlag auf den deutschen Katholizismus Prinz Emil von 5chönaich-(Larolath von Professor Dr. Wilhelm Kosch in den schlesischen Parnaß Joche seit Jahrhunderten eine eigen¬ Prinz Linn von Schönaich-olcirolath wie das Dekret über die Erstkommunion, stoßen jedoch auch bei ihnen auf Ich fürchte, daß erst ein ganz schwerer Schlag auf den deutschen Katholizismus Prinz Emil von 5chönaich-(Larolath von Professor Dr. Wilhelm Kosch in den schlesischen Parnaß Joche seit Jahrhunderten eine eigen¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0572" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/316857"/> <fw type="header" place="top"> Prinz Linn von Schönaich-olcirolath</fw><lb/> <p xml:id="ID_2382" prev="#ID_2381"> wie das Dekret über die Erstkommunion, stoßen jedoch auch bei ihnen auf<lb/> gefühlsmäßigen Widerstand, wenngleich sie nach außen hin Ausschau halten, ob<lb/> es nicht irgendeinen Kritiker zu verketzern gibt. Soeben (9. September) wird<lb/> uns eine neue Überraschung aus Rom telegraphiert. Ein ^olu proprio über<lb/> die praktische Bekämpfung des Modernismus ist erschienen. Darin wird den<lb/> Studenten der Theologie das Lesen von Zeitungen und Zeitschriften untersagt!<lb/> Ich zweifle nicht, daß gewisse katholische Blätter auch das für gut finden werden,<lb/> nach anßen; im Inneren werden sie doch wenigstens ihren eigenen Abonnenten<lb/> unter dem heranwachsenden Klerus nachtrauern. Ein schweizerisches Blatt will<lb/> weiter von einer Enzyklika gegen die christlichen Gewerkschaften wissen. Kommen<lb/> wird sie vielleicht nicht, aber nach dein Vorangegangenen wäre sie eine „Forderung<lb/> des Tages".</p><lb/> <p xml:id="ID_2383"> Ich fürchte, daß erst ein ganz schwerer Schlag auf den deutschen Katholizismus<lb/> fallen muß, bis er sich aus der Starrheit des Schweigens und Verheimlichens<lb/> aufrafft. Natürlich denke ich nicht an eine Erhebung „gegen Rom" oder ähnliche<lb/> innere Unmöglichkeiten. Ich halte nur eine freimütige, ernsthafte Aussprache der<lb/> tatsächlichen Zustände, der Notwendigkeiten, der Ziele und Aussichten für unent¬<lb/> behrlich, und dies mit Rücksicht auf die bessere Information Roms, mit Rücksicht<lb/> auf die Klarheit und Ehrlichkeit unter den Katholiken selbst, — endlich mit<lb/> Rücksicht auf die nichtkatholische Öffentlichkeit, so weit sie uns aufrichtig verstehen<lb/> und mit uns unbefangen an der Kultur der Nation und der Menschheit wirken will.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Prinz Emil von 5chönaich-(Larolath<lb/><note type="byline"> von Professor Dr. Wilhelm Kosch </note></head><lb/> <p xml:id="ID_2384" next="#ID_2385"> in den schlesischen Parnaß Joche seit Jahrhunderten eine eigen¬<lb/> artige aristokratische Höhenluft. Vollends im neunzehnten Jahr¬<lb/> hundert beteiligt sich gerade in Schlesien der Adel ungemein stark<lb/> an der Entwicklung der deutschen Literatur. Die volkstümlichen<lb/> Brüder Eichendorff nahmen am Heidelberger Kreis der Romantik<lb/> teil und der jüngere von beiden, Joseph Freiherr von Eichendorff, wurde, wenn<lb/> wir dem Urteil Theodor Storms zustimmen wollen, der größte deutsche Lyriker<lb/> überhaupt. Karl von Holtet, Eichendorffs Freund, der das Leben des wander¬<lb/> lustigen „Taugenichts" zu seinem eigenen machte, gehörte dem niedersten Adel<lb/> an. Um so höher im sozialen Rang stand der nicht minder gefeierte Fürst<lb/> Pückler-Muskau, für Herwegh der Typus des „hochmütigen Aristokraten", der<lb/> Schöpfer der Reisebilder, die in den dreißiger und vierziger Jahren Mode</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0572]
Prinz Linn von Schönaich-olcirolath
wie das Dekret über die Erstkommunion, stoßen jedoch auch bei ihnen auf
gefühlsmäßigen Widerstand, wenngleich sie nach außen hin Ausschau halten, ob
es nicht irgendeinen Kritiker zu verketzern gibt. Soeben (9. September) wird
uns eine neue Überraschung aus Rom telegraphiert. Ein ^olu proprio über
die praktische Bekämpfung des Modernismus ist erschienen. Darin wird den
Studenten der Theologie das Lesen von Zeitungen und Zeitschriften untersagt!
Ich zweifle nicht, daß gewisse katholische Blätter auch das für gut finden werden,
nach anßen; im Inneren werden sie doch wenigstens ihren eigenen Abonnenten
unter dem heranwachsenden Klerus nachtrauern. Ein schweizerisches Blatt will
weiter von einer Enzyklika gegen die christlichen Gewerkschaften wissen. Kommen
wird sie vielleicht nicht, aber nach dein Vorangegangenen wäre sie eine „Forderung
des Tages".
Ich fürchte, daß erst ein ganz schwerer Schlag auf den deutschen Katholizismus
fallen muß, bis er sich aus der Starrheit des Schweigens und Verheimlichens
aufrafft. Natürlich denke ich nicht an eine Erhebung „gegen Rom" oder ähnliche
innere Unmöglichkeiten. Ich halte nur eine freimütige, ernsthafte Aussprache der
tatsächlichen Zustände, der Notwendigkeiten, der Ziele und Aussichten für unent¬
behrlich, und dies mit Rücksicht auf die bessere Information Roms, mit Rücksicht
auf die Klarheit und Ehrlichkeit unter den Katholiken selbst, — endlich mit
Rücksicht auf die nichtkatholische Öffentlichkeit, so weit sie uns aufrichtig verstehen
und mit uns unbefangen an der Kultur der Nation und der Menschheit wirken will.
Prinz Emil von 5chönaich-(Larolath
von Professor Dr. Wilhelm Kosch
in den schlesischen Parnaß Joche seit Jahrhunderten eine eigen¬
artige aristokratische Höhenluft. Vollends im neunzehnten Jahr¬
hundert beteiligt sich gerade in Schlesien der Adel ungemein stark
an der Entwicklung der deutschen Literatur. Die volkstümlichen
Brüder Eichendorff nahmen am Heidelberger Kreis der Romantik
teil und der jüngere von beiden, Joseph Freiherr von Eichendorff, wurde, wenn
wir dem Urteil Theodor Storms zustimmen wollen, der größte deutsche Lyriker
überhaupt. Karl von Holtet, Eichendorffs Freund, der das Leben des wander¬
lustigen „Taugenichts" zu seinem eigenen machte, gehörte dem niedersten Adel
an. Um so höher im sozialen Rang stand der nicht minder gefeierte Fürst
Pückler-Muskau, für Herwegh der Typus des „hochmütigen Aristokraten", der
Schöpfer der Reisebilder, die in den dreißiger und vierziger Jahren Mode
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |