Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Haltung der Gesundheit." Und nun gibt der Verfasser eine anregende Schilderung Den Schluß des Buches macht eine Reihe von Angaben, in denen über die Ein Theaterabend in Lauchstedt. Mitten zwischen Ackerland, Getreide-, Maßgebliches und Unmaßgebliches Haltung der Gesundheit." Und nun gibt der Verfasser eine anregende Schilderung Den Schluß des Buches macht eine Reihe von Angaben, in denen über die Ein Theaterabend in Lauchstedt. Mitten zwischen Ackerland, Getreide-, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0653" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/312338"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_2605" prev="#ID_2604"> Haltung der Gesundheit." Und nun gibt der Verfasser eine anregende Schilderung<lb/> der verschiednen Jagdarten, auf dem Anstünde, auf der Pirsche, der Hetzjagd, des<lb/> Fanges in Fallen, und er belehrt den Jäger, wie er seine Beute richtig zu verwerten<lb/> habe. Nicht nur für den Farmer, sondern auch für den Botaniker höchst wertvoll<lb/> ist der Artikel über die Pflanzenwelt Deutsch-Südwestafrikas. „Dringend notwendig,<lb/> sagt Professor Schinz, ist die Aufforstung. Die mehr oder minder wertlosen Akazien<lb/> sollten verschwinden und an deren Stelle Bauholz liefernde Laubhölzer eingeführt<lb/> werden. Zu diesem Behufe wäre es zweckmäßig, wenn auf Staatskosten von ge¬<lb/> schulten Forstmännern — und solcher bedarf es — Studienreisen in Nordafrika<lb/> ausgeführt würden, damit dann deren Erfahrungen in Südwestafrika unter ihrer<lb/> Leitung direkt verwertet werden könnten. All dies kostet Geld, aber was würde<lb/> man von einem Privatmanne sagen, der sein teuer erworbnes Grundstück brach liegen<lb/> lassen und nicht einen Versuch wagen würde, es nutzbringend zu gestalten?" Vor<lb/> allen Dingen verlangt der Verfasser, daß die Regierung möglichst bald Versuchs¬<lb/> institute begründe, in denen praktisch erprobt würde, welche Nutz- und Kulturpflanzen<lb/> für unsre Kolonie verwertbar seien.</p><lb/> <p xml:id="ID_2606"> Den Schluß des Buches macht eine Reihe von Angaben, in denen über die<lb/> Vergünstigungen für Ansiedler und Schutztruppenangehörige berichtet wird, ferner<lb/> über das Versorgungswesen der Militärpersonen, über Gesetze und Verordnungen,<lb/> die sich auf das Schutzgebiet und auf die Eingebornen beziehen. Es ist gar kein<lb/> Zweifel, daß dieses wertvolle und handliche Buch von allen Freunden unsers Kolonial¬<lb/> wesens mit großer Anerkennung aufgenommen werden wird. Jedenfalls verdient<lb/> es die weiteste Verbreitung.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Ein Theaterabend in Lauchstedt.</head> <p xml:id="ID_2607" next="#ID_2608"> Mitten zwischen Ackerland, Getreide-,<lb/> Kartoffel- und Rübenfeldern, die nur hier und da von einer Baumrethe an einem<lb/> kleinen Wasserlaufe oder einem in Grün versteckten Dorfe unterbrochen werden, in<lb/> einer flachwelligen, fruchtbaren Ebene,»deren Reize frühere Geschlechter besser würdigten<lb/> als wir, liegt etwa zwei Stunden von Merseburg im Westen der Saale das ehemals<lb/> weltbekannte, jetzt vergeßne Lauchstedt. Es ist heute wieder ein Ackerstädtchen, das<lb/> fast ganz von der Landwirtschaft lebt, wenige Gassen um einen ansehnlichen Markt<lb/> und eine alte romanische Kirche, kleine niedrige Häuser, große Höfe und grüne<lb/> Gärten, heute wie eingeschlafen und seitwärts von allen großen Verbindungen,<lb/> obwohl seit einigen Jahren durch eine Sekundärbahn mit Merseburg verknüpft. Aber<lb/> am 13. Juni dieses Jahres schien sich auf einige Stunden das alte bunte Leben<lb/> zu erneuern, das sich im achtzehnten Jahrhundert seit der Entdeckung der Stahl¬<lb/> quelle um 1710 hier allsommerlich entfaltet hatte. Galt es doch die Einweihung<lb/> des wiederhergestellten kleinen bescheidnen alten Theaters zu vollziehen, das an<lb/> Stelle des alten Bretterhauses von 1785, wo seit 1791 die Weimarischen Hofschau¬<lb/> spieler unter Goethes Leitung einige Wochen hindurch spielten, 1802 erbaut worden<lb/> war. Diese Aufführungen bildeten damals unter Schillers häufiger Teilnahme den<lb/> Mittelpunkt für die kleine aber auserlesene Badegesellschaft, die sich hier aus weiteren<lb/> Umkreise, aus Sachsen und Thüringen sammelte, nicht selten seit 1775 verstärkt<lb/> durch den kursächsischen Hof und regelmäßig durch die Hallischen Studenten. Ein<lb/> teilnehmendes, verständnisvolles, feinsinniges Publikum, wie es damals selten irgendwo<lb/> sonst in Deutschland zu finden war, sonnte sich damals hier in einem Abglanze des<lb/> Weimarischen Musenhofes, so ganz hingegeben der Verehrung für seine großen<lb/> Dichter und ihre Schöpfungen, daß es mit dem bescheidensten Komfort in den kleinen<lb/> Häusern des anspruchslosen Landstädtchens zufrieden war, während draußen die<lb/> Staatenwelt erbebte und aus den Fugen ging. Nur in einem so unpolitischen, so</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0653]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Haltung der Gesundheit." Und nun gibt der Verfasser eine anregende Schilderung
der verschiednen Jagdarten, auf dem Anstünde, auf der Pirsche, der Hetzjagd, des
Fanges in Fallen, und er belehrt den Jäger, wie er seine Beute richtig zu verwerten
habe. Nicht nur für den Farmer, sondern auch für den Botaniker höchst wertvoll
ist der Artikel über die Pflanzenwelt Deutsch-Südwestafrikas. „Dringend notwendig,
sagt Professor Schinz, ist die Aufforstung. Die mehr oder minder wertlosen Akazien
sollten verschwinden und an deren Stelle Bauholz liefernde Laubhölzer eingeführt
werden. Zu diesem Behufe wäre es zweckmäßig, wenn auf Staatskosten von ge¬
schulten Forstmännern — und solcher bedarf es — Studienreisen in Nordafrika
ausgeführt würden, damit dann deren Erfahrungen in Südwestafrika unter ihrer
Leitung direkt verwertet werden könnten. All dies kostet Geld, aber was würde
man von einem Privatmanne sagen, der sein teuer erworbnes Grundstück brach liegen
lassen und nicht einen Versuch wagen würde, es nutzbringend zu gestalten?" Vor
allen Dingen verlangt der Verfasser, daß die Regierung möglichst bald Versuchs¬
institute begründe, in denen praktisch erprobt würde, welche Nutz- und Kulturpflanzen
für unsre Kolonie verwertbar seien.
Den Schluß des Buches macht eine Reihe von Angaben, in denen über die
Vergünstigungen für Ansiedler und Schutztruppenangehörige berichtet wird, ferner
über das Versorgungswesen der Militärpersonen, über Gesetze und Verordnungen,
die sich auf das Schutzgebiet und auf die Eingebornen beziehen. Es ist gar kein
Zweifel, daß dieses wertvolle und handliche Buch von allen Freunden unsers Kolonial¬
wesens mit großer Anerkennung aufgenommen werden wird. Jedenfalls verdient
es die weiteste Verbreitung.
Ein Theaterabend in Lauchstedt. Mitten zwischen Ackerland, Getreide-,
Kartoffel- und Rübenfeldern, die nur hier und da von einer Baumrethe an einem
kleinen Wasserlaufe oder einem in Grün versteckten Dorfe unterbrochen werden, in
einer flachwelligen, fruchtbaren Ebene,»deren Reize frühere Geschlechter besser würdigten
als wir, liegt etwa zwei Stunden von Merseburg im Westen der Saale das ehemals
weltbekannte, jetzt vergeßne Lauchstedt. Es ist heute wieder ein Ackerstädtchen, das
fast ganz von der Landwirtschaft lebt, wenige Gassen um einen ansehnlichen Markt
und eine alte romanische Kirche, kleine niedrige Häuser, große Höfe und grüne
Gärten, heute wie eingeschlafen und seitwärts von allen großen Verbindungen,
obwohl seit einigen Jahren durch eine Sekundärbahn mit Merseburg verknüpft. Aber
am 13. Juni dieses Jahres schien sich auf einige Stunden das alte bunte Leben
zu erneuern, das sich im achtzehnten Jahrhundert seit der Entdeckung der Stahl¬
quelle um 1710 hier allsommerlich entfaltet hatte. Galt es doch die Einweihung
des wiederhergestellten kleinen bescheidnen alten Theaters zu vollziehen, das an
Stelle des alten Bretterhauses von 1785, wo seit 1791 die Weimarischen Hofschau¬
spieler unter Goethes Leitung einige Wochen hindurch spielten, 1802 erbaut worden
war. Diese Aufführungen bildeten damals unter Schillers häufiger Teilnahme den
Mittelpunkt für die kleine aber auserlesene Badegesellschaft, die sich hier aus weiteren
Umkreise, aus Sachsen und Thüringen sammelte, nicht selten seit 1775 verstärkt
durch den kursächsischen Hof und regelmäßig durch die Hallischen Studenten. Ein
teilnehmendes, verständnisvolles, feinsinniges Publikum, wie es damals selten irgendwo
sonst in Deutschland zu finden war, sonnte sich damals hier in einem Abglanze des
Weimarischen Musenhofes, so ganz hingegeben der Verehrung für seine großen
Dichter und ihre Schöpfungen, daß es mit dem bescheidensten Komfort in den kleinen
Häusern des anspruchslosen Landstädtchens zufrieden war, während draußen die
Staatenwelt erbebte und aus den Fugen ging. Nur in einem so unpolitischen, so
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