Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Frieden bis zum Beginn der klassischen Literaturperiode (1648 bis 1740)" von An diese beiden vorzüglichen SpezialWerke, die nirgends die volle Weite des Wir empfehlen zum Schluß den betreffenden Interessenten zwei kleine Bücher: Aus den Papieren eines Wiener Verlegers. Unter diesem Titel hat Wien, Wilhelm Braumüller.
Maßgebliches und Unmaßgebliches Frieden bis zum Beginn der klassischen Literaturperiode (1648 bis 1740)" von An diese beiden vorzüglichen SpezialWerke, die nirgends die volle Weite des Wir empfehlen zum Schluß den betreffenden Interessenten zwei kleine Bücher: Aus den Papieren eines Wiener Verlegers. Unter diesem Titel hat Wien, Wilhelm Braumüller.
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Maßgebliches und Unmaßgebliches
Frieden bis zum Beginn der klassischen Literaturperiode (1648 bis 1740)" von
Johann Goldfriedrich und „Die wirtschaftlichen Grundlagen der deutschen Hansa
und die Handelsstellung Hamburgs bis in die zweite Hälfte des vierzehnten Jahr¬
hunderts" von dem Sekretär der Hamburger Handelskammer Dr. jur. Arnold
Kiesselbach. Es ist erstaunlich, welche Menge verschiedenartiger, zum großen Teil
völlig unbekannter, aus Archiven herauszusuchender Tatsachen über den deutschen
Büchermarkt, die Buchhändler, die Büchermesse und die Adhad- und Preisverhältnisse
um 1700 der Leipziger Gvldfriedrich — unparteiisch für Leipzig — in originaler,
kräftiger Darstellung zur Ausweisung einer organischen Riesenentwicklung zu verbinden
verstanden hat, und es verdient lebhafte Anerkennung, wie Kiesselbach aus der Masse
der von der Hansageschichtschreibung zutage geförderten Daten das Bild des flandrischen
Handels als des mittelalterlichen nordeuropäischen Haudelszentrums herausgehoben
und eine für die Zeit bis 1370 daneben sekundäre Stellung wie die Hamburgs
als solche deutlich gezeichnet hat.
An diese beiden vorzüglichen SpezialWerke, die nirgends die volle Weite des
Blickes sür alle in Frage kommenden Probleme vermissen lasten, fügen wir einige
Worte über zwei große neue illustrative Geschichtswerke. Der Berliner Verlag von
Ullstein und Co. gibt von einer sechsbändig geplanten Weltgeschichte zuerst die
»Geschichte der Neuzeit" vou 1500 bis 1650 heraus: Mitarbeiter an diesem Bande
sind von Pflugk-Harttung für Entdeckungs- und Kolonialgeschichte, Brandt für
Renaissance, Brieger für Reformation, von Zwiedineck-Südenhorst für Gegen¬
reformation in Deutschland und Philippson für Gegenreformation in Süd- und
Westeuropa. Die drei mittlern dieser Abschnitte vermögen auch höhern Ansprüchen
gerecht zu werden. Brandt durch seinen flüssigen Stil, Brieger durch sein warmes
Pathos, Zwiedineck durch die Plastik seiner Darstellung; im übrigen hat der Verlag
viel getan, den Band mit annähernd zeitgenössischen, möglichst faksimilierten Dokumenten
zu beleben, vielen Schwarzweiß- und einer Anzahl Vierfarbendrucken. Der Gesamt¬
plan des Werkes dürfte aber nicht genügend ausgereift sein: das Vorsatzpapier ist
eine Nachahmung des Sternhimmels, und die Namen Kopernikus. Tycho. Giordano
Bruno, Galilei fehlen in dem Bande! — Nur Bilder — mit kurzen, manchmal zu
berichtigenden Unterschriften — enthält der große Folioprachtband des Diederichsschen
Verlages „Deutsches Leben der Vergangenheit in Bildern" (I: fünfzehntes und
sechzehntes Jahrhundert), eine wahre Fundgrube für Kunst- und Kulturhistoriker
auch neben Hirths Kulturgeschichtlichem Bilderbuch, aber auch ein Haushund zur
Betrachtung und Belehrung, wie wir es in deutschen Familien gern sehn.
Wir empfehlen zum Schluß den betreffenden Interessenten zwei kleine Bücher:
die hübsch orientierende Arbeit von Kerbe-Ehrenstein „Das Miniaturporträt" (sie
ist als erste Nummer einer Reihe von Sammlerkompendien erschienen, die der Verlag
von Halm und Goldmann herauszugeben beabsichtigt) und den Jahrgang 1908 von
dem gut eingeführten „Kunstjahrbnch" des Malerarchitekten W. O. Dreßler. dessen
solide und schlichte lexikalische Fülle uns nur gar nicht mit den altperuanisch oder
wie stilisierten Zwischentiteldecken zu harmonieren scheint.
Aus den Papieren eines Wiener Verlegers. Unter diesem Titel hat
Friedrich Arnold Mayer einen Teil der an Leopold Rosner gerichteten Briefe
herausgegeben*), die einen Zeitraum von annähernd vierzig Jahren umfassen.
Leopold Rosner war eine der merkwürdigsten Persönlichkeiten Wiens in der zweiten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts, eine markante Erscheinung im literarischen, buch-
händlerischen und vor allem im Theaterleben der alten Kaiserstadt. Geboren am
Wien, Wilhelm Braumüller.
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