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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Philologie und Kulturgeschichte.

Auch Literatur- und Sprachwissenschaft
folgen dem Zuge der Zeit. Die Literaturwissenschaft unsrer Tage geht vor allem
wieder mehr den großen Schönheiten der Literaturwerke nach; zum kleinern Teil nähert
sie sich -- und das tut noch entschiedner die Sprachgeschichte -- dem immer mehr
wachsenden Hauptstrom der Kulturgeschichte. Als Zeugnisse dafür begrüßen wir zum
Beispiel die letzte Marburger Kaisergeburtstagsrede des Literarhistorikers Friedrich
Vogt über das Königs- und Kaiserideal in der deutschen Dichtung des
Mittelalters, deren schöner Schluß das starke Weiterleben alter germanischer Vor¬
stellungen in dem Verhältnis zwischen Wilhelm dem Ersten und Bismarck überzeugend
herausstellt, und die hübsche Sammlung kulturgeschichtlicher Vorträge und Aufsätze,
die der Freiburger Germanist Friedrich Kluge, bekannt durch sein Etymologisches
Wörterbuch der deutschen Sprache, soeben als Bunte Blätter im Verlage von
I. Bielefeld in Freiburg (Baden) veröffentlicht, und in denen er uns an einige seiner
Lieblingsplätze in dem großen Bergwerke seiner sprachgeschichtlichen Arbeit führt,
zu dem geschichtlichen Doktor Faust, in den Venusberg, durch die Sippensiedlungen
der altdeutschen Bauerschaft, in die Sprachwelt Shakespeares und Schillers usw.

Dabei sei erwähnt, daß von dem großen Diederichsschen kulturgeschichtlichen Atlas
Deutsches Leben der Vergangenheit in Bildern nun anch der zweite und
letzte Band vorliegt: noch mehr als der erste verdient er wegen glücklicher Auswahl
und geschickter Zusammenstellung die warme Empfehlung als deutsches Hausbilderbuch
nicht im bloß ästhetischen, sondern durch geschichtliche Vergleichung früherer Haus¬
lebens- und Öffentlichkeitsformen im belehrend erziehenden Sinne, die wir dem ersten
Bande mitgegeben haben.




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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Philologie und Kulturgeschichte.

Auch Literatur- und Sprachwissenschaft
folgen dem Zuge der Zeit. Die Literaturwissenschaft unsrer Tage geht vor allem
wieder mehr den großen Schönheiten der Literaturwerke nach; zum kleinern Teil nähert
sie sich — und das tut noch entschiedner die Sprachgeschichte — dem immer mehr
wachsenden Hauptstrom der Kulturgeschichte. Als Zeugnisse dafür begrüßen wir zum
Beispiel die letzte Marburger Kaisergeburtstagsrede des Literarhistorikers Friedrich
Vogt über das Königs- und Kaiserideal in der deutschen Dichtung des
Mittelalters, deren schöner Schluß das starke Weiterleben alter germanischer Vor¬
stellungen in dem Verhältnis zwischen Wilhelm dem Ersten und Bismarck überzeugend
herausstellt, und die hübsche Sammlung kulturgeschichtlicher Vorträge und Aufsätze,
die der Freiburger Germanist Friedrich Kluge, bekannt durch sein Etymologisches
Wörterbuch der deutschen Sprache, soeben als Bunte Blätter im Verlage von
I. Bielefeld in Freiburg (Baden) veröffentlicht, und in denen er uns an einige seiner
Lieblingsplätze in dem großen Bergwerke seiner sprachgeschichtlichen Arbeit führt,
zu dem geschichtlichen Doktor Faust, in den Venusberg, durch die Sippensiedlungen
der altdeutschen Bauerschaft, in die Sprachwelt Shakespeares und Schillers usw.

Dabei sei erwähnt, daß von dem großen Diederichsschen kulturgeschichtlichen Atlas
Deutsches Leben der Vergangenheit in Bildern nun anch der zweite und
letzte Band vorliegt: noch mehr als der erste verdient er wegen glücklicher Auswahl
und geschickter Zusammenstellung die warme Empfehlung als deutsches Hausbilderbuch
nicht im bloß ästhetischen, sondern durch geschichtliche Vergleichung früherer Haus¬
lebens- und Öffentlichkeitsformen im belehrend erziehenden Sinne, die wir dem ersten
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[0216] Maßgebliches und Unmaßgebliches Philologie und Kulturgeschichte. Auch Literatur- und Sprachwissenschaft folgen dem Zuge der Zeit. Die Literaturwissenschaft unsrer Tage geht vor allem wieder mehr den großen Schönheiten der Literaturwerke nach; zum kleinern Teil nähert sie sich — und das tut noch entschiedner die Sprachgeschichte — dem immer mehr wachsenden Hauptstrom der Kulturgeschichte. Als Zeugnisse dafür begrüßen wir zum Beispiel die letzte Marburger Kaisergeburtstagsrede des Literarhistorikers Friedrich Vogt über das Königs- und Kaiserideal in der deutschen Dichtung des Mittelalters, deren schöner Schluß das starke Weiterleben alter germanischer Vor¬ stellungen in dem Verhältnis zwischen Wilhelm dem Ersten und Bismarck überzeugend herausstellt, und die hübsche Sammlung kulturgeschichtlicher Vorträge und Aufsätze, die der Freiburger Germanist Friedrich Kluge, bekannt durch sein Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, soeben als Bunte Blätter im Verlage von I. Bielefeld in Freiburg (Baden) veröffentlicht, und in denen er uns an einige seiner Lieblingsplätze in dem großen Bergwerke seiner sprachgeschichtlichen Arbeit führt, zu dem geschichtlichen Doktor Faust, in den Venusberg, durch die Sippensiedlungen der altdeutschen Bauerschaft, in die Sprachwelt Shakespeares und Schillers usw. Dabei sei erwähnt, daß von dem großen Diederichsschen kulturgeschichtlichen Atlas Deutsches Leben der Vergangenheit in Bildern nun anch der zweite und letzte Band vorliegt: noch mehr als der erste verdient er wegen glücklicher Auswahl und geschickter Zusammenstellung die warme Empfehlung als deutsches Hausbilderbuch nicht im bloß ästhetischen, sondern durch geschichtliche Vergleichung früherer Haus¬ lebens- und Öffentlichkeitsformen im belehrend erziehenden Sinne, die wir dem ersten Bande mitgegeben haben. el^^IKK(^557^ KIl.I)^VLl>l (Il-uncjla^en einer pralctisenen ^stnetilc von »/^Z L0KI^IU5 Nit 240 ^oKilclunAen im lext uncl sul 13 Istein fVIII u. 197 L.Z xr. 8. 1903. Qenektet 7.—, in l.einvsnci xedunäen K/I. 8.— . VMI^L VON K. L, IKUKIWK IN Il.l5Ik>M UNO MKlM .

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/216>, abgerufen am 22.07.2024.