Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.Politische Briefe aus Sachsen Erhöhung des Einfuhr- und Ausfuhrhandels... d) Erhöhung der Steuer¬ politische Briefe aus Hachsen 4 Verehrter Freund! le politischen Verhältnisse in Sachsen sind, wie Sie in Ihrem Grenzboten III 1907 72
Politische Briefe aus Sachsen Erhöhung des Einfuhr- und Ausfuhrhandels... d) Erhöhung der Steuer¬ politische Briefe aus Hachsen 4 Verehrter Freund! le politischen Verhältnisse in Sachsen sind, wie Sie in Ihrem Grenzboten III 1907 72
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0557" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/303259"/> <fw type="header" place="top"> Politische Briefe aus Sachsen</fw><lb/> <p xml:id="ID_2909" prev="#ID_2908"> Erhöhung des Einfuhr- und Ausfuhrhandels... d) Erhöhung der Steuer¬<lb/> kraft .. . Die Steigerung dieser beiden Einnahmequellen hat fast in allen<lb/> Fällen dazu hingereicht, die finanzielle Last für Verzinsung und Tilgung der<lb/> für den Eisenbahnbau aufgewendeten Summen mehr als auszugleichen . . .<lb/> e) friedliche Ausdehnung der zivilem Gewalt, Eindämmung von Aufstands¬<lb/> bewegungen, Ersparnis in den Ausgaben für Expeditionen: 6) gesundheitliche<lb/> Hebung der Eingebornen durch Vermeidung von Seuchen und ihre Erhaltung<lb/> durch Vermeidung von Hungersnöten."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> politische Briefe aus Hachsen<lb/> 4 </head><lb/> <note type="salute"> Verehrter Freund!</note><lb/> <p xml:id="ID_2910" next="#ID_2911"> le politischen Verhältnisse in Sachsen sind, wie Sie in Ihrem<lb/> Schreiben vom 27. Juli richtig bemerken, allerdings sehr zugespitzt,<lb/> und die sommerliche Stille, die durch die Abwesenheit aller poli¬<lb/> tischen Persönlichkeiten bedingt ist, dürfte nur die Ruhe vor dem<lb/> Sturme sein. Die Zustünde in der konservativen Partei aber be¬<lb/> urteilen Sie von Ihrem — sit öhrig. vervo — einseitigen Standpunkt aus<lb/> unrichtig und knüpfen daran für Ihre eignen liberalen Auffassungen durchaus<lb/> ungerechtfertigte Hoffnungen. Die in der Versammlung des Dresdner konser¬<lb/> vativen Vereins vom 5. April nach dem Vortrage des Oberbürgermeisters<lb/> Beutler angenommnen Leitsätze sind von den eignen Parteigenossen im Lande<lb/> teils über-, teils unterschätzt und nur selten richtig gewürdigt worden. Nach<lb/> weiner Ansicht sollten sie nur eine Neuorientierung der Parteileitung in der<lb/> Richtung einleiten, daß den Wünschen der nicht agrarischen Wähler eine größere<lb/> Beachtung zuteil werde. Wenn man es von agrarischer Seite vor allem ge¬<lb/> tadelt hat, daß die Börsenreform als erwünscht bezeichnet, und daß die Fest-<lb/> Haltung am allgemeinen, direkten Reichstagswahlrecht empfohlen wurde, so ist<lb/> das ebenso erklärlich wie für den Erfolg der Dresdner Bestrebungen einflußlos.<lb/> Denn niemand wird in Sachsen offen gegen die Wünsche von Handel und<lb/> Industrie auftreten, und niemand wird es in bezug auf das Reichstagswahlrecht<lb/> mehr wagen, öffentlich für eine Einschränkung der Wahlrechte des Volkes einzu¬<lb/> treten. Wenn andre Kreise aber die Leitsätze für selbstverständlich und darum über¬<lb/> flüssig bezeichnet haben, so kann man auch damit recht zufrieden sein. Denn bisher<lb/> galt es nicht als selbstverständlich, daß die konservative Partei für eine kräftige<lb/> Ausgestaltung der Selbstverwaltung und für eine lebendige Fortentwicklung unsrer<lb/> Volksbildung einzutreten bereit sei. Wird dies jetzt als selbstverständlich betrachtet,<lb/> um so besser. Auch hier hat, wie so oft schon, die öffentliche Verhandlung eines</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III 1907 72</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0557]
Politische Briefe aus Sachsen
Erhöhung des Einfuhr- und Ausfuhrhandels... d) Erhöhung der Steuer¬
kraft .. . Die Steigerung dieser beiden Einnahmequellen hat fast in allen
Fällen dazu hingereicht, die finanzielle Last für Verzinsung und Tilgung der
für den Eisenbahnbau aufgewendeten Summen mehr als auszugleichen . . .
e) friedliche Ausdehnung der zivilem Gewalt, Eindämmung von Aufstands¬
bewegungen, Ersparnis in den Ausgaben für Expeditionen: 6) gesundheitliche
Hebung der Eingebornen durch Vermeidung von Seuchen und ihre Erhaltung
durch Vermeidung von Hungersnöten."
politische Briefe aus Hachsen
4
Verehrter Freund!
le politischen Verhältnisse in Sachsen sind, wie Sie in Ihrem
Schreiben vom 27. Juli richtig bemerken, allerdings sehr zugespitzt,
und die sommerliche Stille, die durch die Abwesenheit aller poli¬
tischen Persönlichkeiten bedingt ist, dürfte nur die Ruhe vor dem
Sturme sein. Die Zustünde in der konservativen Partei aber be¬
urteilen Sie von Ihrem — sit öhrig. vervo — einseitigen Standpunkt aus
unrichtig und knüpfen daran für Ihre eignen liberalen Auffassungen durchaus
ungerechtfertigte Hoffnungen. Die in der Versammlung des Dresdner konser¬
vativen Vereins vom 5. April nach dem Vortrage des Oberbürgermeisters
Beutler angenommnen Leitsätze sind von den eignen Parteigenossen im Lande
teils über-, teils unterschätzt und nur selten richtig gewürdigt worden. Nach
weiner Ansicht sollten sie nur eine Neuorientierung der Parteileitung in der
Richtung einleiten, daß den Wünschen der nicht agrarischen Wähler eine größere
Beachtung zuteil werde. Wenn man es von agrarischer Seite vor allem ge¬
tadelt hat, daß die Börsenreform als erwünscht bezeichnet, und daß die Fest-
Haltung am allgemeinen, direkten Reichstagswahlrecht empfohlen wurde, so ist
das ebenso erklärlich wie für den Erfolg der Dresdner Bestrebungen einflußlos.
Denn niemand wird in Sachsen offen gegen die Wünsche von Handel und
Industrie auftreten, und niemand wird es in bezug auf das Reichstagswahlrecht
mehr wagen, öffentlich für eine Einschränkung der Wahlrechte des Volkes einzu¬
treten. Wenn andre Kreise aber die Leitsätze für selbstverständlich und darum über¬
flüssig bezeichnet haben, so kann man auch damit recht zufrieden sein. Denn bisher
galt es nicht als selbstverständlich, daß die konservative Partei für eine kräftige
Ausgestaltung der Selbstverwaltung und für eine lebendige Fortentwicklung unsrer
Volksbildung einzutreten bereit sei. Wird dies jetzt als selbstverständlich betrachtet,
um so besser. Auch hier hat, wie so oft schon, die öffentliche Verhandlung eines
Grenzboten III 1907 72
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