Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Beleuchten wir die Frage mit einer praktischen Erfahrung! In Dresden Wir fügen noch ein paar Titel von Büchern volkswirtschaftlichen Inhalts an, Militärlexikon. Von dem Militärlexikon des Oberstleutnants Frobenius Maßgebliches und Unmaßgebliches Beleuchten wir die Frage mit einer praktischen Erfahrung! In Dresden Wir fügen noch ein paar Titel von Büchern volkswirtschaftlichen Inhalts an, Militärlexikon. Von dem Militärlexikon des Oberstleutnants Frobenius <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0060" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302048"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_240"> Beleuchten wir die Frage mit einer praktischen Erfahrung! In Dresden<lb/> hat sich eine Anzahl edler Männer zusammengefunden, die sich sagten: Das<lb/> normale Leben verläuft in abwechselnder Arbeit und Erholung. Wie ohne Arbeit<lb/> keine richtige Erholung, so gibt es auch ohne Erholung auf die Dauer keine gute<lb/> und tüchtige Arbeit. Darum ist auch die Erholung Pflicht; soll sie aber ihren<lb/> Zweck erfülle», so muß es eine unschuldige, anständige, edle Erholung sein. Solche<lb/> ist aber dem großstädtischen Lohnarbeiter entweder gar nicht zugänglich oder zu<lb/> teuer für ihn. Er hat nichts als die Kneipe und im Sommer allenfalls einen<lb/> Biergarten. Außerdem manchmal das VarMetheater. Sollen wir dem Arbeiter<lb/> sagen: Du brauchst dir ja nur im Kampfe ums Dasein 6000 Mark Einkommen zu<lb/> erobern; dann hast du ein gemütliches Heim, Theater, Konzert und das übrige?<lb/> Das wäre ungefähr so, wie wenn bei einem Schiffbruch die Leute auf dem Lande<lb/> den Untergehenden zuriefen: Schwimmt nur ans Ufer! Wers nicht kann, nun, der<lb/> muß eben ertrinken. Die Dresdner Männer haben so nicht gesprochen, sondern<lb/> einen Verein gegründet, Volksheime gebaut, dessen Besuchern Geselligkeit, bildende<lb/> Unterhaltungen, Fortbildungsmittel, wohlfeile Mahlzeiten geboten, Mädchen- und<lb/> Lehrlingsheime eingerichtet, Kinderwaldfahrten und Jugendspiele veranstaltet und<lb/> so viel tausend Menschen erfreut, erquickt und veredelt. Möglicherweise sind diese<lb/> Wohltäter gar keine gläubigen Christen, aber es steht doch fest, daß ohne das<lb/> Christentum diese Art Humanität, dieses Gefühl der Verpflichtung für wildfremde<lb/> Menschen nicht vorhanden sein würde. Der Verein wird vielfach um Auskunft<lb/> und Rat angegangen von solchen, die ähnliches unternehmen möchten. Darum hat<lb/> er (Dresden, in Kommission bei O, V. Böhmert, 1906) eine Schrift herausgegeben,<lb/> die die Geschichte des Vereins erzählt und über alle seine einzelnen Stiftungen,<lb/> Anstalten und Einrichtungen ausführlich berichtet: Volkswohlfahrt und Volks-<lb/> geselltgkeit nach den Erfahrungen des Dresdner Vereins Volkswohl.<lb/> Die Schrift wird allen Bürgern von Großstädten, die sich gemeinnützig betätigen<lb/> wollen, hochwillkomner sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_241"> Wir fügen noch ein paar Titel von Büchern volkswirtschaftlichen Inhalts an,<lb/> für deren Besprechung der Raum fehlt. Grundriß der Volkswirtschafts¬<lb/> lehre, nach Hugo Schober neu bearbeitet von Dr. Ed. O. Schulze, Professor<lb/> an der Handelsakademie Se. Gallen. Sechste Auflage. Leipzig, I. I. Weber,<lb/> 1905. — Der Staat als Schuldner. Fünf Vorträge über das Staatsschulden¬<lb/> wesen von Dr. Leon Zeitletn. Mit einer Tabellenbeilage. Tübingen, H. Laupp,<lb/> 1906. — Thüren-Archiv. Organ für exakte Wirtschaftsforschung, herausgegeben<lb/> von Dr. Richard Ehrenberg, Professor der Staatswissenschaften an der Uni¬<lb/> versität Rostock. Jena, Gustav Fischer, 1906. Das vorliegende fünfte Heft des<lb/> ersten Jahrgangs enthält: Die Bedeutung des Aufsichtsrats für die Aktiengesell¬<lb/> schaften von Dr. Richard Passow; das „Gesetz vom abnehmenden Bodenertrag" im<lb/> landwirtschaftlichen Betriebe von Dr. F. Waterstradt; Kreditgenossenschaftliche Pro¬<lb/> bleme von Dr. Richard Ehlers.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Militärlexikon.</head> <p xml:id="ID_242" next="#ID_243"> Von dem Militärlexikon des Oberstleutnants Frobenius<lb/> ist kürzlich das Ergänzungsheft III erschienen. Der Verfasser spricht in der<lb/> Vorrede dazu vom 4. November 1906 seinen Mitarbeitern wieder den besten<lb/> Dank aus. Er selbst verdient aber den besten Dank derer, die sich über unsre<lb/> heutigen Militär- und Flottenverhältnisse unterrichten wollen, seien es nun Offi¬<lb/> ziere oder Zivilisten, in hohem Maße. Das neue Heft enthält wesentliche Er¬<lb/> gänzungen auf dem Gebiete des Waffenwesens, sowohl über neue Geschütze wie<lb/> über neue Handfeuerwaffen, zum Beispiel auch über die Selbstlader. Ferner hat die</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0060]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Beleuchten wir die Frage mit einer praktischen Erfahrung! In Dresden
hat sich eine Anzahl edler Männer zusammengefunden, die sich sagten: Das
normale Leben verläuft in abwechselnder Arbeit und Erholung. Wie ohne Arbeit
keine richtige Erholung, so gibt es auch ohne Erholung auf die Dauer keine gute
und tüchtige Arbeit. Darum ist auch die Erholung Pflicht; soll sie aber ihren
Zweck erfülle», so muß es eine unschuldige, anständige, edle Erholung sein. Solche
ist aber dem großstädtischen Lohnarbeiter entweder gar nicht zugänglich oder zu
teuer für ihn. Er hat nichts als die Kneipe und im Sommer allenfalls einen
Biergarten. Außerdem manchmal das VarMetheater. Sollen wir dem Arbeiter
sagen: Du brauchst dir ja nur im Kampfe ums Dasein 6000 Mark Einkommen zu
erobern; dann hast du ein gemütliches Heim, Theater, Konzert und das übrige?
Das wäre ungefähr so, wie wenn bei einem Schiffbruch die Leute auf dem Lande
den Untergehenden zuriefen: Schwimmt nur ans Ufer! Wers nicht kann, nun, der
muß eben ertrinken. Die Dresdner Männer haben so nicht gesprochen, sondern
einen Verein gegründet, Volksheime gebaut, dessen Besuchern Geselligkeit, bildende
Unterhaltungen, Fortbildungsmittel, wohlfeile Mahlzeiten geboten, Mädchen- und
Lehrlingsheime eingerichtet, Kinderwaldfahrten und Jugendspiele veranstaltet und
so viel tausend Menschen erfreut, erquickt und veredelt. Möglicherweise sind diese
Wohltäter gar keine gläubigen Christen, aber es steht doch fest, daß ohne das
Christentum diese Art Humanität, dieses Gefühl der Verpflichtung für wildfremde
Menschen nicht vorhanden sein würde. Der Verein wird vielfach um Auskunft
und Rat angegangen von solchen, die ähnliches unternehmen möchten. Darum hat
er (Dresden, in Kommission bei O, V. Böhmert, 1906) eine Schrift herausgegeben,
die die Geschichte des Vereins erzählt und über alle seine einzelnen Stiftungen,
Anstalten und Einrichtungen ausführlich berichtet: Volkswohlfahrt und Volks-
geselltgkeit nach den Erfahrungen des Dresdner Vereins Volkswohl.
Die Schrift wird allen Bürgern von Großstädten, die sich gemeinnützig betätigen
wollen, hochwillkomner sein.
Wir fügen noch ein paar Titel von Büchern volkswirtschaftlichen Inhalts an,
für deren Besprechung der Raum fehlt. Grundriß der Volkswirtschafts¬
lehre, nach Hugo Schober neu bearbeitet von Dr. Ed. O. Schulze, Professor
an der Handelsakademie Se. Gallen. Sechste Auflage. Leipzig, I. I. Weber,
1905. — Der Staat als Schuldner. Fünf Vorträge über das Staatsschulden¬
wesen von Dr. Leon Zeitletn. Mit einer Tabellenbeilage. Tübingen, H. Laupp,
1906. — Thüren-Archiv. Organ für exakte Wirtschaftsforschung, herausgegeben
von Dr. Richard Ehrenberg, Professor der Staatswissenschaften an der Uni¬
versität Rostock. Jena, Gustav Fischer, 1906. Das vorliegende fünfte Heft des
ersten Jahrgangs enthält: Die Bedeutung des Aufsichtsrats für die Aktiengesell¬
schaften von Dr. Richard Passow; das „Gesetz vom abnehmenden Bodenertrag" im
landwirtschaftlichen Betriebe von Dr. F. Waterstradt; Kreditgenossenschaftliche Pro¬
bleme von Dr. Richard Ehlers.
Militärlexikon. Von dem Militärlexikon des Oberstleutnants Frobenius
ist kürzlich das Ergänzungsheft III erschienen. Der Verfasser spricht in der
Vorrede dazu vom 4. November 1906 seinen Mitarbeitern wieder den besten
Dank aus. Er selbst verdient aber den besten Dank derer, die sich über unsre
heutigen Militär- und Flottenverhältnisse unterrichten wollen, seien es nun Offi¬
ziere oder Zivilisten, in hohem Maße. Das neue Heft enthält wesentliche Er¬
gänzungen auf dem Gebiete des Waffenwesens, sowohl über neue Geschütze wie
über neue Handfeuerwaffen, zum Beispiel auch über die Selbstlader. Ferner hat die
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