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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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Die Wedelt-Usedomsche Beschwerde über den Minister Manteuffel

länglich besteuert. Und solle noch eine besondre Steuer eingeführt werden,
so gehöre diese den Einzelstaaten. Die Neichsfahrkartensteuer sei demnach nicht
zu rechtfertigen. Auch die Reichserbschaftsteuer, um bei dieser Gelegenheit noch
einmal daran zu erinnern, verwirft er, weil die Erbschaftsteuer als eine direkte
Steuer ungeschmälert den Einzelstaaten verbleiben müsse. In dem Abschnitt
über die Staatssteuern werden Steuervergünstigungen gefordert für die Arbeit-
unfähigen und nicht staatlich Versicherten, für die durch Naturereignisse Be¬
schädigtem, für Witwen und Waisen und für Verheiratete. Der letzte Abschnitt
behandelt die Gemeindesteuern. Das Buch verdient die Beachtung aller an
d Carl Ientsch er Gesetzgebungsarbeit Beteiligten.




Die lVedell-Usedomsche Beschwerde über den Minister
Manteuffel
Heinrich von poschinger von 2

in 21. August 1857 schrieb der König aus Sanssouci an Usedom:
"Auf Ihr willkommenes Schreiben aus dem Bierberühmten
Toelz antworte ich späth. Meine Reise nach und von Wien,
in hnndswüthiger Hitze gleich nach der angreifenden Kur in
Marienbad, hat mir bedenkliche Zufälle zugezogen, von denen
ich mich schwer und langsam erhole. Mein Gedächtniß ist bedenklich com-
Promitirr gewesen und ist es leider noch. Darum durfte ich auf Schönleins
ausdrücklichen Befehl durchaus nichts thun, was mich geistig angreifen mußte.
Dazu kam die völlige Unwissenheit Ihres Aufenthaltes. Darüber bin ich erst
seit heute früh aufgeklärt und schreit ich sogleich zum Schreiben.

Ihre Antwort hat mir wohlgethan und regrettire ich: Ihnen das aus¬
zusprechen: so schlimm verhindert worden zu sein. -- Unser Verhältniß ist
aber zu innig und zu wichtig gewesen, um dasselbe nach solcher Stöhrung
mit so oberflächlicher Erklärung (als diese meiner Zufriedenheit) wieder völlig:
aus dem Sattel: in den Sattel zu heben. Dazu müssen wir erst beide
ernste Explikationen gepflogen haben. Und dazu tat ich Sie jetzt ein. Mir
scheint die Zeit unmittelbar nach den diesjährigen Herbstmanövern im 4ten,
3ten und Gardecorps die beste Zeit dazu zu sein. Dieselbe" endigen bei
Berlin den 22. September. Dann hoff ich Sie hier zu sehen. Also auf
Wiedersehen! Und dazu schlag' ich Sonntag den 27. September vor. Wenn
wir beide, lieber Usedom, mit recht festem gutem Willen in das Gespräch
gehen, so werden wir zweifelsohne mit gutem Segen daraus scheiden, was
Gott wolle. Valv. Friedrich Wilhelm."


Die Wedelt-Usedomsche Beschwerde über den Minister Manteuffel

länglich besteuert. Und solle noch eine besondre Steuer eingeführt werden,
so gehöre diese den Einzelstaaten. Die Neichsfahrkartensteuer sei demnach nicht
zu rechtfertigen. Auch die Reichserbschaftsteuer, um bei dieser Gelegenheit noch
einmal daran zu erinnern, verwirft er, weil die Erbschaftsteuer als eine direkte
Steuer ungeschmälert den Einzelstaaten verbleiben müsse. In dem Abschnitt
über die Staatssteuern werden Steuervergünstigungen gefordert für die Arbeit-
unfähigen und nicht staatlich Versicherten, für die durch Naturereignisse Be¬
schädigtem, für Witwen und Waisen und für Verheiratete. Der letzte Abschnitt
behandelt die Gemeindesteuern. Das Buch verdient die Beachtung aller an
d Carl Ientsch er Gesetzgebungsarbeit Beteiligten.




Die lVedell-Usedomsche Beschwerde über den Minister
Manteuffel
Heinrich von poschinger von 2

in 21. August 1857 schrieb der König aus Sanssouci an Usedom:
„Auf Ihr willkommenes Schreiben aus dem Bierberühmten
Toelz antworte ich späth. Meine Reise nach und von Wien,
in hnndswüthiger Hitze gleich nach der angreifenden Kur in
Marienbad, hat mir bedenkliche Zufälle zugezogen, von denen
ich mich schwer und langsam erhole. Mein Gedächtniß ist bedenklich com-
Promitirr gewesen und ist es leider noch. Darum durfte ich auf Schönleins
ausdrücklichen Befehl durchaus nichts thun, was mich geistig angreifen mußte.
Dazu kam die völlige Unwissenheit Ihres Aufenthaltes. Darüber bin ich erst
seit heute früh aufgeklärt und schreit ich sogleich zum Schreiben.

Ihre Antwort hat mir wohlgethan und regrettire ich: Ihnen das aus¬
zusprechen: so schlimm verhindert worden zu sein. — Unser Verhältniß ist
aber zu innig und zu wichtig gewesen, um dasselbe nach solcher Stöhrung
mit so oberflächlicher Erklärung (als diese meiner Zufriedenheit) wieder völlig:
aus dem Sattel: in den Sattel zu heben. Dazu müssen wir erst beide
ernste Explikationen gepflogen haben. Und dazu tat ich Sie jetzt ein. Mir
scheint die Zeit unmittelbar nach den diesjährigen Herbstmanövern im 4ten,
3ten und Gardecorps die beste Zeit dazu zu sein. Dieselbe» endigen bei
Berlin den 22. September. Dann hoff ich Sie hier zu sehen. Also auf
Wiedersehen! Und dazu schlag' ich Sonntag den 27. September vor. Wenn
wir beide, lieber Usedom, mit recht festem gutem Willen in das Gespräch
gehen, so werden wir zweifelsohne mit gutem Segen daraus scheiden, was
Gott wolle. Valv. Friedrich Wilhelm."


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/189>, abgerufen am 05.02.2025.