Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches marineamts dienstlich sehr wenig damit zu tun. Seine Anwesenheit hat fast nur Die Einführung der Achtzehn- bis Zwanzigtausend-Tonnen-Linienschiffe sowohl Zu diesen und andern damit verbundnen Fragen gesellt sich nun noch die Wie gewöhnlich zu Beginn des Sommers ist in der Presse von fürstlichen Robim Adair in den deutschen Liederbüchern. Wer kennt nicht das Maßgebliches und Unmaßgebliches marineamts dienstlich sehr wenig damit zu tun. Seine Anwesenheit hat fast nur Die Einführung der Achtzehn- bis Zwanzigtausend-Tonnen-Linienschiffe sowohl Zu diesen und andern damit verbundnen Fragen gesellt sich nun noch die Wie gewöhnlich zu Beginn des Sommers ist in der Presse von fürstlichen Robim Adair in den deutschen Liederbüchern. Wer kennt nicht das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0678" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/299719"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_3016" prev="#ID_3015"> marineamts dienstlich sehr wenig damit zu tun. Seine Anwesenheit hat fast nur<lb/> eine repräsentative Seite und auch diese vielleicht mehr im politisch konstitutionellen<lb/> Sinne, es sei denn, daß der Kaiser die Anwesenheit der gesamten Schlachtenflotte<lb/> dazu zu benutzen wünschte, die Admiräle zu einer Besprechung um sich zu ver¬<lb/> sammeln, bei der dann freilich der Staatssekretär um so mehr entbehrt werden<lb/> würde, als nicht nur die organisatorischen Grundzüge der Flotte von ihm stammen,<lb/> sondern auch die taktischen Vorschriften von ihm entworfen worden sind zu der<lb/> Zeit, als er Chef des Stabes des alten Oberkommandos war. Dadurch, daß die<lb/> organisatorischen wie die taktischen Grundsätze von dieser einen Persönlichkeit her¬<lb/> rühren, ist unsrer Marine die Übereinstimmung von Organisation und Taktik gewahrt<lb/> geblieben, die als eine wesentliche Grundlage ihrer Stärke anzusehen ist und einem<lb/> überlegnen Feinde gegenüber manche Mängel ausgleichen würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_3017"> Die Einführung der Achtzehn- bis Zwanzigtausend-Tonnen-Linienschiffe sowohl<lb/> bei uns als bei den fremden Mariner wird in mehr als einer Hinsicht für die<lb/> ganze maritime Stellung der einzelnen Staaten und auf das Gleichgewicht der<lb/> Kräfte zur See nicht ohne Bedeutuug sein. Die größere Durchschlagskraft, die größere<lb/> Zahl und Tragweite der Schisfsartillerie erlaubt nicht nur, sondern zwingt dazu, das<lb/> Gefecht mit aller Energie schon auf viel weitere Entfernungen als bisher aufzunehmen;<lb/> es wird das nicht ohne Einfluß auf die taktischen Bewegungen bleiben, schon dadurch,<lb/> daß es die Entscheidung voraussichtlich beschleunigen wird. Bleibt, wie zu hoffen<lb/> steht, für unsre Flotte der Grundsatz, möglichst gleichmäßige Verbände zu haben, bestehen,<lb/> so werden wir dafür sorgen müssen, sobald wie möglich ein Geschwader der neuen<lb/> Schiffklasse beisammen zu haben, denn das Geschwader stellt die taktische Einheit für<lb/> die Seeschlacht dar. Wir haben bekanntlich dreizehn Nonvaleurs der Bayern- und der<lb/> Siegfriedklasse zu ersetzen, von denen zwei bewilligt und in Auftrag gegeben worden<lb/> sind. Da die besten Schiffe in ihrer Schnelligkeit und Bewegungsfähigkeit von den<lb/> minderwertigen Schiffen abhängig sind, mit denen sie im Gefechtsverband zusammen¬<lb/> gehören, so können diese bessern erst zur vollen Ausnutzung kommen, wenn sie in einer<lb/> gleichen taktischen Einheit vereinigt sind. Diese Einheit des Geschwaders sollte also unter<lb/> Abkürzung der Baufristen und unter Erhöhung der Stapellegungen auf wenigstens drei<lb/> jährlich mit der möglichsten Beschleunigung hergestellt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_3018"> Zu diesen und andern damit verbundnen Fragen gesellt sich nun noch die<lb/> der unmittelbaren Küstenvertetdigung vom Lande aus. Diese ist zugunsten des<lb/> schwimmenden Materials in den letzten Jahren etwas vernachlässigt worden, und<lb/> es bleibt da manches nachzuholen, zumal den wesentlichen Veränderungen der<lb/> Schiffsarttllerie gegenüber. Alle diese Verhältnisse sind längs der deutschen Nord-<lb/> uud Ostseeküsten Gegenstand der Prüfung sowohl vom Standpunkte der Land¬<lb/> verteidigung als der maritimen Verteidigung.</p><lb/> <p xml:id="ID_3019"> Wie gewöhnlich zu Beginn des Sommers ist in der Presse von fürstlichen<lb/> Begegnungen die Rede. Daily News bezeichnen eine Zusammenkunft zwischen Kaiser<lb/> Wilhelm und dem König Eduard als schon vereinbart. Die Absicht scheint auf<lb/> englischer Seite vorhanden und auch kundgegeben zu sein, eine Vereinbarung aber<lb/> liegt bis jetzt kaum vor. Die Marienbader Reise des Königs läßt Verabredungen<lb/> für eine private Begegnung leicht zu. Von Wien aus ist auch über eine beabsichtigte<lb/> Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und dem Kaiser Nikolaus berichtet worden.<lb/> Die Anregung dazu könnte nach Lage der Verhältnisse in Rußland nur von russischer<lb/> Seite ausgegangen sein, und die Verwirklichung wird auch von diesen abhängig<lb/> bleiben. In Verbindung mit der Nordlandreise Kaiser Wilhelms wird sie schwer¬<lb/> lich stattfinden; da es sich immer nur um eine Begegnung zur See handeln kann,<lb/><note type="byline"/> würde der Schauplatz wohl eher in deutschen Gewässern zu suchen sein.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> Robim Adair in den deutschen Liederbüchern.</head> <p xml:id="ID_3020" next="#ID_3021"> Wer kennt nicht das<lb/> Lied mit dem Namen Robim Adair als Refrain und seine so reizvolle originelle</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0678]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
marineamts dienstlich sehr wenig damit zu tun. Seine Anwesenheit hat fast nur
eine repräsentative Seite und auch diese vielleicht mehr im politisch konstitutionellen
Sinne, es sei denn, daß der Kaiser die Anwesenheit der gesamten Schlachtenflotte
dazu zu benutzen wünschte, die Admiräle zu einer Besprechung um sich zu ver¬
sammeln, bei der dann freilich der Staatssekretär um so mehr entbehrt werden
würde, als nicht nur die organisatorischen Grundzüge der Flotte von ihm stammen,
sondern auch die taktischen Vorschriften von ihm entworfen worden sind zu der
Zeit, als er Chef des Stabes des alten Oberkommandos war. Dadurch, daß die
organisatorischen wie die taktischen Grundsätze von dieser einen Persönlichkeit her¬
rühren, ist unsrer Marine die Übereinstimmung von Organisation und Taktik gewahrt
geblieben, die als eine wesentliche Grundlage ihrer Stärke anzusehen ist und einem
überlegnen Feinde gegenüber manche Mängel ausgleichen würde.
Die Einführung der Achtzehn- bis Zwanzigtausend-Tonnen-Linienschiffe sowohl
bei uns als bei den fremden Mariner wird in mehr als einer Hinsicht für die
ganze maritime Stellung der einzelnen Staaten und auf das Gleichgewicht der
Kräfte zur See nicht ohne Bedeutuug sein. Die größere Durchschlagskraft, die größere
Zahl und Tragweite der Schisfsartillerie erlaubt nicht nur, sondern zwingt dazu, das
Gefecht mit aller Energie schon auf viel weitere Entfernungen als bisher aufzunehmen;
es wird das nicht ohne Einfluß auf die taktischen Bewegungen bleiben, schon dadurch,
daß es die Entscheidung voraussichtlich beschleunigen wird. Bleibt, wie zu hoffen
steht, für unsre Flotte der Grundsatz, möglichst gleichmäßige Verbände zu haben, bestehen,
so werden wir dafür sorgen müssen, sobald wie möglich ein Geschwader der neuen
Schiffklasse beisammen zu haben, denn das Geschwader stellt die taktische Einheit für
die Seeschlacht dar. Wir haben bekanntlich dreizehn Nonvaleurs der Bayern- und der
Siegfriedklasse zu ersetzen, von denen zwei bewilligt und in Auftrag gegeben worden
sind. Da die besten Schiffe in ihrer Schnelligkeit und Bewegungsfähigkeit von den
minderwertigen Schiffen abhängig sind, mit denen sie im Gefechtsverband zusammen¬
gehören, so können diese bessern erst zur vollen Ausnutzung kommen, wenn sie in einer
gleichen taktischen Einheit vereinigt sind. Diese Einheit des Geschwaders sollte also unter
Abkürzung der Baufristen und unter Erhöhung der Stapellegungen auf wenigstens drei
jährlich mit der möglichsten Beschleunigung hergestellt werden.
Zu diesen und andern damit verbundnen Fragen gesellt sich nun noch die
der unmittelbaren Küstenvertetdigung vom Lande aus. Diese ist zugunsten des
schwimmenden Materials in den letzten Jahren etwas vernachlässigt worden, und
es bleibt da manches nachzuholen, zumal den wesentlichen Veränderungen der
Schiffsarttllerie gegenüber. Alle diese Verhältnisse sind längs der deutschen Nord-
uud Ostseeküsten Gegenstand der Prüfung sowohl vom Standpunkte der Land¬
verteidigung als der maritimen Verteidigung.
Wie gewöhnlich zu Beginn des Sommers ist in der Presse von fürstlichen
Begegnungen die Rede. Daily News bezeichnen eine Zusammenkunft zwischen Kaiser
Wilhelm und dem König Eduard als schon vereinbart. Die Absicht scheint auf
englischer Seite vorhanden und auch kundgegeben zu sein, eine Vereinbarung aber
liegt bis jetzt kaum vor. Die Marienbader Reise des Königs läßt Verabredungen
für eine private Begegnung leicht zu. Von Wien aus ist auch über eine beabsichtigte
Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und dem Kaiser Nikolaus berichtet worden.
Die Anregung dazu könnte nach Lage der Verhältnisse in Rußland nur von russischer
Seite ausgegangen sein, und die Verwirklichung wird auch von diesen abhängig
bleiben. In Verbindung mit der Nordlandreise Kaiser Wilhelms wird sie schwer¬
lich stattfinden; da es sich immer nur um eine Begegnung zur See handeln kann,
würde der Schauplatz wohl eher in deutschen Gewässern zu suchen sein.
Robim Adair in den deutschen Liederbüchern. Wer kennt nicht das
Lied mit dem Namen Robim Adair als Refrain und seine so reizvolle originelle
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