Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.Joachim penal Vrto Kaemmel von er von Rom nach Neapel führt, am Albanergebirge vorbei das Grenzboten III 1905 3ß
Joachim penal Vrto Kaemmel von er von Rom nach Neapel führt, am Albanergebirge vorbei das Grenzboten III 1905 3ß
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[Abbildung]
Joachim penal
Vrto Kaemmel von
er von Rom nach Neapel führt, am Albanergebirge vorbei das
breite Saccotal hinab, der sieht eine nicht nur höchst malerische,
sondern auch eine historisch, insbesondre kirchengeschichtlich inter¬
essante Landschaft sich entfalten. Wie er weiter südwärts an der
Burg Rocca secca bei Aquino, der Heimat des großen Schola¬
stikers Thomas, und an Monte Cassino, dem ehrwürdigen Mutterkloster des
abendländischen Mönchtums, vorüberkommt, so liegt am Saccotale links, weit
entfernt von der Eisenbahnstation, die seinen Namen trägt, auf breitem Höhen¬
rücken inmitten fruchtbarer Felder Anagni, die Vaterstadt Bonifatius des Achten;
rechts an der zackigen, trotzig aufgebauten Kette der alten Volskerberge, der
Monti Lepini erhebt sich segni, das antike sigilla, der Geburtsort Jnnozenz
des Dritten. Von dort führt jetzt eine gute vielgewundne Straße tiefer hinein
und höher hinauf nach einem Felsenneste, das auf seinem isolierten Bergkegel
hoch aufgebaut weit ins Land hineinschaut; es ist Carpineto Romano, die Heimat
Joachim Peccis, Papst Leos des Dreizehnter. Gleich am Eingang des Städtchens
in der Via Cavour steht der bescheidne Palazzo Pecei, sein Geburtshaus, davor
spenden zwei Marmorbrunnen, die er seiner Vaterstadt hat errichten lassen, das
frische Gebirgswasser; der Palast enthält jetzt eine Bibliothek, eine naturwissen¬
schaftliche Sammlung und ein Observatorium, die er gestiftet hat; er hat dann
nicht nur die alte gotische Kirche Seine' Agostino erneuert, sondern auch eine
neue Kirche hinzugefügt, außerdem eine Mädchenschule, ein Kinderasyl und ein
Hospital errichtet, das alles in einem kleinen weltentlegnen Bergstädtchen, von
dessen Verlassenheit sich nur der eine richtige Vorstellung machen kann, der
ähnliche Gebirgslandschaften Italiens bereist hat, in einem Orte, wo der Stifter
selbst nur in seinen ersten Kinderjahren dauernd gelebt, später immer nur einige
Wochen zugebracht hat, und den er als Papst niemals hat betreten können.
Noch unter seinen letzten Jubiläumsgeschenken war ihm eins der liebsten ein
illustriertes Familienalbum, das neben seinem eignen Porträt aus verschiednen
Lebensaltern die Bildnisse seiner Eltern und seiner Brüder und zahlreiche An¬
sichten aus Carpineto enthielt. Das alles sind Beweise dafür, daß in diesem
Manne, der mehr als ein Vierteljahrhundert die römische Weltkirche geleitet hat,
Grenzboten III 1905 3ß
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