Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Ich dachte, du würdest zu Mittag dableiben, Julie! In diesem Kostüm? fragte sie, lächelnd ihr Reitkleid ausbreitend. Nein, Übrigens bin ich ganz allein gekommen, denn Bibbi hatte keine Zeit, fuhr Wer in aller Welt ist nun Bibbi? dachte Elu sogleich. Es ärgerte sie, daß Nein, das hätte ich wir fast denken können, erwiderte Erik zerstreut. Und dann fürchte ich, Olga und Arwid könnten meinen, ich sei schon zu lange Elu konnte nicht umhin, zu bemerken, daß Julie errötete, als sie den Namen Erik erwiderte nichts. Er wandte sich halb ab und legte seinen Hut auf Das Pferd wurde vorgeführt, Julie setzte ihren Hut auf, der auch tadellos Aber Erik, du könntest ja dafür mit Fräulein Berkel zum Tee auf den Markby- Danke, sagte Erik vollständig ausdruckslos und ablehnend. Aber gleich nachher Aber Sie haben vielleicht Lust, Elu? Das habe sie freilich, sie könne es nicht leugnen, meinte sie. Dann ist es also ausgemacht, sagte Julie und reichte ihr die Hand. Erik stand schon neben dem Pferd und wartete. Sie setzte den Fuß auf Erik blieb barhäuptig mitten in der Sonne unten an der Veranda stehn und Sie ist sehr schick, begann Elu mit übertriebner Wärme und fuhr dann sogleich Mit einem Hauptmann von Hall, erwiderte er kurz, vom Södermannländischen ^Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Reichsspiegel. Der 1. Oktober war ein an Jubiläen reicher Tag, Jubiläen Maßgebliches und Unmaßgebliches Ich dachte, du würdest zu Mittag dableiben, Julie! In diesem Kostüm? fragte sie, lächelnd ihr Reitkleid ausbreitend. Nein, Übrigens bin ich ganz allein gekommen, denn Bibbi hatte keine Zeit, fuhr Wer in aller Welt ist nun Bibbi? dachte Elu sogleich. Es ärgerte sie, daß Nein, das hätte ich wir fast denken können, erwiderte Erik zerstreut. Und dann fürchte ich, Olga und Arwid könnten meinen, ich sei schon zu lange Elu konnte nicht umhin, zu bemerken, daß Julie errötete, als sie den Namen Erik erwiderte nichts. Er wandte sich halb ab und legte seinen Hut auf Das Pferd wurde vorgeführt, Julie setzte ihren Hut auf, der auch tadellos Aber Erik, du könntest ja dafür mit Fräulein Berkel zum Tee auf den Markby- Danke, sagte Erik vollständig ausdruckslos und ablehnend. Aber gleich nachher Aber Sie haben vielleicht Lust, Elu? Das habe sie freilich, sie könne es nicht leugnen, meinte sie. Dann ist es also ausgemacht, sagte Julie und reichte ihr die Hand. Erik stand schon neben dem Pferd und wartete. Sie setzte den Fuß auf Erik blieb barhäuptig mitten in der Sonne unten an der Veranda stehn und Sie ist sehr schick, begann Elu mit übertriebner Wärme und fuhr dann sogleich Mit einem Hauptmann von Hall, erwiderte er kurz, vom Södermannländischen ^Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Reichsspiegel. Der 1. Oktober war ein an Jubiläen reicher Tag, Jubiläen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0059" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/295278"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_266"> Ich dachte, du würdest zu Mittag dableiben, Julie!</p><lb/> <p xml:id="ID_267"> In diesem Kostüm? fragte sie, lächelnd ihr Reitkleid ausbreitend. Nein,<lb/> lieber Erik . . .</p><lb/> <p xml:id="ID_268"> Übrigens bin ich ganz allein gekommen, denn Bibbi hatte keine Zeit, fuhr<lb/> Julie etwas schnell fort.</p><lb/> <p xml:id="ID_269"> Wer in aller Welt ist nun Bibbi? dachte Elu sogleich. Es ärgerte sie, daß<lb/> die Gegend so reich an Damen zu sein schien. Sie wußte zwar nicht, warum,<lb/> aber sie hatte sich gerade das Gegenteil gedacht.</p><lb/> <p xml:id="ID_270"> Nein, das hätte ich wir fast denken können, erwiderte Erik zerstreut.</p><lb/> <p xml:id="ID_271"> Und dann fürchte ich, Olga und Arwid könnten meinen, ich sei schon zu lange<lb/> weg gewesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_272"> Elu konnte nicht umhin, zu bemerken, daß Julie errötete, als sie den Namen<lb/> „Arwid" aussprach, und doch hatte sie es ganz ruhig gesagt. Aber sie errötete<lb/> wirklich, langsam und tief bis zur Stirn über den niedergeschlagnen Augen.</p><lb/> <p xml:id="ID_273"> Erik erwiderte nichts. Er wandte sich halb ab und legte seinen Hut auf<lb/> den Verandatisch, während er langsam durch sein feuchtes Haar fuhr.</p><lb/> <p xml:id="ID_274"> Das Pferd wurde vorgeführt, Julie setzte ihren Hut auf, der auch tadellos<lb/> steif und modern war, gerade wie das Halseisen, das sie als Kragen trug. Sie<lb/> knöpfte ihre Handschuhe zu und zog den Schleier vor. Im letzten Augenblick kam<lb/> ihr ein Gedanke.</p><lb/> <p xml:id="ID_275"> Aber Erik, du könntest ja dafür mit Fräulein Berkel zum Tee auf den Markby-<lb/> hof kommen. Und der Onkel natürlich auch, wenn er Lust dazu hat. Ihr könntet<lb/> ja über die See rudern, dann ist es gar nicht weit . . .</p><lb/> <p xml:id="ID_276"> Danke, sagte Erik vollständig ausdruckslos und ablehnend. Aber gleich nachher<lb/> wandte er sich doch an Elu.</p><lb/> <p xml:id="ID_277"> Aber Sie haben vielleicht Lust, Elu?</p><lb/> <p xml:id="ID_278"> Das habe sie freilich, sie könne es nicht leugnen, meinte sie.</p><lb/> <p xml:id="ID_279"> Dann ist es also ausgemacht, sagte Julie und reichte ihr die Hand.</p><lb/> <p xml:id="ID_280"> Erik stand schon neben dem Pferd und wartete. Sie setzte den Fuß auf<lb/> seine Hand und schwang sich leicht in den Sattel. Elu sah, daß er gewohnt sein<lb/> mußte, ihr zu helfen. Hierauf neigte sie noch einmal freundlich den Kopf und<lb/> wandte das Pferd.</p><lb/> <p xml:id="ID_281"> Erik blieb barhäuptig mitten in der Sonne unten an der Veranda stehn und<lb/> schaute ihr nach. Elu aber trat langsam näher und stellte sich neben ihn. Da<lb/> wandte er sich um und lächelte ihr gewohnheitsmäßig zerstreut zu.</p><lb/> <p xml:id="ID_282"> Sie ist sehr schick, begann Elu mit übertriebner Wärme und fuhr dann sogleich<lb/> ungekünstelt neugierig fort: Mit wem ist sie denn verlobt?</p><lb/> <p xml:id="ID_283"> Mit einem Hauptmann von Hall, erwiderte er kurz, vom Södermannländischen<lb/> Regiment. Und als ob ihm selbst der Tonfall seiner Stimme aufgefallen wäre,<lb/> fügte er rasch hinzu: Ein ganz ausgezeichneter Mensch, dessen Bekanntschaft Sie<lb/> also heute Abend machen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_284"> ^Fortsetzung folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Reichsspiegel.</head> <p xml:id="ID_285" next="#ID_286"> Der 1. Oktober war ein an Jubiläen reicher Tag, Jubiläen<lb/> von Institutionen, nicht von Menschen. Die Reichsjustizgesetze und das Reichs¬<lb/> gericht, die an diesem Tage seit fünfundzwanzig Jahren in Kraft waren, haben<lb/> in der Presse manch freundliches Gedenken gefunden, nicht so die Landesverfassung<lb/> von Elsaß-Lothringen, die ebenfalls ein Vierteljahrhundert in Kraft steht. Am</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0059]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Ich dachte, du würdest zu Mittag dableiben, Julie!
In diesem Kostüm? fragte sie, lächelnd ihr Reitkleid ausbreitend. Nein,
lieber Erik . . .
Übrigens bin ich ganz allein gekommen, denn Bibbi hatte keine Zeit, fuhr
Julie etwas schnell fort.
Wer in aller Welt ist nun Bibbi? dachte Elu sogleich. Es ärgerte sie, daß
die Gegend so reich an Damen zu sein schien. Sie wußte zwar nicht, warum,
aber sie hatte sich gerade das Gegenteil gedacht.
Nein, das hätte ich wir fast denken können, erwiderte Erik zerstreut.
Und dann fürchte ich, Olga und Arwid könnten meinen, ich sei schon zu lange
weg gewesen.
Elu konnte nicht umhin, zu bemerken, daß Julie errötete, als sie den Namen
„Arwid" aussprach, und doch hatte sie es ganz ruhig gesagt. Aber sie errötete
wirklich, langsam und tief bis zur Stirn über den niedergeschlagnen Augen.
Erik erwiderte nichts. Er wandte sich halb ab und legte seinen Hut auf
den Verandatisch, während er langsam durch sein feuchtes Haar fuhr.
Das Pferd wurde vorgeführt, Julie setzte ihren Hut auf, der auch tadellos
steif und modern war, gerade wie das Halseisen, das sie als Kragen trug. Sie
knöpfte ihre Handschuhe zu und zog den Schleier vor. Im letzten Augenblick kam
ihr ein Gedanke.
Aber Erik, du könntest ja dafür mit Fräulein Berkel zum Tee auf den Markby-
hof kommen. Und der Onkel natürlich auch, wenn er Lust dazu hat. Ihr könntet
ja über die See rudern, dann ist es gar nicht weit . . .
Danke, sagte Erik vollständig ausdruckslos und ablehnend. Aber gleich nachher
wandte er sich doch an Elu.
Aber Sie haben vielleicht Lust, Elu?
Das habe sie freilich, sie könne es nicht leugnen, meinte sie.
Dann ist es also ausgemacht, sagte Julie und reichte ihr die Hand.
Erik stand schon neben dem Pferd und wartete. Sie setzte den Fuß auf
seine Hand und schwang sich leicht in den Sattel. Elu sah, daß er gewohnt sein
mußte, ihr zu helfen. Hierauf neigte sie noch einmal freundlich den Kopf und
wandte das Pferd.
Erik blieb barhäuptig mitten in der Sonne unten an der Veranda stehn und
schaute ihr nach. Elu aber trat langsam näher und stellte sich neben ihn. Da
wandte er sich um und lächelte ihr gewohnheitsmäßig zerstreut zu.
Sie ist sehr schick, begann Elu mit übertriebner Wärme und fuhr dann sogleich
ungekünstelt neugierig fort: Mit wem ist sie denn verlobt?
Mit einem Hauptmann von Hall, erwiderte er kurz, vom Södermannländischen
Regiment. Und als ob ihm selbst der Tonfall seiner Stimme aufgefallen wäre,
fügte er rasch hinzu: Ein ganz ausgezeichneter Mensch, dessen Bekanntschaft Sie
also heute Abend machen werden.
^Fortsetzung folgt)
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Reichsspiegel. Der 1. Oktober war ein an Jubiläen reicher Tag, Jubiläen
von Institutionen, nicht von Menschen. Die Reichsjustizgesetze und das Reichs¬
gericht, die an diesem Tage seit fünfundzwanzig Jahren in Kraft waren, haben
in der Presse manch freundliches Gedenken gefunden, nicht so die Landesverfassung
von Elsaß-Lothringen, die ebenfalls ein Vierteljahrhundert in Kraft steht. Am
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |