ein Vorbilde des Großen Generalstabs nach den Begebenheiten von 1864 1866 und 1870/71 entsprechend hat der Admiralstab der Marine eine amtliche Darstellung der Tätigkeit unsrer Flotte anläßlich der chinesischen Expedition unter dem Titel "Die Kaiserliche Marine während der Wirren in China 1900 bis 1901 Herausgegeben vom Admiralstabe der Marine. Mit 8 Abbildungen und 20 Plänen und'Skizzen (Berlin 1903, E, S. Mittler und Sohn)" ver¬ öffentlicht, ein nicht nur vom Standpunkt der Interessen der Manne lehr¬ reiches Buch. Als Einleitung dient eine prägnant geschriebn Vorgeschichte der sogenannten "Boxerbewegung" -- eine an sich unrichtige Bezeichnung. Die irrtümlich "Boxer" genannte I ho chuan - Geheimgesellschaft hatte schon seit Jahrhunderten bestanden, und soweit bekannt, nur wirtschaftliche Ziele verfolgt. Ihre Mitglieder beschäftigten sich mit der Ausübung des Waren¬ transports und der Schnichegleitung von Handel und Verkehr. Der Name bedeutet eigentlich Bund der Patrioten." Die Erregung der Massen und der Anstoß zu der großen Bewegung ist wahrscheinlich vou einer andern Geheimgesellschaft "Da dan hui." Gesellschaft des große.. Messers, ausgegangen, die sich von Anfang an den Widerstand gegen das Vordringen europäischer Kultur zur Aufgabe gemacht hatte. Die amtliche Darstellung sieht denn auch die eigentlichen Gründe der Erhebung in dem seit dem japanischen Kriege schnell und stetig zunehmenden Einfluß der europäischen Kulturbestrebuugen mit ihren tiefen Eingriffen in die Daseinsbedingungen des chinesischen Volkes. Die Einführung europäischer Verkehrsmittel beeinträchtigte unzählige Leute in ihrem bisherigen Gewerbe, der Bnhnban verletzte dnrch die nötige Beseitigung zahlreicher Gräber die religiösen Gefühle der ungemein abergläubischen Menge auf das empfindlichste, ebenso stieß die Missionstätigkeit auf einen in den überlieferten Anschauungen des Volks tief begründeten, von den Mandarinen genährten Widerstand. ' Nachdem eine im Jahre 1898 bemerkbar gewordne unruhige Bewegung in Schankung infolge der energischen Vorstellungen der Vertreter der Mächte im November 1899 in Peking durch Wechsel in der obersten Leitung der Provinz zum Stillstand gebracht worden war, fing im Jahre 1900 die Tätigkeit der Messergesellschaft in Tschiki in beunruhigender Grenlwt
zenIII 190" S7
Von unsrer Flotte
ein Vorbilde des Großen Generalstabs nach den Begebenheiten von 1864 1866 und 1870/71 entsprechend hat der Admiralstab der Marine eine amtliche Darstellung der Tätigkeit unsrer Flotte anläßlich der chinesischen Expedition unter dem Titel „Die Kaiserliche Marine während der Wirren in China 1900 bis 1901 Herausgegeben vom Admiralstabe der Marine. Mit 8 Abbildungen und 20 Plänen und'Skizzen (Berlin 1903, E, S. Mittler und Sohn)" ver¬ öffentlicht, ein nicht nur vom Standpunkt der Interessen der Manne lehr¬ reiches Buch. Als Einleitung dient eine prägnant geschriebn Vorgeschichte der sogenannten „Boxerbewegung" — eine an sich unrichtige Bezeichnung. Die irrtümlich „Boxer" genannte I ho chuan - Geheimgesellschaft hatte schon seit Jahrhunderten bestanden, und soweit bekannt, nur wirtschaftliche Ziele verfolgt. Ihre Mitglieder beschäftigten sich mit der Ausübung des Waren¬ transports und der Schnichegleitung von Handel und Verkehr. Der Name bedeutet eigentlich Bund der Patrioten." Die Erregung der Massen und der Anstoß zu der großen Bewegung ist wahrscheinlich vou einer andern Geheimgesellschaft „Da dan hui." Gesellschaft des große.. Messers, ausgegangen, die sich von Anfang an den Widerstand gegen das Vordringen europäischer Kultur zur Aufgabe gemacht hatte. Die amtliche Darstellung sieht denn auch die eigentlichen Gründe der Erhebung in dem seit dem japanischen Kriege schnell und stetig zunehmenden Einfluß der europäischen Kulturbestrebuugen mit ihren tiefen Eingriffen in die Daseinsbedingungen des chinesischen Volkes. Die Einführung europäischer Verkehrsmittel beeinträchtigte unzählige Leute in ihrem bisherigen Gewerbe, der Bnhnban verletzte dnrch die nötige Beseitigung zahlreicher Gräber die religiösen Gefühle der ungemein abergläubischen Menge auf das empfindlichste, ebenso stieß die Missionstätigkeit auf einen in den überlieferten Anschauungen des Volks tief begründeten, von den Mandarinen genährten Widerstand. ' Nachdem eine im Jahre 1898 bemerkbar gewordne unruhige Bewegung in Schankung infolge der energischen Vorstellungen der Vertreter der Mächte im November 1899 in Peking durch Wechsel in der obersten Leitung der Provinz zum Stillstand gebracht worden war, fing im Jahre 1900 die Tätigkeit der Messergesellschaft in Tschiki in beunruhigender Grenlwt
zenIII 190» S7
<TEI><text><body><div><pbfacs="#f0457"corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/241671"/><figurefacs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341877_241213/figures/grenzboten_341877_241213_241671_000.jpg"/><lb/><divn="1"><head> Von unsrer Flotte</head><lb/><pxml:id="ID_1864"next="#ID_1865"> ein Vorbilde des Großen Generalstabs nach den Begebenheiten<lb/>
von 1864 1866 und 1870/71 entsprechend hat der Admiralstab<lb/>
der Marine eine amtliche Darstellung der Tätigkeit unsrer Flotte<lb/>
anläßlich der chinesischen Expedition unter dem Titel „Die<lb/>
Kaiserliche Marine während der Wirren in China 1900<lb/>
bis 1901 Herausgegeben vom Admiralstabe der Marine. Mit 8 Abbildungen<lb/>
und 20 Plänen und'Skizzen (Berlin 1903, E, S. Mittler und Sohn)" ver¬<lb/>
öffentlicht, ein nicht nur vom Standpunkt der Interessen der Manne lehr¬<lb/>
reiches Buch. Als Einleitung dient eine prägnant geschriebn Vorgeschichte<lb/>
der sogenannten „Boxerbewegung" — eine an sich unrichtige Bezeichnung.<lb/>
Die irrtümlich „Boxer" genannte I ho chuan - Geheimgesellschaft hatte schon<lb/>
seit Jahrhunderten bestanden, und soweit bekannt, nur wirtschaftliche Ziele<lb/>
verfolgt. Ihre Mitglieder beschäftigten sich mit der Ausübung des Waren¬<lb/>
transports und der Schnichegleitung von Handel und Verkehr. Der Name<lb/>
bedeutet eigentlich Bund der Patrioten." Die Erregung der Massen und<lb/>
der Anstoß zu der großen Bewegung ist wahrscheinlich vou einer andern<lb/>
Geheimgesellschaft „Da dan hui." Gesellschaft des große.. Messers, ausgegangen,<lb/>
die sich von Anfang an den Widerstand gegen das Vordringen europäischer<lb/>
Kultur zur Aufgabe gemacht hatte. Die amtliche Darstellung sieht denn auch<lb/>
die eigentlichen Gründe der Erhebung in dem seit dem japanischen Kriege<lb/>
schnell und stetig zunehmenden Einfluß der europäischen Kulturbestrebuugen<lb/>
mit ihren tiefen Eingriffen in die Daseinsbedingungen des chinesischen Volkes.<lb/>
Die Einführung europäischer Verkehrsmittel beeinträchtigte unzählige Leute in<lb/>
ihrem bisherigen Gewerbe, der Bnhnban verletzte dnrch die nötige Beseitigung<lb/>
zahlreicher Gräber die religiösen Gefühle der ungemein abergläubischen Menge<lb/>
auf das empfindlichste, ebenso stieß die Missionstätigkeit auf einen in den<lb/>
überlieferten Anschauungen des Volks tief begründeten, von den Mandarinen<lb/>
genährten Widerstand. ' Nachdem eine im Jahre 1898 bemerkbar gewordne<lb/>
unruhige Bewegung in Schankung infolge der energischen Vorstellungen der<lb/>
Vertreter der Mächte im November 1899 in Peking durch Wechsel in der<lb/>
obersten Leitung der Provinz zum Stillstand gebracht worden war, fing im<lb/>
Jahre 1900 die Tätigkeit der Messergesellschaft in Tschiki in beunruhigender<lb/>
Grenlwt</p><lb/><fwtype="sig"place="bottom"> zenIII 190» S7</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[0457]
[Abbildung]
Von unsrer Flotte
ein Vorbilde des Großen Generalstabs nach den Begebenheiten
von 1864 1866 und 1870/71 entsprechend hat der Admiralstab
der Marine eine amtliche Darstellung der Tätigkeit unsrer Flotte
anläßlich der chinesischen Expedition unter dem Titel „Die
Kaiserliche Marine während der Wirren in China 1900
bis 1901 Herausgegeben vom Admiralstabe der Marine. Mit 8 Abbildungen
und 20 Plänen und'Skizzen (Berlin 1903, E, S. Mittler und Sohn)" ver¬
öffentlicht, ein nicht nur vom Standpunkt der Interessen der Manne lehr¬
reiches Buch. Als Einleitung dient eine prägnant geschriebn Vorgeschichte
der sogenannten „Boxerbewegung" — eine an sich unrichtige Bezeichnung.
Die irrtümlich „Boxer" genannte I ho chuan - Geheimgesellschaft hatte schon
seit Jahrhunderten bestanden, und soweit bekannt, nur wirtschaftliche Ziele
verfolgt. Ihre Mitglieder beschäftigten sich mit der Ausübung des Waren¬
transports und der Schnichegleitung von Handel und Verkehr. Der Name
bedeutet eigentlich Bund der Patrioten." Die Erregung der Massen und
der Anstoß zu der großen Bewegung ist wahrscheinlich vou einer andern
Geheimgesellschaft „Da dan hui." Gesellschaft des große.. Messers, ausgegangen,
die sich von Anfang an den Widerstand gegen das Vordringen europäischer
Kultur zur Aufgabe gemacht hatte. Die amtliche Darstellung sieht denn auch
die eigentlichen Gründe der Erhebung in dem seit dem japanischen Kriege
schnell und stetig zunehmenden Einfluß der europäischen Kulturbestrebuugen
mit ihren tiefen Eingriffen in die Daseinsbedingungen des chinesischen Volkes.
Die Einführung europäischer Verkehrsmittel beeinträchtigte unzählige Leute in
ihrem bisherigen Gewerbe, der Bnhnban verletzte dnrch die nötige Beseitigung
zahlreicher Gräber die religiösen Gefühle der ungemein abergläubischen Menge
auf das empfindlichste, ebenso stieß die Missionstätigkeit auf einen in den
überlieferten Anschauungen des Volks tief begründeten, von den Mandarinen
genährten Widerstand. ' Nachdem eine im Jahre 1898 bemerkbar gewordne
unruhige Bewegung in Schankung infolge der energischen Vorstellungen der
Vertreter der Mächte im November 1899 in Peking durch Wechsel in der
obersten Leitung der Provinz zum Stillstand gebracht worden war, fing im
Jahre 1900 die Tätigkeit der Messergesellschaft in Tschiki in beunruhigender
Grenlwt
zenIII 190» S7
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;
Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/457>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.