Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Ihrer Geister zu vernehme" glauben. So war die liebliche Sage, daß der Stein, Die großen neuen Überlandrvuten. Mit Beginn des Jahres 1903 ist Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh, Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marqunrt in Leipzig Maßgebliches und Unmaßgebliches Ihrer Geister zu vernehme» glauben. So war die liebliche Sage, daß der Stein, Die großen neuen Überlandrvuten. Mit Beginn des Jahres 1903 ist Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh, Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marqunrt in Leipzig <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0576" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240132"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_3129" prev="#ID_3128"> Ihrer Geister zu vernehme» glauben. So war die liebliche Sage, daß der Stein,<lb/> a» welchen beim Thebaischen Mauerbau Amphion seine Leier lehnte, »och nach Jahr¬<lb/> hunderten klang. Die Philosophische Fakultät hat Sie zu»? Doktor kreiert wegen<lb/> Ihrer vollendeten musikalischen Wissenschaft und der bewundernswürdigen Aus¬<lb/> führung, welche Ihnen den Beifallssturm eiuer ganzen Welt erworben. Aber sie<lb/> hat auch nicht Ihre schone menschliche Seite vergessen und die Liberalität, mit der<lb/> Sie den Jünglingen unsrer Hochschule diese wahrhaft veredelnden Genüsse gewährten.<lb/> Nehmen Sie unsern Dank auch hierfür, nehmen Sie u»ser» Dank dafür, daß Sie<lb/> uns reicher gemacht haben." — In seiner Antwort (ä, 6. Mitau, 18. März 1842),<lb/> die bei deu Akten der Königsberger philosophischen Fakultät ist, schreibt Liszt, daß<lb/> er mit dem ehrenvollen Name» el»es „Lehrers der Musik" die Verpflichtung un¬<lb/> ablässigen Lernens und unermüdlicher Arbeit übernehme, »ut daß er die „Doktor¬<lb/> würde" ans eine „dvete" und „würdige" Weise zu behaupten streben werde. —<lb/> Von Franz Liszt sind wir übrigens bessere und geistvollere Wortspiele gewöhnt als<lb/> das auf „Doktorwürde"; Meistersinger- oder Siegfriedtext des Herrn Schwieger¬<lb/> sohnes bieten ähnliche Wvrtspielereien, Vielleicht wäre dieses Calembourg auch des<lb/><note type="byline"> M.</note> Enkels würdig. </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die großen neuen Überlandrvuten.</head> <p xml:id="ID_3130"> Mit Beginn des Jahres 1903 ist<lb/> die chinesische Ostbahn dem regulären Verkehr eröffnet worden; das letzte Glied<lb/> für die Überlandroute von Europa unes China. Die Reise nach Peking von Paris<lb/> aus soll nunmehr 18—19 Tage, die nach einem chinesischen oder japanischen Hafen<lb/> 20—21^ Tage erfordern, gegen zwei Monate vor und 31 bis 32 Tage nach<lb/> Eröffnung des Suezkauals. Über Amerika—Vcincouver nahm die Reise 31 bis<lb/> 32 Tage in Anspruch. Bis 1906 hofft man die Reisedauer pig Sibirische Eisen¬<lb/> bahn durch Beschleunigung der Züge auf 15 Tage reduzieren zu können. Ein Billett<lb/> erster Klasse nach Shanghai kostet auf der Überlaudroute nunmehr 12'/., Pfd. Sterl.<lb/> (850 Mark) gegen 79 Pfd. Se. (1600 Mark) via Suez und 67 Pfd. Se. (1350 Mark)<lb/> via Vancouver. (Die Zahlen sind dem Dailv N-ni 'r'cal-voolc sür 1903 entnommen.)<lb/> Zweiter Klasse fährt man von Paris oder London nach Peking piu. Sibirien für<lb/> 32Pfd. Sterl. (650 Mark) »»d kann dafür ungefähr 10000 Kilometer zurück¬<lb/> legen. — Dagegen wird die andre mächtige Überlaudroute von etwa 7500 Kilometern<lb/> von: Kap nach Kairo noch etwas auf ihre Vollendung warten lassen. Vom Norden<lb/> her fährt man ja jetzt schon mit allem möglichen Komfort, als Schlaf- u»d Speise¬<lb/> wagen und in der Wüste eingerichteten Badeanstalten, wofür die Züge „Bcide-<lb/> aufenthalt" nehmen, bis Khartnm. Im Süden ist im Oktober 1902 die Strecke<lb/> Bulowayo pig, Gwelo »ach Salisbury fertig geworden, sodaß vom Kap bis<lb/> Salisbury 2500 Kilometer Schiene» liege». Von Khartnm ans soll »u» die Linie<lb/> das sumpfige, unpassierbare und für die Gesundheit gefährliche Nilgebiet verlassen<lb/> und dnrch Abessinien laufen. Dafür sind Abmachungen getroffen; doch wird es<lb/> noch Jahre dauern, bis man in etwa sechs Tagen von Kairo nach den: Kap fahren<lb/> kann. Auf den ini südlichen Teil fertigen und befahrnen Strecken dient ferner die<lb/> britische Uganda- und die portugiesische Beira-Salisbury-Linie außer zu lokalen<lb/> Zwecken der Verbindung mit dem Meere, und später werdeu hoffentlich die deutsche<lb/> Ostafrika- und die belgische Kongo-Katanga-Eisenbahn ebenfalls Anschluß an die<lb/><note type="byline"/> große afrikanische Überlaudroute finden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig<lb/> Verlag von Fr. Wilh, Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marqunrt in Leipzig</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0576]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Ihrer Geister zu vernehme» glauben. So war die liebliche Sage, daß der Stein,
a» welchen beim Thebaischen Mauerbau Amphion seine Leier lehnte, »och nach Jahr¬
hunderten klang. Die Philosophische Fakultät hat Sie zu»? Doktor kreiert wegen
Ihrer vollendeten musikalischen Wissenschaft und der bewundernswürdigen Aus¬
führung, welche Ihnen den Beifallssturm eiuer ganzen Welt erworben. Aber sie
hat auch nicht Ihre schone menschliche Seite vergessen und die Liberalität, mit der
Sie den Jünglingen unsrer Hochschule diese wahrhaft veredelnden Genüsse gewährten.
Nehmen Sie unsern Dank auch hierfür, nehmen Sie u»ser» Dank dafür, daß Sie
uns reicher gemacht haben." — In seiner Antwort (ä, 6. Mitau, 18. März 1842),
die bei deu Akten der Königsberger philosophischen Fakultät ist, schreibt Liszt, daß
er mit dem ehrenvollen Name» el»es „Lehrers der Musik" die Verpflichtung un¬
ablässigen Lernens und unermüdlicher Arbeit übernehme, »ut daß er die „Doktor¬
würde" ans eine „dvete" und „würdige" Weise zu behaupten streben werde. —
Von Franz Liszt sind wir übrigens bessere und geistvollere Wortspiele gewöhnt als
das auf „Doktorwürde"; Meistersinger- oder Siegfriedtext des Herrn Schwieger¬
sohnes bieten ähnliche Wvrtspielereien, Vielleicht wäre dieses Calembourg auch des
M. Enkels würdig.
Die großen neuen Überlandrvuten. Mit Beginn des Jahres 1903 ist
die chinesische Ostbahn dem regulären Verkehr eröffnet worden; das letzte Glied
für die Überlandroute von Europa unes China. Die Reise nach Peking von Paris
aus soll nunmehr 18—19 Tage, die nach einem chinesischen oder japanischen Hafen
20—21^ Tage erfordern, gegen zwei Monate vor und 31 bis 32 Tage nach
Eröffnung des Suezkauals. Über Amerika—Vcincouver nahm die Reise 31 bis
32 Tage in Anspruch. Bis 1906 hofft man die Reisedauer pig Sibirische Eisen¬
bahn durch Beschleunigung der Züge auf 15 Tage reduzieren zu können. Ein Billett
erster Klasse nach Shanghai kostet auf der Überlaudroute nunmehr 12'/., Pfd. Sterl.
(850 Mark) gegen 79 Pfd. Se. (1600 Mark) via Suez und 67 Pfd. Se. (1350 Mark)
via Vancouver. (Die Zahlen sind dem Dailv N-ni 'r'cal-voolc sür 1903 entnommen.)
Zweiter Klasse fährt man von Paris oder London nach Peking piu. Sibirien für
32Pfd. Sterl. (650 Mark) »»d kann dafür ungefähr 10000 Kilometer zurück¬
legen. — Dagegen wird die andre mächtige Überlaudroute von etwa 7500 Kilometern
von: Kap nach Kairo noch etwas auf ihre Vollendung warten lassen. Vom Norden
her fährt man ja jetzt schon mit allem möglichen Komfort, als Schlaf- u»d Speise¬
wagen und in der Wüste eingerichteten Badeanstalten, wofür die Züge „Bcide-
aufenthalt" nehmen, bis Khartnm. Im Süden ist im Oktober 1902 die Strecke
Bulowayo pig, Gwelo »ach Salisbury fertig geworden, sodaß vom Kap bis
Salisbury 2500 Kilometer Schiene» liege». Von Khartnm ans soll »u» die Linie
das sumpfige, unpassierbare und für die Gesundheit gefährliche Nilgebiet verlassen
und dnrch Abessinien laufen. Dafür sind Abmachungen getroffen; doch wird es
noch Jahre dauern, bis man in etwa sechs Tagen von Kairo nach den: Kap fahren
kann. Auf den ini südlichen Teil fertigen und befahrnen Strecken dient ferner die
britische Uganda- und die portugiesische Beira-Salisbury-Linie außer zu lokalen
Zwecken der Verbindung mit dem Meere, und später werdeu hoffentlich die deutsche
Ostafrika- und die belgische Kongo-Katanga-Eisenbahn ebenfalls Anschluß an die
große afrikanische Überlaudroute finden.
Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh, Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marqunrt in Leipzig
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |