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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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von Messina beruhigt. Er hat mich nur gebeten, ihm unter meinen Bekannten
das Zeugnis zu geben, daß es nicht an ihm liegt, wenn dies Stück hier nicht
aufgeführt wird."

Ebensowenig wie in Dresden und Leipzig sollte es in Stuttgart zu einer
Aufführung der Braut von Messina kommen; doch lag das hier nicht an einer
Abneigung Schillers. Die Anregung war von Cotta ausgegangen, der am
3. März 1803 an Schiller schrieb: "Wie behandeln die Theater die Chöre,
als Gesang? oder rezitiert? Ich wünschte hierüber, sowie, was das Theater
angehn kann, mit Hingehender Post Nachricht, dn ich versuchen will, Ihnen
die Braut von Messina aufs Stuttgarter Theater noch zu verhandeln." --
Schiller sandte darauf am 13. März ein Schema an Cölln, wie es mit dem
Chor gehalten werden müsse, und einen Zettel mit weitern kleinen Erinnerungen.
"Die Reden werden bloß mit einer pathetischen Deklamation rezitiert, nicht
gesungen noch mit Musik begleitet." -- Die Sache nahm nun einen höchst
merkwürdigen Verlauf. Cotta hatte schon "alle Hoffnung," das Stück an¬
zubringen, als ihm "der durch sein Trinken ganz entmenschte Petersen, der
darüber von der Direktion zu Rat gezogen wurde, durch sein einfältiges Urteil
alles verderbte."


2. Druck

Einer Anzahl Respektspersonen und näherer Freunde hatte Schiller un¬
mittelbar nach der Beendigung seiner Arbeit das Manuskript übersandt. Zuerst
erhielt es natürlich der Herzog, wahrscheinlich schon am 5. Februar, dann
Herder und am 11. Februar der "Archichaneellier" Freiherr Karl von Dalberg.
Am 11. wurde das Drama auch bei der regierenden Herzogin vorgelesen.
Körner bekam am 14. Februar eine Abschrift und war so, wie er gewünscht
hatte, einer der ersten, die das Werk fertig sahen. Im Manuskript erhielt
es endlich noch Schillers Jenenser Freund Griesbach, der es seiner Familie
und den Professoren Loder und Schütz und dem jungen Voß vorlas. Cotta
gegenüber hatte Schiller am 16. März 1802 zuerst seine neue Tragödie erwähnt
und ihre Beendigung im Herbst angekündigt; am 10. September rückt er den
Termin auf Januar hinaus und hofft, daß sie zur Ostermesse ausgegeben
werden könne. Nach diesen Angaben glaubte Cotta, daß die Arbeit ihrer
Bollendung nahe sei, und fragte am 29. Oktober bei Schiller an, wann wohl
der Druck beginnen könnte; es läge ihm daran, Zeit zu gewinnen, wenn anch
die Ausgabe erst zu Ostern zu erfolgen brauchte. Cotta wollte nämlich, um
das Werk vor Wiener Nachdruck zu schützen, um ein Privilegium mit Gcistingers
Firma in Wien nachsuchen, ein Vorschlag, den Schiller durchaus billigte.
Dazu mußte man aber das Manuskript haben, um eine Abschrift davon nach
Wien senden zu können.

Zu derselben Zeit veranstaltete Schiller auch eine Sammlung seiner Schau¬
spiele, "Das Theater," die ebenfalls zu Osterii herauszukonnueu bestinunt war.
Nun war aber Schiller Geschäftsmann genug, zu wünschen, daß diese Sammlung
und das neue Drama nicht zu derselben Messe erscheinen möchten, was dem
Verkaufe beider nachteilig werden konnte. Deshalb schrieb er am 27. November
um Cotta und deutete an, daß es ihm lieber wäre, wenn der erste Band des


von Messina beruhigt. Er hat mich nur gebeten, ihm unter meinen Bekannten
das Zeugnis zu geben, daß es nicht an ihm liegt, wenn dies Stück hier nicht
aufgeführt wird."

Ebensowenig wie in Dresden und Leipzig sollte es in Stuttgart zu einer
Aufführung der Braut von Messina kommen; doch lag das hier nicht an einer
Abneigung Schillers. Die Anregung war von Cotta ausgegangen, der am
3. März 1803 an Schiller schrieb: „Wie behandeln die Theater die Chöre,
als Gesang? oder rezitiert? Ich wünschte hierüber, sowie, was das Theater
angehn kann, mit Hingehender Post Nachricht, dn ich versuchen will, Ihnen
die Braut von Messina aufs Stuttgarter Theater noch zu verhandeln." —
Schiller sandte darauf am 13. März ein Schema an Cölln, wie es mit dem
Chor gehalten werden müsse, und einen Zettel mit weitern kleinen Erinnerungen.
„Die Reden werden bloß mit einer pathetischen Deklamation rezitiert, nicht
gesungen noch mit Musik begleitet." — Die Sache nahm nun einen höchst
merkwürdigen Verlauf. Cotta hatte schon „alle Hoffnung," das Stück an¬
zubringen, als ihm „der durch sein Trinken ganz entmenschte Petersen, der
darüber von der Direktion zu Rat gezogen wurde, durch sein einfältiges Urteil
alles verderbte."


2. Druck

Einer Anzahl Respektspersonen und näherer Freunde hatte Schiller un¬
mittelbar nach der Beendigung seiner Arbeit das Manuskript übersandt. Zuerst
erhielt es natürlich der Herzog, wahrscheinlich schon am 5. Februar, dann
Herder und am 11. Februar der „Archichaneellier" Freiherr Karl von Dalberg.
Am 11. wurde das Drama auch bei der regierenden Herzogin vorgelesen.
Körner bekam am 14. Februar eine Abschrift und war so, wie er gewünscht
hatte, einer der ersten, die das Werk fertig sahen. Im Manuskript erhielt
es endlich noch Schillers Jenenser Freund Griesbach, der es seiner Familie
und den Professoren Loder und Schütz und dem jungen Voß vorlas. Cotta
gegenüber hatte Schiller am 16. März 1802 zuerst seine neue Tragödie erwähnt
und ihre Beendigung im Herbst angekündigt; am 10. September rückt er den
Termin auf Januar hinaus und hofft, daß sie zur Ostermesse ausgegeben
werden könne. Nach diesen Angaben glaubte Cotta, daß die Arbeit ihrer
Bollendung nahe sei, und fragte am 29. Oktober bei Schiller an, wann wohl
der Druck beginnen könnte; es läge ihm daran, Zeit zu gewinnen, wenn anch
die Ausgabe erst zu Ostern zu erfolgen brauchte. Cotta wollte nämlich, um
das Werk vor Wiener Nachdruck zu schützen, um ein Privilegium mit Gcistingers
Firma in Wien nachsuchen, ein Vorschlag, den Schiller durchaus billigte.
Dazu mußte man aber das Manuskript haben, um eine Abschrift davon nach
Wien senden zu können.

Zu derselben Zeit veranstaltete Schiller auch eine Sammlung seiner Schau¬
spiele, „Das Theater," die ebenfalls zu Osterii herauszukonnueu bestinunt war.
Nun war aber Schiller Geschäftsmann genug, zu wünschen, daß diese Sammlung
und das neue Drama nicht zu derselben Messe erscheinen möchten, was dem
Verkaufe beider nachteilig werden konnte. Deshalb schrieb er am 27. November
um Cotta und deutete an, daß es ihm lieber wäre, wenn der erste Band des


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/287>, abgerufen am 23.11.2024.