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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Uumaßgel>liebes

klug erscheinen, konservativ wäre es sicher nicht. Man wird das weitere, namentlich
die für die einzelnen Warengattungen zu stellenden Antrage abwarten müssen. Jeden¬
falls wäre von konservativen Parteien bei der jetzigen Lage der Verhandlungen zu
verlangen, daß sie sich vor der Einbringung ihrer Anträge orientierten, ob sie für
die verbündeten Regierungen annehmbar sind oder nicht. Soweit die Anträge ans
Wiederherstellung der Regierungsvorlage gehn würden, wären sie wohl durchweg
dankbar zu begrüßen. Soweit sie nnter die Regierungsvorlage heruutergehn sollten,
köunten doch konservative Politiker unmöglich den Verbündeten Regierungen das un¬
erläßliche bessere Rüstzeug für die bevorstehenden Zollvcrhandlungen mit dem Aus-
lande -- die sogenannten Kvmpensativnsobjektc -- runden und ebensowenig der
deutschen Industrie, da, wo ihr vou der ausländischen Konkurrenz ein wirklicher
Notstand droht, wirksame Verteidiguugszölle versagen wollen.

Das nllerwichtigste an der ganzen Verstnndignngsaktion bleibt ihre Wirkung
gegenüber der Obstruktion. Daß der Mehrheitswille endlich ausgesprochen wird,
ijt eine unabweisbare Notwendigkeit, wenn die Obstruktion niedergeschlagen werden
soll. Aber auf der andern Seite ist zu erwägen, daß der ausgespruchne Mehrheits¬
wille durch seine" Inhalt auch die Obstruktion erst recht anfachen und ihr zum
Siege verhelfen kann. Es würde das namentlich dann zu befürchten sein, wenn
die Mehrheitsparteien die verbündeten Regierungen zum "Umfallen" zwängen und
damit das monarchische Prinzip ins Gesicht schlagend dem parlamentarischen Prinzip
eklatant zum nngenblicklichen Siege vcrhülfen. Dadurch würde der Obstruktion der
Boden gegeben, den sie braucht. Wohin sollte es -- fragen wir nochmals - bei
eiuer solchen Politik im Deutschen Reiche kommen?


Ein Hoffnungsschimmer.

Im sechsten diesjährigen Heft haben wir unter
der Spitzmarke "Zwei Wünsche" dargelegt, wie ungereimt die Ausdehnung des an
!>es schon nicht allzu schon gereimten Grenzzvllwesens ans den nichtkanfmäunischen
Grenzverkchr ist, ans die Handkofferchen der Touristen, die Korbe der an der Grenze
wohnenden Bauernfrcmeu und den PostVerkehr der Schriftsteller mit Redaktionen
und Bibliotheken. Ein Schimmer von Verständnis für unsre Darlegung scheint der
Zvllkommission aufgegangen zu sein, denn sie hat beschlossen, daß Postsendungen bis
"50 Gramm und anders beförderte Warenmengen bis 5t) Gramm frei sein und
Zollbeträge von weniger als 5 Pfennigen nicht mehr erhoben werden sollen (damit
aber nicht etwa massenhafter Einzeltransport von Wiener Würsteln über die Grenze
den Staatsbankrott oder den Untergang der Landwirtschaft herbeiführt, soll der
Bundesrat befugt sein, wo Mißbrauch einreißt, diese Vergünstigung einzuschränken).
Dcis nützt zwar uns Schriftstellern nichts, da wir ja Manuskripte und Bücher, die
'u'ehe mehr als 250 Gramm wiegen, jetzt schon als Briefe und nnter Streifband,
unbelästigt durch Zollvorschriften, versenden können, aber das Paragrnphchcn beweist
wenigstens, daß die Herren anfangen, über die Sache nachzudenken, und so dürfen
wir hoffen, daß in etwa hundert Jahre" die Vernunft auch auf diesem Punkte dnrch-
d^enden wird. Die Sozialdemokraten wollten in der Sitzung am ti. November die
Vergünstigung ein klein wenig erweitern. Da sie im voraus wußten, daß ihr An-
^ag guillotiniert werde" würde, so hätten sie sich eigentlich den Spaß machen sollen,
^" so radikal zu gestalten, wie er sich aus unsrer im sechsten Heft entwickelte"
Ansicht ergeben würde.


Hessisches Trachtenbnch

von Ferdinand Justi. (Marburg, Elwert.) Von
nesem schöne" Werk, über dessen Anfang wir früher berichtet haben, ist die zweite
^eferung erschienen, acht Tafeln mit Text bis Seite 42. Das Unternehmen hat
"'ches zu thun mit den wohlgemeinten Absichten der vielen um die Pflege der
Volkstrachten bemühten Dilettantenvercine, sondern es will das Erhaltene, ehe es
ö"nz untergegangen ist, sammeln und für die kulturgeschichtliche Forschung bereit-
^gen, deren Hauptergebnisse der wissenschaftlich bedeutende Text schon vorweg-


Maßgebliches und Uumaßgel>liebes

klug erscheinen, konservativ wäre es sicher nicht. Man wird das weitere, namentlich
die für die einzelnen Warengattungen zu stellenden Antrage abwarten müssen. Jeden¬
falls wäre von konservativen Parteien bei der jetzigen Lage der Verhandlungen zu
verlangen, daß sie sich vor der Einbringung ihrer Anträge orientierten, ob sie für
die verbündeten Regierungen annehmbar sind oder nicht. Soweit die Anträge ans
Wiederherstellung der Regierungsvorlage gehn würden, wären sie wohl durchweg
dankbar zu begrüßen. Soweit sie nnter die Regierungsvorlage heruutergehn sollten,
köunten doch konservative Politiker unmöglich den Verbündeten Regierungen das un¬
erläßliche bessere Rüstzeug für die bevorstehenden Zollvcrhandlungen mit dem Aus-
lande — die sogenannten Kvmpensativnsobjektc — runden und ebensowenig der
deutschen Industrie, da, wo ihr vou der ausländischen Konkurrenz ein wirklicher
Notstand droht, wirksame Verteidiguugszölle versagen wollen.

Das nllerwichtigste an der ganzen Verstnndignngsaktion bleibt ihre Wirkung
gegenüber der Obstruktion. Daß der Mehrheitswille endlich ausgesprochen wird,
ijt eine unabweisbare Notwendigkeit, wenn die Obstruktion niedergeschlagen werden
soll. Aber auf der andern Seite ist zu erwägen, daß der ausgespruchne Mehrheits¬
wille durch seine» Inhalt auch die Obstruktion erst recht anfachen und ihr zum
Siege verhelfen kann. Es würde das namentlich dann zu befürchten sein, wenn
die Mehrheitsparteien die verbündeten Regierungen zum „Umfallen" zwängen und
damit das monarchische Prinzip ins Gesicht schlagend dem parlamentarischen Prinzip
eklatant zum nngenblicklichen Siege vcrhülfen. Dadurch würde der Obstruktion der
Boden gegeben, den sie braucht. Wohin sollte es — fragen wir nochmals - bei
eiuer solchen Politik im Deutschen Reiche kommen?


Ein Hoffnungsschimmer.

Im sechsten diesjährigen Heft haben wir unter
der Spitzmarke „Zwei Wünsche" dargelegt, wie ungereimt die Ausdehnung des an
!>es schon nicht allzu schon gereimten Grenzzvllwesens ans den nichtkanfmäunischen
Grenzverkchr ist, ans die Handkofferchen der Touristen, die Korbe der an der Grenze
wohnenden Bauernfrcmeu und den PostVerkehr der Schriftsteller mit Redaktionen
und Bibliotheken. Ein Schimmer von Verständnis für unsre Darlegung scheint der
Zvllkommission aufgegangen zu sein, denn sie hat beschlossen, daß Postsendungen bis
"50 Gramm und anders beförderte Warenmengen bis 5t) Gramm frei sein und
Zollbeträge von weniger als 5 Pfennigen nicht mehr erhoben werden sollen (damit
aber nicht etwa massenhafter Einzeltransport von Wiener Würsteln über die Grenze
den Staatsbankrott oder den Untergang der Landwirtschaft herbeiführt, soll der
Bundesrat befugt sein, wo Mißbrauch einreißt, diese Vergünstigung einzuschränken).
Dcis nützt zwar uns Schriftstellern nichts, da wir ja Manuskripte und Bücher, die
'u'ehe mehr als 250 Gramm wiegen, jetzt schon als Briefe und nnter Streifband,
unbelästigt durch Zollvorschriften, versenden können, aber das Paragrnphchcn beweist
wenigstens, daß die Herren anfangen, über die Sache nachzudenken, und so dürfen
wir hoffen, daß in etwa hundert Jahre» die Vernunft auch auf diesem Punkte dnrch-
d^enden wird. Die Sozialdemokraten wollten in der Sitzung am ti. November die
Vergünstigung ein klein wenig erweitern. Da sie im voraus wußten, daß ihr An-
^ag guillotiniert werde» würde, so hätten sie sich eigentlich den Spaß machen sollen,
^» so radikal zu gestalten, wie er sich aus unsrer im sechsten Heft entwickelte»
Ansicht ergeben würde.


Hessisches Trachtenbnch

von Ferdinand Justi. (Marburg, Elwert.) Von
nesem schöne» Werk, über dessen Anfang wir früher berichtet haben, ist die zweite
^eferung erschienen, acht Tafeln mit Text bis Seite 42. Das Unternehmen hat
"'ches zu thun mit den wohlgemeinten Absichten der vielen um die Pflege der
Volkstrachten bemühten Dilettantenvercine, sondern es will das Erhaltene, ehe es
ö"nz untergegangen ist, sammeln und für die kulturgeschichtliche Forschung bereit-
^gen, deren Hauptergebnisse der wissenschaftlich bedeutende Text schon vorweg-


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[0511] Maßgebliches und Uumaßgel>liebes klug erscheinen, konservativ wäre es sicher nicht. Man wird das weitere, namentlich die für die einzelnen Warengattungen zu stellenden Antrage abwarten müssen. Jeden¬ falls wäre von konservativen Parteien bei der jetzigen Lage der Verhandlungen zu verlangen, daß sie sich vor der Einbringung ihrer Anträge orientierten, ob sie für die verbündeten Regierungen annehmbar sind oder nicht. Soweit die Anträge ans Wiederherstellung der Regierungsvorlage gehn würden, wären sie wohl durchweg dankbar zu begrüßen. Soweit sie nnter die Regierungsvorlage heruutergehn sollten, köunten doch konservative Politiker unmöglich den Verbündeten Regierungen das un¬ erläßliche bessere Rüstzeug für die bevorstehenden Zollvcrhandlungen mit dem Aus- lande — die sogenannten Kvmpensativnsobjektc — runden und ebensowenig der deutschen Industrie, da, wo ihr vou der ausländischen Konkurrenz ein wirklicher Notstand droht, wirksame Verteidiguugszölle versagen wollen. Das nllerwichtigste an der ganzen Verstnndignngsaktion bleibt ihre Wirkung gegenüber der Obstruktion. Daß der Mehrheitswille endlich ausgesprochen wird, ijt eine unabweisbare Notwendigkeit, wenn die Obstruktion niedergeschlagen werden soll. Aber auf der andern Seite ist zu erwägen, daß der ausgespruchne Mehrheits¬ wille durch seine» Inhalt auch die Obstruktion erst recht anfachen und ihr zum Siege verhelfen kann. Es würde das namentlich dann zu befürchten sein, wenn die Mehrheitsparteien die verbündeten Regierungen zum „Umfallen" zwängen und damit das monarchische Prinzip ins Gesicht schlagend dem parlamentarischen Prinzip eklatant zum nngenblicklichen Siege vcrhülfen. Dadurch würde der Obstruktion der Boden gegeben, den sie braucht. Wohin sollte es — fragen wir nochmals - bei eiuer solchen Politik im Deutschen Reiche kommen? Ein Hoffnungsschimmer. Im sechsten diesjährigen Heft haben wir unter der Spitzmarke „Zwei Wünsche" dargelegt, wie ungereimt die Ausdehnung des an !>es schon nicht allzu schon gereimten Grenzzvllwesens ans den nichtkanfmäunischen Grenzverkchr ist, ans die Handkofferchen der Touristen, die Korbe der an der Grenze wohnenden Bauernfrcmeu und den PostVerkehr der Schriftsteller mit Redaktionen und Bibliotheken. Ein Schimmer von Verständnis für unsre Darlegung scheint der Zvllkommission aufgegangen zu sein, denn sie hat beschlossen, daß Postsendungen bis "50 Gramm und anders beförderte Warenmengen bis 5t) Gramm frei sein und Zollbeträge von weniger als 5 Pfennigen nicht mehr erhoben werden sollen (damit aber nicht etwa massenhafter Einzeltransport von Wiener Würsteln über die Grenze den Staatsbankrott oder den Untergang der Landwirtschaft herbeiführt, soll der Bundesrat befugt sein, wo Mißbrauch einreißt, diese Vergünstigung einzuschränken). Dcis nützt zwar uns Schriftstellern nichts, da wir ja Manuskripte und Bücher, die 'u'ehe mehr als 250 Gramm wiegen, jetzt schon als Briefe und nnter Streifband, unbelästigt durch Zollvorschriften, versenden können, aber das Paragrnphchcn beweist wenigstens, daß die Herren anfangen, über die Sache nachzudenken, und so dürfen wir hoffen, daß in etwa hundert Jahre» die Vernunft auch auf diesem Punkte dnrch- d^enden wird. Die Sozialdemokraten wollten in der Sitzung am ti. November die Vergünstigung ein klein wenig erweitern. Da sie im voraus wußten, daß ihr An- ^ag guillotiniert werde» würde, so hätten sie sich eigentlich den Spaß machen sollen, ^» so radikal zu gestalten, wie er sich aus unsrer im sechsten Heft entwickelte» Ansicht ergeben würde. Hessisches Trachtenbnch von Ferdinand Justi. (Marburg, Elwert.) Von nesem schöne» Werk, über dessen Anfang wir früher berichtet haben, ist die zweite ^eferung erschienen, acht Tafeln mit Text bis Seite 42. Das Unternehmen hat "'ches zu thun mit den wohlgemeinten Absichten der vielen um die Pflege der Volkstrachten bemühten Dilettantenvercine, sondern es will das Erhaltene, ehe es ö"nz untergegangen ist, sammeln und für die kulturgeschichtliche Forschung bereit- ^gen, deren Hauptergebnisse der wissenschaftlich bedeutende Text schon vorweg-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/511>, abgerufen am 01.09.2024.