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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Maßgebliches und Unmaßgebliches
Die Burengenerale in Berlin.

An den unseligen Burenkrieg hängt sich
für Deutschland etwas wie ein Fluch. Zunächst ist er dadurch für uns verhängnisvoll
geworden, daß er bei uns einen allgemeinen Rückfall in eine leidenschaftliche Gefühls-
pvlitik veranlaßte, der beweist, daß wir seit der "Battenbergerei" von 1886, bei der
sich Fürst Bismarck in so scharfen Widerspruch mit der "öffentlichen Meinung" setzte,
gar nichts gelernt haben. Den Buren gebührt wahrhaftig alle menschliche Teilnahme
und jede materielle Unterstützung zu rein Humanitären Zwecken, aber eine deutsche
Nationalsache ist die Burensache niemals gewesen, das muß mit aller Bestimmtheit
ausgesprochen werden. Zu einer solchen aber versuchte man sie zu machen, namentlich
im Lager der "Altdeutschen," wie denn diese wenigstens teilweise dcizn neigen, die
berechtigten Bestrebungen nach Kräftigung des Bewußtseins der geistigen Zusammen¬
gehörigkeit zwischen den Völkern deutscheu Bluts auch auf das politische Gebiet zu über¬
tragen, als ob eine jahrhundertjährige politische Entwicklung mit feurigen Wünschen
aus der Welt geschafft werden könnte und das Deutsche Reich in seinem gegenwärtigen
Umfange ein zufälliges flüchtiges Gebilde, eine "Eintagsfliege" sei, wie es einmal
die "Altdeutschen Blätter" nnverzeihlicherweise nannten. Aber im Ernstfalle würden
sogar die Deutsch-Österreicher die Zumutung, ihre Landschaften in Provinzen des
Deutschen Reichs zu verwandeln, mit einem millivnenstimmigeu Nein beantworten,
bei den deutschen Schweizern hat das republikanische Staatsgefühl das deutsche
Nationalgefühl verdrängt, die baltischen Deutschen sind durch geographische und wirt¬
schaftliche Beziehungen unzertrennlich rin Rußland verknüpft und diesem ans den¬
selben Gründen unentbehrlich, die Holländer haben ihre ruhmvollste Zeit gerade in
der Trennung vom Reiche durchlebt und sich mit klarem Bewußtsein zu einer selb¬
ständigen kleinen Nationalität ausgebildet. Kurz, nirgends ist in absehbarer Zeit
zu erwarten, daß sich diese peripherischen Volksteile, die früher einmal zum Reiche
gehört haben, dem heutigen Deutschen Reiche wieder anschließen werden, und es
ist Thorheit, auf solche Hoffnungen irgendwelche politische Berechnungen zu be¬
gründen. Vollends die niederländischen Kolonisten in Südafrika, die, wie sie selbst
sagen, auch französisches Blut in den Adern haben, die soll man nicht für deutsche
Volksgenossen ausgeben wollen. Die ferne Möglichkeit, sie uuter deutsches Pro¬
tektorat zu stellen und somit näher an uns heranzuziehn, hat sich seinerzeit nicht
in Wirklichkeit verwandeln lassen und ist jetzt verloren. Ihre nationale Zukunft
liegt jetzt im engen Zusammenschluß mit ihren Stammverwandten im Kapland und
in Untat unter englischer Herrschaft. Kommt es dazu, dann werden sie ihre Nationalität
sicher behaupten und in dem künftigen südafrikanischen Staatenbunde vielleicht der¬
einst noch eine entscheidende Rolle spielen können; von Dentschland haben sie in
politischer Beziehung nichts zu erwarten, und wir nichts von ihnen. Auch die wirt¬
schaftliche Wiederherstellung ihres verwüsteten Landes, die viele Millionen in An¬
spruch nehmen wird, können die Buren vernünftigerweise nur von England erwarten;
die paarmalhunderttausend Mark, die der deutsche Burenhilfsbund gesammelt hat,
sind dazu nicht bestimmt und wären auch nur ein Tropfen auf einen heißen Stein.

Wenn man nur endlich jetzt, wo die Sache entschieden ist, diese Sachlage be¬
greifen wollte! Es scheint aber nicht so. Mit sehr gemischten Gefühlen haben wir
dem Empfang der Burengenerale in Berlin zugesehen. Wir gönnen den helden¬
mütigen Streitern jede Ehre und jede Ermutigung, aber wir können nicht finden,
daß die überschäumende Begeisterung dieses Empfanges mit unsrer nationalen Selbst¬
achtung im Einklang stehe. Fremde Generale wurden geehrt, als ob es deutsche
Feldherren wären, die für ihr Vaterland die glänzendsten Siege erfochten hätten.
Was bleibt denn dann noch übrig für siegreich einziehende Landsleute? Soweit
durfte die berechtigte menschliche Sympathie niemals gehn. Aber freilich, trotz alles


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Maßgebliches und Unmaßgebliches
Die Burengenerale in Berlin.

An den unseligen Burenkrieg hängt sich
für Deutschland etwas wie ein Fluch. Zunächst ist er dadurch für uns verhängnisvoll
geworden, daß er bei uns einen allgemeinen Rückfall in eine leidenschaftliche Gefühls-
pvlitik veranlaßte, der beweist, daß wir seit der „Battenbergerei" von 1886, bei der
sich Fürst Bismarck in so scharfen Widerspruch mit der „öffentlichen Meinung" setzte,
gar nichts gelernt haben. Den Buren gebührt wahrhaftig alle menschliche Teilnahme
und jede materielle Unterstützung zu rein Humanitären Zwecken, aber eine deutsche
Nationalsache ist die Burensache niemals gewesen, das muß mit aller Bestimmtheit
ausgesprochen werden. Zu einer solchen aber versuchte man sie zu machen, namentlich
im Lager der „Altdeutschen," wie denn diese wenigstens teilweise dcizn neigen, die
berechtigten Bestrebungen nach Kräftigung des Bewußtseins der geistigen Zusammen¬
gehörigkeit zwischen den Völkern deutscheu Bluts auch auf das politische Gebiet zu über¬
tragen, als ob eine jahrhundertjährige politische Entwicklung mit feurigen Wünschen
aus der Welt geschafft werden könnte und das Deutsche Reich in seinem gegenwärtigen
Umfange ein zufälliges flüchtiges Gebilde, eine „Eintagsfliege" sei, wie es einmal
die „Altdeutschen Blätter" nnverzeihlicherweise nannten. Aber im Ernstfalle würden
sogar die Deutsch-Österreicher die Zumutung, ihre Landschaften in Provinzen des
Deutschen Reichs zu verwandeln, mit einem millivnenstimmigeu Nein beantworten,
bei den deutschen Schweizern hat das republikanische Staatsgefühl das deutsche
Nationalgefühl verdrängt, die baltischen Deutschen sind durch geographische und wirt¬
schaftliche Beziehungen unzertrennlich rin Rußland verknüpft und diesem ans den¬
selben Gründen unentbehrlich, die Holländer haben ihre ruhmvollste Zeit gerade in
der Trennung vom Reiche durchlebt und sich mit klarem Bewußtsein zu einer selb¬
ständigen kleinen Nationalität ausgebildet. Kurz, nirgends ist in absehbarer Zeit
zu erwarten, daß sich diese peripherischen Volksteile, die früher einmal zum Reiche
gehört haben, dem heutigen Deutschen Reiche wieder anschließen werden, und es
ist Thorheit, auf solche Hoffnungen irgendwelche politische Berechnungen zu be¬
gründen. Vollends die niederländischen Kolonisten in Südafrika, die, wie sie selbst
sagen, auch französisches Blut in den Adern haben, die soll man nicht für deutsche
Volksgenossen ausgeben wollen. Die ferne Möglichkeit, sie uuter deutsches Pro¬
tektorat zu stellen und somit näher an uns heranzuziehn, hat sich seinerzeit nicht
in Wirklichkeit verwandeln lassen und ist jetzt verloren. Ihre nationale Zukunft
liegt jetzt im engen Zusammenschluß mit ihren Stammverwandten im Kapland und
in Untat unter englischer Herrschaft. Kommt es dazu, dann werden sie ihre Nationalität
sicher behaupten und in dem künftigen südafrikanischen Staatenbunde vielleicht der¬
einst noch eine entscheidende Rolle spielen können; von Dentschland haben sie in
politischer Beziehung nichts zu erwarten, und wir nichts von ihnen. Auch die wirt¬
schaftliche Wiederherstellung ihres verwüsteten Landes, die viele Millionen in An¬
spruch nehmen wird, können die Buren vernünftigerweise nur von England erwarten;
die paarmalhunderttausend Mark, die der deutsche Burenhilfsbund gesammelt hat,
sind dazu nicht bestimmt und wären auch nur ein Tropfen auf einen heißen Stein.

Wenn man nur endlich jetzt, wo die Sache entschieden ist, diese Sachlage be¬
greifen wollte! Es scheint aber nicht so. Mit sehr gemischten Gefühlen haben wir
dem Empfang der Burengenerale in Berlin zugesehen. Wir gönnen den helden¬
mütigen Streitern jede Ehre und jede Ermutigung, aber wir können nicht finden,
daß die überschäumende Begeisterung dieses Empfanges mit unsrer nationalen Selbst¬
achtung im Einklang stehe. Fremde Generale wurden geehrt, als ob es deutsche
Feldherren wären, die für ihr Vaterland die glänzendsten Siege erfochten hätten.
Was bleibt denn dann noch übrig für siegreich einziehende Landsleute? Soweit
durfte die berechtigte menschliche Sympathie niemals gehn. Aber freilich, trotz alles


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[0284] Maßgebliches und Unmaßgebliches Maßgebliches und Unmaßgebliches Die Burengenerale in Berlin. An den unseligen Burenkrieg hängt sich für Deutschland etwas wie ein Fluch. Zunächst ist er dadurch für uns verhängnisvoll geworden, daß er bei uns einen allgemeinen Rückfall in eine leidenschaftliche Gefühls- pvlitik veranlaßte, der beweist, daß wir seit der „Battenbergerei" von 1886, bei der sich Fürst Bismarck in so scharfen Widerspruch mit der „öffentlichen Meinung" setzte, gar nichts gelernt haben. Den Buren gebührt wahrhaftig alle menschliche Teilnahme und jede materielle Unterstützung zu rein Humanitären Zwecken, aber eine deutsche Nationalsache ist die Burensache niemals gewesen, das muß mit aller Bestimmtheit ausgesprochen werden. Zu einer solchen aber versuchte man sie zu machen, namentlich im Lager der „Altdeutschen," wie denn diese wenigstens teilweise dcizn neigen, die berechtigten Bestrebungen nach Kräftigung des Bewußtseins der geistigen Zusammen¬ gehörigkeit zwischen den Völkern deutscheu Bluts auch auf das politische Gebiet zu über¬ tragen, als ob eine jahrhundertjährige politische Entwicklung mit feurigen Wünschen aus der Welt geschafft werden könnte und das Deutsche Reich in seinem gegenwärtigen Umfange ein zufälliges flüchtiges Gebilde, eine „Eintagsfliege" sei, wie es einmal die „Altdeutschen Blätter" nnverzeihlicherweise nannten. Aber im Ernstfalle würden sogar die Deutsch-Österreicher die Zumutung, ihre Landschaften in Provinzen des Deutschen Reichs zu verwandeln, mit einem millivnenstimmigeu Nein beantworten, bei den deutschen Schweizern hat das republikanische Staatsgefühl das deutsche Nationalgefühl verdrängt, die baltischen Deutschen sind durch geographische und wirt¬ schaftliche Beziehungen unzertrennlich rin Rußland verknüpft und diesem ans den¬ selben Gründen unentbehrlich, die Holländer haben ihre ruhmvollste Zeit gerade in der Trennung vom Reiche durchlebt und sich mit klarem Bewußtsein zu einer selb¬ ständigen kleinen Nationalität ausgebildet. Kurz, nirgends ist in absehbarer Zeit zu erwarten, daß sich diese peripherischen Volksteile, die früher einmal zum Reiche gehört haben, dem heutigen Deutschen Reiche wieder anschließen werden, und es ist Thorheit, auf solche Hoffnungen irgendwelche politische Berechnungen zu be¬ gründen. Vollends die niederländischen Kolonisten in Südafrika, die, wie sie selbst sagen, auch französisches Blut in den Adern haben, die soll man nicht für deutsche Volksgenossen ausgeben wollen. Die ferne Möglichkeit, sie uuter deutsches Pro¬ tektorat zu stellen und somit näher an uns heranzuziehn, hat sich seinerzeit nicht in Wirklichkeit verwandeln lassen und ist jetzt verloren. Ihre nationale Zukunft liegt jetzt im engen Zusammenschluß mit ihren Stammverwandten im Kapland und in Untat unter englischer Herrschaft. Kommt es dazu, dann werden sie ihre Nationalität sicher behaupten und in dem künftigen südafrikanischen Staatenbunde vielleicht der¬ einst noch eine entscheidende Rolle spielen können; von Dentschland haben sie in politischer Beziehung nichts zu erwarten, und wir nichts von ihnen. Auch die wirt¬ schaftliche Wiederherstellung ihres verwüsteten Landes, die viele Millionen in An¬ spruch nehmen wird, können die Buren vernünftigerweise nur von England erwarten; die paarmalhunderttausend Mark, die der deutsche Burenhilfsbund gesammelt hat, sind dazu nicht bestimmt und wären auch nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. Wenn man nur endlich jetzt, wo die Sache entschieden ist, diese Sachlage be¬ greifen wollte! Es scheint aber nicht so. Mit sehr gemischten Gefühlen haben wir dem Empfang der Burengenerale in Berlin zugesehen. Wir gönnen den helden¬ mütigen Streitern jede Ehre und jede Ermutigung, aber wir können nicht finden, daß die überschäumende Begeisterung dieses Empfanges mit unsrer nationalen Selbst¬ achtung im Einklang stehe. Fremde Generale wurden geehrt, als ob es deutsche Feldherren wären, die für ihr Vaterland die glänzendsten Siege erfochten hätten. Was bleibt denn dann noch übrig für siegreich einziehende Landsleute? Soweit durfte die berechtigte menschliche Sympathie niemals gehn. Aber freilich, trotz alles

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/284>, abgerufen am 01.09.2024.